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- 23.08.2001
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Vorbemerkung
Ich schreibe dieses Review während der letzten Stunden der öffentlichen Beta zu Star Trek Online. Wie mir und den meisten anderen Spielern auch, wird sich die aktuelle Version nicht drastisch von der unterscheiden, die am Ende auf die Datenträger gebrannt wird. In diesem Sinne bin ich zuversichtlich, dass dieses Review auch noch zur Gold-Version des Spieles passen wird. Da MMORPGs im Allgemeinen aber sowieso die Eigenschaft haben, sich durch allerlei Patches recht regelmäßig zu verändern, stellt sich die philosophische Frage, wann man überhaupt ein solches Spiel testen darf. Ich übergehe diese Frage einfach einmal ganz bewusst… Zusätzlich muss ich dazu sagen, dass ich die meiste Zeit der Beta als Spieler auf Seiten der Föderation verbracht habe, die klingonische Sichtweise könnte also im Laufe dieses Berichtes etwas kürzer kommen.
Die Geschichte
In „Star Trek Online“ (STO) wurde das 25. Jahrhundert im Star Trek-Universum eröffnet und es herrscht wieder Krieg zwischen Föderation und Klingonen. Das war eigentlich bereits die gesamte Geschichte, die man zu Anfang kennt. Im Laufe des Spieles kriegt man immer wieder kleine Happen an Geschichte zugeworfen und wird man den Kindern und Enkelkindern bekannter Star Trek-Charaktere konfrontiert. So ist die Tochter von B’Elanna Torres und Tom Paris, Miral, ebenso ein Sternenflottenoffizier, den man bereits zu Beginn des Spieles kennen lernt, wie die Großenkelin von Hikaru Sulu. Mit all diesen Personen kann interagiert werden, sie haben Aufträge und Hinweise für den angehenden Captain, dazu später mehr.
Der Spieleinstieg
Wie jedes gute Rollenspiel beginnt auch STO mit der Erstellung eines Charakters. Dies beginnt zunächst mit der Wahl der Fraktion, Föderation und Klingonisches Imperium stehen zur Auswahl – also quasi wieder, stark vereinfacht, die Wahl zwischen Allianz und Horde, wie wir es vom Platzhirschen World of Warcraft kennen. Neben der Auswahl von Rasse (inklusive eines umfangreichen Editors zum Erstellen eigener Alienrassen), Geschlecht, Gesichtszügen, Größe und Statur fällt am meisten die Entscheidung ins Gewicht, für welche Laufbahn sich der Spieler entscheidet. Zur Auswahl stehen auf beiden Seiten derer drei: Ingenieur, Taktik- oder Wissensschaftsoffizier. Die Entscheidung bestimmt im späteren Spielverlauf empfindlich die Auswahl an Fertigkeiten und Schiffstypen, fällt jedoch im Endeffekt weniger stark ins Gewicht als man es vermutet hätte (und als ich es oben nach ankündigte).
Nachdem der Charakter erstellt wurde und man sich einloggt, landet man in der Sol-Sternenbasis der Föderation oder den Hallen der Ehren auf Qo’nos, der klingonischen Heimatwelt. Nach einigen Gesprächen mit den anwesenden Personen startet man als Lieutenant auf seinem künftigen Schiff und wird bereits in die ersten Gefechte mit sich seltsam aufführenden Borg geschickt. Im Laufe dieser ersten Mission erhält man das Kommando über das Schiff und auch nach Abschluss der Aufgabe bleibt es im eigenen Besitz und ist damit wohl das einzige Schiff der jeweiligen Flotte unter dem Kommando eines Lieutenants.
Sobald man mit dem eigenen Schiff unterwegs ist, geht es an das Lösen von Aufgaben, was den Ausbau des Schiffes, die Verbesserung des Spielcharakters und der Crew und schließlich die Beförderung des eigenen Offiziers zur Folge hat, was in etwa dem Stufenanstieg in anderen Rollenspielen entspricht.
[BREAK=Der Spielverlauf]
Was man nach dem Tutorial mit sich und dem Schiff anfängt, bleibt einem MMORPG-typisch selbst überlassen. Die Sternenflotte stellt einem einige Aufträge parat, die man erfüllen kann, was gerade am Anfang sinnvoll erscheint. Genau so gut kann man sich aber auch eigene Faust in die unendlichen Weiten begeben, Sternensystem besuchen, an Raumgefechten teilnehmen oder Forschungsstationen anfliegen.
Die höchste Instanz der Navigation ist eine Karte von Alpha- und Betaquadraten, also der halben bekannten Galaxie. Diese Quadranten werden in mehrere Sektoren eingeteilt, welche wiederum mehrere Sternensystem umfassen. Dies mag am Anfang noch etwas unübersichtlich und groß erscheinen, geht aber nach einiger Gewohnheit in Fleisch und Blut über. Gleichzeitig ist jedoch das Fliegen im Tiefenraum der dramatische und optische Tiefpunkt des Spieles, aber dies wirkt auch gar nicht so unrealistisch, da man dies so eigentlich auch aus den Star Trek-Serien und –Filmen so kennt. Systeme oder Sektorengrenzen können per Autopilot angesteuert werden und so hat man etwas Zeit, sich zwischen Missionen einen heißen Kaffee oder einen „Tee, Earl Grey, heiß“ zu holen und fühlt sich so in der Tat ein wenig mehr in die Fußstapfen von Janeway und Picard gezwängt.

Über die Galaxieansicht besuchen wir Sternensysteme, treffen andere Schiffe und nehmen an Kampfeinsätzen teil
Hat man ein Sternensystem betreten, erhöht sich die grafische Pracht um ein Vielfaches und auch spielerisch geht es nun interessanter zu Wege. Je nach Gebiet, in welches man sich begeben hat, ist die Umgebung entweder instanziert oder nicht: heißt, man ist entweder mit sich und seinem Schiff alleine oder andere Spieler sind mit den ihren ebenfalls zur Stelle. Je nach System und Auftrag kann es jetzt eigentlich nur zu drei Arten von Aktionen kommen: einer Erkundungsmission beziehungsweise einem Raumgefecht, einem Bodeneinsatz oder dem Besuch einer Raumstation. Wir werden diese drei Fälle einmal genauer betrachten:
=> Raumgefechte

Hier nehmen wir mit an einer Raumschlacht mit der Flotte teil, einmal mit dem kleinen Einstiegsschiff (links) und dem ersten Raumkreuzer, den man erhält (rechts)
Ich sage es gleich am Anfang: auch wenn es etwas Star Trek-untypisch ist, in den wenigsten Missionen im All muss man lediglich Objekte scannen oder Personen durch die Gegend beamen. In den meisten Fällen kommt es zum Kampf mit Klingonen, Gorn oder Borg. Bei Einzelspieler-Missionen sind dies häufig mehrere Grüppchen von etwa drei feindlichen Schiffen, die man aufreibt, wesentlich spannender sind jedoch die Schlachten in großen Gruppen, wenn man mit der Flotte gegen Dutzende Gegner auf einmal kämpft. Interessanterweise findet nicht allzu viel Kommunikation mit den befreundeten Schiffen statt, normalerweise gibt ein Schiff eine Richtung vor und die Kollegen folgen zum Zielpunkt. Ob dies ein Phänomen der Beta war, wird sich in Zukunft noch zeigen. Dennoch machen diese Gefechte ungleich mehr Spaß als das alleinige Umherfliegen und Abschießen. Zumal der Ausgang der Schlacht, wenn man das einzige Schiff ist, einzig und allein von der Anzahl und dem Level der Gegner abhängt. Pfeiltastenjongleure und Taktiker kommen hier kaum auf ihre Kosten: die Waffen lassen sich auf automatisches Feuern einstellen, man muss anschließend nur noch dafür sorgen, dass das eigene Schiff in einem guten Winkel zum feindlichen steht, damit die Waffen feuern können und die Schilde gleichmäßig beschossen werden. Da die Schiffe sehr träge reagieren (was ich durchaus realistisch und gut finde), ist dafür ein wenig Erfahrung nicht verkehrt, die allerdings sehr schnell eintritt und dann in Routine übergeht. Zwar bringen die Brückenoffiziere (dazu später mehr) auch einige Spezialfertigkeiten mit, ich muss allerdings gestehen, dass ich lange Zeit von diesen so gut wie gar nichts wusste und nachdem die Erkenntnis kam, haben sich die Gefechte kaum merkbar verändert. Ich zweifle daher ein wenig an ihrem Nutzen, vielleicht ergibt sich dieser jedoch in wesentlich höheren Leveln und/oder erst in Kombination mit einer Flotte. Zerstörte Schiffe hinterlassen genretypisch Beute, zumeist Schiffsteile, die man selbst verbauen oder verkaufen kann. Zusätzlich schwirren auch noch zufällig verteilte Rohstoffe durchs All, welche man nach einem Scan einsammeln kann. So viel zum Raumkampf, kommen wir zum
=> Bodeneinsatz
Außenteams bestehen aus 5 Personen. Davon ausgehend, dass eine davon der Spieler selbst ist, bleiben noch 4 Plätze über, die entweder von den eigenen Offizieren, Crewstatisten oder anderen Spielern und deren Crew besetzt werden (Star Trek-untypisch stirbt übrigens nicht immer der namenlose Statist bei einer Außenmission!). Abgesehen davon gestaltet sich der Ablauf extrem ähnlich dem der Raumeinsätze: zum Großteil sind es reine Abschießmissionen, bei denen eine Anzahl klingonischer Truppen vernichtet werden muss – zwischenzeitlich untermalt vom Sammeln bestimmter Gegenstände oder dem Erreichen einer Position. Die verschiedenen Mitglieder der Gruppe profitieren dabei von diversen Spezialfertigkeiten, mit denen sie die Gegner in Schach halten können, zudem verfügen die eingesetzten Waffen neben der normalen Attacke über einen Extraangriff, der beispielsweise Gegner betäuben oder mehrere Feinde auf einmal attackieren kann. Den Mitgliedern des Teams können simple Anweisungen gegeben werden, á la „Greife mein Ziel an“. Bedauerlicherweise gestalten sich die Bodenkämpfe als noch simpler als die Schiffsgefechte. In den zahllosen Stunden in der Beta hatte ich noch kein einziges Mitglied meiner Außenteams verloren, der Einsatz von Spezialfähigkeiten verkürzt bestenfalls die Dauer eines Kampfes, ist aber zum Sieg nicht notwendig und im Prinzip ist auch die Auseinandersetzung als solche nur eine Abfolge vom Drücken der Taste „1“ und der Taste „2“, wenn die Fähigkeit einsatzbereit ist. Hier wird die Spielzeit häufig einfach durch die schiere Anzahl an Gegnern in die Länge gezogen, eine Herausforderung war bisher noch nicht auszumachen. Besiegte Feinde lassen dabei übrigens Ausrüstungsgegenstände für die eigene Mannschaft fallen, von Waffen über persönliche Schildgeneratoren bis zum Hypospray. Unnötig zu erwähnen, dass für die lahmen Bodenkämpfe kein einziges Item verbraucht wurde und diese so schnellsten ihren Weg zum Händler finden.
=> Raumstationen
Die Raumstationen in STO entsprechen den Großstädten in anderen MMORPG-Kollegen. Hier wird eingekauft, gehandelt und neues Personal engagiert. Schiffe können gekauft werden, deren Optik und die der eigenen Uniform individuell gestaltet werden. STO lässt dem Spieler dabei wirklich alle nur denklichen Freiheiten, die strikte Kleiderordnung, die man eigentlich aus Star Trek kennt, wurde aufgehoben, um jedem Spieler ein individuelles Spielerlebnis bieten zu können. Meiner Meinung nach tut dies der Atmosphäre jedoch keinen Abbruch. Die Händler sind dabei gut sortiert, die meisten Stationen in Kategorien eingeteilt wie „Schiffsteile“ oder „Crew-Rekrutierung“. Nach dem Besuch kann man einfach seinem Schiff den Befehl zum Rücktransport geben.
[BREAK=Weitere Spielelemente]
=> Brückenoffiziere
Wie versprochen komme ich nun zu diesem weiteren wichtigen Aspekt von STO. Mit höherem Rang und größerem Schiff wachsen auch die Plätze für Brückenoffiziere, wobei ich diesen Begriff etwas verwirrend finde, da ja auch jeder Offizier gleichzeitig Mitglied der Außenteams wird. Genau wie man selbst als Spieler sind auch Offiziere in die drei Klassen Ingenieur, Taktiker oder Wissenschaftler unterteilt und im Rang übrigens bestenfalls einem unter dem ihrem Kommandanten. Sie können ebenso wie der eigene Charakter mit Gegenständen ausgerüstet werden, lernen über Talentbäume verschiedene Fähigkeiten und stellen diese dann entweder im Raumkampf oder bei Bodeneinsätzen zur Verfügung. Zusätzlich zu den Fähigkeiten aus den Talentbäumen kann man für eine eigens dafür geeignete Währung neue Eigenschaften aus den Sternenbasen hinzukaufen, welche sich entweder passiv auf das Geschehen auswirken oder eingesetzt werden müssen. Die freien Offiziersplätze kann man übrigens beliebig mit Nachwuchs besetzen, es ist also möglich, auf einem Forschungsschiff 5 taktische Offiziere einzusetzen, falls dies gewünscht ist.
=> Einkauf & Währungen
Bessere Schildgeneratoren, neue Fähigkeiten und frische Offiziersanwärter können alle gleichermaßen auf Raumstationen erworben werden. Das meiste geschieht über die Standardwährung, eine Art intergalaktische Credits. Für exotische Produkte muss jedoch auch häufig eine andere Währung herhalten, derer es nicht gerade wenig gibt – am Anfang ist dies alles etwas verwirrend, im Spielverlauf lernt man, weniger wichtige Einheiten einfach zu ignorieren. Das reichhaltigste Angebot an Händlern gibt es natürlich auf den Sternenbasen, allerdings fliegen auch überall in den Sektoren Händler herum, die unterschiedliche Waren im Angebot haben. Und im größten Notfall bietet das Schiff einen Replikator, der (interessanterweise) Geld für verkaufte Items ausspuckt. Ein Rückkauf ist während der aktuellen Kaufsitzung möglich, wenn auch nicht zum vollwertigen Verkaufspreis, hier ist beim Verkauf also Vorsicht geboten. Wer nach dem Ausstatten von Crew und Schiff noch Geld über hat, kann sich an die Umgestaltung seines Schiffes machen, welche nur beim allerersten Mal kostenfrei ist.

Der Schiffsreplikator bietet ein interessantes Angebot (Mitte), jedoch nur fürs persönliche Inventar (rechts), nicht für das Schiff (links)
Das Inventar hat übrigens die gesamte Spielzeit (soweit ich dies bisher beurteilen kann), die gleiche Größe. Diese ist jedoch sehr großzügig bemessen, zumal ja, wie erwähnt, quasi ständig ein Verkauf der Gegenstände möglich ist.
[BREAK=Die Technik]
=> Grafik
Mit Ausnahme der etwas sterilen Galaxiekarte bietet STO durchweg ein exzellentes Grafikerlebnis. Die Sternensystem sehen beeindruckend aus, die Strukturen und Umgebungen auf Planeten sind klasse und liebevoll und auch die Raum- und Bodengefechte bleiben optisch sehr stark im Gedächtnis. Ab und an stören Clippingfehler das Sichtfeld des Spielers, das ist aber (auch aufgrund des leichten Spielprinzips) zu verkraften. Die Grafikeinstellungen sind sehr individuell auf den Rechner anpassbar, dennoch möchte ich hier allen Besitzern eines alten PCs sehr zur Vorsicht raten: vor allem die Grafikkarte wird von STO gut beansprucht, auch die CPU wird gerne mal zu Rate gezogen. Ich bereue jedenfalls die 60 Euro für die neue Grafikkarte in Hinblick auf dieses Spiel nicht allzu sehr.
=> Sound
Die Soundeffekte sind einigermaßen stimmig, wenn auch nicht wirklich abwechslungsreich. Andererseits muss man dem Spiel hier auch zu Gute halten, dass das Star Trek-Universum nicht wirklich viel Vorlage für Töne bietet: Phaser klingen nun mal immer gleich! Und viel mehr hört man im Spiel nicht, außer vielleicht einem stöhnenden Klingonen oder einer explodierenden Borgsphäre. Die musikalische Untermalung halt sich zumeist im Hintergrund, ist aber durchweg sehr angenehm und in den wenigsten Fällen stören. Allerdings sollte man hier nicht allzu große Sprünge erwarten.
=> Steuerung
Die Steuerung ist durchweg sehr simpel und dadurch intuitiv. Wer es mag, kann sich die Einstellungen und Kürzel dennoch sehr individuell auf die eigenen Bedürfnisse anpassen. Wie erwähnt, lassen sich lediglich die Schiffe im Raum etwas träge steuern, was aber an sich logisch ist.
[BREAK=Persönliches Fazit]
Wer durchgehalten hat und mein komplettes Review bis zu diesem Punkt gelesen hat, wird denken, ich hätte keine sehr hohe Meinung vom Spiel. In der Tat bin ich von meinen eigenen Erfahrungen etwas verwirrt: die Kämpfe sowohl zu Lande als auch in der Luft sind sehr simpel, teilweise langwierig. Die Aufgaben an den Spieler wiederholen sich oft und sind ebenfalls sehr einfach gestrikt. Das System der Fertigkeiten von Offizieren und der Handel wirken unnötig komplex und können Einsteiger verwirren. Ist STO deswegen ein schlechtes Spiel? Meiner Meinung nach ein doch recht deutliches Nein! Wie bei World of Warcraft funktioniert bei STO das Reizen des Belohnungszentrums im Hirn des Spielers: für jeden besiegten Feind, jedes zerstörte Schiff, jeden gescannten Raumschrott wird der Spieler belohnt. Das Aufsteigen im Rang reizt, da man neue Schiffstypen, neue Fähigkeiten, neue Ausrüstung frei schalten möchte. Die gemeinsamen Schlachten mit der Flotten machen Spaß und bieten hier in den höheren Stufen bestimmt noch sehr viel Potenzial. Sobald das Spiel in den Regalen steht, wird auch der PVP-Anteil („Spieler gegen Spieler“, in diesem Fall dann wohl primär „Föderation gegen Klingonen“) stark an Bedeutung gewinnen. Meiner Meinung nach schöpft das Spiel noch lange nicht alle seine Möglichkeiten aus, andererseits kann ein MMORPG durch Patches und Addons stetiger wachsen als Vertreter der anderen Genres. Ich sehe da durchaus noch sehr gute Möglichkeiten für die Zukunft. Bis dahin bleibt STO ein sehr fesselnder Zeitvertreib, der für seine monatliche Grundgebühr bestimmt einiges an Spielspaß bietet. Eines sei jedoch gesagt: Ihr habt hier ein Review vor Euch, welches von einem Star Trek-Fan geschrieben wurde. Ich finde, das Spiel bringt die ganz spezielle Atmosphäre der Serie und Filme ausgezeichnet zur Geltung – ob und wie stark sich ein Nicht-Trekkie in diesem Spiel wohl zu fühlen vermag, kann ich sagen. Ich befürchte jedoch, dass diese Personen an Star Trek Online ungleich weniger Spaß haben werden.
Ich schreibe dieses Review während der letzten Stunden der öffentlichen Beta zu Star Trek Online. Wie mir und den meisten anderen Spielern auch, wird sich die aktuelle Version nicht drastisch von der unterscheiden, die am Ende auf die Datenträger gebrannt wird. In diesem Sinne bin ich zuversichtlich, dass dieses Review auch noch zur Gold-Version des Spieles passen wird. Da MMORPGs im Allgemeinen aber sowieso die Eigenschaft haben, sich durch allerlei Patches recht regelmäßig zu verändern, stellt sich die philosophische Frage, wann man überhaupt ein solches Spiel testen darf. Ich übergehe diese Frage einfach einmal ganz bewusst… Zusätzlich muss ich dazu sagen, dass ich die meiste Zeit der Beta als Spieler auf Seiten der Föderation verbracht habe, die klingonische Sichtweise könnte also im Laufe dieses Berichtes etwas kürzer kommen.
Die Geschichte
In „Star Trek Online“ (STO) wurde das 25. Jahrhundert im Star Trek-Universum eröffnet und es herrscht wieder Krieg zwischen Föderation und Klingonen. Das war eigentlich bereits die gesamte Geschichte, die man zu Anfang kennt. Im Laufe des Spieles kriegt man immer wieder kleine Happen an Geschichte zugeworfen und wird man den Kindern und Enkelkindern bekannter Star Trek-Charaktere konfrontiert. So ist die Tochter von B’Elanna Torres und Tom Paris, Miral, ebenso ein Sternenflottenoffizier, den man bereits zu Beginn des Spieles kennen lernt, wie die Großenkelin von Hikaru Sulu. Mit all diesen Personen kann interagiert werden, sie haben Aufträge und Hinweise für den angehenden Captain, dazu später mehr.
Der Spieleinstieg
Wie jedes gute Rollenspiel beginnt auch STO mit der Erstellung eines Charakters. Dies beginnt zunächst mit der Wahl der Fraktion, Föderation und Klingonisches Imperium stehen zur Auswahl – also quasi wieder, stark vereinfacht, die Wahl zwischen Allianz und Horde, wie wir es vom Platzhirschen World of Warcraft kennen. Neben der Auswahl von Rasse (inklusive eines umfangreichen Editors zum Erstellen eigener Alienrassen), Geschlecht, Gesichtszügen, Größe und Statur fällt am meisten die Entscheidung ins Gewicht, für welche Laufbahn sich der Spieler entscheidet. Zur Auswahl stehen auf beiden Seiten derer drei: Ingenieur, Taktik- oder Wissensschaftsoffizier. Die Entscheidung bestimmt im späteren Spielverlauf empfindlich die Auswahl an Fertigkeiten und Schiffstypen, fällt jedoch im Endeffekt weniger stark ins Gewicht als man es vermutet hätte (und als ich es oben nach ankündigte).
Nachdem der Charakter erstellt wurde und man sich einloggt, landet man in der Sol-Sternenbasis der Föderation oder den Hallen der Ehren auf Qo’nos, der klingonischen Heimatwelt. Nach einigen Gesprächen mit den anwesenden Personen startet man als Lieutenant auf seinem künftigen Schiff und wird bereits in die ersten Gefechte mit sich seltsam aufführenden Borg geschickt. Im Laufe dieser ersten Mission erhält man das Kommando über das Schiff und auch nach Abschluss der Aufgabe bleibt es im eigenen Besitz und ist damit wohl das einzige Schiff der jeweiligen Flotte unter dem Kommando eines Lieutenants.
Sobald man mit dem eigenen Schiff unterwegs ist, geht es an das Lösen von Aufgaben, was den Ausbau des Schiffes, die Verbesserung des Spielcharakters und der Crew und schließlich die Beförderung des eigenen Offiziers zur Folge hat, was in etwa dem Stufenanstieg in anderen Rollenspielen entspricht.
[BREAK=Der Spielverlauf]
Was man nach dem Tutorial mit sich und dem Schiff anfängt, bleibt einem MMORPG-typisch selbst überlassen. Die Sternenflotte stellt einem einige Aufträge parat, die man erfüllen kann, was gerade am Anfang sinnvoll erscheint. Genau so gut kann man sich aber auch eigene Faust in die unendlichen Weiten begeben, Sternensystem besuchen, an Raumgefechten teilnehmen oder Forschungsstationen anfliegen.
Die höchste Instanz der Navigation ist eine Karte von Alpha- und Betaquadraten, also der halben bekannten Galaxie. Diese Quadranten werden in mehrere Sektoren eingeteilt, welche wiederum mehrere Sternensystem umfassen. Dies mag am Anfang noch etwas unübersichtlich und groß erscheinen, geht aber nach einiger Gewohnheit in Fleisch und Blut über. Gleichzeitig ist jedoch das Fliegen im Tiefenraum der dramatische und optische Tiefpunkt des Spieles, aber dies wirkt auch gar nicht so unrealistisch, da man dies so eigentlich auch aus den Star Trek-Serien und –Filmen so kennt. Systeme oder Sektorengrenzen können per Autopilot angesteuert werden und so hat man etwas Zeit, sich zwischen Missionen einen heißen Kaffee oder einen „Tee, Earl Grey, heiß“ zu holen und fühlt sich so in der Tat ein wenig mehr in die Fußstapfen von Janeway und Picard gezwängt.

Über die Galaxieansicht besuchen wir Sternensysteme, treffen andere Schiffe und nehmen an Kampfeinsätzen teil
=> Raumgefechte


Hier nehmen wir mit an einer Raumschlacht mit der Flotte teil, einmal mit dem kleinen Einstiegsschiff (links) und dem ersten Raumkreuzer, den man erhält (rechts)
=> Bodeneinsatz
Außenteams bestehen aus 5 Personen. Davon ausgehend, dass eine davon der Spieler selbst ist, bleiben noch 4 Plätze über, die entweder von den eigenen Offizieren, Crewstatisten oder anderen Spielern und deren Crew besetzt werden (Star Trek-untypisch stirbt übrigens nicht immer der namenlose Statist bei einer Außenmission!). Abgesehen davon gestaltet sich der Ablauf extrem ähnlich dem der Raumeinsätze: zum Großteil sind es reine Abschießmissionen, bei denen eine Anzahl klingonischer Truppen vernichtet werden muss – zwischenzeitlich untermalt vom Sammeln bestimmter Gegenstände oder dem Erreichen einer Position. Die verschiedenen Mitglieder der Gruppe profitieren dabei von diversen Spezialfertigkeiten, mit denen sie die Gegner in Schach halten können, zudem verfügen die eingesetzten Waffen neben der normalen Attacke über einen Extraangriff, der beispielsweise Gegner betäuben oder mehrere Feinde auf einmal attackieren kann. Den Mitgliedern des Teams können simple Anweisungen gegeben werden, á la „Greife mein Ziel an“. Bedauerlicherweise gestalten sich die Bodenkämpfe als noch simpler als die Schiffsgefechte. In den zahllosen Stunden in der Beta hatte ich noch kein einziges Mitglied meiner Außenteams verloren, der Einsatz von Spezialfähigkeiten verkürzt bestenfalls die Dauer eines Kampfes, ist aber zum Sieg nicht notwendig und im Prinzip ist auch die Auseinandersetzung als solche nur eine Abfolge vom Drücken der Taste „1“ und der Taste „2“, wenn die Fähigkeit einsatzbereit ist. Hier wird die Spielzeit häufig einfach durch die schiere Anzahl an Gegnern in die Länge gezogen, eine Herausforderung war bisher noch nicht auszumachen. Besiegte Feinde lassen dabei übrigens Ausrüstungsgegenstände für die eigene Mannschaft fallen, von Waffen über persönliche Schildgeneratoren bis zum Hypospray. Unnötig zu erwähnen, dass für die lahmen Bodenkämpfe kein einziges Item verbraucht wurde und diese so schnellsten ihren Weg zum Händler finden.
=> Raumstationen
Die Raumstationen in STO entsprechen den Großstädten in anderen MMORPG-Kollegen. Hier wird eingekauft, gehandelt und neues Personal engagiert. Schiffe können gekauft werden, deren Optik und die der eigenen Uniform individuell gestaltet werden. STO lässt dem Spieler dabei wirklich alle nur denklichen Freiheiten, die strikte Kleiderordnung, die man eigentlich aus Star Trek kennt, wurde aufgehoben, um jedem Spieler ein individuelles Spielerlebnis bieten zu können. Meiner Meinung nach tut dies der Atmosphäre jedoch keinen Abbruch. Die Händler sind dabei gut sortiert, die meisten Stationen in Kategorien eingeteilt wie „Schiffsteile“ oder „Crew-Rekrutierung“. Nach dem Besuch kann man einfach seinem Schiff den Befehl zum Rücktransport geben.
[BREAK=Weitere Spielelemente]
=> Brückenoffiziere
Wie versprochen komme ich nun zu diesem weiteren wichtigen Aspekt von STO. Mit höherem Rang und größerem Schiff wachsen auch die Plätze für Brückenoffiziere, wobei ich diesen Begriff etwas verwirrend finde, da ja auch jeder Offizier gleichzeitig Mitglied der Außenteams wird. Genau wie man selbst als Spieler sind auch Offiziere in die drei Klassen Ingenieur, Taktiker oder Wissenschaftler unterteilt und im Rang übrigens bestenfalls einem unter dem ihrem Kommandanten. Sie können ebenso wie der eigene Charakter mit Gegenständen ausgerüstet werden, lernen über Talentbäume verschiedene Fähigkeiten und stellen diese dann entweder im Raumkampf oder bei Bodeneinsätzen zur Verfügung. Zusätzlich zu den Fähigkeiten aus den Talentbäumen kann man für eine eigens dafür geeignete Währung neue Eigenschaften aus den Sternenbasen hinzukaufen, welche sich entweder passiv auf das Geschehen auswirken oder eingesetzt werden müssen. Die freien Offiziersplätze kann man übrigens beliebig mit Nachwuchs besetzen, es ist also möglich, auf einem Forschungsschiff 5 taktische Offiziere einzusetzen, falls dies gewünscht ist.
=> Einkauf & Währungen
Bessere Schildgeneratoren, neue Fähigkeiten und frische Offiziersanwärter können alle gleichermaßen auf Raumstationen erworben werden. Das meiste geschieht über die Standardwährung, eine Art intergalaktische Credits. Für exotische Produkte muss jedoch auch häufig eine andere Währung herhalten, derer es nicht gerade wenig gibt – am Anfang ist dies alles etwas verwirrend, im Spielverlauf lernt man, weniger wichtige Einheiten einfach zu ignorieren. Das reichhaltigste Angebot an Händlern gibt es natürlich auf den Sternenbasen, allerdings fliegen auch überall in den Sektoren Händler herum, die unterschiedliche Waren im Angebot haben. Und im größten Notfall bietet das Schiff einen Replikator, der (interessanterweise) Geld für verkaufte Items ausspuckt. Ein Rückkauf ist während der aktuellen Kaufsitzung möglich, wenn auch nicht zum vollwertigen Verkaufspreis, hier ist beim Verkauf also Vorsicht geboten. Wer nach dem Ausstatten von Crew und Schiff noch Geld über hat, kann sich an die Umgestaltung seines Schiffes machen, welche nur beim allerersten Mal kostenfrei ist.

Der Schiffsreplikator bietet ein interessantes Angebot (Mitte), jedoch nur fürs persönliche Inventar (rechts), nicht für das Schiff (links)
[BREAK=Die Technik]
=> Grafik
Mit Ausnahme der etwas sterilen Galaxiekarte bietet STO durchweg ein exzellentes Grafikerlebnis. Die Sternensystem sehen beeindruckend aus, die Strukturen und Umgebungen auf Planeten sind klasse und liebevoll und auch die Raum- und Bodengefechte bleiben optisch sehr stark im Gedächtnis. Ab und an stören Clippingfehler das Sichtfeld des Spielers, das ist aber (auch aufgrund des leichten Spielprinzips) zu verkraften. Die Grafikeinstellungen sind sehr individuell auf den Rechner anpassbar, dennoch möchte ich hier allen Besitzern eines alten PCs sehr zur Vorsicht raten: vor allem die Grafikkarte wird von STO gut beansprucht, auch die CPU wird gerne mal zu Rate gezogen. Ich bereue jedenfalls die 60 Euro für die neue Grafikkarte in Hinblick auf dieses Spiel nicht allzu sehr.
=> Sound
Die Soundeffekte sind einigermaßen stimmig, wenn auch nicht wirklich abwechslungsreich. Andererseits muss man dem Spiel hier auch zu Gute halten, dass das Star Trek-Universum nicht wirklich viel Vorlage für Töne bietet: Phaser klingen nun mal immer gleich! Und viel mehr hört man im Spiel nicht, außer vielleicht einem stöhnenden Klingonen oder einer explodierenden Borgsphäre. Die musikalische Untermalung halt sich zumeist im Hintergrund, ist aber durchweg sehr angenehm und in den wenigsten Fällen stören. Allerdings sollte man hier nicht allzu große Sprünge erwarten.
=> Steuerung
Die Steuerung ist durchweg sehr simpel und dadurch intuitiv. Wer es mag, kann sich die Einstellungen und Kürzel dennoch sehr individuell auf die eigenen Bedürfnisse anpassen. Wie erwähnt, lassen sich lediglich die Schiffe im Raum etwas träge steuern, was aber an sich logisch ist.
[BREAK=Persönliches Fazit]
Wer durchgehalten hat und mein komplettes Review bis zu diesem Punkt gelesen hat, wird denken, ich hätte keine sehr hohe Meinung vom Spiel. In der Tat bin ich von meinen eigenen Erfahrungen etwas verwirrt: die Kämpfe sowohl zu Lande als auch in der Luft sind sehr simpel, teilweise langwierig. Die Aufgaben an den Spieler wiederholen sich oft und sind ebenfalls sehr einfach gestrikt. Das System der Fertigkeiten von Offizieren und der Handel wirken unnötig komplex und können Einsteiger verwirren. Ist STO deswegen ein schlechtes Spiel? Meiner Meinung nach ein doch recht deutliches Nein! Wie bei World of Warcraft funktioniert bei STO das Reizen des Belohnungszentrums im Hirn des Spielers: für jeden besiegten Feind, jedes zerstörte Schiff, jeden gescannten Raumschrott wird der Spieler belohnt. Das Aufsteigen im Rang reizt, da man neue Schiffstypen, neue Fähigkeiten, neue Ausrüstung frei schalten möchte. Die gemeinsamen Schlachten mit der Flotten machen Spaß und bieten hier in den höheren Stufen bestimmt noch sehr viel Potenzial. Sobald das Spiel in den Regalen steht, wird auch der PVP-Anteil („Spieler gegen Spieler“, in diesem Fall dann wohl primär „Föderation gegen Klingonen“) stark an Bedeutung gewinnen. Meiner Meinung nach schöpft das Spiel noch lange nicht alle seine Möglichkeiten aus, andererseits kann ein MMORPG durch Patches und Addons stetiger wachsen als Vertreter der anderen Genres. Ich sehe da durchaus noch sehr gute Möglichkeiten für die Zukunft. Bis dahin bleibt STO ein sehr fesselnder Zeitvertreib, der für seine monatliche Grundgebühr bestimmt einiges an Spielspaß bietet. Eines sei jedoch gesagt: Ihr habt hier ein Review vor Euch, welches von einem Star Trek-Fan geschrieben wurde. Ich finde, das Spiel bringt die ganz spezielle Atmosphäre der Serie und Filme ausgezeichnet zur Geltung – ob und wie stark sich ein Nicht-Trekkie in diesem Spiel wohl zu fühlen vermag, kann ich sagen. Ich befürchte jedoch, dass diese Personen an Star Trek Online ungleich weniger Spaß haben werden.