Gunslinger Girl

Doresh

Forenpuschel
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Das Italien der Gegenwart:

Rom ist der Sitz der "Gesellschaft für soziale Wohlfahrt", die im ganzen Land nach Kindern mit körperlichen Behinderungen und/oder seelischen Leiden sucht, um ihnen bei der Wiedereingliederung in die Gesellschaft zu helfen.
In Wahrheit jedoch suchen sie gezielt junge Mädchen mit tragischer Vergangenheit, um sie zu "Konditionieren". Dabei werden sie einer Gehirnwäsche unterzogen und mit Implantaten ausgestatten, um als Killer-Cyborgs den Kampf gegen Terroristen und andere Kriminelle aufzunehmen...

In Sachen Anime hab ich's eigentlich mehr mit krankem Humor oder knallharter Action, aber hin und wieder verspüre ich den Drang nach etwas Tiefsinnigerem. Jedenfalls wurde ich einiges Tages auf Gunslinger Girl aufmerksam, und was soll ich sagen? Ich hab's nicht bereut :D !

Gunslinger Girl basiert auf den ersten beiden Bänden der gleichnamigen Manga-Reihe. Es gibt auch eine 2. Staffel (mit dem Zusatz "Il Teatrino"), aber um die geht es hier nicht.

Ich finde es jedenfalls überraschend, wie ein Anime über junge Mädels mit Knarren so ernst ausfallen kann. Ist sicher leichter Fanservice, dass alle Cyborgs Mädels sind, aber da hört ist bereits Schluss mit lustig.
Der Anime bietet zwar jede Menge Action - was aufgrund des "Jobs" der Mädchen nicht verwundert - aber der eigentliche Fokus liegt eigentlich bei den Beziehungen zwischen den Mädchen und ihren jeweiligen Betreuern, von denen jeder Cyborg einen hat. Sind zwar allesamt männlich, aber es gibt dennoch kein Lolicon XD

Was den Anime - und den Manga - so interessant macht, ist eine stets präsente Dualität: Die Cyborgs sind sowohl eiskalte Killermaschinen
, die ihre Aufgabe nie in Frage stellen als auch ganz "normale", heranwachsende Mädchen. Die Organisation wiederum missbraucht sie als Mordinstrumente, befreit sie jedoch auch von ihrer Vergangenheit. Und glaubt mir, die meisten Mädchen sind durch die Hölle gegangen: versuchter Mord, Vergewaltigung und andere Katastrophen.

Was als störend empfunden werden könnte sind häufige Rückblenden, die ohne Vorwarnung auftauchen sowie ein fehlender roter Pfaden. Erst in den letzten paar Episoden bildet sich eine Art größerer Plot. Seltsam fand ich auch, dass Episode 2 aus irgend einem Grund viele Szenen der 1. Episode wiederholt. Glücklicherweise ist das ein Einzelfall.

Wie bereits erwähnt besteht Gunslinger Girl aus einzelnen Episoden ohne größeren Hauptplot. Jede davon hat dabei einen anderen Cyborg im Mittelpunkt. Man erhält dabei Einblick in ihre Gefühlswelt und lernt meist auch mehr oder weniger über ihre grausame Vergangenheit kennen. So sieht man etwa den starken Kontrast zwischen dem "alten", seelisch zerstörten (und dem Selbstmord nicht abgeneigten ) Mädchen und dem "neuen", unbeschwerten Cyborg. Bei einigen wenigen Mädchen wurde sogar auf eine Gedächtnislöschung verzichtet, was wohl als Motivation dienen soll, weil etwa eine davon ihr ganzes Leben ans Bett gefesselt war und seit ihrer Konditionierung das erste mal ihren Körper frei bewegen konnte. Da bringt man als Dank doch gerne ein paar Terroristen um...
Mindestens ebenso interessant ist das Verhältnis der Mädchen zum jeweiligen Betreuer. Jeder von ihnen hat eigen Vorstellungen davon, wie er seinen Cyborg behandelt. Der eine behandelt sie wie eine kleine Schwester, während der andere sie als ein "Werkzeug" ansieht (nicht das, was ihr denkt, ihr Ferkel :straf: ).

Alles in allem ist der Anime schön und deprimierend zugleich. Rom und andere italienische Städte sind toll in Szene gesetzt, die Animationen sind erste Sahne, die Kämpfe gut choreographiert (wenn auch nicht allzu spannend, weil die Mädels wie Alucard aus Hellsing ein wenig zu stark für ihre Gegner sind :D ) und das Geflecht aus Beziehungen und Moral lässt einen so schnell nicht wieder los.

Nach all den kleinen Geschichten, Einblicken und Einsätzen nähert sich jeder gute Anime seinem Ende entgegen, erst recht wenn er "nur" 13 Episoden hat. Und dieses Ende ist besonders bewegend ausgefallen, und dass ohne jegliche Action. Und es kommt sogar Beethovens 9. Symphonie vor, um das große Finale einzuläuten. Was will man mehr?

Wer auf etwas ruhigere, melancholische Action mit Niveau steht (Leon der Profi anyone? ), sollte sich Gunslinger Girl unbedingt mal antun. Enttäuscht werdet ihr (wahrscheinlich) nicht ;) !

Ah ja, eh ichs vergesse noch das klasse Opening, dass die allgemeine Stimmung gut untermalt:
Drück mich!
 
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Szadek

Cash or Octopus
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Statt dem ursprünglichen Bild wurde ein grauer Kasten mit dem Text "Use your own Server to host images" angezeigt.
 
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Doresh

Doresh

Forenpuschel
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Bild? Welches Bild meint ihr...:nerv:

Aber erstmal weiter im Text. Hab doch tatsächlich ein paar Worte zur deutschen Synchro vergessen...

Kennt ihr das, wenn die Sprecher den Eindruck erwecken, dass sie nur stur ihren Text vorlesen? Tja, das kommt bei GG leider auch vor. Aber die Synchro ist nicht komplett mies, da es auch genug gute Sprecher gibt. Alles in allem ein etwas seltsamer Qualitätsmix, aber im Großen und Ganzen okay ;)
 
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Geshtar

Halbgott
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Netter Review, klasse gemacht Doresh.

Mir gefällt die Serie (und auch die 2. Staffel) persönlich nicht so gut. Wie bereits erwähnt gibt es keine erkennbare Storyline, nur am Ende gibt es sowas wie eine Zusammenführung der Handlungsstränge. Die Folgen sind teilweise extrem langatmig und es kommt beim schauen irgendwie langweile auf. Selbst manche Aktionszenen laden zum gähnen ein (zumindest wenn man Gundam-Action gewohnt ist ;D).

Sicherlich viel Gefühl, Drama und gute Charakterentwicklung, aber mehr darf man leider auch nicht erwarten. Die Qualität des Zeichenstils ist jedoch sehr gut.

PS: Die deutsche Synchro ist echt unterirdisch, jeder von uns könnte das wohl enthusiastischer nachsprechen...
 
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Doresh

Doresh

Forenpuschel
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Ist ja auch kein Action-Anime, sonder ein Depri-Anime. So was guckt man nicht, wenn man sich besser fühlen will :D

Und die 2. Staffel ist generell unbeliebter. Die haben sogar im japanischen Original die Sprecher ausgetauscht...
 
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