Bin jetzt seit Dienstag vor zwei Wochen durch und schließe mich da saryakan zu weiten Teilen an, auch wenn ich es geringfügig positiver sehe. Daher kein verkapptes Review, sondern persönliche Anmerkungen und ein paar Ergänzungen. Einige eventuelle Spoiler natürlich inklusive.
Wieder musste ich feststellen, dass ich mit Open World-Spielen nicht wirklich warm werde. Nicht, dass ich damit nicht zurecht komme, aber es beißt sich einfach mit meiner Spielweise. Ich habe die Angewohnheit, immer erst so viel Optionales wie möglich zu erledigen, bevor ich mit dem nächsten Storystück weitermache. Bei BotW äußerte sich dies daher wieder darin, dass ich erst nach 293 Stunden Spielzeit Impa ansprach, um die Story überhaupt zu starten.
Bis dahin hatte ich bereits 109 Schreine beendet, die Fundorte der restlichen 11 waren mir bekannt, über 400 Korok-Samen (das BotW-Gegenstück zu den OoT-Skulltulas) gesammelt, so gut wie alle Nebenaufgaben erledigt und fast alle bis dahin erhältliche Ausrüstung maximal aufgerüstet (außer Leuchtausrüstung (Stufe 3), Barbarenausrüstung (Stufe 2) und den Rhodonit/Saphir/Topas-Schmuckstücken (Stufe 3)).
Abgeschlossen habe ich das Spiel mit einer Zeit von 348 Stunden mit 62,03%, bei allen 120 Schreinen, 443 Korok-Samen (441 von immerhin 900 sind nötig für sämtliche Upgrades), sämtlichen Nebenaufgaben und jeglicher ohne Amiibos erhältlichen Ausrüstung auf Stufe 4. Story, die restlichen Schreine und nochmals intensives Itemgrinding haben also (nur) weitere 55 Stunden in Anspruch genommen.
Und das beschreibt auch meinen Hauptkritikpunkt an Open World-Spielen allgemein (auch wenn ich zugegebenermaßen nur Xenoblade X und eben BotW wirklich aus erster Hand kenne) und somit eben auch BotW. Man investiert unzählige Stunden in diese Zeitfresser und hat am Ende das Gefühl kaum etwas gemacht zu haben.
BotW ist hier womöglich sogar ein Extrembeispiel, da eine gradezu unfassbar große Welt auf eine verschwindend kurze Story trifft. Zelda war natürlich nie für umfangreiche oder komplexe Geschichten bekannt, aber grade nach den in der Hinsicht etwas ausgearbeiteteren Teilen wie Wind Waker und Skyward Sword macht sich die Knappheit - ohne Übertreibung die wohl Kürzeste seit den NES-Teilen - durchaus negativ bemerkbar. Epische oder emotionale Momente gibt es hier jedenfalls definitiv nicht. Lediglich der Gerudo-Abschnitt, den ich zudem als erstes machte, bot ein vergleichsweise etwas ausgeprägteres Hinarbeiten auf den Dungeon, während bei den Goronen eine Mischung aus Suchmission/Eskortmission ein wenig zwiespältig ist und bei den anderen beiden sogar gar keine Vorarbeit nötig ist. Auch das selbst in der vollen Version extrem kurze Ende lässt zu wünschen übrig und die Nebenaufgaben reichen bis auf ganz wenige Ausnahmen über nett verpackte Bringe Anzahl x von Gegenstand y nicht hinaus.
Das ist wirklich schade, da der Handlungsbogen über immerhin 10000 Jahre inklusive einem wohl sehr fortschrittlichen antiken Hyrule sicherlich genügend Potenzial geboten hätte. Gefühlt 95% der Story bestehen allerdings aus kurzen Rückblenden in Form von Erinnerungen (von denen die meisten erstmal gefunden werden müssen) an die Zeit vor 100 Jahren, als Link im Kampf gegen Ganon scheiterte.
Klingt sicher etwas negativ, trotzdem hatte ich meinen Spaß damit und bereue keine Minute. Die erste Woche habe ich gradezu exzessiv mit BotW verbracht (Spielzeiten vom Veröffentlichungstag bis zum übernächsten Montag: 7:01, 18:40, 15:32, 14:20, 17:29, 11:56, 16:02, 11:49, 20:39, 13:43, 16:21), dabei bereits Montag die Karte komplett aufgedeckt und Mittwoch Schloss Hyrule ebenso komplett erkundet. Erst ab dem folgenden Dienstag wurden die Spielzeiten aufgrund weniger Freizeit geringer, blieben aber bis zum Ende täglich stets oberhalb der Fünf Stunden-Marke. Nur eben alles mit der oben erwähnten Einschränkung, dass man das Gefühl hat, kaum etwas gemacht zu haben. Scheint wohl der Preis für Open World zu sein, und der Hauptgrund, warum diese Art des Spiel-/Leveldesigns niemals zu einem meiner Favoriten wird.
Schreine habe ich mit fortschreitender Spieldauer oft erstmal nicht betreten, sondern meist später in Gruppen erledigt. Die vier Dungeons sind zwar auch vergleichsweise klein, aber die Art und Weise wie man sie betritt und auch die, wie man sie löst, ist recht interessant, wenn auch vom Prinzip her stets ähnlich.
Es gibt auch reichlich Fan-Service. Vieles davon ist zwar eigentlich nur reines Namedropping (z.B. Mikau-See, Koholit-Plateau, Zwergenbucht und Toronga-Strand, Mövendorf- und Rauru-Ruinen), aber es gibt sogar eine tatsächlich dem Original nachempfundene Lon-Lon-Farmruine und Hyrule-Stadt hatte das gleiche Layout wie in TP.
Viele der oft genannten Kritikpunke stellten sich aber als vollkommen unbegründet heraus.
Leere/tote Welt? Völliger Unsinn. Sicher, wenn man unbedingt hunderte von menschlichen NPCs braucht, mag man enttäuscht sein. Dann übersieht man aber, dass BotW nunmal nicht in irgendeiner Großstadt spielt, sondern in einem völlig zerstörten Hyrule, das von der Natur zurück erobert wurde. Ein Großteil der Bevölkerung des Landes wurde schließlich ausgelöscht. Trotzdem gibt es weit abgelegen von Hyrule-Stadt mit den fünf Dörfern der Völker, drei weiteren Dörfern, 15 Ställen, sowie Orten wie dem Korok-Wald mehr als genug menschliche bzw. humanoide Gesellschaft, die auch über einen Majora's Mask-ähnlichen geregelten Tagesablauf verfügt. Auch unterwegs trifft man regelmäßig auf Reisende. War Zelda jemals für eine dicht besiedelte Welt bekannt?
Außerdem strotzt die Welt nur so vor Tierleben. Von Wölfen und Füchsen, Wildschweinen, Ziegen, Steinböcken, über kleine Echsen, Frösche und diverse Fischarten bis zu verschiedensten Insekten ist man immer von Leben umgeben. Aggressivere Tiere greifen an, wenn sie Link bemerken oder sich bedrängt fühlen, kleinere Tiere dienen als Materialien. Auf Rotwild und Bären kann man genauso reiten wie auf Pferden und dann gibt es noch die mystischen Wesen wie die drei asiatischen Drachen, die Rumi genannten hasenähnlichen Kreaturen und den Herrn der Wildnis, auf dem man ebenfalls reiten kann. Hunde können gefüttert werden und zeigen einem vielleicht versteckte Schätze. Wer hier von toter Welt spricht, sollte sich den Namen des Spiels nochmal genau ansehen. Die Bevölkerungsdichte an Tieren ist absolut im realistischen Rahmen. Nur Katzen gibt es nicht. Dieser grade für japanische Spiele eklatante Mangel der Zelda-Serie war mir als Katzenfreund schon immer ein Dorn im Auge (Habe dafür erstaunlich viel Zeit mit den Remlits in Skyward Sword verbracht).
Monster trifft man nach dem Plateau je nach Gegend mehr als einem recht sind, insbesondere nachts können Stalfos regelrecht nervig werden. Allerdings gibt es entschieden zu wenig echte Monsterarten. Auf Darknuts, Armos, Leever, Skulltulas, Tektites, Dodongos, selbst Poe, Gibdos und Re-Deads und viele andere muss leider verzichtet werden.
Schlechte Performance? In den Dörfern und den Ställen sinkt die Framerate ein klein wenig ab. Ja, man merkt es, aber wie zur Hölle man sich an so etwas so sehr stören kann, ist mir unbegreiflich. Die Spielgeschwindigkeit selbst bleibt davon schließlich völlig unberührt und beeinträching nicht im geringsten die Spielbarkeit.
Ein Problem gibt es aber dennoch: Kämpft man mit einem Zweihänder gegen Moblins und versetzt ihnen einen Treffer, der sie umwirft, bleibt hier, und nur hier, das Bild für eine halbe Sekunde hängen. In wie fern die beiden Updates dies verbessert haben, kann ich nicht beurteilen, da sie erst kurz bevor bzw nachdem ich das Spiel beendet hatte erschienen. Bezieht sich auf die WiiU-Version.
Zerbrechliche Waffen: Zuerst etwas ungewohnt im Zelda-Kontext (auch wenn mir das System z.B. aus der SaGa-Serie oder einigen Silent Hills bestens bekannt ist), teilweise auch nervig, da sie zu schnell zerbrechen, man starke Waffen lieber aufbewahrt, als sie zu benutzen und der begrenzte Inventarplatz da zusätzlich reinspielt (da ich mich lange von Kakariko ferngehalten habe, bin ich auch nicht dem Upgrade-Korok begegnet, und musste mich deshalb trotz bereits knapp 300 Samen mit dem Standard-Inventar begnügen). Ist aber letztlich unerheblich, da man an jeder Ecke neue findet. Die Fundorte der starken Waffen kann man sich leicht merken/markieren und spätestens wenn man das Master-Schwert hat, sollte dieses System nun wirklich kein Problem mehr darstellen.
Kochen: Bei weitem nicht so integral wie befürchtet wurde. Anfangs braucht man ein paar Gerichte um sich gegen Hitze/Kälte/Brand zu schützen, aber schon frühzeitig wird dies durch entsprechende Ausrüstung obsolet. Diese nötigen Gerichte basieren auch nicht auf komplizierten Rezepten - 5x Chili gegen Kälte, 5x Frostlinge gegen Hitze, Löschechse plus 4 völlig beliebige Monster-Zutaten gegen Brand sind an Wirkkraft unübertroffen und diese Zutaten sind nun wirklich in Massen zu finden. Warum kompliziertere Gerichte mit selteneren Zutaten, wenn diese kürzere Wirkungszeiten bieten? Mehr braucht man nicht. Zum Heilen ist zu Beginn gar ein simples Game Over weitaus effektiver, zumal Gegner dabei nicht neu spawnen. Und sobald man die divseren Maxi-Zutaten findet, bricht der Schwierigkeitsgrad sozusagen zusammen, da diese vollkommen overpowered sind. Ein einzelnes Exemplar ohne Beigaben zu kochen reicht für maximale Heilung plus Bonus-Herzen. Ich besitze davon zusammen weit über 200 Stück - ohne gezielt zu suchen. Ein System, das man sogar noch deutlich ausbauen und erweitern könnte.
Einmal musste ich gar lesen, dass es ja keine Open World sei, da man nicht wirklich überall hin kann, weil zu starke Gegner den Weg versperren. Mal davon abgesehen, dass es in vergleichbaren Titeln sicher nicht anders ist, ist dies auch Unsinn. Ich bin mit 8 Herzen und mieser Ausrüstung (Altes Hemd und Orni-Hose; 4 Defense) durch Schloss Hyrule gelaufen, wo jeder Treffer sofortigen Tod bedeutete. Diese gradezu Stealth-ähnlichen Situationen sind für mich gar das schönste Element an Open World-Spielen (wie in XCX, wo ich z.B. mit Level 12 durch ganz Cauldros gelaufen bin). Da ich ihn nun schon erreicht hatte, habe ich auch den Endkampf versucht und dabei die ersten beiden Phasen mit Bombenpfeilen hinter einer Säule versteckt unbeschadet überstanden. Gescheitert bin ich nur, da ich nicht wusste, wie man die zweite Stufe der dritten Phase angreifen kann.
Absolut jeder Ort außer dem Todeskrater ist von Anfang an mehr oder weniger problemlos erreichbar, selbst auf dem Zora-Plateau bin ich trotz Dauerregen schon bevor ich die Zora-Rüstung bekam herumgelaufen. Es hindert einen niemand daran, nach dem Verlassen des Plateaus sofort zum Endkampf zu laufen.
Nochwas zum Sound: Über den Großteil des Spiels besteht die Klangkulisse lediglich aus Naturgeräuschen. Gelegentlich hört man ein paar Piano-Klänge, die aber atmosphärisch genutzt werden und nichtmal wirklich komponiert wirken (manche würden es abfällig auch Geklimper nennen). Nur in den Dörfern gibt es echte Musikstücke, die aber ebenfalls eher unauffällig bleiben. Auf bekannte Zelda-Themen wird bis auf das Hyrule Castle-Theme verzichtet, welches zwar sehr ruhig, dafür aber dennoch recht episch klingt. Ich habe keine Ahnung, was sich auf der CD der Limited Edition befindet, aber ein reguläres Soundtrack-Album würde gefühlt nichtmal eine halbe CD belegen. Für ein Spiel einer Serie, die seit jeher großen Wert auf Musik legte, sie sogar ins Gameplay integrierte, ist dies ein wenig dürftig. Viel mehr Musik wäre mir definitv lieber gewesen.
Zum Thema Schwierigkeitsgrad: Zu Beginn wirken durch die schwachen und sehr schnell zerbrechenden Waffen selbst Bokoblins weit stärker als in anderen Teilen, dies legt sich aber recht schnell im Verlauf des Spiels und viele Gegner können und sollten auch einfach ignoriert werden. Einige Monster wie Oktoroks sind eher nervig als gefährlich. Die weißen und silbernen Lynels dagegen sind selbst mit bester Abwehr (88; zumindest ohne Amiibo) ohne Übertreibung die schwersten Gegner seit AoL, sämtliche Bosse (außer Onox in OoS natürlich) eingeschlossen.
Die Schreine sind eigentlich recht locker zu finden. Selbst die meisten versteckten, für die man gezielte Hinweise/Tagebucheinträge bekommt, habe ich zum Großteil vorher gefunden. Von den 11 fehlenden, als ich die Story begann, stellten sich 9 als in der Tat erst dann erreichbar heraus (Drachen/Fotos/Events); nur die beiden im Hebra-Gebirge, die hinter verschlossenen Türen liegen, da wäre ich nicht drauf gekommen.
Aber es war eine Qual, die 12. der Erinnerungen, die für den vollen Abspann nötig sind, zu finden, wenn man die Welt bereits erkundet hat. Dann bleibt nur jeden Wald in Hyrule nochmal genauestens abzuklappern. Es ist also ratsam, Impa tatsächlich so früh wie möglich anzusprechen.
Was mich persönlich am Spiel am meisten gestört hat ist die Bogensteuerung. Damit komme ich einfach nicht richtig zurecht. Ist schwer zu erklären, aber das Zielen ist zugleich viel zu feinfühlig als auch ruckartig. Außerdem nervt die Flugbahn der Pfeile, da sie nach wenigen Metern bereits an Höhe verlieren. Mag realistischer sein, aber eben auch komplizierter und frustrierender. Kann man in Ruhe zielen, wie auf Korok-Ballons und ähnliches, geht es ja, aber im Ernstfall verfehlen bei mir die meisten ihr Ziel. Insbesondere das Bogenschießen zu Pferd werde ich wohl niemals schaffen. Von den geforderten 20 in 60 Sekunden kann ich von Glück reden, wenn ich mehr als 5 schaffe.
Alles in allem bin ich ganz zufrieden mit BotW. Ich hatte knapp 350 Stunden meinen Spaß daran und nur darauf kommt es an. Lediglich um den Wiederspielwert mache ich mir Sorgen. Während ich alle anderen Teile immer mal wieder spiele, bin ich mir noch nicht sicher wie sehr das bei BotW Sinn macht. Neben der verschwindend kurzen Story bleibt nunmal nur die Schreine reihdurch abzuklappern. Das Itemgrinden für zumindest die nötigsten Upgrades könnte sich auch als sehr nervig erweisen.
Aonuma hat ja bereits angekündigt, dass in Zukunft alle Zeldas der Open World-Formel folgen werden. Das sehe ich doch sehr zwiespältig. Wenn schon, dann aber bitte mit vielleicht 50 Schreinen, dafür aber auch wieder mit echten, vollwertigen Dungeons. Und Musik. Und mehr richtigen Höhlen hinter freigesprengten Wänden.