Fragen wir doch mal ein paar
Zeitzeugen.
Naja, ich persönlich saß am Fernseher und ärgerte mich, daß meine Serie nicht gesendet wurde, weil die Nachrichten so lange gingen. Naja, nach zehn Minuten achtete ich dann auch mal darauf, was überhaupt los war und konnte es gar nicht fassen, was da passiert ist. Kurze Zeit später mußte ich dann zu nem Treffen, wo nur beiläufig davon geredet wurde. Ich glaub, zu der Zeit ging ich noch von nem Unfall aus und nicht von nem Anschlag. Zu Hause hab ich dann die Nachrichten bis spät in die Nacht verfolgt. All die Bilder von Zerstörung, trauernde Menschen, die feiernden Muslime auf der Straße, kurz gesagt, ich war fassungslos und erzürnt. Eben die Stimmung, die damals so vorherrschte.
Heute, fünf Jahre älter und
weiser, die Medienpropaganda besser durschauend und nach all den "Vergeltungsmaßnahmen" der USA, der sogenannten Aufbauhilfen in Afghanistan, steh ich dem ganz anders gegenüber. Sicherlich bedaure ich, daß damals so viele Menschen ihr Leben lassen mußten, Menschen, die mit dem ganzen Terror und der Kriegstreiberei eigentlich nichts am Hut hatten, aber ich habe nicht mehr die Sympathiegefühle von damals.
Ich finde es in Ordnung, daß dieser Tag heute noch Erwähnung findet, ich finde es noch besser, daß die Opfern von Familien und Freunden betrauert werden, aber ich finde es eher gesagt lächerlich, sich jedes Jahrs aufs neue ins Hemd zu machen, daß der 11. September wieder der Tag eines Anschlags wird. Seitdem gab es auf der ganzen Welt mehr und mehr Tote bei Anschlägen, Kriegshandlungen, Katastrophen und sonst irgendwelchen Ereignissen, welche weitaus weniger Beachtung bei ihrem Jahrestag finden und nicht weniger schlimm sind. Schlimm finde ich es dagegen, daß es jedes Jahr wieder aufgerollt wird, um der Anti-Terror-Politik neuen Wind unter den Flügeln zu verschaffen...