Action-Adventure Demon's Crest (SNES)

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18.11.2009
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Unser Held nennt sich Firebrand (a.k.a. Red Arremer in Japan) und er ist ein Gargoyle. Seine größten Hobbies sind:

  • King Arthur in jedem(!) Teil der Ghost'n'Goblins-Serie massiv zu nerven
  • Schätze sammeln und Herrscher über den Demon Realm zu werden
Demons Crest beschäftigt sich mit Letzteren. Storymäßig und Spieltechnisch vorangegangen sind Gargoyles Quest (1990, Gameboy) und Gargoyles Quest 2 (1992, NES).
In diesen Abenteuern hat Firebrand die 6 sogenannten "Crests" gesammelt, die ihm als Gargoyle neue Fähigkeiten und unglaubliche Macht verleihen.
Doch wer Schätze hat, der hat auch Neider...

Dementsprechend nutzt "Phalanx", ein anderer Gargoyle, einen kleinen schwachen Moment von Firebrand aus, um ihn von den Crests zu erleichtern. Geschwächt und nur noch einen kleinen Splitter des Fire-Crests (welcher ihm die Fähigkeit zum Feuerspucken gibt) in den Klauen haltend stürzt Firebrand ab und der Spieler beginnt die Jagd nach den Crests.

Den ersten Gegner, den sich der Spieler gleich als erstes gegenüber sieht ist...

Ein riesiger Zombie-Drache!

Hier zeigt das Spiel schon gleich zu Beginn, was für eine Atmosphäre es verbreiten will.
Man ist in der Dämonenwelt und bringt als Dämon andere Dämonen um.
Keine fröhlichen Dorfbewohner-NPCs, keine bunten Städte - nur Böses und Tod!
Dementsprechend zieht sich diese ganze düstere Atmosphäre durch das ganze Spiel - Die Levels, die Monster, die Hintergründe, selbst die Händler - alles durchweg düster, dämonisch und ernst designed.
(Insbesondere die Animation, in der Firebrand stirbt, ihm das Fleisch von den Knochen fällt und er in sich zusammenfällt... sehr detailverliebt)

Dieses Spiel ist kein gewöhnlicher Plattformer. Nicht nur, das man gleich zu Beginn gegen einen Boss kämpft, es unterscheidet sich doch in vielen Dingen von den Ghost'n'Goblin spielen.

Denn nachdem man (endlich) den ersten Level geschafft hat, welcher einem 3(!) Bossgegner entgegenwirft, hebt Firebrand ab und...

Wir befinden uns in den Lüften!

Ähnlich wie bei Secret of Mana/Evermore fliegt Firebrand durch die Lüfte und kann n verschiedenen Orten landen, die in dann zu den 2D-Plattform-Levels bringen.
Die Flugsteuerung läuft hierbei hakeliger als bei den Secret of...s von statten, da man erstens nicht rückwärts Fliegen kann und man ausserdem auf die jeweiligen Zielorte mit einem Sturzflug landen muss, welcher sich nur sehr grob steuern lässt - insgesamt eine schlechtere Flugsteuerung als bei den Vergleichstiteln.

Aber durch die Flugsequenzen erhält das Spiel mehr Tiefe und vor allen Dingen Handlungsfreiraum - hierbei ist vllt. der Vergleich zu Mega Man gar nicht so verkehrt, denn man kann sich schließlich aussuchen, welche Level man besuchen möchte.
Ausserdem ist diese Art der Level-Wahl insofern stimmig, da man viele Level mit neu erungenen Eigenschaften wieder besuchen kann/muss, um noch mehr Boni zu sammeln.

Doch man ist nicht der Einzige auf der Suche nach den Crests - schon im ersten Level sieht man sich mit einem anderen Gargoyle namens Arma konfrontiert, den man im Spielverlauf auch öfter mal bekämpfen muss...


Die Story gestaltet sich insgesamt aber sehr dünn - zwar gibt es ein paar (seeehr wenige) Monologe von Phalanx und Arma - dies sind aber dann meist nur 2-Zeiler alá "An mir musst du vorbei!" und "Wie konntest du mich besiegen?!" - also nichts, was die Story wirklich vorantreibt.
Aber etwas anderes erwartet man ja nicht - man kämpft sich durch die Level, besiegt den Obermotz, bekommt ne neue Fähigkeit und geht zum nächsten Level, bis der Zeitpunkt der Rache gekommen ist...

Diesen Zeitpunkt kann man übrigens selber bestimmen, sobald man den ersten Level (von 6) erledigt hat.
Je nachdem, wieviele Items man bisher gefunden hat, gestaltet sich der Endkampf schwerer, je weiter man fortgeschritten ist - den waren Endkampf sieht man nur, wenn man das komplette Inventar vervollständigt hat!

Viel zu sammeln...

Jedenfalls ist es möglich, das Spiel nach einer halben Stunde (mit dem schlechtesten Ending) zu beenden - für das Beste Ergebniss braucht es schon mal... gut 5 Stunden, würde ich schätzen.

Ein Blick auf den Statusbildschirm zeigt, das auch hier wieder Genreüberschreitungen bzw. Überschneidungen mit dem RPG-Genre von statten gingen.

So gibt es z.B. die Health-Leiste, welche sich über den Verlauf des Abenteuers mittels gefundenen Items erweitern lässt (Wie in Metroid)
Ausserdem gibt es neben den jeweiligen "Kostümen", die in den Crests verschlossen sind und einem verschiedene Fähigkeiten alá MegaMan geben...

Water Crest = Fisch-Gargoyle

unterwegs auch noch:
- Zauberrollen (welche von einem Magier beschriftet werden und nach der Benutzung wieder "blanko" sind),
- Talismane (welche gewisse Boni, wie z.B. vermehrter Drop von Heil-Items) und
- Urnen (welche von einem Händler mit Tränken befüllt werden) ein

Der Potion-Händler unseres Vertrauens...

Natürlich benötigt man hierfür entsprechendes Geld - zum Glück führen viele der Monster, welche man in die Jagdgründe schickt immer mal ein paar Münzen mit sich rum.
Besonders vielseitig ist die Monster-Armee hierbei nicht - üblicherweise gibts von jedem Monster 2 Versionen in verschiedenen Farben, die in verschiedenen Levels auftauchen - das Design orientiert sich hierbei ganz klar an die Ghost'n'Goblins-Reihe, so das es einem nur so ins Gesicht schreit, das beide Spiele im selben Universum spielen ;)

Die vielen Bossgegner sind meist eine ziemliche Herausforderung - ich glaube, wenn man das Spiel komplett neu spielt, schafft man KEINEN der Bosse mit dem ersten Anlauf.
Aber auch hier wurden Manche (besonders die Minibosse) recycelt, wie zum Beispiel...

Der Hippogreif,

welchen man im gesamten Spiel 4(!) mal besiegen muss. Natürlich sind die späteren Begegnungen dann auch um einiges leichter, wenn man schon die Angriffmuster auswendig kennt...

An und für sich ist dieses Spiel auch sehr "freundlich" gegenüber dem Spieler.
Zum einem hat es sehr viele Checkpoints, so das man nach einem Todesfall meist im gleichen Screen mit voller Energieleiste wieder starten kann.
Des weiteren gibt einem das Spiel vom Gameplay her viele Möglichkeiten, es sich zu erleichtern (Tränke, die die gesamte Health-Leiste wieder auffüllen oder die einen wiederbeleben - oder man fliegt mal eben ÜBER den ganzen Level ohne eine einzige Monster-Begegnung...)
Und ausserdem gibt es bei dem Spiel endlos Leben!!! Es gibt kein Game-Over - man hat nach dem Tod die Option, es einfach wieder zu versuchen (siehe Checkpoints), den Level zu verlassen oder das Spiel zu beenden, wobei man ein Passwort bekommt, mit dem man später mit den bisherigen Erungenschaften wieder ansetzen kann.
(Also im Vergleich zum gnadenlosen Ghouls'n'Ghosts ist das der HIMMEL!)

Nichts desto trotz birgt dieses Spiel ausserdem noch einen der ersten Superbosse der Geschichte, welcher definitiv KEIN Zuckerschlecken ist.

Besonders "nicht-hilfreich" ist dabei die Steuerung des gesamten Spiels. Den Abseits von der hakeligen Flugsteuerung im Mode7-Flugmodus erschwert sich auch die Steuerung in den Levels.
Zum einem ist Firebrand insgesamt ziemlich langsam - zu Fuß oder wenn er fliegt (Da hilft es auch nicht viel, das er, wenn er sich stilvoll an einer Wand festkrallt oder im 2D-Flugmodus [durch bestätigen der Sprung-Taste im Sprung selbst] endlos in dieser Position verharren kann) - besonders bemerkbar macht sich das dann im "Eis-Level"...


Ausserdem sind seine Geschosse ziemlich langsam, die Trefferabfrage lächerlich präzise (Soll heißen, das Spiel verletzt teilweise die "If it hits the sprite, it hits the monster"-Regel) und in den meisten Fällen kann man nur ein Geschoss auf einmal im Bildschirm haben (Was fatal ist, wenn man vorbeischießt...).
Auch sehr unhandlich ist der Wechsel der Fähigkeiten/Crests, wofür man jedes mal in das Menü muss.
Eine nervige Angelegenheit, die besonders geduldsprobend ist, wenn 2-3 Fähigkeiten nahezu Zeitgleich gebraucht werden...
Beispiel: Man ist sich in einem Level gezwungen, mittels Feuerspucken regelmäßig (alle 10 sec.) Kerzen anzuzünden, welche man dazu auch noch präzise anfliegen muss. Ausserdem fliegen dort Gegner rum, die man nur mit einem anderen Geschoss besiegen kann. Und zu guter Letzt gibts auf den Weg noch ein paar Hindernisse, die man nur mit dem "Ground-Gargoyle" beseitigen kann...

So gesehn ist die Steurung sehr umständlich und man braucht definitiv ein paar Stunden, um das Feeling dafür zu entwickeln, das man richtig Fliegt/Springt/Schießt, wie man es sich wünscht.

Insgesamt gesehn macht Demon's Crest schon sehr viel Spass, was insbesondere an der merkwürdigen Paarung
Hoher Schwierigkeitsgrad <> Verzeihendes Spiel
liegt - es ist zwar teilweise sehr... seeeehr frustrierend, aber dadurch, das man nie weit zurückfliegt fesselt es einen regelrecht mit diesem "Ach komm, noch einen Versuch"-Effekt - und schon ist ne Stunde rum...
Grafik und Sound sind natürlich extremst überzeugend und hier gibts einfach keine Mängel - vor allen Dingen, da sich das komplette Design an "Super Ghouls'n'Ghosts" anlehnt - gleicher Grafikstil, ähnliche Musik (vllt. noch ein bisschen düsterer und mit mehr "Orgel-einflüssen") - passt einfach super!

Der 16 Jahre alte und würdige Abschluss einer Trilogie, welche ich mir gerne als Enhanced 2D-Remake wünschen würde...


 

Doresh

Forenpuschel
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Ui, wie konnte mir dieses Review nur entgehen XD ?!

Mir ist dieses Spiel ehrlich gesagt lieber als die eigentliche Hauptreihe. Ist einfach fairer und weniger frustrierend (ein sauschweres Spiel ZWEIMAL durchzocken, um das Ende zu sehen? Und beim 2. Durchlauf auch noch mit der schlechtesten Waffe im ganzen Spiel?! WTF o_O ?! ).

Ich für meinen Teil find die Steuerung nicht so schlimm: Die Flugfähigkeit ist eine riesige Hilfe, und die "Ein Projektil auf dem Bildschirm"-Regel lässt sich ausgleichen, indem man einfach näher an den Gegner geht. Etwas riskant, aber was soll man von diesen sadistischen Entwicklern auch erwarten :D ?

Zudem find ich die Atmosphäre einfach top. So schön gruselig. Erinnert mich an Super Castlevania IV.
Und zu aller letzt kann man endlich die größte Nervensäge der GnG-Reihe steuern :lol:!
 

Idris

Papa Bär
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Jo, das war damals wirklich ein klasse Spiel, meiner Meinung nach eines der besten für das SNES.
Doch das jeder über den Schwierigkeitsgrad stöhnt... Man musste nur wissen, in welcher Reihenfolge man es angeht und wo man was ab wann holen konnte, dann ging es eigentlich (Hatte letzten Endes nur mit 3 Bossen wirkliche Probleme, einer davon war der versteckte, ganz zum Schluss).
 
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