Simulation Romance of the Three Kingdoms XI (PC, PS2, Wii)

Doresh

Forenpuschel
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Willkommen zu einer weiteren Videospiel-Adaption der berühmten Erzählung der Drei Reiche!

Dieses Mal nehme ich mir den bislang letzten Teil des Großvaters der Drei-Reiche-Videospiele vor. Koeis Flagschiff-Reihe, die bereits in der Amiga-Ära begann und gegen die alle anderen Ableger bloße Spin-offs sind:

Romance of the Three Kingdoms XI



Erscheinungstermine

Hierzulande ist nur die PC-Version aus dem Jahre 2008 erschienen. Die Wii-Version ist sogar streng Japan-only, aber zumindest der ein oder andere Vorgänger hat es hier auf die PS2 geschafft.

Story

Wie immer einen Blick
hier drauf werfen!

Gameplay

Hier könnte sich RTKXI (um es mal abzukürzen ) nicht stärker von seinem hierzulande wesentlich bekannteren Spin-off unterscheiden: Während Dynasty Warriors pures Hack-and-Slash mit reichlich Kanonenfutter ist, handelt es sich bei RTKXI um historische Kriegssimulation.

(Und als nächstes stellt sich heraus, dass die Sims nur ein Spin-off von Rapelay sind, was XD ? )

RTKXI ist in verschiedene Szenarios aufgeteilt, die bestimmte Zeitabschnitte in der Geschichte der Drei Reiche repräsentieren (Aufstand der Gelben Turbane, Die Schreckensherrschaft des Dong Zhou, die Anfänge der Drei Reiche usw. ). Zusätzlich gibt es ein paar fiktive Szenarien, in der etwa die größten Helden und Schurken um die Herrschaft Chinas kämpfen.




Der kaiserliche Halbbruder He Jin hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Hauptstadt Lou Yang vor der Bedrohung durch die Gelben Turbane zu beschützen.

Nach der Wahl des Szenarios kann man diverse Einstellungen vornehmen und natürlich seine Fraktion auswählen. Je nach Szenario kann eine Fraktion eines der Drei Reiche oder auch einfach nur ein größerer Provinzfürst sein.
Wem die Auswahl der Fraktionen nicht gefällt, kann auch eine eigene kreieren: Das Spiel erlaubt über 100 selbsterstellte Offiziere, mit denen man seine eigene Dynastie ins Leben rufen kann.

Sämtliche Spiele finden auf der gleichen, riesigen Karte Chinas statt. Je nach Wahl des Szenarios variiert die Besitzverteilung jedoch enorm, wodurch für Abwechslung gesorgt ist.

Die Karte selbst ist in mehrere Quadrate aufgeteilt, wobei jede zweite Reihe verschoben ist. Dadurch erlaubt RTKXI die gleichen taktischen Bewegungsmöglichkeiten wie auf Hexfeldern, ohne diese wunderlichen Sechsecke benutzen zu müssen. Clever ;) !

Das Spiel verläuft - natürlich - rundenbasiert, wobei eine Runde für 10 Tage stehen. In dieser Zeit verwaltet man seine Städte, verhandelt mit anderen Fraktionen und baut eine schlagkräftige Armee auf.




Angeführt von Cao Cao und Yuan Shao macht sich die kaiserliche Armee auf, eine Stadt von den Aufständischen zu befreien.

Der wohl wichtigste Faktor im Spiel sind die Offiziere. Egal ob man ein Gebäude errichten, Truppen ausbilden oder in die Schlacht ziehen möchte, man braucht immer mindestens einen Offizier, dem man diese Aufgabe zuweisen kann. Dabei gibt es neben den großen Helden der Drei Reiche auch weniger bekannte Gesichter, die natürlich auch wichtig sind.
Die einzelnen Offiziere unterscheiden sich durch ihre unterschiedlichen Werte (einige sind bessere Statthalter, andere geben gute Diplomaten ab, und wieder andere führen am liebsten Soldaten in die Schlacht ) und Begabungen mit den verschiedenen Waffentypen ihrer Soldaten (mehr dazu später ). Zusätzlich besitzen viele Offiziere ein passives Talent, dass ihnen in Kampfsituationen oder der Städteverwaltung besondere Boni verleiht. Dieser reicht von erhöhtem Einkommen bis hin zu einer Ausweichchance gegen Nahkampf-Angrife.
Wer sich mit der Romanvorlage auskennt weiß, dass man seine Offiziere immer bei Laune halten sollte. Denn nur ein glücklicher Offizier ist auch ein loyaler Offizier!

Ein weiterer wichtiger Faktor sind die Aktionspunkte (kurz AP ): Diese "Währung" wird für fast alle Aktionen und Befehle im Spiel verbraucht und beschränkt dadurch, was man innerhalb einer Runde alles machen kann. Riesige, halb China umspannende Reiche haben es so schwer, all ihre Städte zu verwalten. Glücklicherweise kann man sein Reich jederzeit in Distrikte aufteilen, die von einem KI-gesteuerten Vizekönig regiert werden. Dadurch verliert man zwar die direkte Kontrolle über einige Städte und Offiziere, aber so kann man sich wieder aufs Wesentliche konzentrieren und seine AP gezielter verteilen.

Städeverwaltung ist relativ einfach, weil das Spiel sich überwiegend auf den Kriegsaspekt konzentriert. So dient etwa die produzierte Nahrung ausschließlich der Versorgung der eigenen Truppen.

Jeder Stadt sind mehr oder weniger Bauflächen zugewiesen, die man mit Minen, Farmen, Kasernen, Schmieden und anderem Kram füllt. Ansonsten muss man nur drauf achten, regelmäßig in der Stadt für Ordnung zu sorgen, weil sich sonst Banditen auftauchen könnten.

Bevor man eine Armee ausheben kann, benötigt man erst ausreichend Waffen eines Typs. Okay, man könnte sie auch einfach so losschicken, aber die so mit kostenlosen Schwertern ausgestatteten Soldaten sind die schlechtesten im Spiel, sind also nicht zu empfehlen.
Die Bewaffnung im Spiel folgt einem einfachen Schere-Stein-Papier-Prinzip: Speere haben einen Vorteil gegenüber Pferden, Pferde haben einen gegenüber Piken, und Piken wiederum haben Vorteile im Kampf gegen Speere (und ALLE haben einen Vorteil gegen Schwerter ). Daneben gibt es noch Armbrüste (oder sind es Bögen? Bin mir da nie so sicher :D ). Armeen mit dieser Fernkampfwaffen stehen außerhalb dieses Dreiecks, haben also keinen besonderen Vor- oder Nachteil im Nahkampf. Dafür verfügen sie jedoch über einen Fernkampfangriff, der ihnen Angriffe ohne Furcht vor eigenen Verlusten ermöglicht.
Jede Armee wird von einem Offizier angeführt. Dessen Werte und seine Kenntnis der Bewaffnung seiner Truppen (vielle Offiziere führen bestimmte Soldatentypen besser in die Schlacht als andere ) bestimmen die Kampfwerte der Armee.
Zusätzlich kann man dem Offizier noch zwei Unteroffiziere zur Seite stellen. Diese können niedrige Werte des Offiziers ausgleichen und die Armee mit ihren Talenten unterstützen.
Schlussendlich hängt die maximale Größe einer Armee von der verfügbaren Bewaffnung und dem Rang des Offiziers an (so kann etwa der Fraktionsherrscher deutlich mehr Truppen in die Schlacht führen als ein simpler Statthalter ).

In einem einfachen Kampf stoßen zwei verfeindete Armeen aufeinander. Je nach Bewaffnung und Kampfwerte erleidet man mehr oder weniger Verluste als der Gegner. Verfügt man über benachbarte Armeen, kann man sie alle zusammen angreifen lassen. Dadurch erleidet nur jene Armee Verluste, die den gemeinsamen Angriff eingeleitet hat.
Zusätzlich zu diesen simplen Aktionen gibt es zwei zusätzliche Möglichkeiten, den Gegner auszuschalten: Taktiken und Strategien.
Taktiken sind die Spezialattacken einer Armee. Für jeden Waffentyp (ausgenommen Schwerter ) gibt es 3 davon. Je besser ein Offizier sich mit einem Waffentyp auskennt, umso mehr Taktiken stehen zur Verfügung. Taktiken verbessern nicht nur die Kampfwerte, sondern haben interessante Zusatzeffekte: So können Speerträger Feinde wegstoßen, Piken können mehrere Gegner auf einmal angreifen, Kavallerie reitet einfach durch den Feind durch und Armbrustschützen können Brandpfeile (oder -Bolzen ) abfeuern.
Strategien sind allgemeine Spezialeffekte, die mit wenigen Ausnahmen (wie der Magier der Gelben Turbane) von allen Offizieren eingesetzt werden können. Zu den Strategien zählen Feuer legen (richtet automatischen Schaden an und kann sich ausbreiten ), Verwirren (macht eine Armee handlungsunfähig ) und Falschinformation (zwingt eine Armee zum Rückzug ).
Mit Taktiken und Srategien kann man eine Schlacht zu seinen Gunsten wenden, allerdings hat ihr Einsatz so seine Tücken: Zum einen gelingen sie - je nach Fähigkeit der teilnehmenden Offiziere - nicht immer (ist bei Taktiken jedoch weniger schlimm, weil man da ja immer noch Schaden anrichtet ), zum anderen verbrauchen sie Willenskraft, die "MP" des Spiels. Da es nicht allzu viele Möglichkeiten gibt, diese Willenskraft wiederherzustellen (etwa indem man Soldaten innerhalb einer Stadt trainiert ), muss man bei längeren Militärkampagnen sehr sparsam damit umgehen.

Auch in Sachen Verteidigung hat das Spiel einiges zu bieten. So werden wichtige Gebirgspässe oft durch Tore verteidigt, die sich wie Städte automatisch verteidigen können. Zusätzlich kann man seine Armeen anweisen, Mauern, Bogenschützentürme (die nerven hier genauso wie in Dynasty Warriors ) und andere Einrichtungen zu errichten. Besonders witzig sind die Fallen (Explosionsfalle oder "Indiana Jones"-Falle ), die durch Feuer oder einen hineingestoßenen Gegner aktiviert werden. Mit etwas Geschick kann man mit ihnen gleich mehrere Gegner anzünden.


Um diese Verteidigungen zu knacken gibt es allerdings Belagerungswaffen (gelten als Waffentyp, wobei man pro Armee nur eine dieser Waffen benötigt ): Rammböcke richten enormen HP-Schaden an, während Belagerungstürme es besonders auf die feindliche Garnison abgesehen haben. Wenn einer dieser Werte 0 erreicht, gilt diese Stadt oder das Tor als erobert.
Belagerungswaffen sind nützlich, haben jedoch auch ihre Nachteile: Feindliche Armeen erleiden keinerlei Verluste, wenn sie Belagerungswaffen angreifen, und der einzige Angriff einer Belagerungswaffe ist eine Taktik und verbraucht daher Willenskraft - ganz abgesehen davon, dass ein Rammbock seine Taktik nicht gegen Armeen einsetzen kann.

Sowohl beim Angriff als auch der Verteidigung spielt das Gelände eine wichtige Rolle. So können weder Armbrustschützen noch Kavallerie ihre Taktiken gegen Gegner in Wäldern einsetzen.


Es mag im Spiel zwar keine Schlachten auf hoher See geben, aber dafür gibt es einige große Flüsse, die wichtigen taktischen Nutzen haben. Hier hat RTKXI zum Glück ein ähnlich nettes Feature wie Rise of Nations: Alle Armeen bekommen ein kostenloses Boot spendiert. Zusätzlich kann man jedoch richtige Schiffe produzieren, die schneller und kampfstärker sind.

Oh, und natürlich darf man bei all dem die Nahrungsreserven einer Armee nicht vergessen...

Zur Auflockerung gibt es in RTKXI zwei Minispiele: Duelle und Debatten.




Yuan Shao fordert den feindliche Heerführer zum Duell heraus!

Duelle kommen zustande, indem man den Offizier einer feindlichen Armee herausfordert. Lehnt er ab, verliert seine Armee Willenskraft, während die eigene ein wenig dazu gewinnt. Nimmt er sie an, beginnt das Duell.
In einem Duell reiten die beiden Offiziere nebeneinander her und schlagen sich Speere oder Hellebarden um die Ohren (wie im Film "Three Kingdoms" ). Diese Kämpfe laufen in Echtzeit, man kann jedoch jederzeit Pausieren und das Kampfverhalten (offensiv, defensiv,...) des Offiziers verändern oder ihn gegen einen Unteroffizier eintauschen.
Während des Kampfes sammeln die Offiziere Energie an, mit denen sie Buffs oder Spezialattacken durchführen können.
Ein Duell endet, sobald ein Offizier besiegt wurde oder die Zeit abgelaufen ist. Wenn der Verlierer Pech hat, wird er gefangen genommen oder gleich getötet, wodurch sich seine komplette Armee auflösen kann.



"Screw the Rules, I have Musou!"

Zu Debatten kann es kommen, wenn man mit anderen Fraktionen verhandelt oder einen neuen Offizier anwerben möchte. Dabei spielen die Kontrahenten nacheinander Karten (Wertekarten in 3 Kategorien - Fakt, Logik und Zeit - sowie Karten mit Spezialeffekten ) aus und versuchen, den Gegner zu schlagen. Dabei müssen sie jedoch achtgeben, ihn nicht zu sehr zu verärgern, da dieser sonst mit einen extremen Vorteil erhält, bis er sich wieder abreagiert.

RTKXI verlangt einen ganzen Haufen Micromanagement: Welcher Offizier soll was machen? Welche Waffen brauche ich? Kommt diese Armee mit dem Standard-Nahrungsvorrat von 200 Tagen aus?
Glücklicherweise hilft einem das Spiel. So werden bei Aktionen in Städten automatisch die 3 Offiziere ausgewählt, die am besten für den Job geeignet sind. Auch Armeen kann man automatisch zusammen stellen lassen. Neben der bereits erwähnten Aufteilung in Distrikte hat man zudem die Möglichkeit, einen Rat mit bis zu 6 Offizieren einzuberufen. Diese geben dann diverse Vorschläge, die man dann bequem Vertiefen und schließlich durchführen lassen kann.

Alles in allem ist RTKXI ein seeehr umfangreicher Zeitvertreib für Hobby-Strategen.

Grafik



Nach dem gewonnenen Duell bleibt nur noch eine Meute der Gelben Turbane übrig. Ein leichtes Spiel für die kaiserlichen Truppen!

Auch die Optik unterscheidet sich sehr stark von Dynasty Warriors: RTKXII verwendet Cel-Shading mit einem leichten Kalligraphie-Look (besonders bei Feuer oder dem schicken Intro hier ). Wie geschaffen für einen Okami-Mod XD !

Jüngere, grafikverwöhnte Spieler dürfte vielleicht stören, dass die Soldaten kleine Pixel-Männchen sind. Mich persönlich erinnert das aber an die klassische Tabletop-Adaption "Warhammer: Dark Omen".

Beim Einsatz von Taktiken oder Fernkampfangriffen gibt es einige ziemlich schicke Special Effects. Und es ist einfach witzig anzusehen, wie Speerkämpfer gegnerische Armeen durch die Gegen schubsen :kicher: !

Zwar haben nur die berühmten Offiziere einzigartige Charaktermodelle (wenn auch aus Dynasty Warriors 4 recycelt ), aber sonst verfügt jeder Offizier über ein schick gezeichnetes Portrait - in manchen Fällen sogar noch ein zweites für eine ältere Version des Offiziers.

In Sachen Design macht RTKXI alles richtig: Es ist übersichtlich, hübsch anzusehen - und eines der stylischsten rundenbasierten Strategiespiele, das ich je gezockt habe :cool: !

Sound
Auch hier sind die Dinge ein klein wenig anders: hier gibt es ausschließlich traditionelle, chinesische Musik. Die auf die Armeen beschränkte Sprachausgabe ist ebenfalls ausschließlich chinesisch. Ist authentischer, so :) !

Extras

Auch hier gibt es eine umfangreiche Enzyklopädie mit Daten zu allen Offizieren und der Geschichte der Drei Reiche. Und wer das Tutorial komplett abschließt - seehr zu empfehlen - schaltet noch ein paar Offiziere aus völlig anderen geschichtlichen Perioden frei. Fragt mich bloß nicht, wer das genau ist. So gut kenn ich mich da auch nicht wieder nicht aus XD !

Fazit


Der elende Dong Zhou ist He Jin in den Rücken gefallen. Kann die kaiserliche Armee einen Zwei-Fronten-Krieg überstehen?

RTKXI ist nicht unbedingt ein Spiel für jedermann: Wer Action und Gemetzel wie in Dynasty Warriors erwartet, wird enttäuscht sein. Hier muss man Runde für Runde schwerwiegende Entscheidungen fällen und dabei eine ganze Reihe von Faktoren beachten. Glücklicherweise tun Handbuch und Tutorial in meinen Augen ihr bestes, um Neulinge an das Spielprinzip zu gewöhnen.

Wer sich auf RTKXI einlässt, wird es bestimmt nicht bereuen: Der andere Blickwinkel der Geschehnisse gegenüber Dynasty Warriors ist erfrischend, die taktischen Möglichkeiten sind zahlreich, die Musik ist episch und es sieht einfach verdammt hübsch aus :cool: !
 
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