
Story:
Travis Touchdown ist ein ganz normaler Otaku. Er lebt alleine mit seiner Katze Jeane in einem Motel, sabbert Moe-Anime Poster an, leiht sich Pornos aus der Videothek (und bringt sie, wenn überhaupt, in miserablem Zustand zurück), verdient sich etwas Geld mit diversen kleinen Jobs, tötet unzählige Menschen mit seinem Beam-Katana und sammelt Anime-Figuren.
Da fällt etwas aus der Reihe? Ja richtig, Otaku arbeiten nicht, aber drücken wir mal ein Auge zu, es ist ja nur ein Spiel...
Eines Tages trifft Travis in einer Bar Sylvia Christel von der UAA (United Assassins Association), die Kämpfe zwischen Killern organisiert. Voller Hoffnung eine... ganz besondere Belohnung von Sylvia zu bekommen macht sich Travis auf die Nummer Eins zu werden.
Gameplay:
Ein Spielabschnitt beginnt in der Regel mit dem Arbeitsamt, wo man minispielartige Aufgaben erfüllt. Mal besänftigt man den Gott des Rasens (sprich: Rasenmähen), ein anderes mal vertreibt man den Gott des Grafitti (sprich: Häuser reinigen). Ja, die Leute haben in diesem Spiel alle einen kleinen Schaden, gewöhnt euch dran.
Warum das ganze? Nach jedem erfolgreich ausgeführtem Job werden neue Missionen bei K-Entertainment, der Anlaufstelle für Assassinen aller Art, freigeschaltet, die endlich richtige Summen Geld abwerfen.
Hat man genug Geld beisammen bezahlt man die Startgebühr für den nächsten Rangkampf und begibt sich zum vereinbarten Ort. Dort kämpft man sich durch weitere kleine Fische (in einigen Fällen wird der Weg kreativer überbrückt), bis zum Endgegner.
Die Stadt, Santa Destroy, ist frei begeh- bzw. fahbar, allerdings darf man keinen GTA-Rivalen erwarten. Das einzige Fahrzeug ist Travis Motorrad "Schpeltiger", mit dem man oft an Häusern und anderen Kanten hängenbleibt, und die Stadt selbst ist Mittel zum Zweck. Interagiert wird nur mit einigen bestimmten Ortschaften wie der Videothek oder dem Klamottenladen, es fehlen definitiv Orientierungshilfen innerhalb der Stadt. Ohne Karte weiss ich über die Stadt nur, was sich an der Nord-, Ost- und Westgrenze der Stadt befindet und dabei hab ich das Spiel gerade eben erst beendet! Kurzum: Die Stadt ist langweilig und die 70 Bälle zu finden, um alle Skills zu kaufen ist sehr unspektakulär.
Die Kämpfe sind recht Hack and Slay lastig. Die Standartkombo des Beam-Katanas besteht aus einer Kette von A-Knopf-Drückern und einem Schwung der Wii-Mote in die angezeigte Richtung für einen Finisher. Je nachdem ob man die Wii-Mote nach oben oder nach unten richtet ändert sich die Kombo. Hält ein Gegner seine Waffe oben, greift man unten an und umgekehrt. Hält man den A-Knopf gedrückt lädt man das Beam-Katana auf und entfesselt einen sehr mächtigen Angirff, der allerdings viel Energie kostet. Ist die Energieanzeige der Waffe leer, kann man nicht mehr angreifen und muss sie wieder aufladen. Dies geschieht mit einem Druck auf die 1-Taste und dem Schüttelt der Wii-Mote, was im Spiel eine recht fragwürdige "Schüttelanimation" Animation ist, wenn ihr versteht...
Mit dem B-Knopf verteilt man Tritte und greift einen betäubten Gegner, um ihn mit einem Wrestling-Move zu Boden zu werfen. Mit jedem Kill wird eine Slotmaschine aktiviert, die mit genug Glück den DarkSide-Mode aktiviert, in dem alles in Zeitlupe abläuft, man alle Gegner mit einem Schlag tötet oder das Beam-Katana in eine Distanzwaffe umwandelt. Im wahrsten Sinne des Wortes "unglücklicherweise" aktiviert sich so ein Effekt meistens beim letzten Gegner eines Raumes, was dann relativ nutzlos ist.
Die Steuerung des Spiels selbst ist sehr gewöhnungsbedürftig. Angefangen mit einer anfänglich umständlichen Tastenbelegung bis zu dem Punkt, dass die Home-Taste der Wii-Mote manchmal aus unerfindlichen Gründen blockiert wird.
Diese Zeilen klingen eher monoton und negativ, was durchaus nicht abzustreiten ist, warum mag ich das Spiel also genug, um ein Review dazu zu schreiben?
Drei Worte: Endgegner, Humor, Stil.
Fast jeder Endgegner ist es in meinen Augen wert 20 Stunden monotones Gameplay zu ertragen, zum Glück sind es nicht so viele. Charaktere wie Dr. Peace, der sein Lied "The virgin child makes her wish without feeling anything" zum Besten gibt, Speed Buster, eine alte Frau, die eine 100 Meter lange Railgun aus ihrem Einkaufswagen ausfährt, Harvey Moiseiwitsch Volodarskii, der Magier der seine Assistenten wirklich zersägt oder Letz Shake, der mit einer riesigen mit Gehirn ausgestatteten Rakete auffährt sind der Grund, weshalb ich mir dieses Spiel überhaupt gekauft habe.
Womit wir beim zweiten Punkt wären, dem Humor. Wer skurrile Charaktere Machart Japan liebt kommt hier voll auf seine Kosten. Dazu kommt noch schwarzer Humor, eine Prise Slapstick und gelegentlicher reiner Irrsinn. Erwähnte ich, dass die DarkSide Fähigkeiten Namen haben wie "Cranberry Chocolate Sundae"? Und mein persönlicher Favorit ist der Ruf eines gerade in tausend Stücke geschlagenen Gegners: "My Spleen!".
Edit:
Ach ja, gespeichert wird übrigens mit einem grossen Geschäft auf der Toilette, aber das versteht sich ja von selbst.
Grafik:
Das Spiel präsentiert sich im Cel-Shading Stil, welcher zwar ganz gut in's Spiel passt, aber an manchen Stellen unschön aussieht. Vor allem die Schatteneffekte auf Charakteren sind nicht sehr gut gelungen. Möglich, dass es gewollt ist, dass ein Gesicht zur Hälfte komplett eingeschwärzt ist, weil kein Licht darauf fällt, aber bei mir kommt das nicht so gut an.
Was den Stil des Spiels aber so liebenswert macht ist das nerdige. Icons in der Stadt und der Schriftfont sind sehr blockhaft 8-Bit-artig gehalten. Ausserdem wurden Fundstücke innerhalb der Bossareale passend in klassische Schatztruhen verstaut, was gleichzeitig Stilbruch begeht und richtig gut passt.
In der US-Version des Spiels spritzt aus jedem Gegner eine unnatürliche Blutfontäne, während in der japanischen und europäischen Version die Gegner zu Asche zerfallen. Und bevor jemand nach Zensur schreit: Das ist es nicht. Entwickler SUDA51 hat bei der Planung beide Versionen in Erwägung gezogen und letztendlich beide entwickelt, das einzige worüber man sich beschweren darf ist, dass man nicht die Wahl hat. Passen tun jedenfalls beide Versionen, wobei ich letztere bevorzuge, weil man ohne die Blutfontäne besser sieht, wie Geld aus den besiegten Gegner hrausfliegt, was den Nerd-Anteil des Spiel noch etwas besser unterstützt (man siehe Scott Pilgrim?).
Sound:
Vielseitig. Das Spiel remixt seine eigene Titelmelodie bis zum Erbrechen, was natürlich das Risiko mit sich bringt, dass Leuten denen dieses Lied nicht gefällt es sich trotzdem immer wieder anhören müssen. Ich mag es.
Dazu kommen noch "Heavenly Star", ein echtes Lied der Band "Genki Rockets", das oben erwähnte "The virgin child makes her wish without feeling anything", das sehr schön klingt, bis man den Text dazu liest und zur Abrundung klassische 8-Bit Musik wenn angebracht.
Die Sprachausgabe ist ebenfalls sehr gut gelungen und unterstützt den natürlichen Charme der Charaktere.
Fazit:
No More Heroes ist spielerisch kein Toptitel, aber man kann sich sehr schnell darin verlieben. Ein klassischer Fall von "man muss es selbst angespielt haben", entweder wird man vom Gameplay gelangweilt oder man erliegt dem Charme genug, um darüber hinwegsehen zu können. Ein Geheimtip ist es auf jeden Fall und die 14 Euro die ich für eine gebrauchte Version gezahlt habe definitiv wert. Der zweite Teil steht definitiv auf meiner Wunschliste, man muss die Weihnachtszeit ja in passender Besinnlichkeit verbringen...
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