AfD - Flüchtlingspolitik, Wahlverhalten

saryakan

MEME FARMER
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Sorry, aber ich bleibe dabei: Die Gesellschaft ist im Schnitt nach rechts gerückt. Möglich ist auch, dass sie schon immer so weit rechts war.

Und wenn ich von "die Wähler" rede, dann meine ich eben auch jeden einzelnen Wähler. Und ich bezeichne jeden Wähler als dumm, der seine Stimme dem kollektiven Egoismus verschreibt - nenn' es meinetwegen auch Nationalismus.

Du kannst Menschen doch nicht dafür ahnden, dass sie in Eigeninteresse handeln. Klar wär die Welt ein schönerer Ort, wenn alle stets selbstlos handeln würden, aber das sind nun mal Luftschlösser die man mit solchen Ansichten baut. Du kannst nicht von den Leuten erwarten, dass sie den ökonomisch-karitativen Kurs den Merkel angefangen hat befürworten. Ich glaube es wird nur wenige Leute geben, die Zustimmen würden, dass man Syrischen Flüchtlingen entsprechendes Asyl und/oder monetäre Hilfe bis zur Beendigung des Konflikts verwehren sollte, aber wieso die nahezu alle nicht als Asylanten, sondern als Migranten gehandelt werden und sich zu ihnen noch eine enorm große Zahl an aus rein ökonomischen Gründen immigrierten gesellt bleibt mir Schleierhaft und kommt viel weniger als ein gesellschaftlicher akzeptierter 'Akt der Menschlichkeit' rüber und mehr als ein von der Regierung aufgezwungenes Martyritum um den sozialen Kontrakt auszuweiten auf alle Individuuen auf dem Planeten, die davon Gebrauch machen wollen.
Im Grundprinzip ist das tatsächlich die Frage "Wer ist das Volk" in dessen besten Interesse die Regierung ja zu handeln hat. Merkels Linie in der Flüchtlingspolitik war hier eben definitiv ein globaler Ansatz - es sollten eben auch nicht-Bürger von unserem Sozialstaatssytem profitieren können.
Aus meiner Sicht ist dies höchst problematisch und fraglich wo bei solch einer Einstellung eine Grenze gezogen werden soll.
 

Dolan

The man with the Devil Luck.
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EDIT:
Souverän ist das Volk mag die nowendige Bedingung für eine Demokratie sein. Aber hinreichend wird's erst, wenn ein jeder auch ein wenig Vernunft walten lässt.

Kriegsflüchtlinge auszusperren ist so weit weg von Vernunft, wie die Christdemokraten von den Christen.
Christlich wäre es, Kriegsflüchtlinge vor Ort zu helfen. Die Lager vor Ort finanziell (und matriell) soweit auszustatten, dass die Länder wie Jordanien es auch packen. Ich sehe es genauso wie Saryakan, dass man die Mittel- und Unterschicht nicht die Schuld für die Misere geben darf, da dessen Verhalten eine Folge und keine Ursache sind (außgenommen natürlich solche Aktionen wie das Anzünden von Unterkünften).
 

Tenwo

Ownet
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Du kannst Menschen doch nicht dafür ahnden, dass sie in Eigeninteresse handeln.
Und ob ich das kann. Und warum sollte ich das auch nicht können? Dazu braucht es nicht viel.
Die Einleitung "Du kannst doch nicht" mag ich so gar nicht. So eine Argumentationsweise wird gerne benutzt, um die Meinung des anderen als völlig absurd oder pervers darzustellen - ob gewollt oder nicht. ;)
Und ich finde in Hinblick auf das rechte Wählverhalten ganzer Gesellschaftsteile ist meine Kritik so gar nicht unangebracht.

Ich kann und ich muss Leute dafür kritisieren, wenn sie ihre politische Energie rein für ihr Eigeninteresse nutzen. Eine Gesellschaft bestehend aus Egoisten ist für mich keine Gesellschaft, sondern eine Terrakottaarmee ausgestattet mit Virtual Boys.

Bei der Unterscheidung zwischen Kriegsflüchtlingen (und ähnlichem) und den sogenannten Wirtschaftsflüchtlingen mag ich Dir zum Teil Recht geben. Dass das komplette Armenhaus der Welt irgendwann in der BRD verweilt, ist unrealistisch, aber auch wohl kaum von irgnendeiner größeren Partei gewollt.
Und dennoch:
Begriffe wie Obergrenze und sichere Herkunftsländer sind hier fehl am Platz. Besonders letzterer ist eine perverse Forderung. Ein jeder Mensch darf Asyl stellen, ganz gleich, aus welchem Land er kommt. Ob der Antrag dann abgelehnt wird, oder nicht, ist was anderes.

Und für so etwas (Sozialtourismus) geben die Leute ihre Stimme. Und ja, das können sie, aber ich darf sie dafür auch "ahnden".




Christlich wäre es, Kriegsflüchtlinge vor Ort zu helfen. Die Lager vor Ort finanziell (und matriell) soweit auszustatten, dass die Länder wie Jordanien es auch packen.
Das wäre nicht weniger christlich, als eben diesen Menschen hier in Deutschland zu helfen. Aber es wäre klüger (gewesen). Da gebe ich Dir Recht. Meine Meinung diesbezüglich war nie eine andere.
Nur ist dieser Zug für viele schon abgefahren. Millionen Flüchtlinge sind schon hier. Man ist nun eben gezwungen, zweigleisig zu fahren.
Mal nebenbei:
Ich habe keine AfD-Wähler bei Ausbruch des Syrienkrieg auf den Straßen gesehen, die verzweifelt nach Flüchtlingshilfe für den Nahen Osten geschrien haben.
Das hat so gut wie keiner gemacht. Da haben wir alle gepennt.

Insofern gebe ich auch Idris mit seiner Aussage oben Recht, wenn sie denn so gemeint war.

Ich sehe es genauso wie Saryakan, dass man die Mittel- und Unterschicht nicht die Schuld für die Misere geben darf, da dessen Verhalten eine Folge und keine Ursache sind
Verstehe ich dich jetzt richtig, wenn Du mit Misere AfD oder Pegida-Protestmärsche meinst?

Diese Misere ist eine Folge der Flüchtlingspolitik. Okay, da gebe ich Dir Recht. Wobei ich da Abstriche machen muss, weil ich davon ausgehe, dass es in vielen Teilen schon vorher eine rechte Gesinnung gegeben hat.
Ansonsten klingt das mit der "Folge" so, als wäre die Entscheidung eines Individuums AfD zu wählen, eine Zwangsreaktion auf die Flüchtlingspolitik.
"Tut mir leid, aber ich konnte nichts dagegen tun. Merkel sagte, wir würden das schaffen, und dann hat hat sich meine Hand auf dem Wahlzettel nicht mehr kontrollieren lassen."
Das ist doch kein Naturgesetz! Die Entscheidung liegt immer noch bei jedem einzelnen.
Wo wäre denn da sonst noch die Verantwortung eines jeden einzelnen, der sich politisch beteiligt?
Wenn die fehlt, können wir ebenso gut die Wahlen abschaffen.


Zur Mittel- und Unterschicht:
Ich finde die Begriffe immer ein wenig schwammig.
Zähle ich zur Unter- oder Mittelschicht? Ich befinde mich mit meiner Familie immer auf der Grenze zu HartzIV-Anspruch. Ich wähle keine AfD.
Zählt das Bildungsbürgertum noch zur Mittelschicht? Da gibt es auch Faschos.
 

MicalLex

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Ich hab diese Beiträge einmal verschoben, weil sie stark vom Ursprungsthema zum Berlinanschlag abweichen. Mit dem Titel bin ich nicht so ganz zufrieden und hätte nichts gegen eine Änderung bzw. Vorschläge dafür.


Ansonsten sehe ich es ähnlich wie Tenwo.


Ich denke, dass es eine gewisse rechte Menge schon immer gegeben hat und auch immer geben wird. Der Unterschied zu vor meinetwegen zehn Jahren ist der, dass diese Menge sich nun wieder lautstark äußert und damit mehr ind en Fokus rückt.
Dann haben wir eine ganze Menge anderer Leute, die verunsichert, ahnungslos oder einfach strunzendumm sind und dann in die Fangnetze solcher Gruppierungen wie die AfD geraten. Und was verbreitet sich seit je her besser auf der Welt als Nächstenliebe? Richtig, Hass und Angst.

Glücklicherweise schalten die meisten Menschen wieder ihren Verstand ein, wenn sie mal mit den Situationen eines Flüchtlings konfrontiert werden und wegkommen von dem bösen Feindbild, was ihnen auf facebook suggeriert wird.

Ich weiß mich innerhalb einer Schicht auch nicht sicher einzuordnen, vermutlich Mittelschicht, da ich nun wirklich nicht am Rande von ALG II lebe, aber auch weiß, dass Menschen mit meinem Bildungsabschluss (oder auch darunter) gern mal nen tausender mehr verdienen. Fühl ich mich durch die Aufnahme vieler Menschen benachteiligt? Nein. Habe ich irgendwelche Einbußen gehabt? Abgesehen vond em, was ich freiwillig gegeben habe, nein. Geht es der sogenannten Unterschicht schlechter als vorher? Da die ALG II-Sätze in den letzten Jahren immer wieder erhöht wurden (wenn auch marginal), würde ich sagen, nein. (Zugegeben, wenn sie das Gefühl haben, es ginge ihnen schlechter, auch wenn es dafür keinen objektiven Grund gibt, dann geht es ihnen schlchter...)

Es ist natürlich immer leichter, wenn die Last auf viele verteilt wird, aber wenn da nicht alle mitmachen, wird es eben schwieriger. Und trotzdem kann ich für mich sagen, dass mein Leben nicht schwieriger geworden ist.

Und was es christlicher machen soll, vor Ort zu helfen und nicht in der Ferne, ist mir schleierhaft.
 

Doresh

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Und wie hätte man es deiner Meinung nach angehen sollen?
Nicht an mich gerichtet, aber egal XD

Das ganze Flüchtlingsmanagement nach Öffnung der Balkanroute war einfach stümperhaft organisiert, wohl auch weil praktisch alle Behörden überrumpelt wurden und sich nicht richtig austauschten.

AFD-Propagandafutter wie diese Flüchtlinge, die aus einem dutzend verschiedener Identitäten Geld vom Staat beziehen würde es schlicht und ergreifend nicht geben, wenn wir schon von Anfang an eine nationale Flüchtlingsdatenbank gehabt hätten.

Auch hat man sich nach biodeutschem Föderalismusprinzip den Schwarzen Peter gegenseitig in die Schuhe gesteckt, was dann meist die Gemeinden ausbaden mussten.
 
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Ashrak

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Die AfD wird immer lustiger, weil der rechtsextreme Flügel immer mehr an Einfluss gewinnt. Inzwischen hat man schon Angst, dass die AfD zu einer zionistischen Partei wird... wird bei unseren völkischen Putin-Verstehern eigentlich auch schon gegen die Rothschilds gehetzt?

https://www.tagesschau.de/inland/populisten-koblenz-101.html

AfD-Anhänger teilen derzeit zudem ein Pamphlet, das der baden-württembergische Landtagsabgeordneter Wolfgang Gedeon erst in dieser Woche veröffentlichte. Titel: "Wird die AfD eine zionistische Partei?" Darin macht Gedeon, um dessen antisemitische Äußerungen es einen heftigen Konflikt in der AfD-Fraktion gegeben hatte, deutlich, dass er nichts davon hält, sich um westliche Bündnispartner gegen das Feindbild des Islam zu bemühen: "Nur wer die US-amerikanische Außenpolitik boykottiert und sich auch vom israelischen Zionismus distanziert, ist moralisch legitimiert, radikal gegen den Islamismus in Europa vorzugehen."

Den Deutschen solle, so warnt der mittlerweile fraktionslose Landtagsabgeordnete zudem, "weiterhin eine kollektive Verantwortung für nationalsozialistische Verbrechen" angelastet werden. Viele in der AfD hätten "noch nicht verstanden, dass die moralische Erpressungsrhetorik à la "Tätervolk" und "Land der Mörder und Henker", wenn wir sie weiter zulassen, nicht spurlos an uns" vorübergehe.

(...)

Der Wissenschaftler Samuel Salzborn, der seit Jahren zu dem Thema forscht, betonte im Gespräch mit tagesschau.de, die AfD wirke "längst wie ein Magnet auf Antisemiten". Und was man nicht vergessen dürfe: "Wenn Frauke Petry vor einigen Monaten eingetreten ist für eine Rehabilitierung des Begriffes 'völkisch', dann gehört das auch dazu. Denn das völkische Weltbild ist die zentrale Grundlage für Antisemitismus - und auch die zentrale Grundlage für die antisemitische NS-Vernichtungspolitik", so Salzborn. Es gebe zahlreiche Fälle in der Partei - "nicht nur von antisemitischer Schuldabwehr, sondern auch und gerade von ganz offen formuliertem Antisemitismus".

Der Zentralrat der Juden warnt daher immer wieder davor, die AfD als mögliche Wahloption zu sehen. Bei Parteien wie der AfD oder Bewegungen wie Pegida sei längst deutlich geworden, so der ZdJ-Vorsitzende Josef Schuster im Mai 2016, "dass sie nicht nur die Muslime, sondern auch andere Minderheiten ablehnen und Hass gegen sie schüren".

Die Vorurteilsforscher Andreas Zick und Beate Küpper erklärten, dass Vorurteile gegenüber einer Gruppe - wie z.B. Einwanderern - in der Regel nicht allein aufträten, sondern "Hand in Hand mit der Abwertung anderer Gruppen". Dementsprechend scheint die rechte Solidarität mit Israel und Juden vor allem eins zu sein: Ein Versuch, die eigenen Ressentiments zu legitimieren.
 

Lord_Data

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Will hier auch nochmal meinen Senf zum Erfolg der AfD dazugeben, weil mich Trump nochmal zum nachdenken brachte.

Ich denke nicht, dass die Gesellschaft rechter wurde, sondern sie immer gleich "rechts" war. Was sich änderte ist die Politisierung der Menschen. Das heißt paradoxerweise nicht, dass sich Menschen wirklich mehr für Politik interessieren, nur ihre Meinung lauter schreien. Das gilt für links wie rechts.

Dazu kommt noch, dass rechte Populisten eben nicht mehr dieses Neonazimage bedienen, sondern als politische Alternative auftreten. Die AfD schafft es Nazis wie Höcke und Neoliberale unter einen Hut zu bringen, ohne dass es irgendeinen verprellt. Das ganze ist einfach paradox.

Und wer ist Schuld? Ja, die Politik und Medien der letzten Jahr(zehnt)e. GroKo ist Mord für eine wirkliche Politik des Machens, alles steht still. Die Medien schreien jetzt groß über Fake News, haben aber (BILD voran) jahrelang Falschinformationen verbreitet und Stimmungsmache betrieben. Focus ist seit es Social Media für sich entdeckt hat noch tiefer im Niveau gesunken und alle anderen etablierten Medien machen das (mal mehr mal weniger) auch mit. Und nun, wo "alternative Medien", genau nach dem gleichen Schema arbeiten, werden sie als "Fake News" diskreditiert. Generell dieses mit dem Fingerzeigen ist tötlich. ja, AfD, Trump & Co sind ein Witz und nicht ernstzunehmen. Doch ihnen diese Bühne des Lächerlichmachens zu geben drängt sie nur noch mehr in eine Opferrolle, und sie können noch besser agieren (Tonus: "Wir sind in Berlin/Brüssel/Washington nicht erwünscht, weil wir fürs Volk kämpfen würden"). Zumal man sich damit automatisch auf eine höhere Stufe stellt als das Gegenüber, wie soll da ein vernünftiger aufklärerischer Diskurs zustande kommen?
 

saryakan

MEME FARMER
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Und ob ich das kann. Und warum sollte ich das auch nicht können? Dazu braucht es nicht viel.
Die Einleitung "Du kannst doch nicht" mag ich so gar nicht. So eine Argumentationsweise wird gerne benutzt, um die Meinung des anderen als völlig absurd oder pervers darzustellen - ob gewollt oder nicht. ;)
Und ich finde in Hinblick auf das rechte Wählverhalten ganzer Gesellschaftsteile ist meine Kritik so gar nicht unangebracht.
Ok, hätte mich besser ausdrücken sollen; klar kannst du es tun.
Nur ist es aus meiner Sicht nicht nur nicht hilfreich, sondern im Gegenteil sogar nur schädlich. Man sollte niemals die Wähler angreifen, sondern stets die Ideen.
Jemandem für seine Ansichten und Entscheidungen zu tadeln wird diesen nur noch mehr von seiner Korrektheit überzeugen. (Zumindest so lange, bis dieser durch Eigenverschuldung auf die Schnauze fliegt. Und selbst danach bringt es nicht unbedingt viel.)
Habe durch meine schlechte Wortwahl eben genau diesen Fehler begangen, den ich dir Anlaste. <_<


Ich kann und ich muss Leute dafür kritisieren, wenn sie ihre politische Energie rein für ihr Eigeninteresse nutzen.
Eine Gesellschaft bestehend aus Egoisten ist für mich keine Gesellschaft, sondern eine Terrakottaarmee ausgestattet mit Virtual Boys
Gerade diese Überheblichkeit der Eliten moralisch Überlegen zu sein (die du hier übrigens wunderbar darstellst - gewollt, oder nicht ;) ) ist es aber, was die breite Masse nun einmal von den aktuellen Regierungen weg führt. Der Anspruch, das Menschen in breiter Masse ENTGEGEN dem was sie als ihr Interesse ansehen und zugunsten anderer handeln würden ist zwar ein sehr schöner, jedoch ein völlig überzogener und realitätsblind. Wär schön wenn es anders wäre, dann könnt auch Kommunismus irgendwann vielleicht funktionieren. XD


Genau das ist imo auch fast der größte Faktor, den die Medien und die politische Elite echt nicht verstanden haben, warum Trump gewählt worden ist, Brexit durchgekommen ist und warum die AfD bei uns immer mehr an Beliebtheit gewinnt.
Stets wird ihnen mit einer Selbstverständlichkeit der eigenen moralischen Überlegenheit begegnet. Man kann aber als derzeit machthabende Ideologie während unruhigen Zeiten niemals gewinnen, indem man nur die "Falschheit" der Gegner darstellt, da die Grundeinstellung von Menschen sich in solchen Zeiten als wankelmütig darstellt. (Was nix neues ist - schon Machiavelli bezeichnete im 15Jhd. das Volk als wankelmütig. Emotion hat schon IMMER eine wichtigere Rolle als Kognition bei Wahlen gespielt. Wir halten uns nur gerne hin und wieder für "weiter entwickelt" und "aufgeklärt" und vergessen diesen Umstand.)
Das uns vorgesetzte Narrativ handelt eben stets davon wie schlimm es unter den anderen wäre und wie unmoralisch diese doch seien, doch nie davon wie gut es unter einem selbst wäre.
Wahlen gewinnt man in solchen Zeiten nicht mit reinem aufzeigen der negativen Aspekte der Gegner, sondern indem man den Leuten "Hoffnung" verkauft. Auch wenn global die Message der modernen rechten alternativen Bewegungen gerne als reines Hetzen gegen die Eliten bezeichnet wird, verkaufen sie dennoch alleine dadurch "Hoffnung", das sie Misstände aufzeigen, für die die Machthaber (vermeintlich) verantwortlich sind. Dieser Aspekt fällt bei der Propaganda der Machthaber im Moment allerdings aus.

TL;DR:
Kollektivistische Schuldzuweisungen sind extrem kontraproduktiv. Das haben wir eigentlich schon nach dem erstem Weltkrieg festgestellt.
 
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Ashrak

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Nach Nazi-Lob in Marzahn-Hellersdorf: Bei der AfD folgte auf Distanzierung - eine Nominierung - Berlin - Tagesspiegel


Ihr Fraktionsvize in Marzahn-Hellersdorf zeigt Sympathien für Holocaust-Organisator Reinhard Heydrich. Die AfD gab sich entsetzt - aber wollte ihn trotzdem zum Ausschussvorsitzenden machen. Wie will sie das erklären? Ein Kommentar.

Und nun aus der Kategorie: "Was wir schon alle wussten". Russland finanziert die Propaganda der alt-rights. In ein paar Monaten sind wir sicher auch hier so weit wie bereits in der Türkei, die ihren Völkermord an den Armeniern bis heute kategorisch verleugnen. :lol:

Kolumne : Russland finanziert AfD-Propaganda | Kolumnen*- Frankfurter Rundschau
Besitzt die AfD bereits einen eigenen Radiosender? Noch nicht ganz, sie ist aber auf dem besten Weg - über die vom russischen Staat finanzierte Sputnik News Agency. Die Kolumne.
AfD: Partei will mit eigenen Medien bei Bundestagswahl punkten | STERN.de

In einem internen Manifest skizziert die AfD ihre Strategie zur Bundestagswahl. Dazu gehören die bekannten Tabubrüche und Provokationen – aber auch überraschende Maßnahmen wie etwa die Einrichtung eines eigenen TV-Studios.

Und weiterführend zu ihrer Propaganda eine schon etwas ältere Meldung, die aber einen guten Aufschluss darüber gibt, wie viel die AfD ihrem Wählerkreis glaubt zumuten zu können: gar nichts. Denn abseits ihrer einzigen zwei Themen (mimimi Flüchtlinge und mimimi Lügenpresse) könnten sie vielleicht einen Wählerkreis im dreistelligen Bereich halten.

 
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Ashrak

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Und nun ein weiteres Kapitel aus der unendlichen Geschichte von "Wenn #besorgteBürger noch nicht #besorgt genug sind". #ThanksTrump und #DankeAfD dafür dass sie ein solches Klima kultivieren.

Heidelberg: Wie die Polizei nach der Todesfahrt auf Kommentare im Netz reagierte - SPIEGEL ONLINE

Als ein Mann sein Auto in Heidelberg in eine Menschengruppe steuerte, dabei einen Mann tödlich verletzte, mit einem Messer flüchtete und von der Polizei mit einem gezielten Schuss überwältigt wurde, da schien die Sache für viele Internetnutzer klar: "Das war doch bestimmt ein islamistischer Anschlag", "der Täter war bestimmt ein Flüchtling" - so wurde der Fall sinngemäß häufig in den sozialen Netzwerken kommentiert.

(...)

Als sich herausstellte, dass der mutmaßliche Täter ein Deutscher ist, seien viele Nutzer offenbar immer noch nicht zufrieden gewesen, sagt Baas. Bei manchen habe die wiederholte Mitteilung, dass es sich bei dem Verdächtigen um einen Deutschen ohne Migrationshintergrund handele, sogar zu noch mehr Spekulationen geführt. Plötzlich wurde der Name des Verdächtigen gefordert, auch seine Religion.


"Was mich ziemlich irritiert hat, waren Kommentare von Nutzern, die uns als Vertuscher der Wahrheit bezeichneten", sagt Baas. Umso mehr erstaunt habe sie, dass vielen die Herkunft und die Religion des Täters offenbar wichtiger war als die Tatsache, dass ein Mensch ums Leben kam. "Dass die Menschen selbst dann noch nicht zufrieden sind, wenn sich herausstellt, dass kein Flüchtling die Tat begangen hat und sie wirklich noch nach Stammbaum, Foto und Vornamen fragen, darüber bin ich entsetzt", so Baas.

(...)
 

Lord_Data

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Das hat mich auch wirklich erschrocken. Das ist echt wieder der Zwiespalt zwischen "LÜGENPRESSE!" rufen und Fakten nicht hinnehmen.

Bin über eine Facebookseite (eine Anti-Pegida-Seite) auch auf ein Twitterprofil von so einem Typen gekommen. Da werden dann Twitteraussagen von Leuten aus den USA zu den Geschehnissen zur Wahrheit erklärt und die Polizeiaussagen zum Täter als Vertuschung, Verheimlichung. Ich glaube die Polizei hat 6 Stunden nach der Tat zume rsten Mal was zum Täter gesagt? Für diese Verschwörungsheinis natürlich 6 h, in denen Fakten schöngeredet wurden und alles verheimlicht wurde. Die Argumentationskette war dann echt so:

Aluhut: "Das war ein Flüchtling!"
Polizei: "Es war ein Deutscher."
Aluhut: "Es war ein Migrant mit deutschem Pass!"
Polizei: "Es war ein Deutscher ohne Migrationshintergrund."
Aluhut: "Es war ein deutscher, dessen Eltern aber AUsländer waren! Sagt doch seinen Vornamen!"

Dabei musste ich dann sehr an die Känguruchroniken denken mit den Türken Friedrich-Wilhelm und Otto-Von, aber selbst das wäre sicher zu undeutsch gewesen.

Dass man den Medien nicht glauben will - OK, wieso nicht. Guter Journalismus bedeutet ja auch das aufgeben eines "neutralen" Standpunktes und man liest auch außerhalb dieses Verschwörungstheorie-Spektrums meist nur Medien, die die eigene Meinung bestätigen und verstärken. Aber der Polizei so wenig Vertrauen zu schenken ... aber die Polizei hat hier gut und ruhig gehandelt, was auch nicht selbstverständlich ist.

Das Problem ist nur, dass diese Anti-Schreie immer schneller und lauter sind als die sachliche Aufklärung, die natürlich viel langsamer ist. Bei 90% der Leute bleibt hängen, dass das ja irgendwie ein Mensch mit Migrationshintergrund gewesen ist oder so; das wird von einschlägigen Leuten/Medien/Parteien ja auch gezielt instrumentalisiert. Zurückgerudert wird dann nicht.
 

Poe

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Heutzutage ist es immer erstes Ziel den Täter eindeutig zu identifizieren indem man ihm einen vordefinierten Stempel aufs Auge drückt. So in der Art "War ja klar, dass ein islamistischer Attentäter dahinter steckt! Wer hätte so etwas denn sonst tun sollen." Wo bleibt hier die christliche Nächstenliebe und Denkweise, die man von einem christlich geprägten Land erwarten kann? Fehlanzeige. Wir erinnern uns an die Hexenverfolgung des Mittelalters, die besonders in Deutschland extrem praktiziert wurde. Schon damals war ein einziges Indiz ausreichend, um jemandem ein Verhältnis mit dem Teufel anzudichten. Wir leben in einer Welt mit technologischen Fortschritten auf höchstem Niveau. Doch mit jedem Schritt den wir tun gehen wir in Sachen Menschlichkeit einen zurück. Ich erinnere mich an einen Artikel, der sich mit der Verrohung der Menschheit befasste. Wenn ich so darüber nachdenken habe ich das Gefühl, dass wir auf dem besten Weg dahin sind...
 

Dolan

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Dem kann ich zustimmen Poe, bis auf die Hexenverbrennung. Da haben Kirche und Staat mitgewirkt (gegen Ende mehr der Staat).
 

Redwolf

Folge der 8 bei den Palmen!
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Die Frage ist ja: "Wo kommen diese Strömungen her?". Ich behaupte mal, dass es die schon immer gegeben hat. Personen welche grundsätzlich skeptisch, pessimistisch allem Fremden gegenüberstehen. Nur haben die sich einfach zurückgehalten, weil sie wussten, dass sie mit ihrem Meinungsmüll in ihrem Umfeld keinen Anklang finden. Mit Pegida, AfD, Montagsdemos, Reichsbürgern, EU-Aussteigern und Allesinfragesteller, findet aber jeder von denen ein Auffangbecken. Der Rest ist sicherlich auch mit sozialer Ungerechtigkeit und Angst vor dem Abrutsch begründet. Welcher Partei ist die Verbesserung der Lebensqualität sozial Benachteiligter noch ein ernsthaftes Anliegen? Da ist jeder der aus einer rechts-konservativen Ecke kommt schnell dabei AfD zu wählen. Versprechungen sind halt immer einfach. Angst vor Verfremdung, Angst vor sozialen Abstieg. Das ist das Benzin der AfD. Uns geht es nach aktueller Lage wirtschaftlich gut, sozial-gerecht eher weniger.
 
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Ashrak

Ashrak

Nachtmahr
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Heute wieder mit einem Best Of der AfD:

https://www.wsj.com/articles/the-german-right-believes-its-time-to-discard-their-countrys-historical-guilt-1488467995

The German Right Believes It’s Time to Discard the Country’s Historical Guilt

As part of the nationalist tide sweeping Europe, the Alternative for Germany is pushing to change how the country views its Nazi past, upending decades of consensus

Mr. Höcke said World War II began as a local conflict in which Hitler understandably sought to reclaim territory lost after World War I. “The big problem is that one presents Hitler as absolutely evil,” Mr. Höcke said. “But of course we know that there is no black and no white in history.”

Urin mit Migrationshintergrund?: AfD-Anfrage sorgt für Spott - erneut - n-tv.de



In einem Gefängnis pinkeln Häftlinge ins Essen. Das ist zweifellos ekelhaft. Auch die AfD ist empört und will mit einem Antrag mehr Details über das Pipi im Essen erfahren. Das jedoch geht in die Hose.

Nach Berichten über Häftlinge, die in der Justizvollzugsanstalt Dresden ins Essen ihrer Mitgefangenen uriniert haben sollen, wollte der Parlamentarische Geschäftsführer Uwe Wurlitzer die Nationalität der Verdächtigen erfahren und ob sie einen Migrationshintergrund haben.

"Arier-Nachweis bei Urin-Straftaten? Die #AfD will's wissen", schrieb ein Twitternutzer. Die Fraktion der Linken wollte wissen: "Deutscher Urin im Knastessen aus #AfD-Sicht besser als ausländischer Urin?" Ein anderer User meinte: "Ach, ich kann mich einfach nicht entscheiden. Ist beides #ekelhAfD." Als tatverdächtige Häftlinge wurden nach Auskunft von Justizminister Sebastian Gemkow zwei Deutsche ermittelt. "Die Staatsangehörigkeit ihrer Eltern ist nicht bekannt", antwortete er.
 

Dolan

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Und da fragt man sich, warum die AFD von den anderen so heftig bekämpft wird, sie demontieren sich doch schon von selbst. :nerv:
 

Poe

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Manche Menschen schwören auf die Eigentherapie mit Urin durch die orale Aufnahme als morgendliche Prozedur zur Stärkung des Immunsystems. Da ist natürlich verständlich, dass die AfD es unterbinden muss, dass Urin mit Migrationshintergrund in deutschem Essen zu Verunreinigungen führen könnte. Man könnte die Verursacher natürlich bestrafen und zum "Sitzpinkeln" verdonnern. Ich überlege wirklich, ob ich dies unserer Nachbarin vorschlagen soll, die seitens AfD politisch äußerst aktiv ist XD
 

Doresh

Forenpuschel
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Bio-Urin aus echter deutscher Herstellung.

(Kommt aber natürlich darauf an, was genau der Produzent getrunken hat...)
 
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Ashrak

Ashrak

Nachtmahr
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Ich war jetzt unschlüssig in welchem Thread ich das poste, denn es passt in beide. Aber um auch mal regional gegen alt-right-Fangirls zu schießen:

In AfD-Kreisen wird atm wieder ein neues Pamphlet fleißig geteilt: Noch nie wurde ein Staatsgast im Weißen Haus so gedemütigt : Österreich Rundschau

Der Autor ist übrigens ein Kurde und flog bereits aus drei Parteien wegen antisemitischer Äußerungen: zuerst aus der SPD, dann bei den Piraten (freiwilliger Austritt, Parteiausschlussverfahren lief bereits) und dann aus der AfD (!!). Letzteres war 2013, also die Zeit als die noch irgendwo halbwegs vernünftig waren. Die heutige AfD würde ihm wahrscheinlich die Eier lutschen.

Zusätzlich ist er noch Reichsbürger und glaubt an Chemtrails- und Rothschild-Verschwörungstheorien. Alles in allem also eine typische Quelle der AfD und Trump (der anscheinend zusätzlich auch noch Impfgegner ist).


Detaillierte Informationen gibt es im Sonnenstaatsland-Wiki das es sich zum Ziel gesetzt hat bekannte Akteure der Reichsbürger-Szene zu durchschauen: https://wiki.sonnenstaatland.com/wiki/Robin_Fermann
 

Poe

Manaheld
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Da kann einem Angie fast leidtun. Bei Trumps Beleidigungen bricht sie sogar wie ein Kartenhaus zusammen. Man sei gespannt was "Mutti" aus der Situation noch machen wird. Kanzleranwärter Schulz wird sich jedenfalls schon mal die Hände warm reiben.
 
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