Action-Adventure Shadow of the Colossus (PS2)

Doresh

Forenpuschel
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Hier bin ich wieder mit einem nicht-ganz-so-langem Review!

Einleitung


Vier Jahre nach ihrem Meisterwerk Ico beglückten uns Fumito Ueda und seine Kumpanen mit ihrem neuen Werk, Shadow of the Colossus.

Story

In diesem Spiel geht es um den jungen Wander/Wanda/Wasauchimma. Zusammen mit seinem treuen Pferd Agro begibt er sich in ein verbotenes Tal. Die Kräfte des dortigen Tempels sollen in der Lage sein, Tote wieder zum Leben zu erwecken. Und genau das hat er mit der toten Frau in seinen Armen vor.
Doch bevor die körperlose Wesenheit namens Dormin Wanders Wunsch erfüllen kann, müssen die 16 Götzen des Tempels zerstört werden. Für einen Sterblichen ein unmögliches Unterfangen. Doch zu jedem der Götzen gehört ein Koloss, mit dem er sein Schicksal teilt. Und mit Hilfe des Masters... äh, Lichtschwertes, das Wander glücklicherweise mitgenommen hat, könnte es möglich sein, diese zu Fall zu bringen...

In Punkto Geschichtenerzählen hält sich Shadow of the Colossus spürbar zurück. Abgesehen vom Anfang und ganz besonders dem Ende gibt es keine Dialoge. Es wird auch nicht sonderlich viel erklärt. Ueda und Co. wollten eben, dass man sich seine eigenen Gedanken um die Handlung macht. Und genau das macht den Reiz des Spiels aus: Bild und Ton sagen mehr als tausend Worte.


Besonders Wander ist mehr der "Show, don't tell"-Typ. Wir finden nie seine Motivation für das ganze Unterfangen heraus, aber wir kriegen auf jeden Fall mit, dass er entschlossen ist und für sein Ziel sterben würde. Das er kein milchgesichtiger Emo ist macht ihn nur sympathischer.
Und außerdem ist er THE MAN! (um es mal mit Junpeis Worten zu sagen). Er ist nicht nur ein talentierter Bogenschütze, sondern kann sehr gut klettern und mit absoluter Perfektion und Leichtigkeit auf einem wahren Monsterpferd reiten das HÖHER IST ALS ER SELBST. Wenn Link mal krank ist kann er Wander ruhig mal seinen Posten überlassen. Mir täte Ganon jetzt schon leid...:nerv:

Die wahren Stars sind natürlich die Kolosse: RIESIGE Kreaturen, die so ziemlich jeden bisherigen Boss vor Neid erblassen lassen (außer vielleicht Baby Bowser oder der Planet aus Sin & Punishment).
Interessanterweise erfahren wir auch nie so recht, ob das Koloss-Abschlachten etwas Gutes oder Schlechtes ist. Einige Kolosse jedenfalls sind ziemlich friedfertig. Der Vogel-Koloss etwa greift nur an, wenn man ihn provoziert. Und dieser fliegende Schlangen-Koloss wehrt sich den ganzen Kampf über nicht.
Gut, einige sind schon aggressiv, aber ihre Todesszenen sind allesamt tragisch. Immerhin kann man wohl kaum etwas derart riesiges umbringen, ohne das es Folgen hätte...

Als kleiner Bonus ist dieses Spiel ein Prequel zu Ico, aber man verpasst nichts, wenn man den Vorgänger nicht kennt.

Gameplay

Shadow of the Colossus ist im Prinzip eine Liebeserklärung an Bosskämpfe, denn genau das ist alles, was man im Spiel tut. Es gibt keine normalen Gegner. Keine Sidequests. Keine Städte und erst recht keine NPCs. Nur ein 16-teiliger Boss Rush Mode. Und der macht verdammt Spaß :cool: !

Bevor man mit dem aktuellen Koloss kämpfen kann, muss man ihn natürlich erst im riesigen Tal aufspüren. Dazu kann Wander sein Schwert in die Höhe halten. Die gebündelten Lichtstrahlen weisen ihm daraufhin den Weg. Beim Koloss angekommen kann er auf ähnliche Weise die Schwachstellen lokalisieren. Anschließend muss er "nur" zu besagten Schwachstellen hinkommen und mit seinem Schwert zustechen (ähnlich wie in SoM ist es am Besten, wenn man sein Schwert vorher auflädt), bis der Koloss erlegt ist oder er sich eine neue Schwachstelle suchen muss.


Helden sind eine Hauptursache für Migräne.

Natürlich ist das einfacher gesagt als getan. Meist muss man erst einmal auf den Koloss drauf kommen, was gar nicht so leicht ist...

Jeder Koloss ist mehr eine Art Puzzle als richtiger Gegner. Man muss sein Verhalten und die nahe Umgebung studieren, um einen Weg zu den Schwachstellen zu finden. Und natürlich muss man darauf achten, dass man nicht zertreten wird.
Ist man schließlich auf dem Koloss drauf wird es erst so richtig interessant, denn er wird natürlich versuchen wollen, Wander runter zu schütteln. Wichtig ist hier das Ausdauer-Management, denn Wander kann nur eine begrenzte Zeit klettern oder sich festhalten. Man muss also sichere Stellen zum Ausruhen finden, möchte man die Klettertour nicht wiederholen.

Die übrige Landschaft ist für das Spiel nicht so wichtig. Es gibt verschiedene Speicherstellen (die ich allerdings nie brauchte). Wer genau aufpasst, kann jedoch Obst (erhöht maximale Lebensenergie) und weißschwänzige Eidechsen (erhöht die Ausdauer) aufspüren, die sehr nützlich sind, wenn man gerade Probleme mit den Kolossen hat.

Die Bedienung verläuft relativ problemlos. Find es allerdings seltsam, dass die Pferd-Rufen-Taste ausgerechnet X ist, die klassische Sprungtaste (die ist hier Dreieck). Fürs Reiten braucht man etwas eingewöhnung, weil das etwas realistischer ist als in vielen anderen Spielen (man kann Agro also nicht einfach so wie Wander steuern).
Mit ein bisschen Herumprobieren findet man zudem mehr oder weniger nützliche Tricks. So kann sich Wander seitlich an Agro baumeln lassen oder im Sprung mit voller Wucht zustechen (was deutlich schneller ist aus das Aufladen). Bei letzterem sollte man allerdings aufpassen, dass man nicht vom Koloss runterspringt.

Mein größter Kritikpunkt wäre wohl Wanders Reaktion auf Treffer. Okay, erlittener Schaden heilt hier von allein, aber bei direkten Treffern braucht Wander EWIG, bis er überhaupt mit dem aufstehen anfängt. Kein Knopf scheint das irgendwie beschleunigen zu können.
Vielleicht soll das so realistischer sein, aber dadurch wird gerade der kleinste Koloss zum nervigsten: Wander braucht exakt so viel Zeit zum Aufstehen, wie dieser Koloss braucht, um wieder Anzugreifen...
Und meist gibt es für jeden Koloss nur einen Weg, ihn zur Strecke zu bringen. Allerdings können findige Spieler durchaus alternative Routen entdecken, die so vielleicht nicht von den Entwicklern vorgesehen waren.

Aber ansonsten bietet Shadow of the Colossus clevere sowie packende Kämpfe von wahrhaft EPISCHEN Ausmaßen.

Grafik

Shadow of the Colossus ist ein wahrer Augenschmaus. Die Kolosse sind wahrhaft atemberaubend und die Landschaft wunderschön. Alles ist liebevoll modelliert und animiert worden. Das es zudem auf FMVs verzichtet kann man also Kojima-artiges Gimmick die Kamera während den Zwischensequenzen bewegen und manchmal sogar noch Wander selbst.

Das ist eigentlich alles, was ich über die Grafik in Worte fassen kann. Seht selbst:


OMG! Legend of Zelda!

Sound

Die Musikuntermalung ist wirklich genial: Während man durch das Tal reitet ertönt keinerlei Musik. Man hört nur Agros Hufe und die allgemeinen Umgebungsgeräusche.
Kommt man dem Koloss näher, erklingen die ersten Instrumente, um Spannung aufzubauen. Im Kampf legt das Orchester dann richtig los. Und Klettert Wander schließlich auf dem Koloss hoch, donnert eine epische Ballade los, die man so schnell nicht mehr vergisst!

Anders ausgedrückt:
IT'S... OVER... NINE... THOUSAND!!!

Hat man den Koloss schließlich bezwungen, beendet das Orchester den Kampf mit einem traurigen Requiem...

(zugegeben, die Final Fantasy Siegeshymne wäre sehr witzig an diesen Stellen XD )

Sonstiges

Shadow of the Colossus ist wie Okami Übersetzers Liebling, denn die Sprache in diesem Spiel ist reinstes Gibberish aus einem rückwärts ausgesprochenem lateinisch/japanisch-Mix, der keinen Sinn ergibt.

Was ich daraus gelernt habe: Unseren westlichen Publishern ist die Sprache im Spiel egal, solange es keine dieser teuflischen Sprachen aus dem bösen Osten ist...:nerv:

Fazit

Shadow of the Colossus ist wirklich das epischste Spiel, dass ich je gezockt habe. Die ganze Präsentation und Musikunermalung stellt alles je dagewesene in den Schatten. Und wenn man ein Spiel sucht, bei dem man auch gerne nur jemandem zuguckt statt selbst zu spielen, dann sollte es dieses hier sein. Man könnte nämlich ganz leicht eine erfolgreiche Filmadaption kreieren, in dem man einfach ein Playthrough auf die Kinoleinwand projeziert :D !

Einen kleinen Haken hat Shadow of the Colossus schon: Es ist recht kurz. Ich brauchte nur ca. 10 Stunden für alle Kolosse. Aber glücklicherweise gibt es ja ein New Game+, in dem man in einem Time Attack Modus um neue Ausrüstungsgegenstände spielen kann (davor hat man nur Schwert und Bogen). Und es gibt natürlich immer noch einen höheren Schwierigkeitsgrad...
 
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Gute Review zu einer meiner All-Time-Faves
(Eher wunderlich, das es davon noch keine Review gab? O_ô)

Nur bin ich nicht mit deinem *öhm* Hass gegen die "Größenrelationen" einverstanden. Hast du schon mal nen echtes Pferd gesehen? Die (besonders die Rasse, nach der Agro designed wurde) sind nun mal nicht schulterhoch wie ein 16-jähriger Hänfling...
(Denn wirklich 'erwachsen' sieht Wander ja nicht aus)
Und gerade der Größenunterschied gehört einfach zu dem Realismus dieses Spiels dazu, genau so, wie das man erstmal 10 sec. platt auf dem Boden liegt, wenn man von so nem laufenden Haus runterfällt.
Genau so genial finde ich die Darstellung, wenn er wie ein Schluck Wasser an Agros Sattel oder einem Kliff hängt - genau so wie sein Umgang mit dem Schwert
(Nicht wie Link, der alte Stinker, der grundsätzlich das Schwert sofort immer perfekt beherrscht)

Auch, das man größte Teile der Hintergrundstory im Dunkeln lässt (Ist die junge Frau nun seine Freundin? Seine Schwester? - Wer ist Wander eigentlich? Einfach ein Jüngling/Abenteurer? Oder gar ein Prinz? Woher hat er so ein magisches Schwert?...) finde ich wunderbar, da es so einfach passt, das man den Focus im gesamten Spiel eigentlich nur auf die Kolosse hat.
 

Ashura

Amazone und Meridian Child
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Gute Review zu einer meiner All-Time-Faves
(Eher wunderlich, das es davon noch keine Review gab? O_ô)
Seh´ich auch so...auch einer meiner ganz persöhnlichen Favoriten. Gerade weil es noch soviele Geheimnisse in der Story gibt, im Gegensatz zu FF7 wo ja nun wirklich jede Phase des Lebens beinahe jedes blöden NPCs genau durchleuchtet ist.
 

Fishy

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FF7 und Shadow of the Colossus sind aber zwei komplett unterschiedliche spiele mit einer anderen wertauslegung bezüglich der story ;)
 

Orpheus

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Schönes Spiel genauso wie ICO, aber meiner Meinung nach von den meisten überbewertet.
Klar ist SotC sehr gut, aber nach all der Lobhudelei habe ich ein wenig mehr erwartet, doch enttäuscht war ich trotzdem nicht.
Bei Okami und Killer7 war es komischerweise genau umgekehrt.


 
OP
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Doresh

Doresh

Forenpuschel
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Schönes Spiel genauso wie ICO, aber meiner Meinung nach von den meisten überbewertet.
Klar ist SotC sehr gut, aber nach all der Lobhudelei habe ich ein wenig mehr erwartet, doch enttäuscht war ich trotzdem nicht.
Bei Okami und Killer7 war es komischerweise genau umgekehrt.
Bei mir wars mit Okami ähnlich. Allerdings habe ich viel erwartet und noch mehr bekommen :lol: !

SotC mag zwar recht kurz sein, aber ich war für diese Zeit hervorragend unterhalten. Außerdem haben heutzutage praktisch ALLE Nicht-RPGs eine Spielzeit von ca. 10 Stunden. SotC war seiner Zeit also weit voraus XD !
 
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