Rollenspiel Monster Hunter Tri (Wii)

Spade

Pollyanna is dead
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Story:
Das Fischerdorf Moga wird immer wieder von Erdbeben heimgesucht, die dem Herrn der Meere Lagiacrus zugeschrieben werden. Die Gilde schickt einen jungen Monsterjäger in das Dorf, um sich um das Problem zu kümmern.

Gameplay:
Spiel rein, Lagiacrus töten, fertig? Aber sowas von überhaupt nicht!
Monster Hunter spielt sich wie ein MMORPG, man jagt kleine harmlose Monster um Materialien zu sammeln, mit denen man sich bessere Ausrüstung schmieden kann, mit der man die ersten Monster jagen kann, die einen auch mal angreifen, die Zeug droppen, aus dem man noch bessere Sachen kriegt, mit denen man die ersten grösseren Monster jagen kann, die noch bessere Sachen droppen, [und so weiter und so fort], und nach ein paar Dutzend Stunden kann man es auch mit Lagiacrus aufnehmen. Für alle Ungläubigen taucht eben dieser schon sehr früh in einer einfachen Mission auf, wer glaubt es mit ihm aufnehmen zu können soll es versuchen, wird aber brutal in den Boden gestampft.

Und das soll Spass machen? Aber sowas von!
Alle grösseren Monster (und gegen Ende werden die wirklich verdammt gross) sind immer wieder für ein Abenteuer gut. Wenn das kein Videospiel aus Nullen und Einsen wäre könnte man glatt meinen, sie hätten einen eigenen Willen. Mal sind sie überraschend einfach, mal scheinbar wirklich schlecht gelaunt und reissen den Spieler gnadenlos in Stücke.
Aber abgesehen davon muss man sehr viel Arbeit in eine Jagd investieren. Monster haben einen eigenen Ausdauerwert und wenn dieser sinkt, laufen sie weg um etwas zu trinken oder zu fressen um sich zu regenerieren. Nehmen sie viel Schaden legen sie sich in ihrem Nest schlafen. Egal was passiert, läuft ein Monster davon, muss man die Jagd aufnehmen und das macht den titelgebenden Hauptunterschied zu anderen Spielen aus.
Neben Ausdauer braucht man aber noch eine wichtige Eigenschaft um erfolgreich zu sein: Respekt. Prüdes Monster-zu-klump-hauen wird nicht funktionieren, man muss die Bewegungen der Monster beobachten und ihre Bewegungsmuster lernen. Great Jaggi besitzt einen doppelten Tackle-Angriff, wenn er vorher aufschreit ist es aber nur ein kräftiger. Springt Barioth mehr als einmal nach vorne macht er eine kurze Pause: Ausnutzen! In welche Richtung muss ich Barroths Rammangriff ausweichen, damit mich sein Schwanz nicht trifft? Ein Monster schleift bei der Flucht sein Bein? Es ist geschwächt genug um in einer Falle gefangen und betäubt zu werden!
Hinzu kommen noch die Möglichkeiten des Spielers, die Angriffe der Monster auszuschalten. Vielen Monster kann man den Schwanz abschneiden um dessen Reichweite zu verkürzen oder man beschädigt beispielsweise Gobuls Laterne, damit er einen nicht mehr mit seinem Lichtblitz blenden kann oder auch Barioths Stosszähne um am Ende die Chance zu erhöhen die Amber Tusks als Belohnung zu kriegen.

Kein Problem, ich hol mir einfach dicke Waffen und Rüstung mit hoher Verteidigung! Nicht einmal im Traum...
Anfangs kann man das sicher machen, aber der wichtigste Faktor an den Waffen sind Elementarschäden und Statusverändernde Wirkungen, sowie der Schärfegrad. Was bringt einem eine kräftige Feuerlanze, wenn der Gegner selbst ein Feuertyp ist und die Waffe alle paar Minuten geschärft werden muss, da sie sonst an der Haut der Gegner abprallt? Prinzipiell haben alle Waffen auf der höchsten Stufe einen ähnlichen Angriffswert, also ist es ratsam sich ein grösseres Arsenal zurechtzulegen und je nach Situation die Waffe zu wechseln.
Ähnlich ist es mit den Rüstungen. Der maximale Verteidigungswert ist bei allen Rüstungen ähnlich, viel wichtiger sind die Skills, die vollständige Sets mit sich bringen. Gemeinerweise sind es aber meistens die Sets eines Monsters, die gegen eben dieses Monster am besten funktionieren. Improvisieren kann man mithilfe der Slots in den Waffen und Rüstungen, in denen man sich Dekorationen einsetzen kann, die Skillpunkte geben.
Der Skillbaum funktioniert hier allerdings etwas anders als bei anderen Spielen. Wenn man hier 5 Skillpunkte auf den Skill "Stun" zusammenbastelt ist das noch kein Skill. Erst bei 10 Punkten erhält man einen Skill, der den Zeitraum für den man betäubt ist halbiert, bei 15 wird der Effekt komplett negiert. Das funktioniert aber auch andersherum. Hat dieser Skill -10 Punkte (als Nebeneffekt anderer Skills), dann wird der Zeitraum für den man betäubt ist verdoppelt. Auch hier funktioniert das aber wie beim positiven Effekt, bringt man diesen Wert mittels Dekorationen auf -9 verschwindet der Negativskill komplett.
Die Waffen im Spiel spielen sich alle komplett anders und man sollte sich auf eine, maximal zwei konzentrieren um auch wirklich effektiv zu sein. (Lang- oder Gross-) Schwerter, sowie Axt und Lanze eignen sich um Monstern Teile abzuschneiden (meistens den Schwanz), der Hammer kann leichter Teile der Monster zerstören, wie die oben erwähnte Gobul-Laterne. Die Bowgun ist offensichtlicherweise eine Distanzwaffe.

Ganz alleine gegen riesige Monster? Ich hab Angst...
Im Singleplayer-Modus wird man ab einem bestimmten Punkt im Spiel vom kleinen Cha-Cha begleitet, der einen mit Tänzen unterstützt und minimal gegen Monster kämpft. Wird Cha-Cha besiegt, zieht er sich zurück und regeneriert sich, um einem später wieder helfen zu können. Der grösste Vorteil dieses Partners ist es aber, dass sich die Monster manchmal auf ihn konzentrieren und dem Spieler mehr Öffnungen zum Angreifen bietet.
Das wahre Potential entfaltet das Spiel aber im Online-Modus, in dem man in Gruppen von bis zu vier Spielern gemeinsam Monster jagen kann. Der Singleplayer-Modus ist komplex genug um das Spiel angemessen spielen zu können, aber Online schaltet man ab Rang 31 (Punkte für den Rang gibt es nur im Online-Modus) High Rank Missionen frei, in denen man stärkere Versionen der Monster bekämpft und +Sets schmieden kann, die noch besser sind als die normalen Rüstungen. Ausserdem tauchen drei Monster nur online auf.

Ich hab gehört, das Spiel wurde leichter gemacht als andere Monster Hunter Teile. Wenn das stimmt, dann will ich sie niemals spielen. Niemals.
Die Menüführung funktioniert online wie offline in Echtzeit, kurz einen Heiltrank einwerfen ist nicht, auch das muss geplant werden, also keinesfalls in Panik geraten, auch wenn die HP-Leiste sich leert... und das tut sie schnell. Wer sich seiner Männlichkeit beraubt fühlt, wenn er den Finger ständig am Ausweich-Knopf hält wird stattdessen seines Lebens beraubt.

Grafik:
Monster Hunter Tri dürfte das derzeit bestaussehendste Spiel auf der Wii sein, was bei überdimenaionalen Monster mit butterweichen Animationen gleich doppelt so beeindruckend ist. Einzig im Online-Modus mit vier Spielern kann das Spiel unter leichten Slowdowns leiden und seltenen lag-bedingten Monster-Teleports.

Sound:
Die Jagdgebiete an sich haben gar keine Musik, erst wenn ein grosses Monster euch sieht beginnt dessen Kampftheme, was der Atmosphäre einen kräftigen Schub gibt. Trotzdem wäre eine ruhige, neutrale Musik für Nicht-Kampfphasen schön gewesen. Auch die Schreie der Monster sind sehr passend und tragen zur Atmosphäre bei, ob man will oder schon genug Angst hat.

Fazit:
Wer nicht gerne grindet kann dieses Spiel getrost vergessen. Wer aber gerne ein und dasselbe Monster immer und immer wieder jagt um den einen 2%-Drop zu kriegen wird hier seinen Spass haben, ebenso wie Leute, die lieber Gegner studieren als sie stupide niederzuknüppeln.
Aber Achtung! Wer MMORPGs nicht spielt, weil er nicht süchtig danach werden will muss aufpassen. Meine Spielzeit von 200 Stunden hätte ich wirklich sinnvoller verbringen können und ich hab's auch für's erste wieder satt. Aber irgendwann kommt sicher die Phase, in der man hin und wieder eine Runde Monster Hunter zocken kann, ohne sich fälschlicherweise verpflichtet zu fühlen bis zum Erbrechen weiterzumachen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Yuffie

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Hab das Spiel sicherlich nicht so ausgiebig wie du gespielt, aber es stimmt
schon. Irgendwie macht es süchtig.

Toller Review, den ich so unterschreiben könnte und würde.
 

Rici

Welsh Cat
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Ich kann es leider noch nicht so ganz bestätigen.

Finde den Anfang extrem zäh (obwohl ich mir das eh hab sagen lassen und es solle dann später besser werden). Habs noch nicht wirklich viel gespielt und will daher auch noch keine Bewertung abgeben zu diesem Zeitpunkt - aber bisher hat es mich noch nicht wirklich gepackt.
 
OP
OP
S

Spade

Pollyanna is dead
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Ja, das stimmt. Man wird so ziemlich in's kalte Wasser geworfen und muss erstmal ein Gefühl für diese Welt entwickeln, damit man auch wirklich weiss was der ganze scheinbare Unfug den man aufsammelt überhaupt bringt und wie man Mist A und Mist B kombinieren muss um zomg-Item-C zu kriegen. XD

GameOne sagte so schön, dass das Spiel eigentlich einen erfahrenen Spieler mitgeliefert haben sollte, der einem Neuling erklärt, was eigentlich abgeht. Die wissen doch gar nicht wie wertvoll blaue Pilze sein können. :lol:
 

Adler

Held
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Erstmal entschuldige ich mich schonmal im Vorraus für den späten Kommentar. Ich habe übersehen, dass es ein Review zu dem Spiel gibt. Der häufig erwähnten Einsteigerunfreundlickeit kann ich nur bedingt zustimmen. Was die Steuerung angeht, trifft sie natürlich vollkommen zu. Aber der Rest, dass einem da am Anfang einfach nur wenig erklärt wird, ist von dem Spiel so vorgesehen. Es wird einem nämlich später auch nicht sonderlich viel mehr erklärt. Im Herausfinden, wie man welches Monster besiegen kann und was man zu was kombinieren kann, liegt die Langzeitmotivation vom Spiel. Eigentlich ein ziemlich frustrierendes Konzept, würde man sich nicht mit anderen Spielern austauschen können. Genau genommen bleibt das Konzept frustrierend, da man immer wieder feststellen muss, wie ahnungslos die Mehrheit der Spieler ist. Da hat das Spiel natürlich eine gewisse Schuld dran, da es wirklich wenig erklärt, aber die breite Masse macht auch nicht unbedingt den anschein auch nur zu versuchen von irgendwas etwas zu verstehen. Oft an den genialen Effekten der Rüstungen zu erkennen. Die Missionen im Dorf sind vom Schwierigkeitsgrad her für mein Empfinden sehr human gestaltet. Da ist nicht viel Wissen nötig, da die Monster stark genug abgeschwächt wurden. Vielleicht kommt mir das ganze auch nicht so schlimm vor, weil ich schon Monster Hunter für die Playstation 2 hatte und das vom Prinzip her identisch ist, nur dass dort die Missionen im Dorf um einiges schwieriger sind, da dort die Monster nicht abgeschwächt wurden. Auch an Erklärungen wurde ordentlich gespart, so dass das neue Monster Hunter nicht ungewöhnlich für mich war, abgesehen vom Schwimmen natürlich. Dass man auch beim dritten Teil auf sämtliche Erklärungen verzichtet hat begründe ich dadurch, dass sich die Spielreihe in Japan großer Beliebtheit erfreut und sich dort schon genug Spieler gut mit dem Spiel auskennen. Ich kann mich jedenfalls an keinen zweiten Teil in Europa erinnern, in Japan wird er aber sicherlich erschienen sein und auch dass dort Gebühren fällig werden lässt darauf schließen, dass man dort von Anfang an davon ausging, dass sich das Spiel dort gut verkaufen wird, was sich eigentlich nur auf die Beliebtheit der Serie zurückführen lässt. Das wussten bestimmt viele schon. Trotzdem wollte ich die Erkärung für die wenigen, die es nicht wussten und diesen viel zu langen Beitrag wahrscheinlich nicht lesen werden, unbedingt abgeben, besonders weil sie volkommen unhilfreich ist. Negativ an dem Spiel fallen mir die Steuerung, die teilweise ein bisschen unausbalacierten Gegner, die seltenen Verbindungsverluste und dass oft das Glück über den Ausgang einer Mission entscheidet, auf. Letzteres ist so gemeint, dass man und andere Spieler im Laufe des Spiels viele fast unvermeidbare Tode sammeln, weil sie immer wieder direkt nach dem Aufstehen erwischt werden, wenn sie sich nicht verteidigen können, es sein denn sie haben ihre Waffe schon gezogen und es ist eine, mit der man Angriffe abwehren kann. Da kommt es dann darauf an, ob der Gegner zufällig sein Ziel wechselt oder den falschen Takt hat, was ebenfalls von der in vielen Situationen zufälligen Auswahl seiner Attacke abhängt. Dies ist speziell bei den letzten Gegnern sehr entscheidend, da mit einem Tod die ganzen Bonis vom Essen verschwinden und somit auch häufig keine großen Überlebenschancen mehr bestehen. Mit der Notwenidigkeit zu essen bin ich bei meinem letzten Kritikpunkt angekommen. Die Tatsache, dass ohne es die hinteren Gegner zu schwierig werden und ein Tod schon entscheidend sein kann, macht einfach keinen Sinn, da man beim Ableben schon genug durch die Verminderung der Belohnung bestraft wird. Zudem macht es nicht selten die taktischen Auslegungen der Rüstungen zunichte, da es teilweise die gleichem Bonis liefert, wie es auch die Rüstungen tun. Positiv sind natürlich die Grafik, die Abwechslung, dass man ohne Gebühren zahlen zu müssen mit mehreren Spielern spielen kann und das Kampfsystem. Letzteres ist bei einem solchen Spiel für mich sehr wichtig und da ich es als sehr gelungen empfinde und auch die Spielbarkeit akzeptabel ist, gefällt mir auch das Spiel dementsprechend. Da fällt mir auf, dass ich noch gar nicht das Review gelobt habe. Ich kann alles von Spade nur bestätigen und finde das Review sehr gelungen.
 

Orpheus

Gesperrt
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Habe Monster Hunter Tri letztes Jahr auf'n Nintendo 3DS gezockt und auch wenn es ganz charmant daher kommt, es konnte mich echt nicht fesseln.

Irgendwie fehlt mir die Tiefe Atmosphäre wie die in Dark Souls versprüht wird, auch wenn der Vergleich ein wenig unpassend wirkt.
Nur wenn schon keine Story, dann möchte ich wenigstens dem Spiel die ganze Aufmachung abkaufen und genau das hat Monster Hunter Tri irgendwie nicht geschafft.

Es war so platt von wegen man solle ein Monster besiegen und damit ist alles erzählt.:pein:

Dann doch lieber gefühlte 100 Dungeons und 1000 Tode in einem Dark Souls.
 
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