Strategie Sins of a Solar Empire

Doresh

Forenpuschel
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Nach dem großen Erfolg von Galactic Civilization 2 legte Stardock nach und spendierte uns 2008 ein weiteres DRM-freies Science-Fiction-Spiel:

Sins of a Solar Empire



(Okay, der Entwickler ist diesmal Ironclad Games und nicht Stardock selbst, aber was solls XD )

Story

Die Menschen, versammelt unter der "Trader Emergency Coalition" (kurz "TEC" ), führt einen erbitterten Verteidigungskrieg gegen die außerirdischen Vasari. Nach mehreren Jahren Krieg gesellt sich eine 3. Fraktion in den Konflikt: die Advent, eine pseudoreligiöse Sekte mit kollektivem Bewusstsein, die vor langer Zeit von der restlichen Menschheit verstoßen wurde...

Das Intro dieses Spiels dient nur dazu, die allgemeine Rahmenhandlung des Spiels zu erläutern. Es gibt sonst nämlich keinerlei weitere Handlung, zumal es keine Kampagne gibt. Warum das so ist? Nun...

Gameplay

Sins of the Solar Empire versteht sich als Echtzeit-Strategiespiel mit ein bisschen 4X-Gameplay (bekannt aus (Galactic) Civilization ). Ist also ein wenig wie Rise of Natiosn... IN SPAAAAACE :D !

Daher gibt es keinen Kampagnen-Modus: Der einzig vorhandene Spieltyp ist ein Sandbox-Modus, indem man allein oder übers Internet mit anderen auf einer Zufallskarte oder einem vorgegebenen (oder selbst erstellten ) Szenario spielt.

Eine Spielpartie findet auf einem oder mehreren Sonnensystemen statt, die voller Planeten, Asteroiden, Wurmlöcher und anderer Phänomenen sind. Miteinander benachbarte Himmelskörper (sind mit einer Linie verbunden ) lassen sich dabei per Phasensprung bereisen.
Dank der extremen Zoom-Funktion des Spiels hat man die komplette Karte jederzeit im Blick, kann sich jedoch auch selbst das kleinste Schiff genau ansehen.


Der Weltraum, unendliche Weiten...

Im Aufbau-Part des Spiels kolonisiert man Planeten, zapft die umliegenden Asteroiden für Metalle und Kristalle and und baut diverse Weltraum-Strukturen wie Werften, Handelsposten oder Geschütze. Netterweise muss man die (automatisch und kostenlos hergestellten ) Baueinheiten nicht selbst steuern, sondern kann einfach den jeweiligen Planeten anklicken und einen Baubefehl erteilen.
Wie bei einem typischen 4X-Spiel gibt es einen Technologiebaum, indem man diverse Einheiten und Strukturen freischaltet oder aufmotzt und einige einzigartige Boni und Eigenschaften erlernt.

Wie für Echtzeit-Strategiespiele üblich ist der Diplomatie-Teil des Spiels eher klein geraten. Es geht meist vielmehr darum, den Gegner mit seinen Team-Kameraden zu Weltraumschrott zu verarbeiten. Dies erreicht man üblicherweise mit Hilfe einer schicken Flotte.


Die 2. Vasari-Flotte macht sich bereit für eine Invasion. Doch was ist das da am Horizont?

Kampfeinheiten lassen sich in 4 Kategorien einteilen:

Kampfflieger:
Eingeteilt in Jäger und Bomber sorgen diese kleinen Nervensägen für blitzschnelle Nadelstich-Angriffe. Werden in bestimmten anderen Schiffen und Strukturen hergestellt und untergebracht und sind völlig kostenlos.

Fregatten: Die Standardschiffe jeder Flotte. Vom generischen Kampfschiff bis hin zu spezialisierten Belagerungsschiff ist alles vertreten.

Kreuzer: Bestehen zum größten Teil aus Unterstützungsschiffen, die man vorwiegend für ihre besonderen Fähigkeiten baut (wie Hangarplätze oder Buffs). Unter ihnen gibt es jedoch auch sehr effektive Kampfschiffe.

Großkampfschiffe: Die "Helden-Einheiten" des Spiels: durch Training oder direkte Kampferfahrung leveln sie auf und erlernen praktische Fähigkeiten. Zudem kriegt jeder Großkampfschiff-Typ früher oder später Hangarplätze für Jäger und Bomber. Großkampfschiffe haben jedoch auch ihre Nachteile: sie sind teuer, begrenzt verfügbar (gibt ein eigenes Einheitenlimit für sie) und nicht gerade schnell.


IT'S A TRAP! Die TEC-Flotte ist an uns vorbeigerauscht und greift UNS an!

Mit diesen Schiffen "hüpft" man dann von Planet zu Planet, beschützt verwundbare Welten und erobert die gegnerischen.
Zu Zwecken der Bequemlichkeit kann man seine Schiffe in Flotten zusammenfassen. Das hat den Vorteil, dass sich neu gebaute Schiffe automatisch der nächsten Flotte anschließen, die sich in der gleichen Welt wie der Wegpunkt des Schiffs befindet.
Für noch weniger Mikromanagement kann man viele Fähigkeiten automatisch einsetzen lassen. Theoretisch könnte man sich so gar nicht groß um tobende Schlachten kümmern (es kommt meist eher auf die Auswahl der Schiffe vor als deren Aktionen während der Schlacht an), aber zum einen kann man mit etwas Geschick den Kampf zu seinen Gunsten wenden, und zum anderen ist es einfach zu spaßig, voll ins Getümmel zu zoomen XD .


Die 1. Flotte ist endlich erschienen, um die stark dezimierte 2. Flotte zu unterstützen. Kann sie das Kampfgeschick noch wenden?

Sollte es vor allem auf großen Karten mal an Übersichtlichkeit mangeln, gibt es zwei Lösungen: So gibt es auf der linken Bildschirmseite ausklappbare Reiter für alle eigenen Planeten und Flotten, zum anderen erscheinen hilfreiche Balken um Planeten, wenn man weit genug rauszoomt. Anhand dieser Planeten kann man die Zahl der Strukturen sowie eigener und fremder Schiffe beurteilen. Mit einem einzigen Klick auf den "Eigene Schiffe"-Balken kann man sogar sämtliche Schiffe eines Planete auf einmal anwählen. Schick!

Die 3 Fraktionen des Spiels teilen sich zwar ähnliche Schiffstypen, haben aber doch so ihre Eigenheiten.

TEC: Die Standard-Fraktion mit Fokus auf schwere Panzerung und konventionellen Projektilwaffen. Ihre Superwaffe ist ein nuklearer Sprengkopf, der einen ganzen Planeten in die Luft jagt.

Advent: Ihre hochmodernen und schicken Schiffe halten ohne ihre Schilde nicht allzu viel aus. Ihre Superwaffe ist ein Gehirnwäsche-Strahler, mit der man die Bevölkerung eines feindlichen Planeten zur Rebellion zwingt.

Vasari: Die Protoss des Spiels haben teure, aber effiziente Einheiten. Ihre Superwaffe ist eine EMP-Kanone, mit der man einen Planeten und die umliegenden Schiffe vorübergehend ausschaltet. Als Bonus können sie zudem Phasen-Stabilisatoren bauen, die Planeten innerhalb eines Sonnensystems direkt verbinden, wodurch man die dazwischen liegenden Planeten einfach umgeht.


Das feindliche Schlachtschiff ist bezwungen, doch unser Mutterschiff ist verloren!

Eine Art 4. Fraktion (die schildlose, modifizierte TEC-Schiffe verwendet ) sind die Piraten ("Yarr" :cool: ! ) - eine der interessantesten Gameplay-Aspekte des Spiels: Spieler können Kopfgelder auf andere Spieler verteilen. In regelmäßigen Abständen ziehen dann die Piraten los und greifen den Spieler mit dem höchsten Kopfgeld an. Je höher der Betrag, desto stärker ist die Piratenflotte.
Diese Kopfgeld-Vergabe geschieht völlig anonym und kann schon mal unter eine Art Kalten Krieg zwischen eigentlich befreundeten Spielern führen. Besonders brenzlig ich die Situation kurz vor dem nächsten Raubzug, wo sich alle Spieler hektisch mit Kopfgeldern überbieten.

Grafik


Nur noch 2 Schiffe übrig? Heute ist ein guter Tag zum Sterben!

Das Intro des Spiels kommt relativ schlicht daher: Ein Flash-Filmchen mit schicken Zeichnungen und wenig Animationen.
Das eigentlich Spiel weiß jedoch zu überzeugen: in den höheren Zoomstufen werden Schiffe und Strukturen als leicht zu unterscheidende 2D-Symbole dargestellt, in den niedrigeren kann man die tollen Designs in ihrer ganzen Pracht bewundern.
Kämpfe sind natürlich ein richtiges Highlight: Dutzende Schiffe beharken sich mit den verschiedensten Waffen und explodieren auf spektakuläre Weise. Und nach einer richtig deftigen Kampf sieht der Raum um einen Planeten schonmal wie eine Müllhalde aus...

Sound

Die Musik ist schön episch, und die Sprachausgabe ist nicht übel. Besonders die Vasari habens mir da angetan XD !

Add-ons

Mittlerweile sind für Sins of a Solar Empire 2 Mini-Erweiterungen veröffentlicht worden:

Entrenchment

Diese Erweiterung balanciert den Spielstil aus: Vorher konnte man zwar Geschütze und Hangars errichten, aber gegen eine richtige Invasionsflotte waren diese Verteidigungsmaßnahmen meist nicht ausreichend, sofern keine eigene Flotte rechtzeitig zur Rettung nahen kann. Dadurch ergab sich eine eher offensive Spielweise.
Als Lösung für dieses Problem gibt es neue Upgrades und riesige Sternenbasen, die mit ihren Zahlreichen Modulen quasi die "Helden" unter den Verteidigungsstrukturen darstellen (auch wenn sie keine Erfahrung sammeln müssen).

Diplomacy

Wie der Name schon sagt, wird hier der Diplomatie-Part erweitert. So sind nun Diplomatie-Siege möglich, und man durch eine friedliche Spielweise Boni erhalten. Neu ist zudem ein Missions-System: Spieler können sich untereinander Missionen stellen wie "Erobere Planeten X", "Zerstöre Y zivile Strukturen" oder "Gib mit Z Credits". Durch das erfüllen dieser Missionen kann man das Verhältnis untereinander verbessern.

Fazit


Sieg! Der Feind zieht sich zurück!

Sins of a Solar Empire verbindet gute Übersichtlichkeit mit einer Liebe fürs Detail. Blitzschnell kann man sein Sonnensystem umspannendes Imperium managen oder epische Schlachten hautnah miterleben.
Das Gameplay ist hervorragend. Mit 3 Fraktionen und unterschiedlichen Großkampfschiffen wird jeder seine Lieblingskombination finden. Das Kopfgeld-System ist zudem sehr originell und sorgt dafür, dass sich die Spieler von Beginn an im Konkurrenzkampf befinden - selbst, wann man sich auf der Karte noch nicht einmal getroffen hat.
Die Add-ons sind natürlich auch sehr zu empfehlen. Besonders das Missions-basierte Diplomatiesystem in Diplomacy ist interessant und sorgt für Abwechslung.
Und selbst wenn man nur allein zockt, weiß das Spiel zu unterhalten: Die KI ist nicht ohne und verhöhnt einen sogar mit verächtlichen Chat-Mitteilungen, wenn sie gerade angreift. Da ist es doch umso befriedigender, wenn sie panisch die Flucht ergreift :kicher: !

Als Echtzeit-Strategie- und 4X-Mix hat das Spiel jedoch ein paar Nachteile: Echtzeit-Strategen dürften das Fehlen einer Kampagne bemängeln (aber hey, es gibt Achievements! ), während 4X-Kenner hier keinen vollwertigen Ersatz für ihr Lieblings-Genre finden werden. Aber der kleine Bruder von Galactic Civilization zu sein hat doch auch was ;) !

Oh, und wisst ihr schon, wie hoch das Budget für dieses exzellente Spiel war? Weniger als eine. Million. Dollar *kleinen Finger an Mundwinkel halt* :D !
 
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