Rollenspiel Mount&Blade

Doresh

Forenpuschel
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Bevor ich mich gleich an zwei Themenwochen (oder -monate ) versuchen will, gibt es hier einen kleinen Geheimtip:

Mount&Blade

Erinnert ihr euch noch an diese kultigen, offenen Sandbox Spiele wie Sid Meier's Pirates und Elite? Nun, M&B ist im Prinzip genauso, nur mit mittelalterlichen Armeen statt Schiffen sowie Städten und Dörfern statt Inseln bzw. Planeten. Klingt interessant? Ist es auch :D !

Story

Du bist ein unbekannter Niemand auf dem fiktiven Kontinent Calradia. Mach was du willst. Das war's XD !


Hilfe?

Anstatt den Spieler mit einer klischeehaften Story ("Du hast meinen Vater getötet!" ) zu nerven, wird man in M&B aufgefordert, sich seine eigene Geschichte zu kreieren. Es gibt kein Ziel, und auch kein Ende (bzw. kann man sich jederzeit dazu entscheiden, sich zur Ruhe zu setzen ).

Dank fehlender Handlung kommt das Spiel zudem auch ohne dieses stark vereinfachte Moralsystem aus, das in modernen Spielen so gerne auftaucht und einem eh nur die Wahl gibt, entweder der nächste Messiahs oder ein psychopathischer Kinderfresser zu werden.

Eine kleine Besonderheit ist das Setting Calradia, denn es kommt OHNE jegliche Fantasy aus: es gibt weder Magie, noch Drachen oder ähnliche Fabelwesen. Nur pures Mittelalter mit 5 Fraktionen, die alle realen Vorbildern entsprechen:

Nords = Wikinger
Schwadien = Frankreich und Teutonen
Rhodoks = Italien
Vaegir = Russland
Khergit = Mongolen

Alles in allem mal was anderes als ein weiterer Tolkien-Klon ;) !

Gameplay


Und später hab ich heraus gefunden, dass mein Nord-König ebenfalls Ragnar heißt...

Nach der Charaktererschaffung - inklusive schickem Gesichtseditor und "Such dir deine Hintergrundgeschichte aus"-System - startet man mutterseelenallein irgendwo auf der Weltkarte. Was soll man nun werden: Edler Ritter, skrupelloser Bandit oder cleverer Händler? Die Wahl liegt bei dir.


Bock auf Raiden?

Unabhängig vom Spielstil kommt man ganz allein nicht allzu weit, lauern doch überall Räuber und anderes Gesindel. Glücklicherweise kann man in Dörfern und Städten ein paar Krieger anheuern (jede Fraktion hat da ihre Eigenheiten ), um sich vor den Gefahren Calradias zu schützen. Und mit etwas Glück findet man den einen oder anderen Helden, der sich wie der Spielercharakter ausrüsten und verbessern lässt.


Man, sind die Schwerter klein...

Kämpfe laufen in Echtzeit auf einem großen Schlachtfeld ab. Man stürzt sich selbst mitten ins Getümmel und kann seinen Mannen einfache, aber wirkungsvolle Befehle wie "Folgt mir!" oder "Haltet die Stellung!" geben.
Das Kampfsystem selbst hat was von The Elder Scrolls: Je nach Waffentyp kann man auf bis zu vier Arten angreifen (nach links/rechts schwingen, Überkopfschlag und Zustechen ), und man richtet etwas mehr Schaden an wenn man sich zwischen Ausholen und Zuschlagen ein bisschen mehr Zeit lässt. Hinzu kommt der Geschwindigkeitsfaktor, der abhängig von der eigenen Geschwindigkeit und der des Zeils den Schaden weiter modifiziert.
Zur Verteidigung dient der Schild, der jedoch zu Bruch gehen kann. Zweihandwaffenträger müssen dagegen Parieren, was etwas mehr Übung erfordert, da man die Waffe für jeden Schlag neu ausrichten muss (außerdem kann man so natürlich keine Geschosse abwehren ).

Anders als in 99% aller anderen Action-RPGs sind Pferde hier keine optionalen Transportmittel: Berittener Kampf ist das Herz des Kampfsystems. Nicht umsonst waren Ritter die Superwaffe des Mittelalters: Sie sind schnell, schwer zu treffen und können feindliche Infantrie einfach niederreiten.
Will man hier hingegen zu Fuß kämpfen, sollte man auf seine Verbündeten achten, denn allein wird selbst der stärkste Krieger zu Hackfleisch, wenn sich ein halbes Dutzens Feinde auf ihn stürzen.


Welcher Trottel kämpft schon zu Fuß?

Nach wenigen Stunden zocken wunderte ich mich richtig, warum Pferde früher so stiefmütterlich behandelt wurden, denn hier macht das richtig Laune: Lässig an Fußtruppen vorbei und ihnen die Schädel einschlagen wird nie langweilig XD
Zu Ross kann man zudem eine der zerstörerischsten Angriffe des ganzen Spiels einsetzen: Gallopiert man mit einem Speer oder einer Lanze schnell genug, wird diese Waffe automatisch angelegt. Jetzt muss man nur noch das Spitze Ende in etwas Feindliches dirigieren (OHNE die Angriffstaste zu drücken ) und schon richtet man enorme Schäden an: 90% aller Pferde und Soldaten liegen nach einem Treffer auf dem Boden, und selbst nervige Schilde zerbersten mit Leichtigkeit. Lanzenreiter waren also nicht umsonst gefürchtet.


FÜR GONDOR!!

Auch sonst verhalten sich die verschiedenen Waffen ziemlich genau am historischen Vorbild: Stumpfe Waffen sind besser gegen schwer gepanzerte Gegner geeignet als Schnittwaffen. Pfeil und Bogen sind schnell und tödlich, benötigen jedoch einiges an Übung. Die zerstörerischen Armbrüste können auch von Anfängern problemlos eingesetzt werden, sind jedoch ziemlich langsam. Wurfwaffen wiederum haben miese Reichweite und Genauigkeit, richten jedoch enorme Schäden an.

(Und apropos Fernkampfwaffen: In M&B wird die Munition netterweise nach jeder Schlacht kostenlos aufgefüllt :D )

Nach einem erfolgreichen Kampf erhält man Beutestücke und hin und wieder Gefangene sowie jede Menge Erfahrungspunkte. Nicht nur der Spielercharaktere und die Helden profitieren davon, sondern auch die einfachen Soldaten, die mit genug Erfahrung in einem Ogre-Battle-artigen System in eine neue Klasse aufsteigen (ein Nord-Rekrut kann so bis zum Meisterschützen oder Huscarl aufsteigen).


Ein etwas kleiner Trupp, aber das kann noch werden.

Der Spieler selbst und seine Helden können sich ordentlich spezialisieren: Neben diversen Waffengruppen kann man einige Fertigkeiten erlernen, die die eigene Kampfkraft erhöhen oder der ganzen Truppe zugute kommt (etwa durch verbesserte Heilraten oder größere Sichtweite auf der Weltkarte ). Bei letzteren Fertigkeiten sind andere Helden sehr nützlich, da sich so jeder auf eine andere Fertigkeit konzentrieren kann.

Neben richtigen Schlachten kann man sein Können auch auf weniger gefährliche Art und Weise unter Beweis stellen: Auf Übungsplätzen, in Arenen und Turnieren haut man sich Holzwaffen um die Ohren.


Es kann nur einen geben!

Neben Kämpfen kann man natürlich auch Waren an- und verkaufen und diverse Quests erfüllen. Diese wiederholen sich zwar etwas, sind jedoch nicht übel: Nachrichten übermitteln, Schurken zur Strecke bringen, Geisel befreien oder mein Liebling: Dorfbewohner trainieren und mit ihnen gegen Banditen vorgehen.
Zu guter letzt gibt es zu jeder Fraktion einen Thronanwärter, dem man bei seiner geplanten Machtübernahme behilflich sein kann.

Sofern der Spieler das will, kann er versuchen, sich einer der Fraktionen anzuschließen. Mit etwas Glück bekommt man so ein eigenes Lehen - sprich ein heruntergekommenes Dorf, dass man erstmal aufpäppeln muss.
Doch mit großer Kraft folgt große Verantwortung: Als Vasall einer Fraktion muss man immer wieder mit verbündeten Fürsten in den Krieg ziehen, um nach und nach die feindlichen Ländereien zu erobern.


Es mag zwar ein heruntergekommenes Kaff sein, aber es ist MEIN heruntergekommenes Kaff!

M&B bietet einiges an Suchtpotential: Die Kämpfe machen Spaß, und es gibt einiges zu tun - was man dank übersichtlichen Menüs und der hilfreichen Tab-Taste (mit der man schnell zwischen den wichtigen Einrichtungen einer Stadt hin- und herwechseln kann - fast wie bei Persona 4 ;) ).

Seit jedoch gewarnt: M&B ist SCHWER. Die Kampfsteuerung lässt sich zwar leicht erlernen, aber man benötigt selbst mit den höchsten Waffenfertigkeiten einiges an Übung, bevor man zielsicher mit Fernkampfwaffen umgeht und Fußtruppen regelmäßig im Vorbeireiten trifft. Zudem erhöhen sich die HP derart langsam, dass man praktisch IMMER durch ein, zwei unglückliche Treffer zu Boden gehen kann (okay, standardmäßig kann man fast viermal soviel aushalten, aber ich bevorzuge gleichen Schaden für alle XD ! ). God-of-War- und Halo-Kiddies sollten also aufpassen :p !
Aber zumindest können weder der Spieler noch die Helden wirklich sterben. Das schließt jedoch auch feindliche Fürsten mit ein, die man zumindest ne Weile einsperren kann.

Wer sich jedoch erst einmal eingespielt hat, wird mit einer erfrischend-realistischen Mittelalter-Simulation belohnt, an der man lange Freude hat.

Eines geht mir jedoch tierisch auf den Keks: Rinder. Sie sind zwar sehr praktisch (Rinder billig kaufen und das Fleisch dann für viel Geld in Städten verkaufen ist seeehr lukrativ ), aber sie sind merkwürdig implementiert: Es gibt für sie keinen Eintrag ins Dorfmenü, sondern man muss extra durch das Kaff latschen und den Dorfältesten darauf ansprechen. Die Rinder erscheinen dann jedoch nicht im Inventar, sondern man muss sie auf der Weltkarte umherscheuchen - und manchmal drehen die Viecher einfach durch und kommen total vom Kurs ab :pein:

Grafik

Leider etwas veraltet, aber es sieht immer noch schick aus: Tote kullern nach bester Ragdoll-Manier vom Sattel (oder einen Hügel herunter ), und es gibt eine große Vielfalt an Städten und Dörfern zum Schlendern. Leider sind die etwas leblos, da alle generischen Bewohner das gleiche zu sagen haben, aber damit kann man leben.


Idyllisch...

Natürlich ist auch jedes Ausrüstungsstück (wie Rüstung, Pfeile und Reservewaffen ) auf dem Körper des Charakters sichtbar - was sogar einige Spieleffekte haben kann: Nicht ausgerüstete Schilde ruhen auf dem Rücken und bieten so einen leichten Schutz gegen Angriffe von hinten. Sehr nützlich, weil sogar Zweihandkämpfer davon profitieren.

Sound

Das Spiel wird von einigen klasse Musiknummern untermalt. Hinzu kommen schön realistische Kampfgeräusche (wie "Axt gegen Schild" oder "Axt gegen weiches Fleisch") und sehr seltene, aber herrlich witzige englische Sprachausgabe, die mich ein wenig an Arnie erinnert XD


Get to da choppa!

Mount&Blade: Warband



Offiziell ein Stand-Alone Addon, aber eigentlich mehr wie ein Enhanced Remake: Neben deutlich aufpolierter Grafik, neuer Weltkarte und einer neuen Fraktion (dem Sarranid Sultanat ) gibt es zahlreiche, mehr oder weniger große Gameplay-Verbesserungen. So gibt es endlich einen Multiplayer-Modus, und man
kann sogar ein eigenes Königreich gründen!
Wer also nicht wie ich einen völlig veralteten PC hat, sollte sich diese verbesserte Version reinziehen ;) !

Fazit

Wer schon immer einen herausfordernden Mittelalter-Simulator für Gentlemen gesucht hat, wird hier fündig. Ein kleines, unscheinbares Entwicklerteam aus der Türkei zeigt den Großkonzernen, was Spielspaß nochmal bedeutet ;) !


Und egal welche Version man nun kauft: für beides gibt es eine ziemlich aktive Community (erste Mods gab es bereits für die BETA-Versionen! )

Käufer von Vanilla-M&B sollten jedoch aufpassen: zumindest bei meiner Version gab es einen ärgerlichen Copy-and-Paste-Fehler in der Übersetzung, der es manchmal unmöglich machte, die Position eines Fürsten zu erfragen.
Um dieses Problem zu vermeiden gibt es eine neue Kategorie:

Onkel Doreshs Bugfix-Ecke

Schritt 1: Öffne die Datei "quick_strings.csv" (zu finden unter "Mount&Blade\Modules\Native\languages\de\" ). Benutzt dabei nach möglichkeiten den einfachen Texteditor, um seltsame Formatierungsfehler zu vermeiden.

Schritt 2: Suche nach "qstr_{s2}_{reg3?was:is}_i"|"{s2} {reg3?war:ist} in der Wildnis und {reg3?: im Moment} wohl in der Nähe von {s4}."

Schritt 3: Ersetze das letzte {s4} mit {s3}

Und schon steht ihr nichtmehr im Regen, wenn ihr jemanden sucht ;) !
 
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