Fails bei Mitstudenten

Ashura

Amazone und Meridian Child
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Ich hab eben die schockierende Entdeckung gemacht das Studenten der Sozialen Arbeit ziemlich unsoziale Haltungen haben können, da n bekannter der mit mir zu studieren anfing vorhin so meinte:

- "Obdachlose sind doch gern draußen und wollen ja auch keine Hilfe"

Da wird mir irgendwo schwindelig und ich weiß nich was ich davon halten soll, das derselbe Typ hinterher meinte ich sei ein elender Besserwisser als ich ihm ihm nahelegte das er das besser nochmal überdenken solle, da wir immerhin ja auch beide nicht Streetwork als Schwerpunkt gewählt haben, dennoch so zu reden. Der meint jetzt ich wäre beleidigt oder weiß der Geier...aber gibt euch das nich irgendwie über eure Fachkräfte zu denken, wenn die so ne "hab ich nix mit zu tun interessiert mich nich"-Haltung über nen Teilbereich ihres eigenen Studienganges haben?

Ich meine, ich habs wie ich sagte auch nicht als Schwerpunkt gewählt, aber ich hab mit genug Obdachlosen zu tun gehabt bisher damit ich sagen kann, das ich hier 5 Fraktionen beobachtet hab, aber freiwillig ist keiner von denen draußen. Zumindest nich so wie Kollega das mir platt um die Ohren holzte...

Irgendwie erschüttert mich sowas. Kollega ist im letzen Semester, wohlgemerkt, das macht mir Kopfweh irgendwie...fast so übel die wie politischen Fails um uns herum. Wenn selbst Fachleute des Bereichs so, Verzeihung, unangemessen reagieren, wo stehen wir denn dann allgemein?

Habs mal Weils ja offensichtlich eine Ethikfrage ist in den Geisteswissenschaftenbereich verlegt, denn eigentlich ist Soziale Arbeit ja weder noch...
 
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Idris

Papa Bär
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Ar***löcher gibt es überall, und davon leider viel mehr als genug. Und was Deinen Kumpel betrifft, im Vergleich zu Anderen war das noch harmlos. Ich kenne das aus meinem Lehramtsstudium und dem Referendariat, da habe ich mich wirklich gefragt, wie man solchen Abschaum überhaupt auf Kinder loslassen kann: Kein Sozialverhalten und absolute Egoisten mit sehr viel krimineller Energie. Wir hatten z.B. mal in Germanistik einen Kurs über Theater, und da gehörte es dazu, dass wir nach Mannheim ins Theater fuhren. Unsere Dozentin sammelte das Geld für die Karten ein, und wir sollten sie dann im Sekretariat des Instituts abholen. Man musste nichts unterschreiben und keinen Ausweis vorlegen, ein gefundenes Fressen: Gleich mehrere meiner Kommilitoninnen (über 95% waren weiblich) gingen hin und meinten ganz frech "Ja, ich soll auch noch die Karten für den und den mitnehmen.". Doch die entspr. Personen wussten davon nix, denn das sagten sie nur, um ihre Freunde mitzunehmen. So standen die dann ohne Karten da, es gab keine Entschädigung und zur Krönung wurde ihnen das noch als Fehlzeit angerechnet (wir besuchten 3 Stücke, bei mind. 2 musste man anwesend sein um den Kurs erfolgreich absolviert zu haben).
Oder im Referendariat gab es wirklich viele, die Kinder regelrecht hassten, da hörte man oft so Sprüche wie "Ich habe es denen schon zig-mal erklärt und die Dumpfpratzen verstehen es immer noch nicht!!!" o.ä. Und wie der Lauf der Welt so ist, so waren es auch die, die durch das Ref regelrecht durchgewunken wurden und am Besten abschnitten.
Den Vogel haben jedoch 3 Youtuber im August 2015 abgeschossen, indem sie den Youtuber Drachenlord mit einer Fakefreundin wirklich übel in die Pfanne gehauen haben: Heiratsantrag von Drachenlord endet in Mobbing-Attacke (mehr Infos und das Video gibt es dazu auf Youtube und im Netz, da es eine riesige Diskussion auslöste). Ich erwähne es hier, da, wenn ich es richtig mitbekommen habe, einer der 3 Spaßvögel selbst Jugendsozialarbeiter war, jedoch entlassen wurde, als sein Chef mitbekam, dass er im Internet Leute mobbt.
 

MicalLex

Linksverwandter Grünmensch
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Soziale Arbeit gehört zu den Geisteswissenschaften, ist in der hisicht also richtig. Wobei ich das eher im Interessen & Meinungsbereich gesehen hätte, da es ja um keine fachliche Frage im engeren Sinne handelt.


Nun denn, da ich ja auch in dem Bereich tätig bin, kann das für Außenstehende gern mal falsch rüberkommen. Sowas läuft dann oft unter dem Begriff "Psychohygiene" und dient dazu, sich manchmal von dem ganzen abzugrenzen, Frustration zu verarbeiten, etc.

Natürlich muss es da aber auch Grenzen geben bzw. sollte man aufpassen, dass das "Entlasten" nicht zum Selbstläufer wird und die eigene Haltung gegenüber den Klienten umschlägt und man diese generell abwertet.

In dem Fall mit den Obdachlosen würde ich demjenigen aus gutem Willen einfach mal Ungeschick unterstellen. Das war ne recht dumme Aussage, die nicht davon zeugte, dass er sich mit der Materie auskennt. Und das finde ich an sich nicht verwunderlich, da Soziale Arbeit so ein riesiges Arbeitsfeld ist, welches grundverschieden ablaufen kann, hat man auch im letzten Semester nicht unbedingt Ahnung von jedem Bereich.
Und warum muss man auch über jeden Bereich Bescheid wissen? Es schadet sicherlich nichts, aber in der Praxis sieht es tatsächlich eher so aus, dass man meistens mit dem gleichen Thema zu tun hat und andere Bereiche selten mal streift. Man spezialisiert sich ja schon in gewisser Weise.
Ist in anderen Fächern ja das gleiche. Wenn ich als Ingenieur Flugzeugteile entwerfe, muss ich nicht unbedigt wissen, wie ein Toaster funktioniert. Und ich hätte auch nicht weniger Vertrauen in diesen Ingenieur, wenn es so wäre.

Aber dass soziale Berufe nur mit "sozialen" Menschen besetzt sind, ist wahrlich ein Irrglaube. Das ist genauso gemischt wie der Rest der Gesellschaft. Idris' Beispiele finde ich da viel gravierender.
 

Poe

Manaheld
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Ähnliche Erfahrungen habe ich auch schon gemacht; sei es im Studium, Privatleben oder auf der Arbeit. Einige meiner ehemaligen Mitschüler haben sich nach dem Abi für ein Studium auf Lehramt entschieden. Auf die Frage hin, ob sie gut mit Kindern umgehen können antworteten sie meist, dass eigentlich der viele „Urlaub“ für sie wichtig sei. Das ist natürlich keine Verallgemeinerung aber dennoch bin ich etwas schockiert. Ich persönlich lerne einen Beruf, weil ich mich damit identifiziere und nicht, weil er wegen Urlaub oder Bezahlung besonders attraktiv ist. Die Faktoren sind sicherlich auch wichtig aber machen auf Dauer nicht glücklich, wenn man sich mit den geforderten Aufgaben nicht zurechtfindet. Generell ist aber eine Veränderung in unserer Gesellschaft zu spüren, die ich gerne als Verrohung oder Gleichgültigkeit bezeichne. Vielen fehlt oftmals die innere Haltung oder einfach schlicht die Einstellung zur Arbeit. Man spricht oft von „Liebe zum Beruf“. Ist das heute noch so? Hierzu habe ich einen schönen Satz gelesen: „Verantwortung ohne Liebe macht rücksichtlos.“ Ich glaube diese Aussage erklärt vieles und umschreibt was wir oft erleben. Ich liebe und lebe meinen Beruf, obwohl ich weiß, dass nicht immer alles eitel Sonnenschein ist. Manche Situationen sind einfach schwierig zu handhaben, aber letztendlich auch Herausforderungen, die wir annehmen dürfen und die uns persönlich weiterbringen. Ich wünschte mir oft, dass man auch andere Menschen für Aufgaben begeistern kann. Allerdings hat sich gezeigt, dass es manchmal einfach nur vergebene Liebesmüh ist.
 
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Ashura

Ashura

Amazone und Meridian Child
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Wow, dein Beispiel ist echt schockierend Idris, da läufst mir kalt den Rücken runter. Da ich selber früher viel gemobbt worden bin, kam ich ja zu dem Entschluss, dass ich lieber diesem Gedankengift in uns oder einem kranken Systhem den Krieg erkläre, als weiter zuzusehen, wie wir Menschen uns gegenseitig förmlich zersetzen.

Das wäre z.b. Bei de Leherin der Fall gewesen die mir konstant durch die Bank in Textil versuchte 5er zugeben, weil ich ihr nicht meinen Stammbaum vorlegen wollte und sie immerzu insistierte, dass ich wegen meiner extrem dunklen Haare und Augen "ja nicht von hier"- sein könne und doch dahin zurück verschwinden solle, wo ich ursprünglich herkomme. Also unterstellte sie mir einen Migrationshintergrund von dem ich eben nix weiß, da es auch Deutschestaatsbürger mir braunen Haar und Augen gibt und wir nicht alle blauäugig und blond sind. Obwohl meine Leistungen in Textil nicht schlechter war als ins Kunst. Leute wie die haben mir beim ersten Anlauf den Q-Vermerk versaut, weil die sehr wohl wussten, dass ich auf die Oberstufe gehen wollte und deswegen selbst ziemlich hinter meinen Noten her war, um von Leuten wie denen weg zu kommen. 2 waren genug da ich dann mehr als eine schlechtere Note hatte und den 2,5 schnitt nichtmehr erreichte. Das alles hat der Rektor meiner Realschule billigend in Kauf genommen, deswegen würde ich niemandem der in meiner alten Heimatstat wohnt raten, seine Kinder auf diese Schule mit ihren mehr als schädlich eingestelltem Personal zu schicken. Da sind schwere seelische Schäden vorprogrammiert, wenn bei schlägereien auf dem Schulhof das Opfer als Täter deklariert wird und auchnoch vom Unterricht suspendiert werden soll, ich hatte Glück das die Dienstälteste Lehrerin und mich vor dem Schicksal bewahrt hat, sonst würde ich heute wohl glauben, dass Lehrer alle korrupt und rassistisch sind und sie das Wohl ihrer Schüler einen feuchten Kehricht interessieren. Die Sache ging soweit dass ich vom Schulspsychologen so angesprochen wurde:"A., wieso schlägst du dich immer mit anderen Kindern, tun dir die nicht leid?" - deswegen habe ich heute noch massive Probleme mit Psychologen warm zu werden, da die damals mich mit Vorwürfen bombardierten obwohl mir beide Arme ausgekugelt worden waren und ich eigentlich nur sauer gewesen war, weil jemand einen schwächeren misshandeln wollte und mit nem: "Such dir jemanden in deiner Größe du *****!" Da rein geraten war und bei weitem nicht der Uhrheber war.

Vermutlich hab ich da nen größeren Traum als ich dachte, denn ich arbeite wirklich gern mit Senioren oder eben sontwie schwierigen Klientel, da interessiert mich eher die Geschichte, warum die so geworden sind, als dass ich mir anmaße, sie zu verurteilen. Auch wenn eine Gruppe nicht zu meinem gewählten Fachklientel gehört, denn bei sowas geht es für mich um Menschlichkeit, oder sind wir am Ende doch nicht die Krone der Schöpfung sondern nur Tiere?

Sowas fängt doch eigentlich mit so Platten Gedanken wie meinem Kollegen an, oder nicht? Denn plötzlich scheint es legitim, all das einem anderen Menschen anzutun, obwohl es das definitiv für mich persönlich nicht ist.
 
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Idris

Papa Bär
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Da ich selber früher viel gemobbt worden bin, kam ich ja zu dem Entschluss, dass ich lieber diesem Gedankengift in uns oder einem kranken Systhem den Krieg erkläre, als weiter zuzusehen, wie wir Menschen uns gegenseitig förmlich zersetzen.
Schwester im Geiste kann ich da zu Dir nur sagen.
Ich habe selber genug Erfahrungen dieser Art gemacht, daher kann ich es 100%ig nachvollziehen. Ich litt selbst jahrelang darunter, z.B. wurden mal Sachen vom Lehrer geklaut und mir untergeschoben (müsste in der 9. Klasse gewesen sein, eines von vielen).
Das Problem ist einfach die Intoleranz, die in jedem von uns steckt. Und solange die und der Umgang mit ihr nicht angegangen wird, ist es jedoch ein Kampf gegen Windmühlen...
 
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Ashura

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Amazone und Meridian Child
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Schwester im Geiste kann ich da zu Dir nur sagen.
Ich habe selber genug Erfahrungen dieser Art gemacht, daher kann ich es 100%ig nachvollziehen. Ich litt selbst jahrelang darunter, z.B. wurden mal Sachen vom Lehrer geklaut und mir untergeschoben (müsste in der 9. Klasse gewesen sein, eines von vielen).
Das Problem ist einfach die Intoleranz, die in jedem von uns steckt. Und solange die und der Umgang mit ihr nicht angegangen wird, ist es jedoch ein Kampf gegen Windmühlen...
Bedauerlicherweise ja, alles was ich tun kann ist mich durchsetzen mit meinen Zielen und hoffen, dass ich dabei möglichst in vielen Leuten sowas wie ein Gewissen wachrüttele, bevor sie beim nächsten denken:"Ha, den mach ich platt, weil mir dessen Nase nicht passt und bei mir eh grad genug schiefläuft, kompensation sozusagen!"

Sowas hab ich auch schon gehört, das Leute sowas sich zu denken erlauben, nur um sich besser zu fühlen. Auf die Art könnte ich morgens nichtmehr in den Spigel sehen, aber gut, das ist ne andere Sache.
 
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