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Vorwort
Nach längerer Zeit beglückt uns Bioware endlich wieder mit einem Rollenspiel, das auch als solches bezeichnet werden darf. Es galt die großen Füße des Urgesteins "Baldurs Gate" auszufüllen und zugleich ein Spiel zu schaffen, das sich technisch sehen lassen kann und auch erwachsene Spieler begeistert. Dies ist in der Tat gelungen, der alte Charme ist erhalten geblieben und moderne Elemente wurden erfolgreich ins Gesamtkonzept eingefügt.
Der Spieleinstieg
Am Beginn jedes epischen Rollenspielabenteuer steht die Charaktererschaffung. Zunächst steht die Wahl von Geschlecht, Volk und Klasse an. Ersteres bietet zwei Optionen (unnötig zu erwähnen, welche), die beiden weiteren jeweils drei Optionen. So könnt Ihr beliebig die Rassen Mensch, Elf und Zwerg mit den Klassen Krieger, Magier und Schurke mischen. Das Spiel gibt hier jederzeit Informationen über die Folgen der Entscheidung, also welche Statuswerte sich ändern oder welche Fähigkeiten nicht mehr zugänglich sind. Zusätzlich entscheidet der Spieler über eine soziale Herkunft, von welcher es sechs mögliche gibt - zumeist wird einem diese Entscheidung jedoch durch eine bestimmte Rassen-Klassen-Kombination abgenommen und mehr als zwei Optionen stehen nie zur Auswahl. Dennoch bedeutet dies sechs unterschiedliche und spannende Arten, das Spiel zu beginnen, die man auch gerne alle erlebt haben möchte.
Im Laufe dieser sechs Startgeschichten werden einem grundlegende Elemente der Steuerung und des Kampfes erklärt, die sich netterweise aber auch ausblenden lassen, falls dies nicht das erste Spiel sein sollte. Bereits hier am Anfang zeigt sich die Vielfalt an Gesprächsoptionen, die dem Spiel eine bestimmt Richtung geben können.
Unabhängig von der Vorgeschichte landet jeder Charakter irgendwann an der Front des Krieges gegen die Dunkle Brut. Diese Brut sammelt sich alle paar hundert Jahre unter dem Kommando eines Erzdämonen und beginnt mit einem konzentrierten Angriff auf die freien Völker Mittele... Fereldens. Speerspitze im Kampf gegen die Dunkle Brut sind die Grauen Wächter, ein Zusammenschluss von Kriegern mit einzigartigen Fähigkeiten im Kampf gegen diesen Feind. Und wie es der Zufall will, wird der eigene Charakter mehr oder weniger freiwillig zu einem Teil dieser Wächter und führt in Zukunft den Kampf gegen die Dunkle Brut.

Dies sind die netten Herren der Dunklen Brut.
Nebenbei zeigt dieser Shot die Qualität der Spielvideos.
[BREAK=Das Spielprinzip]Das Spielprinzip
In alter "Baldurs Gate"-Manier steuert man zumeist eine Gruppe aus bis zu vier Personen (jaja, in BG waren es noch 6, ich weiß!), trifft auf Feinde in der Wildnis oder in dunklen Festungen und haut diese zu Klump. Das Spiel lässt sich wieder pausieren und ermöglicht so taktisches Vorgehen. Das ist zumeist auch notwendig, denn bereits auf normalem Schwierigkeitsgrad sind die Feinde verdammt stark, manchmal sogar übermächtig. Ich selbst musste für die ein oder andere Begegnung die Schwierigkeit sogar auf Leicht runterdrehen; wer das Spiel auf Schwer oder gar Höllisch schaffen soll, ist mir ein Rätsel.
Wem die Sicht von oben auf das Geschehen zu unpersönlich ist, darf näher scrollen, bis in die Perspektive einer Schulterkamera. Die Steuerung wird dadurch absolut nicht verändert, es geht lediglich die Übersicht verloren, um dafür das Spielerlebnis hautnah zu präsentieren - Konsolenspieler kommen übrigens nicht in den Genuss der isometrischen Sicht und sind an die Firstperson-Sicht gebunden.
Im Laufe des Spiels bietet der Taktikbildschirm mehr Möglichkeiten und wird daher interessanter. Hier kann man seiner Gruppe Anweisungen geben, die alle Charaktere ausführen, welche gerade nicht angewählt sind. Erwartungsgemäß fallen die Optionen hier weniger umfangreich aus, als wenn man die Figuren selbst steuerte, allerdings nimmt es einem doch sehr viel Arbeit ab und daher werden nach ein wenig Einarbeitungszeit die Taktiken gerne angenommen.

Wann soll welcher Charakter was bei wem machen? Dies
ist eine Frage, die der Taktikbereich zu beantworten vermag
Bei einigen Kämpfen hat sich BioWare auch das ein oder andere Schmankerl einfallen lassen. So kann man mitunter auf Belagerungswaffen zurück greifen, um den Gegner zu attackieren, hat eine kleine Armee, die man kommandieren muss oder spielt auch einfach mal einen halben Dungeon als Ratte, die nichts kann, außer Löcher graben.
[BREAK=Das Spielgefühl]Das Spielgefühl
Die Spielwelt von "Dragon Age: Origins" wirkt ungemein glaubhaft und lebendig. Dazu tragen sowohl die eigenen als auch die Nicht-Spieler-Charaktere bei. Die Gruppe unterhält sich untereinander, baut Freund- oder Feindschaft zum Hauptcharakter auf und lehrt sich gegenseitig Fähigkeiten. Einige Unterklassen (jede Klasse hat vier Unterklassen wie Templer oder Formwandler) müssen zum Beispiel im Verlauf eines Dialoges mit einem Gruppenmitglied freigeschaltet werden. Bei Gesprächen mit Nichtspielercharakteren stehen zumeist vier, fünf oder sechs Antwortoptionen unterschiedlicher Freundlichkeit zur Auswahl. Wer seinem Charakter ein paar Extrapunkte in Redekunst gönnte, erhält zusätzlich die Möglichkeit, zu drohen oder sich einzuschmeicheln. Etwas schade: ein etwas höherer Wert in dieser Fertigkeit sorgt bereits meist für erfolgreiche "Überzeugungen".
Die Optik trägt ihren Teil zum realistischen Spielgefühl bei. Während Böden oder Bäume teilweise etwas lieblos aussehen, strotzen die Figuren geradezu vor Details, Rüstungen und Gesichtszüge wirken unglaublich beeindruckend. Bioware scheint sich dieses Vorteils auch durchaus bewusst zu sein und zeigt sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Eine extrem gute deutsche Synchronisation tut ihr Übriges, die Spielwelt so realistisch erscheinen zu lassen, wie es kaum ein anderes Spiel bisher vermochte. An der Darstellung von Blut darf man sich als "Dragon Age"-Spieler übrigens nicht stören lassen, sie ist allgegenwärtiger Begleiter: und zwar nicht nur während der Kämpfe selbst, sonst auch auf den Märschen zwischen den Gefechten, den das Blut der Feinde bleibt stets sehr gut sichtbar an Rüstungen und Gesichtern kleben. Dies dürfte auch der Hauptgrund sein, warum sich die USK für ein rotes Logo entschied; denn sexuelle Darstellungen findet der Spieler meist nur angedeutet vor. Es zeigt sich aber auf jeden Fall, dass das Spiel nichts für den Kindergeburtstag des kleinen Neffen ist.

Kleinere Blutspritzer lassen sich beim Kämpfen wohl nicht vermeiden.
Andererseits hat der Herr der Ringe eigentlich auch das Gegenteil bewiesen.
Die Geschichte zieht sich durch mehrere Kapitel, in welcher für die große Finalschlacht Verbündete zusammengetrommelt werden müssen - diese Abschnitte lassen sich in beliebiger Reihenfolge spielen und sind gespickt mit unzähligen Nebenquests. Zudem gibt es meist mehrere Wege die zum Ziel führen: helfe ich also lieber den Elfen beim Verteidigen ihrer Wälder gegen die einfallenden Werwölfe, schlage ich mich doch eher auf die Seite der Raubtiere und zwinge so die Elfen zur Kooperation oder gibt es gar einen Weg, Frieden zwischen den verhassten Parteien zu bringen? So oder so, der ein oder andere aus der Gruppe wird die Entscheidung begrüßen, ein anderer wohl nicht. Getragen wird die Geschichte an sehr vielen Stellen durch beeindruckende Videos in Spielgrafik, die das epische Gefühl um Zwerge, Drachen und Magie noch steigern.
[BREAK=Weitere Spielelemente + Spieltechnik]Weitere Spielelemente
Es gibt ein bescheidenes Berufesystem in "Dragon Age: Origins", welches das Herstellen von Tränken, Giften und Fallen erlaubt. Die Fertigkeitspunkte, die dafür investiert werden müssen, sind die gleichen, die man auch für das Verbessern von Überredungskunst, das Erlernen zusätzlicher Taktiken oder dem Taschendiebstal benötigt - hier muss man sich also entscheiden.
Gleiches gilt für die zahlreichen Fähigkeiten, die jeder Klasse zugeordnet sind. Es gibt hierbei sehr allgemeine Fähigkeiten (z.B. mehr Mana für Magier), aber auch welche, die schon klar angeben, was der Charakter mal leisten soll: möchte ich einen Krieger mit Schild und Schwert, der als Brecher die Fernkämpfer vor den anrückenden Gegnermassen abschmiert oder lieber ein Muskelpaket, das mit seinem Zweihänder höchstselbst schnetzelt? Jede erlernte Fähigkeit schaltet eine Folgefähigkeit frei, die man beim nächsten Stufenaufstieg erlenen könnte - sofern man die benötigten Punkte in einem der sechs Attribute (Stärke, Geschick, Weisheit) für diesen Skill besitzt. Hat man erfolgreich eine Klassenspezialisierung freigeschaltet, lässt auch dies wieder neue Fertigkeiten aufploppen, welche man erlernen möge.
Spieltechnik
Über die fantastische Grafik und die sehr gelungene Synchronisation verlor ich ja schon ein paar Worte. Die restliche Sound- und Musikkulisse verdient ein ebenso großes Lob wie die Steuerung: es gibt, wie man es heutzutage im Rollenspielbereich gewohnt ist, verschließbar Schnellzugriffsleisten für die Fähigkeiten, jeder Zauber wird haarklein erklärt, ebenso jeder Aspekt der Steuerung selbst, welche aber eigentlich auch intuitiv genutzt werden kann. Die Questübersicht ist sehr angenehm aufgebaut, das Journal, was als Art DragonAge-Wiki funktioniert, ist mitunter etwas unübersichtlich und lieblos - hat dafür aber auch mehrere hundert Einträge zu jedem Gegner, Charakter oder Ereignis in der dichten und komplexen Spielwelt.
Das Spiel führt selbst ein gut geordnetes Register über Screenshots, sowohl über selbst als auch vom Spiel erstellte - sehr zu Freude eines Reviewschreibers. Die automatischen Screenshots werden an markanten Punkten der Geschichte gemacht oder aber beim Erreichen eines Erfolges. Diese sind unterschiedlicher Natur, vom Abschließen über eine der sechs Vorgeschichten über das Knacken von 100 Schlössern bis zur Entscheidung, ob man in einem bestimmten Kampf dem guten oder bösen Weg folgte. Das Erfolgesystem finde ich etwas aufgesetzt in "Dragon Age: Origins", es passt nicht 100%ig rein, stört aber auch auf gar keinen Fall. Die Screenshotverwaltung bekommt dafür einen Daumen nach oben. Wer möchte, kann sich einen Bioware-Account anlegen und Screenshots und Erfolge online mit anderen teilen.
Ist das Hauptspiel absolviert und noch kein Geld für das Addon in Aussicht, vertreibt sich der geneigte Spieler die Zeit mit einer Vielzahl von Szenarien, die andere Spieler erstellten. Zu deren allgemeiner Qualität kann ich bisher jedoch noch nichts sagen, da ich dieses Feature noch nicht wirklich testete.
[BREAK=Fazit]Fazit
Wie es sich für ein Fazit gehört, fass ich es mal kurz zusammen: geil gemacht, Bioware! Etwas ausführlicher heißt das: endlich ein Spiel, das mit Fug und Recht in die großen "Baldurs Gate"-Schuhe hineinschlüpfen darf. (Geh nach Hause, Neverwinter Nights!) Wir finden hier eine epische Geschichte vor, die glaubhafte Charaktere, schöne Gegenenden und atemberaubende Szenen bietet. Dies wird durch eine angeberische Grafik unterlegt, die aber auch schwächere Rechner nicht vor allzu große Herausforderungen stellt; lediglich längere Ladezeiten fallen ab und an etwas störend auf, aber eigentlich sieht man da gerne drüber hinweg. Durch sechs unterschiedliche Startszenarien und Dutzende Entscheidungsmöglichkeiten im Spiel selbst lädt das Spiel zum Mehrfachen durchspielen ein - wer das Spiel durchgespielt hat, wird sogar noch einmal mit sämtlichen getroffenen Entscheidungen und deren Auswirkungen konfrontiert. Technisch und von der Ausstattung lässt Dragon Age kaum Wünsche offen, lediglich der harte Schwierigkeitsgrad mag ab und an zu Frust führen.
Wer also auf der Suche nach einem Rollenspiel ist, das diesen Namen auch verdient, greift zur Spielepackung mit dem blutigen Drachen vorne drauf. Und wer Baldurs Gate geliebt hat, möge bitte noch innerhalb der nächsten 5 Minuten losfahren und dieses fantastische Stück Software käuflich erwerben!
Nach längerer Zeit beglückt uns Bioware endlich wieder mit einem Rollenspiel, das auch als solches bezeichnet werden darf. Es galt die großen Füße des Urgesteins "Baldurs Gate" auszufüllen und zugleich ein Spiel zu schaffen, das sich technisch sehen lassen kann und auch erwachsene Spieler begeistert. Dies ist in der Tat gelungen, der alte Charme ist erhalten geblieben und moderne Elemente wurden erfolgreich ins Gesamtkonzept eingefügt.
Der Spieleinstieg
Am Beginn jedes epischen Rollenspielabenteuer steht die Charaktererschaffung. Zunächst steht die Wahl von Geschlecht, Volk und Klasse an. Ersteres bietet zwei Optionen (unnötig zu erwähnen, welche), die beiden weiteren jeweils drei Optionen. So könnt Ihr beliebig die Rassen Mensch, Elf und Zwerg mit den Klassen Krieger, Magier und Schurke mischen. Das Spiel gibt hier jederzeit Informationen über die Folgen der Entscheidung, also welche Statuswerte sich ändern oder welche Fähigkeiten nicht mehr zugänglich sind. Zusätzlich entscheidet der Spieler über eine soziale Herkunft, von welcher es sechs mögliche gibt - zumeist wird einem diese Entscheidung jedoch durch eine bestimmte Rassen-Klassen-Kombination abgenommen und mehr als zwei Optionen stehen nie zur Auswahl. Dennoch bedeutet dies sechs unterschiedliche und spannende Arten, das Spiel zu beginnen, die man auch gerne alle erlebt haben möchte.
Im Laufe dieser sechs Startgeschichten werden einem grundlegende Elemente der Steuerung und des Kampfes erklärt, die sich netterweise aber auch ausblenden lassen, falls dies nicht das erste Spiel sein sollte. Bereits hier am Anfang zeigt sich die Vielfalt an Gesprächsoptionen, die dem Spiel eine bestimmt Richtung geben können.
Unabhängig von der Vorgeschichte landet jeder Charakter irgendwann an der Front des Krieges gegen die Dunkle Brut. Diese Brut sammelt sich alle paar hundert Jahre unter dem Kommando eines Erzdämonen und beginnt mit einem konzentrierten Angriff auf die freien Völker Mittele... Fereldens. Speerspitze im Kampf gegen die Dunkle Brut sind die Grauen Wächter, ein Zusammenschluss von Kriegern mit einzigartigen Fähigkeiten im Kampf gegen diesen Feind. Und wie es der Zufall will, wird der eigene Charakter mehr oder weniger freiwillig zu einem Teil dieser Wächter und führt in Zukunft den Kampf gegen die Dunkle Brut.

Dies sind die netten Herren der Dunklen Brut.
Nebenbei zeigt dieser Shot die Qualität der Spielvideos.
[BREAK=Das Spielprinzip]Das Spielprinzip
In alter "Baldurs Gate"-Manier steuert man zumeist eine Gruppe aus bis zu vier Personen (jaja, in BG waren es noch 6, ich weiß!), trifft auf Feinde in der Wildnis oder in dunklen Festungen und haut diese zu Klump. Das Spiel lässt sich wieder pausieren und ermöglicht so taktisches Vorgehen. Das ist zumeist auch notwendig, denn bereits auf normalem Schwierigkeitsgrad sind die Feinde verdammt stark, manchmal sogar übermächtig. Ich selbst musste für die ein oder andere Begegnung die Schwierigkeit sogar auf Leicht runterdrehen; wer das Spiel auf Schwer oder gar Höllisch schaffen soll, ist mir ein Rätsel.
Wem die Sicht von oben auf das Geschehen zu unpersönlich ist, darf näher scrollen, bis in die Perspektive einer Schulterkamera. Die Steuerung wird dadurch absolut nicht verändert, es geht lediglich die Übersicht verloren, um dafür das Spielerlebnis hautnah zu präsentieren - Konsolenspieler kommen übrigens nicht in den Genuss der isometrischen Sicht und sind an die Firstperson-Sicht gebunden.
Im Laufe des Spiels bietet der Taktikbildschirm mehr Möglichkeiten und wird daher interessanter. Hier kann man seiner Gruppe Anweisungen geben, die alle Charaktere ausführen, welche gerade nicht angewählt sind. Erwartungsgemäß fallen die Optionen hier weniger umfangreich aus, als wenn man die Figuren selbst steuerte, allerdings nimmt es einem doch sehr viel Arbeit ab und daher werden nach ein wenig Einarbeitungszeit die Taktiken gerne angenommen.

Wann soll welcher Charakter was bei wem machen? Dies
ist eine Frage, die der Taktikbereich zu beantworten vermag
Bei einigen Kämpfen hat sich BioWare auch das ein oder andere Schmankerl einfallen lassen. So kann man mitunter auf Belagerungswaffen zurück greifen, um den Gegner zu attackieren, hat eine kleine Armee, die man kommandieren muss oder spielt auch einfach mal einen halben Dungeon als Ratte, die nichts kann, außer Löcher graben.
[BREAK=Das Spielgefühl]Das Spielgefühl
Die Spielwelt von "Dragon Age: Origins" wirkt ungemein glaubhaft und lebendig. Dazu tragen sowohl die eigenen als auch die Nicht-Spieler-Charaktere bei. Die Gruppe unterhält sich untereinander, baut Freund- oder Feindschaft zum Hauptcharakter auf und lehrt sich gegenseitig Fähigkeiten. Einige Unterklassen (jede Klasse hat vier Unterklassen wie Templer oder Formwandler) müssen zum Beispiel im Verlauf eines Dialoges mit einem Gruppenmitglied freigeschaltet werden. Bei Gesprächen mit Nichtspielercharakteren stehen zumeist vier, fünf oder sechs Antwortoptionen unterschiedlicher Freundlichkeit zur Auswahl. Wer seinem Charakter ein paar Extrapunkte in Redekunst gönnte, erhält zusätzlich die Möglichkeit, zu drohen oder sich einzuschmeicheln. Etwas schade: ein etwas höherer Wert in dieser Fertigkeit sorgt bereits meist für erfolgreiche "Überzeugungen".
Die Optik trägt ihren Teil zum realistischen Spielgefühl bei. Während Böden oder Bäume teilweise etwas lieblos aussehen, strotzen die Figuren geradezu vor Details, Rüstungen und Gesichtszüge wirken unglaublich beeindruckend. Bioware scheint sich dieses Vorteils auch durchaus bewusst zu sein und zeigt sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Eine extrem gute deutsche Synchronisation tut ihr Übriges, die Spielwelt so realistisch erscheinen zu lassen, wie es kaum ein anderes Spiel bisher vermochte. An der Darstellung von Blut darf man sich als "Dragon Age"-Spieler übrigens nicht stören lassen, sie ist allgegenwärtiger Begleiter: und zwar nicht nur während der Kämpfe selbst, sonst auch auf den Märschen zwischen den Gefechten, den das Blut der Feinde bleibt stets sehr gut sichtbar an Rüstungen und Gesichtern kleben. Dies dürfte auch der Hauptgrund sein, warum sich die USK für ein rotes Logo entschied; denn sexuelle Darstellungen findet der Spieler meist nur angedeutet vor. Es zeigt sich aber auf jeden Fall, dass das Spiel nichts für den Kindergeburtstag des kleinen Neffen ist.

Kleinere Blutspritzer lassen sich beim Kämpfen wohl nicht vermeiden.
Andererseits hat der Herr der Ringe eigentlich auch das Gegenteil bewiesen.
Die Geschichte zieht sich durch mehrere Kapitel, in welcher für die große Finalschlacht Verbündete zusammengetrommelt werden müssen - diese Abschnitte lassen sich in beliebiger Reihenfolge spielen und sind gespickt mit unzähligen Nebenquests. Zudem gibt es meist mehrere Wege die zum Ziel führen: helfe ich also lieber den Elfen beim Verteidigen ihrer Wälder gegen die einfallenden Werwölfe, schlage ich mich doch eher auf die Seite der Raubtiere und zwinge so die Elfen zur Kooperation oder gibt es gar einen Weg, Frieden zwischen den verhassten Parteien zu bringen? So oder so, der ein oder andere aus der Gruppe wird die Entscheidung begrüßen, ein anderer wohl nicht. Getragen wird die Geschichte an sehr vielen Stellen durch beeindruckende Videos in Spielgrafik, die das epische Gefühl um Zwerge, Drachen und Magie noch steigern.
[BREAK=Weitere Spielelemente + Spieltechnik]Weitere Spielelemente
Es gibt ein bescheidenes Berufesystem in "Dragon Age: Origins", welches das Herstellen von Tränken, Giften und Fallen erlaubt. Die Fertigkeitspunkte, die dafür investiert werden müssen, sind die gleichen, die man auch für das Verbessern von Überredungskunst, das Erlernen zusätzlicher Taktiken oder dem Taschendiebstal benötigt - hier muss man sich also entscheiden.
Gleiches gilt für die zahlreichen Fähigkeiten, die jeder Klasse zugeordnet sind. Es gibt hierbei sehr allgemeine Fähigkeiten (z.B. mehr Mana für Magier), aber auch welche, die schon klar angeben, was der Charakter mal leisten soll: möchte ich einen Krieger mit Schild und Schwert, der als Brecher die Fernkämpfer vor den anrückenden Gegnermassen abschmiert oder lieber ein Muskelpaket, das mit seinem Zweihänder höchstselbst schnetzelt? Jede erlernte Fähigkeit schaltet eine Folgefähigkeit frei, die man beim nächsten Stufenaufstieg erlenen könnte - sofern man die benötigten Punkte in einem der sechs Attribute (Stärke, Geschick, Weisheit) für diesen Skill besitzt. Hat man erfolgreich eine Klassenspezialisierung freigeschaltet, lässt auch dies wieder neue Fertigkeiten aufploppen, welche man erlernen möge.
Spieltechnik
Über die fantastische Grafik und die sehr gelungene Synchronisation verlor ich ja schon ein paar Worte. Die restliche Sound- und Musikkulisse verdient ein ebenso großes Lob wie die Steuerung: es gibt, wie man es heutzutage im Rollenspielbereich gewohnt ist, verschließbar Schnellzugriffsleisten für die Fähigkeiten, jeder Zauber wird haarklein erklärt, ebenso jeder Aspekt der Steuerung selbst, welche aber eigentlich auch intuitiv genutzt werden kann. Die Questübersicht ist sehr angenehm aufgebaut, das Journal, was als Art DragonAge-Wiki funktioniert, ist mitunter etwas unübersichtlich und lieblos - hat dafür aber auch mehrere hundert Einträge zu jedem Gegner, Charakter oder Ereignis in der dichten und komplexen Spielwelt.
Das Spiel führt selbst ein gut geordnetes Register über Screenshots, sowohl über selbst als auch vom Spiel erstellte - sehr zu Freude eines Reviewschreibers. Die automatischen Screenshots werden an markanten Punkten der Geschichte gemacht oder aber beim Erreichen eines Erfolges. Diese sind unterschiedlicher Natur, vom Abschließen über eine der sechs Vorgeschichten über das Knacken von 100 Schlössern bis zur Entscheidung, ob man in einem bestimmten Kampf dem guten oder bösen Weg folgte. Das Erfolgesystem finde ich etwas aufgesetzt in "Dragon Age: Origins", es passt nicht 100%ig rein, stört aber auch auf gar keinen Fall. Die Screenshotverwaltung bekommt dafür einen Daumen nach oben. Wer möchte, kann sich einen Bioware-Account anlegen und Screenshots und Erfolge online mit anderen teilen.
Ist das Hauptspiel absolviert und noch kein Geld für das Addon in Aussicht, vertreibt sich der geneigte Spieler die Zeit mit einer Vielzahl von Szenarien, die andere Spieler erstellten. Zu deren allgemeiner Qualität kann ich bisher jedoch noch nichts sagen, da ich dieses Feature noch nicht wirklich testete.
[BREAK=Fazit]Fazit
Wie es sich für ein Fazit gehört, fass ich es mal kurz zusammen: geil gemacht, Bioware! Etwas ausführlicher heißt das: endlich ein Spiel, das mit Fug und Recht in die großen "Baldurs Gate"-Schuhe hineinschlüpfen darf. (Geh nach Hause, Neverwinter Nights!) Wir finden hier eine epische Geschichte vor, die glaubhafte Charaktere, schöne Gegenenden und atemberaubende Szenen bietet. Dies wird durch eine angeberische Grafik unterlegt, die aber auch schwächere Rechner nicht vor allzu große Herausforderungen stellt; lediglich längere Ladezeiten fallen ab und an etwas störend auf, aber eigentlich sieht man da gerne drüber hinweg. Durch sechs unterschiedliche Startszenarien und Dutzende Entscheidungsmöglichkeiten im Spiel selbst lädt das Spiel zum Mehrfachen durchspielen ein - wer das Spiel durchgespielt hat, wird sogar noch einmal mit sämtlichen getroffenen Entscheidungen und deren Auswirkungen konfrontiert. Technisch und von der Ausstattung lässt Dragon Age kaum Wünsche offen, lediglich der harte Schwierigkeitsgrad mag ab und an zu Frust führen.
Wer also auf der Suche nach einem Rollenspiel ist, das diesen Namen auch verdient, greift zur Spielepackung mit dem blutigen Drachen vorne drauf. Und wer Baldurs Gate geliebt hat, möge bitte noch innerhalb der nächsten 5 Minuten losfahren und dieses fantastische Stück Software käuflich erwerben!
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