Obwohl sich nach mehrmaligem lesen deines Postes mein selbstbewusstsein in punkto Sprachgewandheit auf die etwaige größe eines handelsüblichen Tischtennisballes reduziert hat
Die Macht liegt nicht in der Faust, sondern im einzelnen Wort.
So oder so ähnlich hat mal ein weiser Mensch einen Satz formuliert, aber lass mal gut sein, meine Schwierigkeit liegt in den Kasūs.
Es ist das eine, seinen eigenen Stil zu definieren, seinen Glauben zu leben und seine eigene Meinung zu behaupten. Anders ist es hingegen, wenn man genau den Stil seinen eigenen nennt, der gerade nicht in das Schema des allgemeinen Geschmacks hineinpasst ...
Ja gut, beides baut aufeinander auf bzw. sind nicht gegensätzlich.
Deine erste axiomatische Bemerkung im Beispiel, könnte z.B. deine Vermutung der Vorsätzlichkeit im zweiten widersprechen oder zumindest abschwächen.
Wie soll ich das erklären - ein Abweichler, der einen Weg in den Widerstand geht, muss nicht immer aus irgendeiner sturköpfigen Haltung sich gegensätzlich verhalten, also vorsätzlich handeln, sondern kann sich einfach so entwickelt haben, dass er dem Hauptleitbild widerspricht. Genau dieses Privileg hat er z.B. nach deiner ersten Formulierung - unabhängig, welche Abstufung er dabei favorisiert.
Gegen die generale Denkweise der Mehrheit zu sein, hört sich hier und auch bei vielen immer so negativ an, fast schon niederträchtig heruntergesagt.
Aber was ist daran schließlich so schlimm?
Medien harmonisieren und pauschalisieren aus meiner Sicht gerne, um schlussendlich ein einfacheres Abbild der Realität zu erreichen, welches jeder im Umfang erfassen kann.
Sie rücken pausenlos ungeniert Widerständler in ein anderes Licht - solche Gerichtsshows, dilettantische anrüchige Jugendformate ( ich glaube ein frommer Mensch würde vom Glauben abkommen, wenn er jene sieht... ) oder Hausexperimente machen das sowieso eindrucksvoll vor. Ein vollständig anständiger Mensch ist heute out, Resultat alter 68er, wie man so sagt.
Das Gesellschaftsgefüge, was ab dem 20. Jh. zunehmend vom Fernseher beeinflusst wird, reagiert heftig auf solche Einflüsse.
Fernsehen hat quasi (mit der "Massentauglichkeit" ) andere Einflussmöglichkeiten davor überholt.
Wäre der Einfluss ausschließlich positiv (obwohl dieses Wort Auslegungssache ist, wenn nicht gar die ultimative), würde es mich ja nicht beunruhigen, leider verläuft es oft nun mal andersrum. Pessimistisch gesagt, er wird unbewusst und gedankenlos negativ manipuliert und gepolt.
Dieser Apparat ist also in meinen Augen der Schlüssel der westlichen Welt zur Gestaltung der Menschen, einmal in positiver Absicht gegründet, zunehmend abrutscht in den Orkus.
Also wäre es doch nur edel und tugendhaft (beides preußische Werte, die heute größtenteils negiert werden) ein Bewusstsein des Widerstands zu besitzen, oder ich sage mal zumindest den Anstand zu haben, große Skepsis zu wahren?
Jemand, der sich gegen jegliche Form von Bewegungen stellt beraubt sich meiner Meinung nach großen Möglichkeiten seinen Horizont zu erweitern.
Wer sagt eigentlich, dass alles neue den Horizont positiv erweitert bzw. nicht das Althergebrachte einem getäuscht hat?

Oder anders gefragt, was spricht eigentlich dagegen, die Erweiterung im Antagonismus zu finden?
Ich kann zur Erläuterung mich ja einmal selbst ein wenig offenbaren.
Ich fühle mich selbst in dieser Zeit nicht geborgen, was meine Bekannten wissen und akzeptieren. Ich fahre zu Glenn Miller Konzerte, kauf mir digitalisierte Jazz- und Swingplatten und such alles, was im Zusammenhang mit dem Anfang des 20. Jh. steht. Mir überkommt einer tiefer Ekel, wenn ich über unsere heutige mediale Verunreinigung nachdenke und suche daher meine mentale Erweiterung im Anachronismus. Das ist dann der - wie du auch sagst - Weg zu seinem ICH, den manch einer aufgrund mangelnder Kenntnis bis zu seinen Ableben nicht findet und ich auch noch nicht gefunden habe. Das ist z.B. einer der Privilegien: du entscheidest alleine (!) darüber, wann du dein Ziel erreicht hast...
Ich weis selbst, dass ich nie das Bewusstsein einer vollständigen Erschließung unserer Zeit erlange, dass wäre utopisch. Ich nehme eine Gesamtheit und beurteile kritisch, entscheide und versuch den Ursprung, den Grund (!) zu ermitteln.
Ich bin dementsprechend quasi ein anachronistischer Widerständler, der gedanklich als Motiv nach einem reinen Verstand sucht.
Der Trick ist es, in all dem unübersichtlichem Gewirr von Meinungen, Stilen, Glauben und Lebensweisen sich selbst zu suchen und zu finden...
Tja und genauso diese Selbstständigkeit fehlt den meisten aus Bequemlichkeiten, Mut und Gewohnheit.
So sorgen Gemeinschaften (die so genannten Cliquen) heute oft dafür, diesen Grundsatz zu missachten und sich zu unterwerfen.
Ich bin auch gesellig, meine Bekannten sich völlig unterschiedlich, es gibt kein Zwang, es wird diese Selbständigkeit sehr begrüßt.
Ich habe zuviel geschrieben und habe bestimmt noch vieles vergessen, aber na ja.