Bei all der Aufregung um Wikileaks: Wie steht ihr eigentlich zu der Plattform?
Ich sehe das Ganze als ein zweischneidiges Schwert. Grundsätzlich ist Transparenz eine gute Sache, keine Frage. Auch Spitzelaffären, Vetternwirtschaft und Ähnliches sollte man durchaus derart offenlegen.
Allerdings hört für mich der Spaß da auf, wo Material veröffentlich wird, das die Gefährdung von Menschenleben -egal, wievielen- nach sich zieht. In meinen Augen ist Assange um keinen Deut besser als viele der Entscheidungsträger, die er mit seinem Werk bloßstellt. Er nimmt sich doch damit implizit das Recht heraus, darüber zu entscheiden, was er veröffentlicht (und damit als schlecht anprangert) und was nicht (und somit nicht als schlecht anprangert). Ich denke, dass kein Mensch dazu in der Lage ist, auf diese Weise zu richten.
Stellt euch nur mal vor, was geschehen würde, wenn Militärinformationen über Strategien für Kriege ans Licht kämen, die nicht beendet sind. Oder wenn Anti-Terrorpläne verschiedener Länder veröffentlicht würden, Abwehrmaßnahmen für AKWs zum Beispiel.
Die Idee in allen Ehren, aber ich sehe nicht, dass Assange sich klare Grenzen gesetzt hat. Und ohne solche Grenzen ist er für mich jemand, der es zwar vielleicht gut meint, aber es nicht gut macht.
Was den Haftbefehl wegen Vergewaltigung und sexueller Belästigung angeht: Sollte das eine Aktion der USA oder anderer Staaten sein, wäre das natürlich nicht tragbar. Sollten die Vorwürfe jedoch der Wahrheit entsprechen, muss Assange wie jeder andere derart Beschuldigte behandelt werden. Ich nehme mir jedenfalls nicht das Recht heraus, das zu beurteilen.
Ich hoffe, das ging nicht zu weit vom Ursprungsthema weg.