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Die Geschichte
Assassins Creed II (AC2) lässt mehr oder weniger zwei Geschichten gleichzeitig ablaufen. Der eigentliche Hintergrund ist – sofern ich es richtig verstand - ein Konflikt zwischen den Kirchlichen Templern der Neuzeit und einer kleinen Widerstandsgruppe. Diese Geschichte macht jedoch nur einen Bruchteil des Spieles aus, daher bitte ich Nachsicht zu üben, falls ich die Zusammenhänge nicht mehr völlig im Kopf habe. Auch der Charakter, den man in dieser Welt steuert (Desmond Miles), verlangt eigentlich nicht allzu großer Aufmerksamkeit.
Viel spannender ist die Geschichte, die jener Hauptcharakter erlebt: mit Hilfe des sogenannten Animus wird Desmond in eine vergangene Epoche gesandt: in das mittelalterliche Italien am Ende des 15. Jahrhunderts. Der gesamte Vorgang des Aufbaus einer künstlichen Welt erinnert sehr stark an die Matrix-Filme, aber lieber gut geklaut als schlecht selbst gebaut.
Desmond wird im Animus die Rolle des Ezio Auditore übernehmen, eines jungen Florentiners. Ezio ist ein Draufgänger, Schläger und Frauenheld, doch an jenem Tage wird er Zeuge der Ermordung seines Vaters und seiner Brüder durch ein nicht nachvollziehbares Urteil eines Richters. Ezio ist getrieben vom Wunsch nach Rache und deckt dabei eine gewaltige Verschwörung auf, die ihn durch ganz Italien treiben wird.
Er wird auf seinem Weg viele Verbündete finden, die ihm nützliche Tricks und Techniken lehren werden, aber wesentlich mehr Feinde werden sich ihm in den Weg stellen. Zum Glück kann Ezio auf eine sehr gute Schulung bauen, die er kurz nach der Ermordung seiner Familie erhielt – die Geschicke eines Assassinen, eines stillen und heimlichen Mörders…
Spielmechanik
Ein umfangreiches Tutorial, welches sehr schön in die Geschichte eingeflochten ist, bereitet den Spieler auf die Steuerung vor; richtig in Fleisch und Blut übergehen wird sie allerdings erst durch einige Übung. Ich persönlich brauchte einige Spielzeit, bis ich das eigentliche System hinter der Steuerung erfasste und es sinnvoll umsetzen konnte. Dann jedoch ist es echt beeindruckend, was man mit Ezio alles anstellen kann. Mit galanten Sprüngen überwindet er Häuserschluchten und klettert übermenschlich schnell auf Kirchtürme hinauf. AC2 lässt dabei keine Gelegenheit aus, dem Spieler die schwindelerregende Höhe zu demonstrieren, in welcher er sich gerade befindet. Umso merkwürdiger, dass Ezio einen Sturz aus beliebiger Höhe stets unbeschadet übersteht, solange er am Ende nur in einem Heuhaufen landet.
AC2 setzt ebenfalls (wie der Name vermuten lässt), viel auf fiese Hinterhalte. Ezio kann unendlich viele Methoden benutzen, um von seinen Opfern nicht entdeckt zu werden: er kann sich hinter Häuserwänden verstecken, großes Menschenaufkommen nutzen und untertauchen, Kurtisanen engagieren und damit Wachen ablenken und so weiter. Die Vielfalt ist grandios, gestaltet das Spiel sehr vielseitig und macht einfach eine Menge Spaß. Hat man sich unbemerkt angeschlichen, kann man das Opfer in der Regel mühelos mit einem einfachen Dolchstoß erledigen, ohne großes Aufsehen zu erregen und ohne die Risiken eines Kampfes einzugehen. Dennoch ist Ezio auch im Kampf gegen mehrere Feinde nicht chancenlos, er verfügt über ein umfangreiches Waffenarsenal und vielfältige Techniken wie Ausweichen oder Blocken, die aber alle gesondert vom Spieler auch angeordnet werden müssen. Sollte man beim unbekümmerten Morden in den Straßen Florenz‘ oder Venedigs dann doch den Zorn der Wachen auf sich gezogen haben, kann man entweder wieder bei den Kurtisanen untertauchen, sich zu Zivilisten auf eine Bank setzen oder Rauchbomben zur Flucht nutzen.
Das Spiel weist einem ziemlich deutlich den Weg zum nächsten Primärziel, so dass man der spannenden Geschichte weiter folgen kann. Dennoch hat man als Spieler diverse Freiheiten und kann sich auch erst um andere Geschäfte kümmern, doch dazu mehr im jetzt folgenden nächsten Abschnitt.
Der Spielumfang
Die Möglichkeiten in AC2 erscheinen beinahe grenzenlos. In jedem der betretbaren Bereiche Italiens (Florenz und Venedig als Großstädte, dazu noch 3 kleinere Dörfer beziehungsweise Gegenden sowie das eigene kleine Dorf) finden sich haufenweise optionale Aufträge: über Attentate angeordnet von gestressten Hausfrauen über Wettrennen mit überheblichen Scharlatanen ist einiges geboten. Damit diese Aufträge auf der Karte sichtbare werden, müssen die Gebiete zunächst sondert werden. Dies geschieht, indem man die höchsten Gebäude der Region als Aussichtsplattform benutzt und die Umgebung synchronisiert – die Daten werden dann im Animus aufgenommen und auf der Karte sichtbar. Sehr schön wird so erklärt, warum ein Mensch des 15. Jahrhunderts so etwas wie ein Radar benutzen darf.
All diese kleineren Aufträge bringen Geld und dieses kann vielfältig wieder ausgegeben werden: bei Schmieden kann man sich mit jeweils über 20 Waffen und Rüstungen eindecken, Heiler wollen bezahlt werden oder man kauft sich eine Schatzkarte der Stadtviertel und geht auf Truhenjagd. Sehr sinnvoll investiert werden kann das Geld auch im eigenen Grundstück: Ezio lebt in den über 10 Jahren, die AC2 abdeckt, in der Villa seines Onkels. Diese Villa und das Dorf drum herum kann er mithilfe eines Handwerkers und etwas Geld ausbauen und damit wieder auf Vordermann bringen. Egal, ob man einen eigenen Kunsthändler oder eine Mine in die Stadt baut, sich neue Waffen und Gemälde kauft oder einfach nur wichtige Feinde ausschaltet – alles erhöht den Wert der Villa. Das sorgt wiederum dafür, dass die ständigen Einnahmen steigen, denn alle 20 Minuten befindet sich etwas neues Geld in der Schatztruhe. Ein unglaublich motivierendes System, was einen dazu bringt, jeden versteckten Gegenstand im Spiel zu finden, um mehr Geld zu haben, was man wiederum reinvestiert. Allerdings führt dies auch dazu, dass man mit längerer Spieldauer zumeist auch einfach nicht mehr weiß, wohin mit dem Geld – doch bis dahin ist es ein weiter Weg!
Neben den Aufträgen gibt es auch ein paar Orte, die auf den Karten nicht verzeichnet sind, auch trotz Schatzkarte: Kodexseiten und Federn. Beides erhöht ebenfalls den Wert des Grundstückes, die Seiten jedoch kann man auch noch vom Erfinder Leonardo da Vinci übersetzen lassen – welcher glücklicherweise ein guter Freund der Familie ist – und somit seine Lebensenergie erhöhen. Interessante Idee.
Wer übrigens zu viel in der Zivilbevölkerung und vor allem an Stadtwachen herum schnetzelt, muss damit rechnen, dass er auf Fahndungsplakaten gesucht wird und die Stadtherolde ihn ausrufen. Erstere lassen sich von der Wand reißen, letztere bestechen, um so den Bekanntheitsgrad wieder zu reduzieren. So lassen einen die Wachen dann auch wieder in Ruhe, wenn man nicht gerade genau vor ihren Augen die Klinge auspackt.
Umgebung und Atmosphäre
Die Städte in AC2 wirken ungemein lebendig, was auch wichtig ist, da ja quasi jeder Passant interaktiv als Tarnung und jeder Holzbalken als Kletterhilfe genutzt werden kann. Angerempelte Leute lassen ihre Holzkisten fallen und pöbeln Ezio anschließend an oder wundern sich, wenn er wie eine Spinne an Wänden hochkraxelt. Die Persönlichkeiten der wichtigen Protagonisten kommen gut rüber, auch wenn keiner von ihnen wirklich jemals tiefgründig beleuchtet wird. Man lernt viele neue Leute kennen, die zu diesem Zeitpunkt auch wichtig für das Voranschreiten der Geschichte sind und urplötzlich sind sie wieder weg – komisch. Dafür genießen wir eine sehr gute deutsche Synchronisation, die ihren Teil zur Atmosphäre beisteuert.
Sollte man wirklich auf Teufel komm raus Schwächen suchen, könnte man wohl die recht lieblose Gestaltung der Bereiche außerhalb von befestigten Städten nennen. Hier gibt es meist nur braungrünen Matsch und graue Steine. Aber da es auf dem Land auch nicht so viel zum Abstechen gibt wie in den belebten Gebieten, verschlägt es Ezio auch nicht allzu oft hierhin.
Die gesamte Geschichte, alle Personen, Geheimnisse und Geschehnisse werden übrigens aufgezeichnet und archiviert, es kann also jederzeit auf alles zugegriffen werden, sollte man wieder einmal vergessen haben, wer denn nun Luigi Clempnorino war.
Technik
(Wie immer gilt bei meiner technischen Bewertung die XBox360-Variante als Grundlage.)Grafisch ist AC2 sehr stabil, auch wenn es keine neuen Maßstäbe setzen wird. Personen und Stadtgebäude sind halbwegs detailliert, viele Oberflächentexturen aber häufig sehr lieblos. Da das Spiel aber häufig entweder sehr schnell ist oder einem auf andere Art und Weise den Puls hochtreibt, gönnt sich das Auge hier auch gerne mal eine Auszeit und drückt sich selbst zu. Videos gibt es keine, dafür sehr umfang- undzahlreiche Zwischensequenzen in Spielgrafik.
Von der Akustik her fängt AC2 die Städte, Gruften und Burgen sehr gut ein. Realistische Halleffekte und hörbare Gespräche von Wachen erleichtern sogar häufig das Spiel, wobei mich in diesem Zusammenhang störte, dass der Ton aus den hinteren Boxen wesentlich lauter war als der vordere und es so zu einer gewissen Verzerrung kam. Da man viel neben redenden Personen herläuft schwankt der Ton sehr häufig zwischen vorderen und hinteren Boxen und damit auch in der Lautstärke, was schön anstrengend sein kann. Dennoch: es sei verziehen!
Die Steuerung ist, wie anfangs erwähnt, gewöhnungsbedürftig. Nicht mehr und nicht weniger: hat man sich an sie gewöhnt, ist sie unglaublich mächtig und erlaubt beeindruckende Bewegungen und Manöver. Die Kehrseite der vielfältigen Möglichkeiten eines Assassinen ist die ab und an falsche Interpretation von Befehlen. Häufig springt Ezio in einem falschen Winkel von einer Wand ab oder meuchelt die falsche Wache ab. Auch wenn das in bestimmten Situationen sehr ärgerlich sein kann (gerade in den Geschicklichkeits-Spring-Gruften), so lässt es sich wohl nicht vermeiden bei der Komplexität der Steuerung.
Gespeichert wird das Spiel automatisch bei quasi jeder sich bietenden Gelegenheit. Man muss sich also niemals Sorgen um den Verbleib seines Fortschritts machen. Die Ladezeiten sind moderat, fallen selten ins Gewicht – außer, man ist an einer kniffligen Stelle, die mehrere Anläufe braucht. Dann kann der weiße Matrix-Konstrukt-Bildschirm schon etwas nerven.
Persönliches Fazit
Eigentlich wollte ich mir Assassins Creed II gar nicht kaufen: ich hatte ab und zu mal geschaut, was es an guten Spielen für die XBox gibt und fand es einfach häufig in den Charts. Als es dann beim Elektrofachgeschäft meines Vertrauens günstig im Angebot war, schlug ich einfach mal zu und Holla die Waldfee: ich bereue es nicht.
AC2 ist ein Spiel wie Hornbach: es gibt immer etwas zu tun! Die Hauptgeschichte ist schon unglaublich spannend und macht viel Spaß, das ganze Drumherum wie Nebenquests, Villa ausbauen und Gruften plündern inklusive Geschicklichkeits-Jump’n’Runs treibt es fast zur Perfektion. Die Umgebung wirkt glaubwürdig und lebendig, das Spiel ist schnell und rasant, bleibt dabei trotzdem gut zu kontrollieren und beeindruckt bestimmt jeden Zuschauer vor dem heimischen Fernseher. Der Schwierigkeitsgrad ist ausgeglichen, auch wenn ich bei einigen Geschicklichkeitsübungen, welche selbst im zehnten Anlauf nicht funktionierten, schon wie Rumpelstilzchen durch die Wohnung tobte. Dafür entschädigt das Belohnungssystem. Optisch mag AC2 nicht das Maß aller Dinge sein, aber es reicht völlig aus, um ein sehr realistisches Spielgefühl zu übermitteln. Ich bereue keine der knapp 60 Spielstunden, die ich im frühen Italien zubrachte und kann es jedem Action-Adventure- und Rollenspielfan nur ans Herz legen, die Reise ebenfalls einmal zu wagen.
Assassins Creed II (AC2) lässt mehr oder weniger zwei Geschichten gleichzeitig ablaufen. Der eigentliche Hintergrund ist – sofern ich es richtig verstand - ein Konflikt zwischen den Kirchlichen Templern der Neuzeit und einer kleinen Widerstandsgruppe. Diese Geschichte macht jedoch nur einen Bruchteil des Spieles aus, daher bitte ich Nachsicht zu üben, falls ich die Zusammenhänge nicht mehr völlig im Kopf habe. Auch der Charakter, den man in dieser Welt steuert (Desmond Miles), verlangt eigentlich nicht allzu großer Aufmerksamkeit.
Viel spannender ist die Geschichte, die jener Hauptcharakter erlebt: mit Hilfe des sogenannten Animus wird Desmond in eine vergangene Epoche gesandt: in das mittelalterliche Italien am Ende des 15. Jahrhunderts. Der gesamte Vorgang des Aufbaus einer künstlichen Welt erinnert sehr stark an die Matrix-Filme, aber lieber gut geklaut als schlecht selbst gebaut.
Desmond wird im Animus die Rolle des Ezio Auditore übernehmen, eines jungen Florentiners. Ezio ist ein Draufgänger, Schläger und Frauenheld, doch an jenem Tage wird er Zeuge der Ermordung seines Vaters und seiner Brüder durch ein nicht nachvollziehbares Urteil eines Richters. Ezio ist getrieben vom Wunsch nach Rache und deckt dabei eine gewaltige Verschwörung auf, die ihn durch ganz Italien treiben wird.
Er wird auf seinem Weg viele Verbündete finden, die ihm nützliche Tricks und Techniken lehren werden, aber wesentlich mehr Feinde werden sich ihm in den Weg stellen. Zum Glück kann Ezio auf eine sehr gute Schulung bauen, die er kurz nach der Ermordung seiner Familie erhielt – die Geschicke eines Assassinen, eines stillen und heimlichen Mörders…
Spielmechanik
Ein umfangreiches Tutorial, welches sehr schön in die Geschichte eingeflochten ist, bereitet den Spieler auf die Steuerung vor; richtig in Fleisch und Blut übergehen wird sie allerdings erst durch einige Übung. Ich persönlich brauchte einige Spielzeit, bis ich das eigentliche System hinter der Steuerung erfasste und es sinnvoll umsetzen konnte. Dann jedoch ist es echt beeindruckend, was man mit Ezio alles anstellen kann. Mit galanten Sprüngen überwindet er Häuserschluchten und klettert übermenschlich schnell auf Kirchtürme hinauf. AC2 lässt dabei keine Gelegenheit aus, dem Spieler die schwindelerregende Höhe zu demonstrieren, in welcher er sich gerade befindet. Umso merkwürdiger, dass Ezio einen Sturz aus beliebiger Höhe stets unbeschadet übersteht, solange er am Ende nur in einem Heuhaufen landet.
AC2 setzt ebenfalls (wie der Name vermuten lässt), viel auf fiese Hinterhalte. Ezio kann unendlich viele Methoden benutzen, um von seinen Opfern nicht entdeckt zu werden: er kann sich hinter Häuserwänden verstecken, großes Menschenaufkommen nutzen und untertauchen, Kurtisanen engagieren und damit Wachen ablenken und so weiter. Die Vielfalt ist grandios, gestaltet das Spiel sehr vielseitig und macht einfach eine Menge Spaß. Hat man sich unbemerkt angeschlichen, kann man das Opfer in der Regel mühelos mit einem einfachen Dolchstoß erledigen, ohne großes Aufsehen zu erregen und ohne die Risiken eines Kampfes einzugehen. Dennoch ist Ezio auch im Kampf gegen mehrere Feinde nicht chancenlos, er verfügt über ein umfangreiches Waffenarsenal und vielfältige Techniken wie Ausweichen oder Blocken, die aber alle gesondert vom Spieler auch angeordnet werden müssen. Sollte man beim unbekümmerten Morden in den Straßen Florenz‘ oder Venedigs dann doch den Zorn der Wachen auf sich gezogen haben, kann man entweder wieder bei den Kurtisanen untertauchen, sich zu Zivilisten auf eine Bank setzen oder Rauchbomben zur Flucht nutzen.
Das Spiel weist einem ziemlich deutlich den Weg zum nächsten Primärziel, so dass man der spannenden Geschichte weiter folgen kann. Dennoch hat man als Spieler diverse Freiheiten und kann sich auch erst um andere Geschäfte kümmern, doch dazu mehr im jetzt folgenden nächsten Abschnitt.
Der Spielumfang
Die Möglichkeiten in AC2 erscheinen beinahe grenzenlos. In jedem der betretbaren Bereiche Italiens (Florenz und Venedig als Großstädte, dazu noch 3 kleinere Dörfer beziehungsweise Gegenden sowie das eigene kleine Dorf) finden sich haufenweise optionale Aufträge: über Attentate angeordnet von gestressten Hausfrauen über Wettrennen mit überheblichen Scharlatanen ist einiges geboten. Damit diese Aufträge auf der Karte sichtbare werden, müssen die Gebiete zunächst sondert werden. Dies geschieht, indem man die höchsten Gebäude der Region als Aussichtsplattform benutzt und die Umgebung synchronisiert – die Daten werden dann im Animus aufgenommen und auf der Karte sichtbar. Sehr schön wird so erklärt, warum ein Mensch des 15. Jahrhunderts so etwas wie ein Radar benutzen darf.
All diese kleineren Aufträge bringen Geld und dieses kann vielfältig wieder ausgegeben werden: bei Schmieden kann man sich mit jeweils über 20 Waffen und Rüstungen eindecken, Heiler wollen bezahlt werden oder man kauft sich eine Schatzkarte der Stadtviertel und geht auf Truhenjagd. Sehr sinnvoll investiert werden kann das Geld auch im eigenen Grundstück: Ezio lebt in den über 10 Jahren, die AC2 abdeckt, in der Villa seines Onkels. Diese Villa und das Dorf drum herum kann er mithilfe eines Handwerkers und etwas Geld ausbauen und damit wieder auf Vordermann bringen. Egal, ob man einen eigenen Kunsthändler oder eine Mine in die Stadt baut, sich neue Waffen und Gemälde kauft oder einfach nur wichtige Feinde ausschaltet – alles erhöht den Wert der Villa. Das sorgt wiederum dafür, dass die ständigen Einnahmen steigen, denn alle 20 Minuten befindet sich etwas neues Geld in der Schatztruhe. Ein unglaublich motivierendes System, was einen dazu bringt, jeden versteckten Gegenstand im Spiel zu finden, um mehr Geld zu haben, was man wiederum reinvestiert. Allerdings führt dies auch dazu, dass man mit längerer Spieldauer zumeist auch einfach nicht mehr weiß, wohin mit dem Geld – doch bis dahin ist es ein weiter Weg!
Neben den Aufträgen gibt es auch ein paar Orte, die auf den Karten nicht verzeichnet sind, auch trotz Schatzkarte: Kodexseiten und Federn. Beides erhöht ebenfalls den Wert des Grundstückes, die Seiten jedoch kann man auch noch vom Erfinder Leonardo da Vinci übersetzen lassen – welcher glücklicherweise ein guter Freund der Familie ist – und somit seine Lebensenergie erhöhen. Interessante Idee.
Wer übrigens zu viel in der Zivilbevölkerung und vor allem an Stadtwachen herum schnetzelt, muss damit rechnen, dass er auf Fahndungsplakaten gesucht wird und die Stadtherolde ihn ausrufen. Erstere lassen sich von der Wand reißen, letztere bestechen, um so den Bekanntheitsgrad wieder zu reduzieren. So lassen einen die Wachen dann auch wieder in Ruhe, wenn man nicht gerade genau vor ihren Augen die Klinge auspackt.
Umgebung und Atmosphäre
Die Städte in AC2 wirken ungemein lebendig, was auch wichtig ist, da ja quasi jeder Passant interaktiv als Tarnung und jeder Holzbalken als Kletterhilfe genutzt werden kann. Angerempelte Leute lassen ihre Holzkisten fallen und pöbeln Ezio anschließend an oder wundern sich, wenn er wie eine Spinne an Wänden hochkraxelt. Die Persönlichkeiten der wichtigen Protagonisten kommen gut rüber, auch wenn keiner von ihnen wirklich jemals tiefgründig beleuchtet wird. Man lernt viele neue Leute kennen, die zu diesem Zeitpunkt auch wichtig für das Voranschreiten der Geschichte sind und urplötzlich sind sie wieder weg – komisch. Dafür genießen wir eine sehr gute deutsche Synchronisation, die ihren Teil zur Atmosphäre beisteuert.
Sollte man wirklich auf Teufel komm raus Schwächen suchen, könnte man wohl die recht lieblose Gestaltung der Bereiche außerhalb von befestigten Städten nennen. Hier gibt es meist nur braungrünen Matsch und graue Steine. Aber da es auf dem Land auch nicht so viel zum Abstechen gibt wie in den belebten Gebieten, verschlägt es Ezio auch nicht allzu oft hierhin.
Die gesamte Geschichte, alle Personen, Geheimnisse und Geschehnisse werden übrigens aufgezeichnet und archiviert, es kann also jederzeit auf alles zugegriffen werden, sollte man wieder einmal vergessen haben, wer denn nun Luigi Clempnorino war.
Technik
(Wie immer gilt bei meiner technischen Bewertung die XBox360-Variante als Grundlage.)Grafisch ist AC2 sehr stabil, auch wenn es keine neuen Maßstäbe setzen wird. Personen und Stadtgebäude sind halbwegs detailliert, viele Oberflächentexturen aber häufig sehr lieblos. Da das Spiel aber häufig entweder sehr schnell ist oder einem auf andere Art und Weise den Puls hochtreibt, gönnt sich das Auge hier auch gerne mal eine Auszeit und drückt sich selbst zu. Videos gibt es keine, dafür sehr umfang- undzahlreiche Zwischensequenzen in Spielgrafik.
Von der Akustik her fängt AC2 die Städte, Gruften und Burgen sehr gut ein. Realistische Halleffekte und hörbare Gespräche von Wachen erleichtern sogar häufig das Spiel, wobei mich in diesem Zusammenhang störte, dass der Ton aus den hinteren Boxen wesentlich lauter war als der vordere und es so zu einer gewissen Verzerrung kam. Da man viel neben redenden Personen herläuft schwankt der Ton sehr häufig zwischen vorderen und hinteren Boxen und damit auch in der Lautstärke, was schön anstrengend sein kann. Dennoch: es sei verziehen!
Die Steuerung ist, wie anfangs erwähnt, gewöhnungsbedürftig. Nicht mehr und nicht weniger: hat man sich an sie gewöhnt, ist sie unglaublich mächtig und erlaubt beeindruckende Bewegungen und Manöver. Die Kehrseite der vielfältigen Möglichkeiten eines Assassinen ist die ab und an falsche Interpretation von Befehlen. Häufig springt Ezio in einem falschen Winkel von einer Wand ab oder meuchelt die falsche Wache ab. Auch wenn das in bestimmten Situationen sehr ärgerlich sein kann (gerade in den Geschicklichkeits-Spring-Gruften), so lässt es sich wohl nicht vermeiden bei der Komplexität der Steuerung.
Gespeichert wird das Spiel automatisch bei quasi jeder sich bietenden Gelegenheit. Man muss sich also niemals Sorgen um den Verbleib seines Fortschritts machen. Die Ladezeiten sind moderat, fallen selten ins Gewicht – außer, man ist an einer kniffligen Stelle, die mehrere Anläufe braucht. Dann kann der weiße Matrix-Konstrukt-Bildschirm schon etwas nerven.
Persönliches Fazit
Eigentlich wollte ich mir Assassins Creed II gar nicht kaufen: ich hatte ab und zu mal geschaut, was es an guten Spielen für die XBox gibt und fand es einfach häufig in den Charts. Als es dann beim Elektrofachgeschäft meines Vertrauens günstig im Angebot war, schlug ich einfach mal zu und Holla die Waldfee: ich bereue es nicht.
AC2 ist ein Spiel wie Hornbach: es gibt immer etwas zu tun! Die Hauptgeschichte ist schon unglaublich spannend und macht viel Spaß, das ganze Drumherum wie Nebenquests, Villa ausbauen und Gruften plündern inklusive Geschicklichkeits-Jump’n’Runs treibt es fast zur Perfektion. Die Umgebung wirkt glaubwürdig und lebendig, das Spiel ist schnell und rasant, bleibt dabei trotzdem gut zu kontrollieren und beeindruckt bestimmt jeden Zuschauer vor dem heimischen Fernseher. Der Schwierigkeitsgrad ist ausgeglichen, auch wenn ich bei einigen Geschicklichkeitsübungen, welche selbst im zehnten Anlauf nicht funktionierten, schon wie Rumpelstilzchen durch die Wohnung tobte. Dafür entschädigt das Belohnungssystem. Optisch mag AC2 nicht das Maß aller Dinge sein, aber es reicht völlig aus, um ein sehr realistisches Spielgefühl zu übermitteln. Ich bereue keine der knapp 60 Spielstunden, die ich im frühen Italien zubrachte und kann es jedem Action-Adventure- und Rollenspielfan nur ans Herz legen, die Reise ebenfalls einmal zu wagen.