
1970 - Kenji und seine Freunde sind in der fünften Klasse und treffen sich tagtäglich in ihrer geheimen Basis unter der Flagge mit dem Symbol der Freundschaft.

Eines steht für sie fest: "Wenn wir gross sind retten wir die Welt vor dem Bösen!"
Um sich auf ihre zukünftigen Heldentaten vorzubereiten, überlegen sie sich aber zuerst einmal, wie ein intelligenter Bösewicht vorgehen würde. Es beginnt mit einem Killervirus und endet mit einem riesigen Roboter, welcher der Menschheit den Gnadenstoss gibt!
1997 - Kenji ist erwachsen und selbstverständlich ist er kein Superheld, stattdessen arbeitet er für eine Supermarktkette und die einzigen alten Freunde mit denen er noch Kontakt hat sind die, die ein ähnliches Schicksal erwischt hat. Das Leben ist normal und langweilig, bis die Polizei sich bei Kenji nach der Familie eines Stammkunden erkundigt, die spurlos verschwunden ist. An dessen Haus findet Kenji das Symbol aus ihrer Kindheit und wenig später begeht einer seiner alten Freunde scheinbar Selbstmord. Kurz darauf erhält er einen Brief seines verstorbenen Freundes, der sich mit ihm treffen will und ihn fragt, ob er sich an eben dieses Symbol noch erinnern kann. Jemand, der so einen Brief schreibt würde keinen Selbstmord begehen, er muss ermordet worden sein.
Das Symbol der Freundschaft wird hingegen derweil von einer religiösen Sekte benutzt, welche von einer mysteriösen Person namens "Friend" angeführt wird. Doch er kennt nicht nur dieses Symbol, schon bald darauf findet man erste Opfer eines unbekannten neuen Virus... ist "Friend" etwa einer von Kenjis ehemaligen Klassenkameraden? Kann Kenji seine alten Freunde wieder zusammentrommeln, um sich an das Szenario, dass sie sich vor langer Zeit ausgedacht haben wieder zu erinnern und es aufzuhalten?
Aus der Feder des legendären Naoki Urasawa stammt 20th Century Boys, eine der besten Geschichten die ich seit langem gelesen habe. Alles in allem riecht es sehr nach Lost und das ist durchaus ein angenehmer Geruch.
Mit konstanten Flashbacks und gelegentlichen Ausblicken in die Zukunft wird uns eine Geschichte präsentiert, die insgesamt knapp 50 Jahre umfasst und das einzig wirklich berechenbare ist die Tatsache, dass jeder Charakter der einen Namen hat, so sehr er auch im Hintergrund steht, irgendwann extrem wichtig wird. Dieses gewaltige Netz an Ereignissen ist so durchdacht, dass man einfach spürt dass der Autor von Anfang an ganz genau geplant hat wer wann an welchem Ort ist und was macht.
Als Leser spürt man das auch und so kann es öfter mal vorkommen, dass man 150 Kapitel zurückspringt, weil man ganz genau weiss "Das Gesicht hab ich doch schonmal gesehen, ist das nicht der X der Y gemacht hat?". Darum finde ich es auch sehr, sehr schade dass ich nicht dabei war, als 20th Century Boys noch jede Woche mit einem neuen Kapitel daherkam. Die Cliffhanger mancher Chapter sind schon extrem krass, die hätte ich als Spannungs-Masochist gerne hautnah miterlebt. Wer liebt es nicht während einer spannenden Wende an einen anderen Ort auf der Welt zu einem scheinbar neuen Charakter zu springen oder kurz vor dem grossen Finale (Pustekuchen, Zitat meine Gedanken: "Das scheint gleich vorbei zu sein... warum kommen dann noch 200 Chapter?!") 14 Jahre in die Zukunft in eine völlig neue Handlung geworfen zu werden?
Ich kann jedem, nicht nur Manga-Fans, an's Herz lesen, lest 20th Century Boys! Bisher haben es nur zwei Manga geschafft mein sehr geizig beschütztes Geld zum Ausgeben zu bringen und selbst bei denen habe ich sehr, sehr lange überlegt ob es das wert ist... 20th Century Boys hat all das in nur einer Woche geschafft, zudem bin ich damals gerade erst bei der Hälfte angekommen.
"Urasawa ist ein nationaler Schatz Japans und wenn ihr keine Angst vor 'Bilderbüchern' habt, seht ihr auch warum"
- Junot Díaz, Gewinner des Pulitzer-Preises für Fiktion in 2008
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