LS
Halbgott
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Was meint ihr:Hamburg/Wiesbaden (ddp-hes). Die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen nach der unerlaubten Veröffentlichung eines Telefonstreichs mit Hessens SPD-Chefin Andrea Ypsilanti sorgen offenbar für Unruhe bei den Radiosendern. Wie «Der Spiegel» am Samstag vorab berichtete, hoffen viele Sender, dass das Format der Radioscherze nicht grundsätzlich unmöglich gemacht werde. Die hessische SPD hatte in der vergangenen Woche Strafantrag gegen den niedersächsischen Radiosender ffn gestellt, weil der Mitschnitt des Scherzanrufes eines Franz-Müntefering-Stimmenimitators bei Ypsilanti im Internet aufgetaucht war. Der Sender hatte der SPD zuvor zugesichert, dass das Gespräch nicht gesendet werde.
Die Staatsanwaltschaft Hannover hatte am Freitag laut «Spiegel» erklärt, sie ermittele aufgrund einer Strafanzeige der SPD. Paragraf 201 des Strafgesetzbuches zufolge ist bereits die unbefugte Aufnahme des «nichtöffentlich gesprochenen Wortes» strafbar. Telefonscherze im Radio oder vergleichbare TV-Formate sind demzufolge eigentlich unerlaubt. Der heimliche Mitschnitt sei «grundsätzlich problematisch und prinzipiell verboten», sagte Rechtsanwalt Werner Leitner, der im Deutschen Anwaltverein die Arbeitsgemeinschaft Strafrecht leitet.
Weil die Sender die Satire in der Regel nicht ausstrahlen, wenn der Angerufene nicht zustimmt, blieben Streitfälle bisher meist aus. Der Geschäftsführer des hessischen Privatsenders FFH, Hans-Dieter Hillmoth, sagte, Livesendungen gebe es in diesem Segment nur noch selten. Der Ypsilanti-Fall ist dem Berliner Medienanwalt Christian Schertz zufolge «ein Präzedenzfall, der dazu führen wird, dass viele Radiomacher umdenken, ob sie künftig ein Risiko eingehen wollen».
Versteht Ypsilanti nur keinen Spaß, oder berechtigte Sorge um die Privatsphäre?