
Story:
Das letzte Metroid ist tot.
Die Metroid-Larve, die Samus vom Planeten SR-388 mitgebracht hat warf sich über Samus, um sie vor Mother Brain zu beschützen. Nur mithilfe des Babys schaffte es Samus die Anführerin der Weltraumpiraten zu vernichten, doch sein letzter Schrei brannte sich in Samus Gedächtnis und verfolgt sie nächtelang.
Einen unbekannten Zeitraum später fängt Samus einen Hilferuf ab, Codename: "Baby's Cry". Er führt Samus an Bord einer Forschungsstation, in der sie kurz nach ihrer Landung auf eine Einheit der galaktischen Föderation trifft, angeführt von Adam Malkovich, ihrem ehemaligen Vorgesetzten, als sie selbst noch ein Mitglied der Föderation war. Dieses unerwartete Wiedersehen weckt viele alte Erinnerungen und verdrängte Gefühle, doch sie entschliesst sich erneut unter sein Kommando zu stellen und gemeinsam mit seiner Einheit die Geheimnisse dieser Forschungsstation zu lüften...
Es ist an diesem Punkt sicher keine Überaschung mehr, aber ich wiederhole es trotzdem noch einmal:
Other M ist das storytechnisch komplexeste Metroid Abenteuer, in dem man sehr viel über Samus Vergangenheit und Persönlichkeit erfährt. Etwa 2 Stunden an Zwischensequenzen bringen die Serie auf ein untypisch hohes cineastisches Level und zeigen eine Seite an Samus, die man noch nie zuvor gesehen hat.
Gameplay:
Other M verbindet klassisches 2D Metroid-Gameplay mit den 3D-Elementen der Prime-Reihe. Gespielt wird generell mit einer waagerecht gehaltenen Wii-Mote, die man auf den Fernseher richten kann, um in die Ego-Perspektive zu wechseln, in der man sich allerdings (mangels eines fehlenden Nunchuks) nicht bewegen kann. Dieses System hat bei vielen Spielern grosse Skepsis verursacht, funktioniert aber doch ganz gut, da man den Ego-Modus eigentlich nur dann benutzt, wenn man sich umsieht oder ein grösserer Gegner einen offensichtlichen Schwachpunkt zeigt.
Hin und wieder gibt es allerdings erzwungene Umseh-Passagen, aus denen man nicht herauskommt bis man gesehen hat, was man sehen soll. Gerade am Anfang kann das sehr lange dauern, weil man einfach nicht weiss wonach man sucht. Wer findet schon auf Anhieb einen grünen Flecken Blut auf einer grünen Wiese? Diese Passagen können den Spielfuss stark bremsen.
Am klassischen Metroid-Prinzip hat sich theoretisch auch nichts verändert. Man rennt durch verschiedene Gebiete, sammelt Upgrades, die die Anzahl der Raketen und Energietanks erhöhen (neu sind die Items, welche die Charge Geschwindigkeit und Regenerationsrate (dazu später mehr) verbessern), erhält neue Ausrüstung und Fähigkeiten, mit denen man zuvor unerreichbare Gebiete erreicht et cetera. Doch vorsicht, ich sagte "theoretisch", praktisch sieht das ganze schon ganz anders aus!
Man findet im Laufe des Spiels sage und schreibe 2 neue Ausrüstungsgegenstände, alle anderen bekannten Upgrades wie die Super-Missiles, der Speed-Booster und der Screw Jump besitzt Samus von Anfang an, sie ist nur nicht authorisiert sie zu benutzen. Am Anfang wird noch erklärt, dass man innerhalb der Raumstation ohne Authorisierung keinen Sprengstoff (Morph Bombs und Missiles) benutzen darf und die Power Bombs grundsätzlich verboten sind, weil sie Freund und Feind gleichermassen zerstören. Das macht durchaus Sinn und ist akzeptabel. Warum einem aber zum Beispiel der Hitzeresistente Varia Suit erst dann authorisiert wird, wenn man schon halb durch das Lavagebiet durch ist bleibt ein Rätsel. Im Prinzip ändert das nichts am bekannten Spielprinzip, kratzt aber ziemlich an der inneren Logik des Spiels.
Neben den bekannten Energy Tanks gibt es nun auch Energy Parts, welche einen neuen Tank formen, wenn man vier davon einsammelt. Hat sich da jemand von Herzteilen inspirieren lassen?
Missile Expansions hingegen erhöhen den Maximalwert nur noch um eins. Hatt man früher ein Maximum von ~250 Raketen bleiben einem hier nur noch maximal 80. Das klingt wenig, vor allem da die Gegner hier weder Energie noch Raketen droppen, aber dafür kann man die Raketen jederzeit nachladen.
Ähnlich kann man seine Energie wieder auffüllen, wenn sie unter einen bestimmten Wert sinkt. Das klingt unfair, aber es dauert auch recht lange. Meistens überlebt man den Regenerationsvorgang nicht mehr.
Kämpfe gestalten sich relativ simpel. Das Autoaiming verhindert frustiges Zielen im dreidimensionalem Raum mit einem digitalen Steuerkreuz und das Kontersystem funktioniert ebenfalls sehr leicht. Ist man kurz davor von einem Gegner oder dessen Angriff getroffen zu werden tippt man die Steuerkreuz in eine Richtung, um dorthin auszuweichen, währneddessen man direkt mit einem Schuss kontern kann. Auf bestimmte Gegner kann man draufspringen und ihnen direkt einen aufgeladenen Schuss durch den Kopf jagen und wenn ein Gegner am Boden liegt tippt man bei aufgeladenem Beam in dessen Richtung und verpasst ihm einen Finisher.
Was den meisten Metroid-Veteranen aber übel aufstossen wird ist die reduzierte Freiheit. Man wird meistens von einem Ort zum anderen geführt und hat kaum Möglichkeiten eigenständig die Welt zu erkunden und verpasste Upgrades zu suchen (Daher der Einschnitt in die Umfangs-Wertung, ich wusste sonst nicht wohin damit). Meistens wird einem sogar ganz dreist eine Tür hinter'm Rücken einfach abgeschlossen. Uneingeschränkten Zugang zur gesamten Welt gibt es erst (und ich bitte alle Metroid-Liebhaber sich mit aller Kraft irgendwo festzuhalten) nachdem man den letzten Endgegner besiegt hat.
Aber halt! Bevor ihr ohnmächtig umfallt, es ist nicht alles schlecht daran. Ihr kehrt nach dem letzten Endgegner zurück und könnt die letzten Upgrades in einem spielbaren Epilog einsammeln. Dieser beinhaltet auch einen Bonus-Endgegner, einen alten bekannten aus der Metroid-Serie, den ich hier nicht vorwegnehmen will. Das ist doch immerhin ein kleiner Trost, oder?
Man hört oft, dass das Spiel recht schwer sein soll, dem kann ich leider nicht zustimmen, obwohl ich am Ende nur knapp über 50% aller Items hatte. Anfangs, wenn man sich noch an die Steuerung gewöhnt und wenig Energie hat wird man sterben... oft... aber das legt sich recht schnell. Enttäuschend ist vor allem, dass man für die Endgegner nur selten eine besondere Strategie braucht. Meist ballert man nur aufgeladene Schüsse auf den Gegner, die dank des Autoaimings auch meistens den wunden Punkt treffen und hin und wieder braucht man mal eine Sonderaktion aus der Ego-Sicht, wenn es sich anbietet.
Wer 100% aller Items sammelt bekommt immerhin noch einen Hard Mode spendiert. Hier sind die Gegner genauso stark wie im normalen Durchgang, aber man kann keine Upgrades mehr finden. Bisher war der Low-% Run immer ein selbst auferlegter Schiwerigkeitsgrad, jetzt hat er seinen eigenen Modus.
Grafik:
Grafisch kann sich das Spiel wirklich sehen lassen. Die Animationen, vor allem der Nahkampfeinlagen, sind sehr flüssig und schön anzusehen, auch wenn sich viele Gegner auf dem Bildschirm tummeln.
Auch die Zwischensequenzen sind extrem hübsch, man könnte glatt vergessen, dass man nur ein Spiel spielt und keinen Film guckt. Der Übergang zwischen Filmsequenzen, Dialogen und Spielgeschehen ist dabei extrem flüssig. So flüssig, dass man teilweise schon während einer scheinbaren Gegner-Auftauch-Animation ausweichen muss, um nicht schon vor dem eigentlichen Kampf über'n Haufen gerannt zu werden.
Und als wenn das alles nicht genug wäre schaltet man nach dem Spiel einen Theater-Modus frei, der nicht nur die Filmsequenzen, sondern auch reguläre Spielszenen enthält, die zusammen einen vollständigen etwa zweistündigen Film bilden. Damit steht einem langen Other M Filmabend nichts mehr im Wege und man muss nie wieder selbst das Spiel spielen. Welch ein Service!
Sound:
Vom Soundtrack war ich grösstenteils enttäuscht. Was in den Zwischensequenzen sehr stimmig und atmosphärisch ist fehlt dem Rest des Spiels einfach. Die Musik ist sehr subtil und selbst bei Bosskämpfen zieht der Rhymus nur sehr bedingt an, was der allgemeinen Stimmung schon einen Dämpfer verpasst.
Die Sprachausgabe ist jedenfalls sehr gut gelungen. Samus wirkt anfangs etwas monoton, aber irgendwie gewöhnt man sich dran, weil es schon ganz gut zu ihr passt.
Fazit:
Metroid - Other M ist ein sehr gutes Spiel, das steht völlig ausser Frage. Vor allem die Story und der Fokus auf Samus Vergangenheit machen das Spiel grossartig. Allerdings kann man es eingefleischten Metroid-Spielern nicht verübeln, wenn sie es nur einmal der Story wegen spielen und nie wieder anfassen. Das typische Metroid-Spielgefühl kommt halt nur sehr bedingt auf und vor allem die eingeschränkte Freiheit können ernüchtern. Ein neutrales Fazit ist schwer zu finden, denn an diesem Spiel wird sich die Fangemeinde spalten und beide Seiten haben irgendwie recht. Ich kann es nur empfehlen, aber wer jetzt skeptisch geworden ist sollte erstmal Probespielen und nicht blind draufloskaufen.
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