Zum Wohle der Wissenschaft! ...oder einfach nur makaber?

Szadek

Cash or Octopus
Mitglied seit
15.06.2002
Beiträge
4.135
@MicalLex: Auch die Christen haben Moralvorstellungen und da war es halt nicht grade konform, wenn man Gott widerlegt. ;)
 

Artemis

Ehrenuser
Mitglied seit
20.02.2008
Beiträge
1.744
Eigentlich wollte ich mit dem Beispiel ja ursprünglich auch in die andere Richtung gehen, wo ausschließlich die präferierte Person mit dem Experiment gerettet würde und der Nutzen zwar nicht für die Menschheit, aber für einen selbst gegeben war.

Aber egal, wir würdest du denn in folgender Situation entscheiden:

Es geht um ein Experiment, dessen Ziel die Behandlung einer sehr seltenen Krankheit ist (sagen wir Wahrscheinlichkeit zu erkranken ca. 1:100000000), das heißt, der Nutzen für die Menschheit wäre da, aber verschwindend gering. Die Krankheit soll die Lebensqualität der Betroffenen sehr stark einschränken.

Nun müsste aus irgendeinem Grund eine von dir sehr gemochte Person (,die aber kerngesund und lebensfroh ist) geopfert werden, um mit sehr hohen Wahrscheinlichkeit (sagen wir wieder 100%) ein Heilmittel für diese Krankheit zu finden.


Die Chance, dass du einen persönlichen Nutzen von der Heilung hast, ist verschwindend gering, das heißt, es gibt nur einen Nutzen für die gesamte Menschheit.

Wenn du nun die Entscheidung zu treffen hättest, wie würdest du dann entscheiden?

Ich erachte den Gemeinnutzen nur dann als sinnvoll, wenn er mir auch dient.
Sonst sehe ich keinen Sinn darin, da ich nicht von ihm profitiere, da ich tot wäre.
Die Chance, das du davon profitierst, ist ja nur verschwindend gering. Das heißt, der Gemeinnutzen wird dir mit fast 100%iger Wahrscheinlichkeit nicht dienen.
 

Redwolf

Folge der 8 bei den Palmen!
Mitglied seit
14.02.2002
Beiträge
2.817
Ich tendiere auch zu nein, obgleich ich Transhumanist bin. Ein Mörder hat genau die gleichen Rechte am Leben und körperlicher Unversehrtheit wie irgend eine andere Person. Wenn wir ihm dieses Recht absprechen, machen wir uns selber zu Mördern und leben nicht selbst vor, wie man einen Menschen behandeln sollte. Einzig auf einer Basis ohne Zwänge könnte ich mir Experimente am Menschen vorstellen. Dies schließt freilich eine Bezahlung aus.
 

Lucifer

Held
Mitglied seit
18.07.2004
Beiträge
241
Hm... interessantes Thema. Bin ich ganz ehrlich oo

Na ja, ich kenne mich da ja ein wenig aus, weil ich selber Teil dieser Branche bin. Schließlich verkaufe ich die schon zu genüge getesteten Medikamente und erfahre, wann es neue Medis gibt ;)

Es ist so: Der Mensch arbeitet an einem Model, um Tierversuche und Menschenversuche abzuschaffen. In-vitro. Sozusagen ein Millieu bzw. eine Computersimulation (kommt auf die Sache an), die zeigt, wie sich das Mittel in einem Körper verhält. Das ist momentan das oberste Prinzip in Sachen Tests.

Dann Zweitens: Wo kommen die Versuchskaninchen her? Na ja, erst einmal wird ein Medikament an Tieren getestet, um zu sehen, ob sie nicht allzu krasse Nebenwirkungen haben. Auch an Schwangeren um zu sehen, ob es Schwierigkeiten während einer Schwangerschaft geben könnte. Dann wenn die Nebenwirkungen nicht zu groß sind, werden "Ausschreiben" an Ärzte vergeben, die dann in ihren Akten nachsehen könnten, ob sie geeignete Patienten haben, die sie dann fragen, ob sie an diesem Test teilnehmen wollen. Weil schließlich kann man ein Medikament nur dann testen, wenn derjenige auch die Krankheit hat, die es heilen soll.

Was jedoch Anatomie/Transplantation und so betrifft, wird es wohl immer so laufen, dass es erst an Tieren versucht wird. Beziehungsweise geschaut wird, wie man die Körperteile am Besten transportiert und behandelt. Der Mensch wird erst herangezogen, wenn es genügend Erfahrungen gibt und einige Versuche erfolgreich waren und na ja. Meistens auch erst im äußersten Notfall.

Andere Test: Wie Verhalten oder ähnliches. Gibt es meist Freiwillige, die sowas einfach mal erleben wollen. Es finden sich immer Deppen ;) Und ja, hin und wieder muss man leider über Leichen gehen. Auch wenn ich der Meinung bin, dass wir uns eigentlich keinen Gefallen damit tun, indem wir alle Krankheiten besiegen. Denn nur so haben wir den Krebs "erschaffen", weil wir einfach zu alt werden. Und hm... wenn ich manche Menschen liegen sehe und erkenne, wie es ihnen geht, die ohne die Medizin schon gestorben wären, weiß ich wirklich nicht, ob wir auf den Fortschritt stolz sein können.

Ach ja... apropos Fortschritt: Die Ägypter waren uns meilen voraus. Im Gegensatz zu uns konnten die schon Gehirntumore operieren XD Irgendwie haben wir einen gewaltigen Satz nach hinten gemacht damals. Ich will wenn ich ehrlich bin gar nicht wissen, wo wir heute wären, wenn dieses Wissen nicht verloren gegangen wäre oo

Und um auf die Fragen einzugehen, ob ich bereit wäre jemanden zu "opfern": Meine Antwort: Toll würde ich es im keinen Fall finden. Aber ich bin ehrlich. Ich will nicht über das Leben anderer entscheiden und wie diese dann entscheiden, müssen sie selbst wissen und ich werde es akzeptieren... jegliche Entscheidung über ein anderes Leben würde ich strikt ablehnen oo
 

saryakan

MEME FARMER
Mitglied seit
28.01.2005
Beiträge
2.565
Wollte ich eigentlich nie wieder in diesem Unterforum posten?
Was solls.

Tjaha, Mary Shellys Roman verliert niemals seine Aktualität und Brisanz.
Wie weit darf man mit der Forschung gehen?
Eigentlich ist die Antwort ganz einfach: "Soweit wie es deine Moral erlaubt."
Wir (die westliche moderne Welt) haben die Grundsätze unserer Moral in dem Lebens- und Selbstbestimmungsrecht des Individuums festgelegt, weshalb hier tatsächlich der größte Teil sagte/sagen wird, dass solange die Testperson über die Risiken ausreichend informiert wurde und ohne Beeinflussung den Experimenten zustimmt Versuche an lebenden Menschen tolerabel, ja sogar akzeptabel sind.
Legt man nun allerdings andere Maßstäbe an, können unfreiwillige Versuche ebenfalls moralisch einwandfrei sein.
Da den Testsubjekten gewisser Nazi-Versuche idR nicht die selben fundamentalen Rechte zugestanden wurden, wie dem loyalen deutschem Bürger während des 3. Reichs, war es moralisch ebenfalls einwandfrei diese Versuche durchzuführen.
Es kommt alles auf die Moral an.
Wie bereits von Szadek erwähnt begrenzen Moralvorstellungen immer Forschung und damit auch den Fortschritt. (Tatsächlich finde ich allerdings den Begriff Fortschritt äußerst unpassend an dieser Stelle. Fortschritt kann nicht als fundamentale Autorisierung für Forschung dienen, da Fortschritt nur retrospektiv festzustellen ist.)
Allerdings ist der Bedarf an fundamentalem Grenzen (Nichts anderes ist ja moral) proportional zur Größe der sozialen Gemeinschaft. (Irgendwie klingt das auf deutsch nicht ganz korrekt, mir fehlt da der exakt passende Begriff für "need for fundamental limitations") Früher hat das häufig die Religion erledigt.

Was mich persönlich angeht:
Affenkopf/körpertransplantationen sind zwar ein wenig creepy, aber im Rahmen dessen, was mich nicht ausspucken lässt.
Versuche an unfreiwilligen "Opfern" allerdings überschreiten meine moralische Grenze, da ich nunmal mit dem was man westliche Moralvorstellungen, gepaart mit christlicher Nächstenliebe, aufgewachsen bin.

PS:
I am Zulway, God of Mercy. You have violated one of Zulways twelve tenets of Mercy. Prepare for destruction.
 
Zuletzt bearbeitet:

Proto

Held
Mitglied seit
22.10.2008
Beiträge
222
Ich bin für kontrollierte Menschenversuche, da Tierversuche oftmals keinen praktischen Nutzen haben. Bei Thalidomid haben wir das schon gesehen.

Selbstverständlich müssen bei Versuchen mit schweren Eingriffen die ethischen Richtlinien beachtet werden. Wenn es für einen Versuch nötig ist, einen Teil des Gehirns zu entfernen, dann sollte man nicht an einem Gesunden experimentieren, sondern an jemandem, der ohnehin den Gehirnteil entfernt bekommen hat (etwa in einigen Fällen Epileptiker).

Und selbstverständlich muss die Freiwilligkeit der Versuchsmenschen gegeben sein.


Das ist aber ohnehin bereits gängige Praxis.
 
Oben