Doresh
Forenpuschel
- Mitglied seit
- 04.02.2005
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- 7.089
Titel: Odin Sphere
System: Playstation 2
Genre: Action RPG
Entwickler: Vanillaware
Publisher:
Japan/USA: Atlus
Europa: Square-Enix
Erscheinungsdatum:
Japan: 17. Mai 2007
USA: 22. Mai 2007
Europa: 14. März 2008
USK: Ab 6 Jahren
Webseite: hier
Japanisches Cover

US-Cover (leichte Modifizierung des japanischen Covers und mit dem PAL-Cover praktisch identisch)

Trailer:
japanischer Trailer
us-Trailer
Lange haben Pixelfans gehofft und gebangt, bis sich endlich jemand fand, der Vanillawares „Erstlingswerk“ in europäische Gefilde veröffentlichte. Wie der Quasi-Nachfolger des über 10 Jahre alten Sega Saturn Titels „Princess Crown“ abschneidet, erfahrt ihr hier ^^
P.S.: Hoffe mal, dass das Review nicht zu lang geworden ist. Die Urfassung war selbst unfertig etwa 6 Seiten lang. Hab ich zum Glück etwas gekürzt...XD
Story
Das Land Erion. Lange Zeit war Valentin dort das mächtigste Königreich. Doch von einen Tag auf den anderen wurde es in Schutt und Asche gelegt. Städte verkamen zu vereinzelten Ruinen, das Land verdorrte, und die meisten Bewohner verschwanden spurlos. Nur der Hexenkessel, eine Quelle großer Macht, blieb unversehrt. Unschwer zu erraten, das bald Krieg um die Herrschaft des Kessels geführt wurde. Währenddessen schien sich eine alte Prophezeiung des Armageddon zu erfüllen...
Zusammen mit der schicken Grafik (mehr dazu später) bildet die Geschichte das absolute Herzstück von Odin Sphere. Eine spannende Handlung, interessante Charaktere und Zwischensequenzen, die etwas von einer Theaterinszenierung haben werden einen schnell in den Bann ziehen. Zudem gibt es einige Elemente aus den Nibelungen, Herr der Ringe, nordische Sagen, die Gebrüder Grimm und sogar ein klein wenig Science-Fiction (schaut euch den Hexenkessel an, dann wisst ihr, was ich meine).
Und trotz der Optik ist Odin Sphere vor allem wegen der Handlung eher weniger für 6-Jährige geeignet. Für Kinder ist sie nämlich etwas zu düster und erstaunlich erwachsen. Ältere Spielern jedoch dürfte der Mix aus Krieg, Mord und großen Gefühlen sicher zusagen. Odin Sphere hat also alles, was ein Heldenepos braucht
Gameplay
Vor allem alte Zocker dürften sich leicht vorstellen können, was bei diesem 2D Action-RPG auf sie zukommen wird: Man läuft nach links oder rechts, metzelt Gegner nieder und sammelt nebenbei Items und Erfahrungspunkte.
Zusätzlich Odin Sphere über einige höchst ungewöhnliche Features. So sind etwa sämtliche Abschnitte, aus denen die einzelnen Level aufgebaut sind kreisrund. Rennt man also immer in die gleiche Richtung, landet man wieder am Ausgangspunkt. Besonders bei Bosskämpfen kann das sehr praktisch sein, ist doch der Rücken des Gegners der sicherste Ort, um ihm seine geliebten Lebenspunkte abzuziehen.
Vielleicht auch wegen diesem speziellen Aufbau hat man die 2 Dimensionen nicht gänzlich ausgereizt. Es gibt nämlich keinerlei Plattform-Elemente. Aber damit kann man leben.
Das Kampfsystem ist im Grunde recht simpel aufgebaut. Zusätzlich hat man sich einige „Gemeinheiten“ einfallen lassen, um Button-Mashing vorzubeugen. So gibt es eine Kraftanzeige, die sich durch Angreifen leert und bei Stillstehen wieder füllt. Sollte die Anzeige jemals ganz leer sein, ist man eine Weile benommen. Und da man vor allem die schmerzhafteren Angriffssanimationen der Gegner nicht unterbrechen kann, ist es nicht sehr ratsam, blind in einen Gegnerhaufen zu rennen und auf den Angriffsknopf einzuhämmern.
Odin Sphere wäre natürlich kein Action-RPG, wenn es keine Rollenspielelemente gäbe. Anders als etwa bei neueren Castlevania-Titel sind diese Elemente recht einfach gehalten. So kann man sich nur mit einem Gegenstand ausrüsten, und statt zahlreicher Statuswerte gibt es nur 2 Stufen: Psyphos und LP.
Psyphos gibt dabei die Stärke des Kristalls des Charakters an, aus dem sich dessen Waffe hauptsächlich zusammensetzt. Ein höherer Level erhöht den Schaden und schaltet Psyphosfähigkeiten („Zaubersprüche“) frei. Erfahrungspunkte für die Psyphos-Stufe bekommt man durch das absorbieren von Phosonen, eine Art Lebensenergie, die alle Lebewesen nach ihrem Tod hinterlassen. Und ja, es erinnert ein wenig an Onimusha ^^

LP bestimmt die maximale Anzahl an Lebenspunkten. Erfahrung für diese Stufe sammelt man durch den Verzehr von Nahrungsmittel. Da diese ebenfalls verlorene LP teilweise heilen, schlägt man so zwei Fliegen mit einer Klappe.
Nahrungsmittel erhält man in erster Linie durch das Einpflanzen von Samen, die Phosonen zum Wachsen brauchen. Man kann sie entweder roh verzehren oder im Gasthaus oder Café zu leckeren Gerichten mixen lassen.

Wichtig für diese Gaumenfreuden ist das Währungssystem von Odin Sphere. Man kann nämlich 5 verschiedene Münzen aus 3 verschiedenen Königreichen finden. Als Reverenz gelten dabei die Silbermünzen aus Ragnanival. Diese sind die häufigste Münzform und haben den Wert 1.
Für das zubreiten von Essen besonders wichtig sind die 3 Münzarten aus Valentin, da jedes Gericht eine dieser Münzen benötigt. Je besser das Gericht, desto seltener die Münze.
Das Inventar besteht Taschen, deren Inhalt man in SD-artigen Ringmenüs aufrufen kann. Am Anfang verfügt man nur über 2 der größten Taschenarten, aber man kann sich bis zu 3 weitere Taschen dazukaufen.
Um das Ganze noch etwas zu würzen, gibt es ein Alchemiesystem, mit dem man alle Arten von offensiven und defensiven Tränken brauen kann.
Der Schwierigkeitsgrad ist gut ausgewogen. Es gibt einige schwierige Stellen, aber mit etwas Geschick und Taktik kommt man immer weiter. Man muss eigentlich nie extra Zeit investieren, um seinen Charakter zu leveln, sondern eigentlich nur, um Geld und Zutaten zu sammeln. Außerdem ist das Spiel ziemlich fair: Anstatt eines Game Overs startet man den verlorenen Abschnitt einfach erneut (bei jedem Abschnittswechsel gibt es quasi einen Quicksave), und der Schwierigkeitsgrad lässt sich jederzeit ändern.
Bei 5 Charakteren fragt man sich natürlich, wie Abwechslungsreich das Spiel dadurch wird. Die Steuerung ist im Grunde immer dieselbe. Zusätzlich unterscheiden sich die Angriffsanimationen und Spezialfähigkeiten, so dass sich jeder anders spielt. Maresa etwa kann fliegen und ist die einzige Fernkämpferin, während sich Oswald in eine Schattenkreatur verwandeln kann (er ist der Dante der Gruppe ^^ ), um Gegner für kurze Zeit mit Endloskombos zu zerhacken.
Allerdings besuchen sie fast alle dieselben Orte. Die Abschnitte sind zwar immer anders verteilt, aber sie bekämpfen trotzdem dieselben Gegner und Bosse. Bei den Gegnern – die jedem der Orte eine gewisse Note verleihen - ist es weniger schlimm als bei den Endbossen. Jeder Ort hat nämlich einen Standard-Endboss, der nur bei einigen Charakteren abweicht. Es tauchen zwar immer wieder neue Bosse auf, aber die meisten hat man halt schon mit früheren Charakteren bekämpft.
Odin Spheres Gameplay ist spaßig, wenn auch nicht unbedingt perfekt. Aber es gibt wesentlich schlechtere Actiontitel - mit mehr Budget für Werbung...
Grafik
Man findet zwar so manche Bilder und Videos über die einzigartige Grafik, aber man muss Odin Sphere einfach „live“ erleben, um sie in aller Pracht bewundern zu können. Alle Grafiken sind handgezeichnet (mit vielleicht ein bisschen GC-Effekten hier und dort) . Alle Charaktere sind extrem detailreich gezeichnet und wurden förmlich mit Animationen überschüttet. Besonders positiv ist der einzigartige Zeichenstil, der sich von praktisch allen anderen Pixelspielen unterscheidet. Die Bosse sind imposant und manchmal so groß, dass das Spiel ein wenig herauszoomt, um den Bildschirm auf ihre Höhe abzustimmen. Ganz auf den Bildschirm passen diese Riesen sowieso kaum.

Auch die aus mehreren Ebenen bestehenden Hintergründe sind alles andere als statisch und wirken wie lebende Kunstwerke.
Man merkt dem Spiel an, mit wieviel Hingabe die Zeichner gearbeitet haben. Selbst der Auswahlbildschirm, in dem man die Charaktere auswählt wurde schick umgesetzt: Man geht als kleines Mädchen auf einem Dachboden herum und hebt Bücher auf, um sie in einem Sessel zu lesen, wodurch man ins eigentliche Spiel gelangt. Auch dieses Mädchen hat jede Menge Animationen: Sie gähnt wenn sie einfach nur rumsteht, wippt mit den Beinen wenn sie ohne Buch im Sessel sitzt und bekommt müde Arme, wenn sie ihren Kater zu lange trägt.

Alles in Allem ist es nicht untertrieben zu behaupten, dass Odin Sphere eines der bestaussehendsten Spiele für die PS2 ist, wenn nicht sogar eines der „schönsten Videospiele aller Zeiten“.
All das hat natürlich seinen Preis, denn Odin Sphere verlangt so ziemlich das Letzte von der guten alten PS2. So gibt es etwa zwischen jedem Abschnitt Ladezeiten, die zum Glück nur sehr kurz sind. Auch muss mit Slowdowns gerechnet werden. Aber entweder konnte man die Performance bei der PAL-Umsetzung verbessern oder ich hab einfach nur Glück, denn bis jetzt kann ich mich nur an einen kurzen Slowdown erinnern – ein krasses Gegenstück zu manch anderen Reviews, die ich gelesen habe ^^
Sound
Komponist Hitoshi Sakimoto (bekannt aus FFXII ), den Vanillaware auch bei Grim Grimoire wieder eingestellt hat, leistet in Odin Sphere ganze Arbeit. Odin Sphere bietet einen klasse Soundtrack, der das Geschehen gut untermalt und dabei hilft, Odin Spheres zauberhafte Atmosphäre aufzubauen.
Wie auch die US-Version verfügt die PAL-Version von Odin Sphere über japanische und englische Sprachausgabe. Eine willkommene Abwechslung, den deutsche Texte mit japanischer Sprachausgabe findet man sonst vergeblich.
Grundsätzlich kann man mit keiner der beiden Sprachausgaben einen Fehler machen, wobei ich leicht zum Japanischen tendiere. Im Englischen finde ich die Wahl der Sprecher nicht immer gelungen. Maresa etwa hört sich meiner Meinung nach ein wenig zu erwachsen an. Aber das trübt das ansonsten gute Gesamtbild nur leicht.
Außerdem ist noch anzumerken, dass wirklich jeder „gesprochene“ Text im Spiel vertont wurde. Jeder noch so unwichtige NPC spricht wirklich, was nun wirklich nicht die Regel ist. Besonders bei „richtigen“ RPGs bleiben NPCs meist stumm, aber die haben auch meist deutlich mehr NPCs, auch wenn man sich hier über Qualität vs Quantität streiten könnte...
Umsetzung
Square-Enix hat bei der Pal-Umsetzung gute Arbeit geleistet. Die japanische Sprachausgabe ist uns erhalten geblieben, und es gibt auch einen 60Hz-Modus. Die deutsche Übersetzung ist gut gemacht, allerdings wurden ein paar wenige Namen verändert. So heißt die Königin der Unterwelt nicht Odette, sondern Ophelia (was man im Spiel selbst wohl kaum merken wird), und aus dem spielbaren Charakter Mercedes wurde Maresa. Klingt zwar hübscher, aber es fällt halt auf, wenn man sie in beiden Sprachausgaben mit Mercedes anspricht.
Mein größter Kritikpunkt dürften die veränderten Sprechblasen sein. Jeder, der die japanischen oder amerikanischen Trailer gesehen hat dürfte die dortigen Sprechblasen bemerkt haben, in denen sich der komplette gesprochene Text befindet. Bei uns sind die Sprechblasen wesentlich kleiner und enthalten nur ein „...“, während der Text am unteren Bildschirmrand erscheint. Lediglich im Café und im Gasthaus gibt es noch die ursprünglichen Sprechblasen. Warum man hier etwas gespart hat ist etwas fraglich. Wollte man sich nicht so viel Mühe mit der Anpassung der Sprechblasen an die deutschen Texte geben oder hat es etwas mit der gefühlten Performance-Verbesserung zu tun? Die Wahrheit ist irgendwo da draußen...
Fazit
Eine fesselnde Story, wunderschöne Grafik, und ein interessantes Gameplay machen Odin Sphere zu einem absoluten Geheimtipp. Alte Hasen werden sich über dieses auf Hochglanz polierte 2D-Spiel sicher freuen, zeigt es doch, dass man heutzutage immer noch ohne Polygone und 3D auskommen kann.
Trotz einiger Wiederholungen machen die Kämpfe Laune, und man möchte sowieso weiterzocken, um zu wissen wie sich die Geschichte entwickelt. Und zu guter Letzt kann man sich alle Zwischensequenzen jederzeit wieder angucken, wodurch leichtes Anime-Feeling aufkommt
Pro
+ einmalige Grafik
+ viel Liebe zum Detail
+ packende Story
+ schöner Soundtrack
+ 5 spielbare Charaktere
[FONT=Georgia, serif]+ facettenreiche NPCs[/FONT]
+ japanische Sprachausgabe
+ Schwierigkeitsgrad jederzeit einstellbar
+ kein „Game Over“
+ Zwischensequenzen jederzeit wieder abspielbar
Contra
- sich wiederholende Bosskämpfe
- Slowdown-Gefahr
- viele (allerdings kurze) Ladezeiten
- Degradierung der Sprechblasen
- keine Plattform-Elemente
[FONT=Georgia, serif]- kein 3D :lol:
Edit: Mein Perfektionismus zwang mich dazu, noch mehr vom Gameplay zu verraten...XD
[/FONT]
System: Playstation 2
Genre: Action RPG
Entwickler: Vanillaware
Publisher:
Japan/USA: Atlus
Europa: Square-Enix
Erscheinungsdatum:
Japan: 17. Mai 2007
USA: 22. Mai 2007
Europa: 14. März 2008
USK: Ab 6 Jahren
Webseite: hier
Japanisches Cover

US-Cover (leichte Modifizierung des japanischen Covers und mit dem PAL-Cover praktisch identisch)

Trailer:
japanischer Trailer
us-Trailer
Lange haben Pixelfans gehofft und gebangt, bis sich endlich jemand fand, der Vanillawares „Erstlingswerk“ in europäische Gefilde veröffentlichte. Wie der Quasi-Nachfolger des über 10 Jahre alten Sega Saturn Titels „Princess Crown“ abschneidet, erfahrt ihr hier ^^
P.S.: Hoffe mal, dass das Review nicht zu lang geworden ist. Die Urfassung war selbst unfertig etwa 6 Seiten lang. Hab ich zum Glück etwas gekürzt...XD
Story
Das Land Erion. Lange Zeit war Valentin dort das mächtigste Königreich. Doch von einen Tag auf den anderen wurde es in Schutt und Asche gelegt. Städte verkamen zu vereinzelten Ruinen, das Land verdorrte, und die meisten Bewohner verschwanden spurlos. Nur der Hexenkessel, eine Quelle großer Macht, blieb unversehrt. Unschwer zu erraten, das bald Krieg um die Herrschaft des Kessels geführt wurde. Währenddessen schien sich eine alte Prophezeiung des Armageddon zu erfüllen...
Zusammen mit der schicken Grafik (mehr dazu später) bildet die Geschichte das absolute Herzstück von Odin Sphere. Eine spannende Handlung, interessante Charaktere und Zwischensequenzen, die etwas von einer Theaterinszenierung haben werden einen schnell in den Bann ziehen. Zudem gibt es einige Elemente aus den Nibelungen, Herr der Ringe, nordische Sagen, die Gebrüder Grimm und sogar ein klein wenig Science-Fiction (schaut euch den Hexenkessel an, dann wisst ihr, was ich meine).
Und trotz der Optik ist Odin Sphere vor allem wegen der Handlung eher weniger für 6-Jährige geeignet. Für Kinder ist sie nämlich etwas zu düster und erstaunlich erwachsen. Ältere Spielern jedoch dürfte der Mix aus Krieg, Mord und großen Gefühlen sicher zusagen. Odin Sphere hat also alles, was ein Heldenepos braucht
Gameplay
Vor allem alte Zocker dürften sich leicht vorstellen können, was bei diesem 2D Action-RPG auf sie zukommen wird: Man läuft nach links oder rechts, metzelt Gegner nieder und sammelt nebenbei Items und Erfahrungspunkte.
Zusätzlich Odin Sphere über einige höchst ungewöhnliche Features. So sind etwa sämtliche Abschnitte, aus denen die einzelnen Level aufgebaut sind kreisrund. Rennt man also immer in die gleiche Richtung, landet man wieder am Ausgangspunkt. Besonders bei Bosskämpfen kann das sehr praktisch sein, ist doch der Rücken des Gegners der sicherste Ort, um ihm seine geliebten Lebenspunkte abzuziehen.
Vielleicht auch wegen diesem speziellen Aufbau hat man die 2 Dimensionen nicht gänzlich ausgereizt. Es gibt nämlich keinerlei Plattform-Elemente. Aber damit kann man leben.
Das Kampfsystem ist im Grunde recht simpel aufgebaut. Zusätzlich hat man sich einige „Gemeinheiten“ einfallen lassen, um Button-Mashing vorzubeugen. So gibt es eine Kraftanzeige, die sich durch Angreifen leert und bei Stillstehen wieder füllt. Sollte die Anzeige jemals ganz leer sein, ist man eine Weile benommen. Und da man vor allem die schmerzhafteren Angriffssanimationen der Gegner nicht unterbrechen kann, ist es nicht sehr ratsam, blind in einen Gegnerhaufen zu rennen und auf den Angriffsknopf einzuhämmern.
Odin Sphere wäre natürlich kein Action-RPG, wenn es keine Rollenspielelemente gäbe. Anders als etwa bei neueren Castlevania-Titel sind diese Elemente recht einfach gehalten. So kann man sich nur mit einem Gegenstand ausrüsten, und statt zahlreicher Statuswerte gibt es nur 2 Stufen: Psyphos und LP.
Psyphos gibt dabei die Stärke des Kristalls des Charakters an, aus dem sich dessen Waffe hauptsächlich zusammensetzt. Ein höherer Level erhöht den Schaden und schaltet Psyphosfähigkeiten („Zaubersprüche“) frei. Erfahrungspunkte für die Psyphos-Stufe bekommt man durch das absorbieren von Phosonen, eine Art Lebensenergie, die alle Lebewesen nach ihrem Tod hinterlassen. Und ja, es erinnert ein wenig an Onimusha ^^

LP bestimmt die maximale Anzahl an Lebenspunkten. Erfahrung für diese Stufe sammelt man durch den Verzehr von Nahrungsmittel. Da diese ebenfalls verlorene LP teilweise heilen, schlägt man so zwei Fliegen mit einer Klappe.
Nahrungsmittel erhält man in erster Linie durch das Einpflanzen von Samen, die Phosonen zum Wachsen brauchen. Man kann sie entweder roh verzehren oder im Gasthaus oder Café zu leckeren Gerichten mixen lassen.

Wichtig für diese Gaumenfreuden ist das Währungssystem von Odin Sphere. Man kann nämlich 5 verschiedene Münzen aus 3 verschiedenen Königreichen finden. Als Reverenz gelten dabei die Silbermünzen aus Ragnanival. Diese sind die häufigste Münzform und haben den Wert 1.
Für das zubreiten von Essen besonders wichtig sind die 3 Münzarten aus Valentin, da jedes Gericht eine dieser Münzen benötigt. Je besser das Gericht, desto seltener die Münze.
Das Inventar besteht Taschen, deren Inhalt man in SD-artigen Ringmenüs aufrufen kann. Am Anfang verfügt man nur über 2 der größten Taschenarten, aber man kann sich bis zu 3 weitere Taschen dazukaufen.
Um das Ganze noch etwas zu würzen, gibt es ein Alchemiesystem, mit dem man alle Arten von offensiven und defensiven Tränken brauen kann.
Der Schwierigkeitsgrad ist gut ausgewogen. Es gibt einige schwierige Stellen, aber mit etwas Geschick und Taktik kommt man immer weiter. Man muss eigentlich nie extra Zeit investieren, um seinen Charakter zu leveln, sondern eigentlich nur, um Geld und Zutaten zu sammeln. Außerdem ist das Spiel ziemlich fair: Anstatt eines Game Overs startet man den verlorenen Abschnitt einfach erneut (bei jedem Abschnittswechsel gibt es quasi einen Quicksave), und der Schwierigkeitsgrad lässt sich jederzeit ändern.
Bei 5 Charakteren fragt man sich natürlich, wie Abwechslungsreich das Spiel dadurch wird. Die Steuerung ist im Grunde immer dieselbe. Zusätzlich unterscheiden sich die Angriffsanimationen und Spezialfähigkeiten, so dass sich jeder anders spielt. Maresa etwa kann fliegen und ist die einzige Fernkämpferin, während sich Oswald in eine Schattenkreatur verwandeln kann (er ist der Dante der Gruppe ^^ ), um Gegner für kurze Zeit mit Endloskombos zu zerhacken.
Allerdings besuchen sie fast alle dieselben Orte. Die Abschnitte sind zwar immer anders verteilt, aber sie bekämpfen trotzdem dieselben Gegner und Bosse. Bei den Gegnern – die jedem der Orte eine gewisse Note verleihen - ist es weniger schlimm als bei den Endbossen. Jeder Ort hat nämlich einen Standard-Endboss, der nur bei einigen Charakteren abweicht. Es tauchen zwar immer wieder neue Bosse auf, aber die meisten hat man halt schon mit früheren Charakteren bekämpft.
Odin Spheres Gameplay ist spaßig, wenn auch nicht unbedingt perfekt. Aber es gibt wesentlich schlechtere Actiontitel - mit mehr Budget für Werbung...
Grafik
Man findet zwar so manche Bilder und Videos über die einzigartige Grafik, aber man muss Odin Sphere einfach „live“ erleben, um sie in aller Pracht bewundern zu können. Alle Grafiken sind handgezeichnet (mit vielleicht ein bisschen GC-Effekten hier und dort) . Alle Charaktere sind extrem detailreich gezeichnet und wurden förmlich mit Animationen überschüttet. Besonders positiv ist der einzigartige Zeichenstil, der sich von praktisch allen anderen Pixelspielen unterscheidet. Die Bosse sind imposant und manchmal so groß, dass das Spiel ein wenig herauszoomt, um den Bildschirm auf ihre Höhe abzustimmen. Ganz auf den Bildschirm passen diese Riesen sowieso kaum.

Auch die aus mehreren Ebenen bestehenden Hintergründe sind alles andere als statisch und wirken wie lebende Kunstwerke.
Man merkt dem Spiel an, mit wieviel Hingabe die Zeichner gearbeitet haben. Selbst der Auswahlbildschirm, in dem man die Charaktere auswählt wurde schick umgesetzt: Man geht als kleines Mädchen auf einem Dachboden herum und hebt Bücher auf, um sie in einem Sessel zu lesen, wodurch man ins eigentliche Spiel gelangt. Auch dieses Mädchen hat jede Menge Animationen: Sie gähnt wenn sie einfach nur rumsteht, wippt mit den Beinen wenn sie ohne Buch im Sessel sitzt und bekommt müde Arme, wenn sie ihren Kater zu lange trägt.

Alles in Allem ist es nicht untertrieben zu behaupten, dass Odin Sphere eines der bestaussehendsten Spiele für die PS2 ist, wenn nicht sogar eines der „schönsten Videospiele aller Zeiten“.
All das hat natürlich seinen Preis, denn Odin Sphere verlangt so ziemlich das Letzte von der guten alten PS2. So gibt es etwa zwischen jedem Abschnitt Ladezeiten, die zum Glück nur sehr kurz sind. Auch muss mit Slowdowns gerechnet werden. Aber entweder konnte man die Performance bei der PAL-Umsetzung verbessern oder ich hab einfach nur Glück, denn bis jetzt kann ich mich nur an einen kurzen Slowdown erinnern – ein krasses Gegenstück zu manch anderen Reviews, die ich gelesen habe ^^
Sound
Komponist Hitoshi Sakimoto (bekannt aus FFXII ), den Vanillaware auch bei Grim Grimoire wieder eingestellt hat, leistet in Odin Sphere ganze Arbeit. Odin Sphere bietet einen klasse Soundtrack, der das Geschehen gut untermalt und dabei hilft, Odin Spheres zauberhafte Atmosphäre aufzubauen.
Wie auch die US-Version verfügt die PAL-Version von Odin Sphere über japanische und englische Sprachausgabe. Eine willkommene Abwechslung, den deutsche Texte mit japanischer Sprachausgabe findet man sonst vergeblich.
Grundsätzlich kann man mit keiner der beiden Sprachausgaben einen Fehler machen, wobei ich leicht zum Japanischen tendiere. Im Englischen finde ich die Wahl der Sprecher nicht immer gelungen. Maresa etwa hört sich meiner Meinung nach ein wenig zu erwachsen an. Aber das trübt das ansonsten gute Gesamtbild nur leicht.
Außerdem ist noch anzumerken, dass wirklich jeder „gesprochene“ Text im Spiel vertont wurde. Jeder noch so unwichtige NPC spricht wirklich, was nun wirklich nicht die Regel ist. Besonders bei „richtigen“ RPGs bleiben NPCs meist stumm, aber die haben auch meist deutlich mehr NPCs, auch wenn man sich hier über Qualität vs Quantität streiten könnte...
Umsetzung
Square-Enix hat bei der Pal-Umsetzung gute Arbeit geleistet. Die japanische Sprachausgabe ist uns erhalten geblieben, und es gibt auch einen 60Hz-Modus. Die deutsche Übersetzung ist gut gemacht, allerdings wurden ein paar wenige Namen verändert. So heißt die Königin der Unterwelt nicht Odette, sondern Ophelia (was man im Spiel selbst wohl kaum merken wird), und aus dem spielbaren Charakter Mercedes wurde Maresa. Klingt zwar hübscher, aber es fällt halt auf, wenn man sie in beiden Sprachausgaben mit Mercedes anspricht.
Mein größter Kritikpunkt dürften die veränderten Sprechblasen sein. Jeder, der die japanischen oder amerikanischen Trailer gesehen hat dürfte die dortigen Sprechblasen bemerkt haben, in denen sich der komplette gesprochene Text befindet. Bei uns sind die Sprechblasen wesentlich kleiner und enthalten nur ein „...“, während der Text am unteren Bildschirmrand erscheint. Lediglich im Café und im Gasthaus gibt es noch die ursprünglichen Sprechblasen. Warum man hier etwas gespart hat ist etwas fraglich. Wollte man sich nicht so viel Mühe mit der Anpassung der Sprechblasen an die deutschen Texte geben oder hat es etwas mit der gefühlten Performance-Verbesserung zu tun? Die Wahrheit ist irgendwo da draußen...
Fazit
Eine fesselnde Story, wunderschöne Grafik, und ein interessantes Gameplay machen Odin Sphere zu einem absoluten Geheimtipp. Alte Hasen werden sich über dieses auf Hochglanz polierte 2D-Spiel sicher freuen, zeigt es doch, dass man heutzutage immer noch ohne Polygone und 3D auskommen kann.
Trotz einiger Wiederholungen machen die Kämpfe Laune, und man möchte sowieso weiterzocken, um zu wissen wie sich die Geschichte entwickelt. Und zu guter Letzt kann man sich alle Zwischensequenzen jederzeit wieder angucken, wodurch leichtes Anime-Feeling aufkommt
Pro
+ einmalige Grafik
+ viel Liebe zum Detail
+ packende Story
+ schöner Soundtrack
+ 5 spielbare Charaktere
[FONT=Georgia, serif]+ facettenreiche NPCs[/FONT]
+ japanische Sprachausgabe
+ Schwierigkeitsgrad jederzeit einstellbar
+ kein „Game Over“
+ Zwischensequenzen jederzeit wieder abspielbar
Contra
- sich wiederholende Bosskämpfe
- Slowdown-Gefahr
- viele (allerdings kurze) Ladezeiten
- Degradierung der Sprechblasen
- keine Plattform-Elemente
[FONT=Georgia, serif]- kein 3D :lol:
Edit: Mein Perfektionismus zwang mich dazu, noch mehr vom Gameplay zu verraten...XD
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