Chrono-Baschtel
Held
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- 17.06.2004
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- 208
Wie so oft in einem 0815-Gymnasium steht am Ende des Schuljahres ein Kinobesuch an.
Unsere Schule hat sich für den Film "Sophie Scholl – Die letzten Tage" von dem jungen Nachwuchsregisseur Marc Rothemund entschieden.
Auch wenn der Intellekt hier insgesamt "ungleich hoch" ist, sei hier noch einmal in Kürze erwähnt, wer denn die gute Sophie eigentlich war:
Sophie war im Grunde eine enorme bedeutende Widerständlerin des Nationalsozialismus, die mit Hilfe ihrer Gruppe "weiße Rose" und deren Flugblätter, die Bevölkerung ( vorwiegend dann also das Schulumfeld und die Heimatfront ) aufrüttelt wollte und offen zum Aufstand aufrief. Dieses Umdenken wurde durch das kritische Aufzeigen der Wirklichkeit im Nazisystem erreicht, z.B. die schon 43 gewonnene Einsicht der Kriegsniederlage, die sicher geprägt wurde durch die exorbitante Zerstörung Hamburgs im Juni 42 (Feuersturm) und der späteren Niederlage an der Wolga Anfang 43. (Schlacht von Stalingrad)
Von der ehemaligen NS-Hochburg München aus, entsendet die engagierte Bande zunächst etliche Flugblätter an die süddeutschen und österreichischen (?) Bevölkerung.
In einer der nächsten Flugblattaktionen kam es nun zu der Katastrophe. ( Der eigentliche Beginn des Filmes)
Einige Flugblätter konnten, so meine ich zumindest, nicht verschickt werden, so dass der Plan bestand, diese Restexemplare in der Universität zu verteilen.
Alles lief bestens, doch wurden sie (Hans und Sophie Scholl) von einem Hausmeister entdeckt, der mit einer Art von Naziduktus beherzt die beiden sodann aufsuchte und zum Direktor führte.
Nach viertägiger Polizeihalt und vielen intensiven Verhören und Nächten, kommt es zum Schauprozess am "Volksgerichtshof" (lakonisch gesagt: Justiz- Schlachhof), in der der grässliche und wohl bekannteste Nazi- Richter das Wort hat: R. Freisler. Der Prozess dauert genauso lang, wie Freislers moralische Denkprozesse reichen - er dauert nicht einmal einen Tag. (3 Stunden ?) und endet wie die ca. anderen 5000 (Schau-)Prozesse mit dem Todesurteil. Nachdem Sophie noch einmal mit ihren Eltern und ihren Freunden sprechen durfte, findet ihr Leben durch die Vollstreckung der Todesstrafe ein Ende.
Wie man sieht, lässt die Handlung doch eine gute Ausgangslage für eine filmische Umsetzung erwarten.
So ist dann auch geschehen, dass ein wirklich tief greifendes mitfühlendes Drama entstanden ist, welcher die Situation um die weißen Rose und speziell Sophie Scholls detailliert aufzeigt.
Mich hat hier insbesondere die Schauspielerleistung sehr beeindruckt: Julia Jentsch als Hauptdarstellerin Sophie kommt sehr glaubhaft rüber - eine junge gläubige Frau mit bürgerlichen Wertvorstellungen, die ihr Gewissen über alles andere stellt. Als junge Schauspielerin ist es schwer, eine wahrhaftige Gefühlsrolle emotional wiederzugeben. Julia zeigt so ihre großen Qualitäten als ernsthafte Schauspielerin. Sie hat mit ihren Gefühlsausbrüchen und leidenschaftlichen Unterredungen nicht unwesentlich dazu beigetragen, dass ich in tiefer Melancholie durch diesem Film versunken bin.
Auch die Nebenrollen insbesondere von Alexander Held als Robert Mohr (Vernehmungsbeamter) und André Hennicke als Roland Freisler haben mich imponiert. Gerade das Verhör ist einer der zentralen Punkte des Geschehens, das von beiden Schauspielern (Sophie, Herr Mohr) sehr gut umgesetzt wurde. So avanciert der zunächst streng wirkende Bürohengst Mohr zum zaudernden Menschen, der ohne Argument und Rückgrat gegenüber Scholl auftritt.
Absolut klasse ist diese Wandlung dargestellt. Mohr erhält zum Schluss die Selbsteinsicht, dass er für die falsche Weltanschauung sein Leben hergegeben hat und begibt sich sogar im Grunde auf ihre Seite. Die Zeiten dazwischen werden vorwiegend durch Dialoge mit der Zellengenossen Else gefüllt, die ebenfalls durch große schauspielerische Leistung auffällt. Das Geschehen ist hier durch sehr traurige Szenen geprägt.
Auch die Szene später im Gerichtssaal war bezeichnend. R. Freisler als "politischer Soldat" in Hitlerdiensten macht seinen Namen alle Ehre... Eine abstoßende Natur, die alle 3 Angeklagte sehr laut mit Standartfloskeln anschrie und beleidigte. Ihr müsst euch das so vorstellen: einer trägt argumentativ normal seine Erklärung vor, währenddessen ein anderer schreiend immer wieder sinnlos irgendwelche Sprüche rausposaunt und einem sprichwörtlich fertig macht...
Absolut schlimm dieses Verhör. So etwas wie Gerechtigkeit gibt es überhaupt, geschweige denn Redefreiheit.
Zu den formalen Dingen kann man sagen, dass der Streifen wirklich überzeugt. Kamera- Arbeit, Licht und Dekoration ist eigentlich in Ordnung. Einige Gestaltungen des Sets haben mir nicht so gefallen, z.B. die Straßen Münchens am Anfang des Films. Das sah mir ein bisschen zu plastisch und gewollt böse aus. Die Musikgestaltung ist erstklassig, muss ich schon sagen. Das Thema ist durchweg eher ernst und melancholisch. Die Begleitung und die Wahl zu jeder Szene sind gelungen.
Also habt ihr den Film schon gesehen?
Was haltet ihr von dem Film?
Findet ihr Filme gut, die auch mal detaillierter eine Einzelgeschichte eines Menschen im Nationalsozialismus erzählen?
Sagt an.
Unsere Schule hat sich für den Film "Sophie Scholl – Die letzten Tage" von dem jungen Nachwuchsregisseur Marc Rothemund entschieden.
Auch wenn der Intellekt hier insgesamt "ungleich hoch" ist, sei hier noch einmal in Kürze erwähnt, wer denn die gute Sophie eigentlich war:
Sophie war im Grunde eine enorme bedeutende Widerständlerin des Nationalsozialismus, die mit Hilfe ihrer Gruppe "weiße Rose" und deren Flugblätter, die Bevölkerung ( vorwiegend dann also das Schulumfeld und die Heimatfront ) aufrüttelt wollte und offen zum Aufstand aufrief. Dieses Umdenken wurde durch das kritische Aufzeigen der Wirklichkeit im Nazisystem erreicht, z.B. die schon 43 gewonnene Einsicht der Kriegsniederlage, die sicher geprägt wurde durch die exorbitante Zerstörung Hamburgs im Juni 42 (Feuersturm) und der späteren Niederlage an der Wolga Anfang 43. (Schlacht von Stalingrad)
Von der ehemaligen NS-Hochburg München aus, entsendet die engagierte Bande zunächst etliche Flugblätter an die süddeutschen und österreichischen (?) Bevölkerung.
In einer der nächsten Flugblattaktionen kam es nun zu der Katastrophe. ( Der eigentliche Beginn des Filmes)
Einige Flugblätter konnten, so meine ich zumindest, nicht verschickt werden, so dass der Plan bestand, diese Restexemplare in der Universität zu verteilen.
Alles lief bestens, doch wurden sie (Hans und Sophie Scholl) von einem Hausmeister entdeckt, der mit einer Art von Naziduktus beherzt die beiden sodann aufsuchte und zum Direktor führte.
Nach viertägiger Polizeihalt und vielen intensiven Verhören und Nächten, kommt es zum Schauprozess am "Volksgerichtshof" (lakonisch gesagt: Justiz- Schlachhof), in der der grässliche und wohl bekannteste Nazi- Richter das Wort hat: R. Freisler. Der Prozess dauert genauso lang, wie Freislers moralische Denkprozesse reichen - er dauert nicht einmal einen Tag. (3 Stunden ?) und endet wie die ca. anderen 5000 (Schau-)Prozesse mit dem Todesurteil. Nachdem Sophie noch einmal mit ihren Eltern und ihren Freunden sprechen durfte, findet ihr Leben durch die Vollstreckung der Todesstrafe ein Ende.
Wie man sieht, lässt die Handlung doch eine gute Ausgangslage für eine filmische Umsetzung erwarten.
So ist dann auch geschehen, dass ein wirklich tief greifendes mitfühlendes Drama entstanden ist, welcher die Situation um die weißen Rose und speziell Sophie Scholls detailliert aufzeigt.
Mich hat hier insbesondere die Schauspielerleistung sehr beeindruckt: Julia Jentsch als Hauptdarstellerin Sophie kommt sehr glaubhaft rüber - eine junge gläubige Frau mit bürgerlichen Wertvorstellungen, die ihr Gewissen über alles andere stellt. Als junge Schauspielerin ist es schwer, eine wahrhaftige Gefühlsrolle emotional wiederzugeben. Julia zeigt so ihre großen Qualitäten als ernsthafte Schauspielerin. Sie hat mit ihren Gefühlsausbrüchen und leidenschaftlichen Unterredungen nicht unwesentlich dazu beigetragen, dass ich in tiefer Melancholie durch diesem Film versunken bin.
Auch die Nebenrollen insbesondere von Alexander Held als Robert Mohr (Vernehmungsbeamter) und André Hennicke als Roland Freisler haben mich imponiert. Gerade das Verhör ist einer der zentralen Punkte des Geschehens, das von beiden Schauspielern (Sophie, Herr Mohr) sehr gut umgesetzt wurde. So avanciert der zunächst streng wirkende Bürohengst Mohr zum zaudernden Menschen, der ohne Argument und Rückgrat gegenüber Scholl auftritt.
Absolut klasse ist diese Wandlung dargestellt. Mohr erhält zum Schluss die Selbsteinsicht, dass er für die falsche Weltanschauung sein Leben hergegeben hat und begibt sich sogar im Grunde auf ihre Seite. Die Zeiten dazwischen werden vorwiegend durch Dialoge mit der Zellengenossen Else gefüllt, die ebenfalls durch große schauspielerische Leistung auffällt. Das Geschehen ist hier durch sehr traurige Szenen geprägt.
Auch die Szene später im Gerichtssaal war bezeichnend. R. Freisler als "politischer Soldat" in Hitlerdiensten macht seinen Namen alle Ehre... Eine abstoßende Natur, die alle 3 Angeklagte sehr laut mit Standartfloskeln anschrie und beleidigte. Ihr müsst euch das so vorstellen: einer trägt argumentativ normal seine Erklärung vor, währenddessen ein anderer schreiend immer wieder sinnlos irgendwelche Sprüche rausposaunt und einem sprichwörtlich fertig macht...
Absolut schlimm dieses Verhör. So etwas wie Gerechtigkeit gibt es überhaupt, geschweige denn Redefreiheit.
Zu den formalen Dingen kann man sagen, dass der Streifen wirklich überzeugt. Kamera- Arbeit, Licht und Dekoration ist eigentlich in Ordnung. Einige Gestaltungen des Sets haben mir nicht so gefallen, z.B. die Straßen Münchens am Anfang des Films. Das sah mir ein bisschen zu plastisch und gewollt böse aus. Die Musikgestaltung ist erstklassig, muss ich schon sagen. Das Thema ist durchweg eher ernst und melancholisch. Die Begleitung und die Wahl zu jeder Szene sind gelungen.
Also habt ihr den Film schon gesehen?
Was haltet ihr von dem Film?
Findet ihr Filme gut, die auch mal detaillierter eine Einzelgeschichte eines Menschen im Nationalsozialismus erzählen?
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