Rollenspiel Disgaea 2 - Cursed Memories (PS2)

Doresh

Forenpuschel
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Titel: Disgaea 2: Cursed Memories
System: Playstation 2
Publisher (Europa): KOEI Ltd
Developer: Nippon Ichi Software
Release (Europa): 03.11.2006
Spieler: 1 Spieler

Die Entwickler

Nippon Ichi – was übersetzt soviel heißt wie „Japans Nr. 1“ – ist bekannt dafür, eine Art Monopolstellung im Bereich der Strategie-Rollenspiele zu besitzen. Während andere Hersteller auf epische Geschichten setzten, konzentrierte sich Nippon Ichi auf Spiele mit durchgedrehter Story und viel Witz. Ungeachtet des Grafik-Hypes setzt NI auf bewährte 2D-Sprites. Die verschiedenen Titel ähneln sich dabei in Aussehen und Handhabung, aber jeder Titel besitzt das eine oder andere Extra-Feature.

Story

15 Jahre ist es her, seit Veldime von Zenon, dem „Gott aller Overlords“, erobert wurde. Infolge dessen wurden sämtliche Bewohner in Dämonen verwandelt – mit Ausnahme von Adell. Dieser ist fest entschlossen, den mächtigen Overlord zu besiegen und die Bewohner Veldimes in Menschen zurück zu verwandeln, bevor sie endgültig zu Monstern werden.
Eine von Adells Mutter durchgeführte Beschwörung – bei der ein paar Jährchen Lebenskraft von ihrem Mann und Adells jüngeren Geschwistern geopfert werden – soll den gefürchteten Overlord herbeirufen, doch stattdessen wird dessen Tochter Rozalin beschworen. Durch die Beschwörung an Adell gebunden, muss diese verwöhnte Göre ihn nun zum Schloss des Overlords begleiten. Auf dem Weg dorthin begegnet ihnen ein fliegender Frosch mit gespaltener Persönlichkeit, ein weiblicher Ninja mit Neigung zum Harakiri, ein nicht mehr ganz so berühmter „Dunkler Held“ und natürlich jede Menge explodierende Pinguine...

Gameplay

Disgaea 2 wird in klassischer Taktik-RPG-Manier gespielt: Auf einem quadratischen bewegen und kämpfen bis zu 10 eigene und zahlreiche gegnerische Charaktere um den Sieg. Initiative oder ähnliche Spielereien gibt es nicht. Man kann sich aussuchen, welche Charaktere wann am Zug sind. Alle Aktionen außer Bewegen oder der Einsatz von Items werden jedoch nicht sofort ausgeführt. Dafür gibt es einen allgemeinen Befehl, durch den alle Charaktere ihre Aktionen in der Reihenfolge durchführen, in der sie ihnen auch erteilt wurde. Dadurch sind etwa Kombinationsangriffe und ähnliche taktische Aktionen möglich. Außerdem wird dadurch die gegnerische Phase übersichtlich dargestellt: Zuerst bewegen sich die Gegner, danach „zoomt“ die Kamera zu den einzelnen Aktionen.

Für Abwechslung in den Kämpfen sorgen zahlreiche Features, wie etwa das in allen NI-Spielen vorhandene Aufheben von anderen Charakteren. Dadurch kann man etwa einen riesigen Turm bilden, um Charaktere in nur einem Zug über die ganze Karte zu werfen. Interessant ist die Möglichkeit, diesen Turm als Waffe zu benutzen: Gegner werden dabei von den Mitgliedern des Turms nach oben geschlagen und vom Endcharakter wieder nach unten befördert. Die Reichweite des Turms hängt dabei von dessen Höhe ab. Weiter Funktionen des Turms sind der Schutz eigener Charaktere oder das Unschädlichmachen gegnerischer Charaktere. Bei letzterem sollte man jedoch aufpassen, da Gegner den Träger in jeder Runde verletzen. Monster können zwar hochgehoben werden, sie selbst sind jedoch nicht in der Lage, jemanden hochzuheben. Die originellsten Monster sind in diesem Fall die Prinnies: geflügelte Pinguine mit Holzbeinen. Werden sie geworfen, explodieren sie und dienen so als lebende Bomben, die Charaktere verletzen und andere Prinnies ebenfalls zum Explodieren bringen. Außerdem können Monster bekehrt werden, in dem man sie in das Basis-Panel wirft. Dort werden sie dann von den in den Reserve-Charakteren bekämpft. Im schlimmsten Fall ist das Monster zu stark und zerstört die Basis, wodurch der Nachschub abgeschnitten wird.

Ein wichtiges taktisches Element sind die Geofelder: Diese sind in verschiedenen Farben auftretende Panels, die zunächst keinen besonderen Effekt haben. Dafür gibt es Geosymbole: kleine Pyramiden, die entweder eine bestimmte oder gar keine Farbe haben. Diese Geosymbole haben verschiedene positive und negative Effekte. Befindet sich nun ein Geosymbol auf einem Geofeld, wird der Effekt des Symbols auf alle anderen Geofelder derselben Farbe übertragen. Geosymbole kann man zum einen Aufheben und etwa auf andersfarbige Geofelder werfen, oder zerstören, wodurch die betroffenen Geofelder die Farbe des Geosymbols annehmen – oder im Fall eines farblosen Geosymbols gänzlich zerstört werden. In beiden Fällen entsteht eine sich ausbreitende Explosion auf allen betroffenen Feldern, die Charaktere verletzt und weitere Geosymbole zerstören kann. Durch die Tatsache, dass sich einige Geosymbole selbstständig bewegen können, kommt eine gehörige Portion Zufall ins Spiel.

Eine Alternative zu Spezialattacken stellen Team-Angriffe dar. Dabei müssen eigene Charaktere in direktem Kontakt – Diagonalen zählen nicht – mit einem angreifenden Charakter stehen. Die Wahrscheinlichkeit jedes Charakteres, an dem Team-Angriff teilzunehmen hängt von den unterschiedlichen Waffentypen ab. Grundsätzlich kann man sagen: Je ähnlicher, desto besser. Ein Team-Angriff wird dabei umso stärker und spektakulärer, je mehr Charaktere daran beteiligt sind (maximal können es 4 sein). Diese Team-Angriffe sind ein praktischer Weg, um Charakteren Extra-Angriffe zu erlauben.

Außerhalb der normalen Story gibt es weitere einzigartige Features: So muss man etwa die Dark Assembly nutzen, wenn man Karten und Charakterklassen freischalten oder auch einfach bessere Ausrüstung in den Shops und stärkere Gegner möchte. Bei diesem Kongress stimmen mehr oder weniger viele Mitglieder unterschiedlicher Monsterparteien über den Spielerwunsch ab. Dabei kann etwas Bestechung nie schaden. Und da Dämonen nicht auf richtige Demokratie stehen, gilt es ein paar Besonderheiten zu beachten: Die Stimmen einiger Parteien zählen mehr als die der anderen, und wenn der Vorschlag abgelehnt wird, kann man immer noch mit blanker Gewalt vorgehen, um die Monster umzustimmen. Außerdem ist die Dark Assembly der Ort, an dem neue Charakter erschaffen und alte wiedergeboren werden können, was ihnen einen netten Bonus auf ihre Statuswerte gibt.

Wer sich schon immer mal fragen wollte, wie es etwa in einem Schwert aussieht, ist in der Item World herzlich willkommen. Dabei handelt es sich um eine Welt, die sich in wirklich jedem Gegenständ befindet, den man finden oder kaufen kann. Dabei kämpft man sich durch zufällig erzeugte Karten, um den Gegenstand zu verbessern. Dabei kann man sogenannte Innocent Devils finden. Diese befinden sich in fast allen Gegenständen und sorgen etwa dafür, dass sich etwa Schwerter des gleichen Typs ein wenig voneinander unterscheiden. Besiegt man nun einen Innocent Devil, kann er in einen anderen Gegenstand verfrachtet werden oder mit einem ID des gleichen Typs verschmolzen werden. Dadurch lassen sich Gegenstände noch weiter verbessern. Die Item World ist auch der Zugangsweg zum Dark Court, in dem man von Prinnies für ein Verbrechen (zu viel Geld, zu hoher Statuswert...) „bestraft“ wird: Man erhält einen oder mehrere Fellonies (oder „Ehrenmedaillen“, wie sie von den Prinnies genannt werden), die das Einkaufen etwas billiger gestalten und die gesammelten Erfahrungspunkte des Bestraften erhöhen. Dabei ist es egal, ob der Bestrafte auch wirklich angeklagt war. Man kann auch gleich einen ganzen Charakterturm in den Dark Court werfen. Dem Gesetz ist es gleich, solange sich einer meldet.

Grafik

Wer bombastische High-End Grafik erwartet, wird enttäuscht sein: Getreu der Tradition von Nippon Ichi präsentiert sich Disgaea 2 – ähnlich wie Ragnarok Online – als eine einfache 3D-Welt mit Sprite-Charakteren. Allerdings möchte hier noch gesagt sein, dass Disgaea 2 das bestaussehenste NI-Game ist: Die 3D-Umgebung ist immer noch schlicht gehalten, aber die Sprites haben nun eine höhere Auflösung, als man es etwa vom Vorgänger gewohnt ist.
Alles in allem sind die Sprites sehr gut gemacht. Sie sind sehr detailreich und liebevoll animiert. Dabei gibt es nach Anime-Manier zahlreiche „knuddelige“ Charaktere und Monster.
Spezialattacken sind der Höhepunkt der Spielegrafik und warten mit zahlreichen übertriebenen Special Effects auf. Da einige dieser Attacken recht lange dauern gibt es auch die Möglichkeit, Angriffsanimationen zu überspringen, wodurch man bei langen „Auflevel-Abenden“ viel Zeit sparen kann.
Etwas verbesserungswürdig wäre jedoch die Kamera. Sie lässt sich nicht frei drehen, sondern nur nach festen Blickwinkeln ausrichten. Vor allem in der Item World kann man da leicht die Orientierung verlieren. Es gibt zwar eine Vogelperspektive, doch bei der Durchführung von Angriffen zoomt die Kamera wieder in den normalen Modus, sodass die Sicht durchaus versperrt werden kann.

Sound

Die Musik in Disgaea 2 ist recht vielfältig, wobei fröhlicheres „Gedudel“ im Vordergrund steht. Bei den Storysequenzen werden die Stücke je nach Atmosphäre passend abgespielt.
Besonders erwähnenswert sind Axels und Etnas Themensongs: Beide beinhalten gesprochenen Musiktext und passen gut zum jeweiligen Charakter. Retro-Fans dürften sich an „Laharl’s Theme“ erfreuen: Dieses ertönt in klassischem 8-Bit Sound – Ohrwurmgefahr nicht ausgeschlossen.

Fazit

Obwohl es den neuen Protagonisten etwas am Charme und schwarzem Humor der Vorgänger fehlt, so weiß Disgaea 2 jedoch durch ein verbessertes Gameplay zu überzeugen. Jeder Monstertyp, jede Charakterklasse und jeder Waffentyp sind hervorragend ausbalanciert. Jeder hat seine Vor- und Nachteile. Je stärker eine Klasse ist, desto größer fallen auch diverse Nachteile aus.
Die Story an sich ist nicht unbedingt originell – an einigen Stellen wird das sogar offen zugegeben – aber es sind immer wieder ein paar Lacher dabei, wie die Prism Rangers (eine Sentai-Truppe für Arme) oder Tinks sexistische Bemerkungen (die die Alterseinstufung ab 6 ein klein wenig in Frage stellen). Nicht zuletzt ist vor allem die Tatsache erfrischend, dass sich das Spiel selbst nicht sehr ernst nimmt. Das merkt man spätestens dann, wenn die Charaktere über ihren Erfahrungslevel reden.
Disgaea 2 ist vor allem etwas für Hardcore-Fans des Genres – ein möglicher Grund, warum die Spielegrafik so vom Mainstream abweicht. Neben der eigentlichen Story gibt es Unmengen an optionalen Karten und Enden, und man kann praktisch so lange rumleveln, wie man will: Disgaea 2 hört nicht bereits bei Level 99 auf, sondern geht bis Level 9999 – Angriffsschaden im Millionenbereich inklusive. Das sorgt auch dafür, dass es praktisch immer stärkere Gegner zu bekämpfen gilt. Wer jedenfalls den perfekten Charakter heranzüchten will, braucht viel Zeit.
Alles in allem kann ich Disgaea 2 für alle Empfehlen, die bei einem Spiel nicht erst auf ultrarealistische 3D-Grafik achten. Diese 2D-Perle kann all jene Erfreuen, die ein erfrischendes Taktik-RPG-System lieben und möglichst lange Freude an einem Spiel haben wollen. Eine längere Spielzeit als Disgaea 2 bietet kaum ein anderes Spiel.

Abschlusswertung

Story: 6/10 (lustig, aber nicht sehr originell)
Grafik: 7/10 (nicht unbedingt zeitgemäß, aber dennoch eine Augenweide)
Sound: 8/10 (die stärkeren Titel gleichen die etwas schwächeren mehr als aus)
Gameplay: 10/10 (eines der besten Strategie-RPGs)
Umfang: 10/10 (sagen wir mal so: das offizielle Strategiebuch hat fast Telefonbuch-Ausmaße)

Durchschnitt: 8,2
 

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Zuletzt bearbeitet:

Radon

Ritter
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Ich hatte nicht die Zeit es Komplett durchzuspielen. Aber von dem was ich gesehen habe gefiel es mir gut, jedoch kommt es bei weiten nicht an seinen Vorgänger heran.
 

Orpheus

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Ich wusste gar nicht, dass es hier ein Disgaea 2 Review gibt.^^
Kenne das Spiel zwar noch nicht, steht nächsten Monat aber gleich als nächstes an.

Gruß
Shuyin
 

Ashura

Amazone und Meridian Child
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Ich muss Radon wiedersprechen, dieser Teil gefällt mir beinahe noch besser als der Erste! Allerdings spiele ich die PSP Version. Ich bin jetzt knapp ein paar Stunden drin und hab die meisten Klassen schon freigespielt, das macht echt süchtig. Genauso wie Makai Kingdom und Disgaea 1. <3
 
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Doresh

Doresh

Forenpuschel
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Lustig, dass hier immer alle 2 bis 3 Jahre gepostet wird XD

@Ashura:

Ich hab das so verstanden: Disgaea 1 hat die besseren Charaktere (wobei die Disgaea-2-Crew sicher das Problem hat, die "Neuen" zu sein. Aber mittlerweile ist das bei der Reihe ja normal), während Nippon Ichi bei Disgaea 2 mittlerweile ein oder zwei Sachen gelernt und das Gameplay verbessert haben.
 
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