"FSK" bei Büchern

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Haribomann

Haribomann

Halbgott
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Wirklich wichtig finde ich Redwolfs Aspekt der Eltern, die sich gemeinsam mit dem Kind über Geschichten auseinander setzen sollen. Alle Prävention, sei es durch Zensur oder FSK, kann das nicht ersetzen.
Schön wär so etwas, aber leider ist es so, dass die meisten Eltern sich einfach nicht darum kümmern. Sie machen sich keine Gedanken dazu, was ihre Kinder tun und was sie lesen, oder wenn sie es mitbekommen werden sie sicherlich nicht dafür sorgen, dass das Kind so etwas verarbeitet, sondern es im besten Fall einfach verbieten.



Angst ist ein sehr wirkungsvoller Indikator, wenn nicht der wirkungsvollste. Diese rauen Zeiten mit den entsprechend rauen Märchen haben sich ja jahrhundertelang bewährt. Ich habe noch nie davon gehört, dass es vor >100 Jahren großflächig [wiki]Happy Slapping[/wiki] (die Blutgräfin und de Sade waren Außenseiter die ins Zuchthaus kamen) oder etwas damit vergleichbares gab.
Das kam alles erst mit der Generation, die ihr Leben lang in Watte eingepackt wurde.
Also erstens weiß man einfach nicht, wie viel Gewalt und Verbrechen es früher gab und nur weil es keine Aufzeichnungen darüber gibt, heißt das nicht, dass es deshalb nie stattgefunden hat.
Zweitens will ich nicht wissen, wie viele von den Menschen in den "besseren rauen Zeiten" psychisch labil waren, oder einfach depressiv, weil sie nur durch Angst und Gewalt erzogen wurden.

Sieh dir doch die Generation an, die noch den zweiten Weltkrieg miterlebt hat. Wieviele davon sind denn emotional total abgestumpft um überhaupt überleben zu können. Also ich halte Angst für eine der schlechtesten Methoden ein Kind zu erziehen und ihm Geschichten vorzusetzen, die genau so etwas auslösen, ohne das danach ordentlich zu verarbeiten ist meiner Meinung nach einfach falsch.
So überleben die Kinder (und später Erwachsenen) dann natürlich auch, aber ein Kind, dass durch positive Gefühle und Erfahrungen gestärkt wird, wird wesentlich (psychisch) gesünder sein. Deswegen muss man es ja nicht von Angst und Schmerz abschotten, aber man sollte es dadurch stützen und begleiten und nicht noch fördern, dass es Angstzustände erlebt.

Wie gesagt, die wenigstens Eltern tun oder können so etwas (Verarbeitung) leider und deshalb finde ich ja gerade ein FSK sehr wichtig!
 

Szadek

Cash or Octopus
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Angst ist ein sehr wirkungsvoller Indikator, wenn nicht der wirkungsvollste. Diese rauen Zeiten mit den entsprechend rauen Märchen haben sich ja jahrhundertelang bewährt. Ich habe noch nie davon gehört, dass es vor >100 Jahren großflächig [wiki]Happy Slapping[/wiki] (die Blutgräfin und de Sade waren Außenseiter die ins Zuchthaus kamen) oder etwas damit vergleichbares gab.
Das kam alles erst mit der Generation, die ihr Leben lang in Watte eingepackt wurde.
Ich schließe mich dem an. Jedoch kommt auch noch hinzu, dass sich die Eltern dieser Kinder kaum noch mit selbigen beschäftigten. Im krassen Gegenzug dazu gibt es heutzutage auch "Helikoptereltern" die jede Sekunde des Tages für ihr Kind planen und es kontrollieren.
 

Wahnfried

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Also erstens weiß man einfach nicht, wie viel Gewalt und Verbrechen es früher gab und nur weil es keine Aufzeichnungen darüber gibt, heißt das nicht, dass es deshalb nie stattgefunden hat.
Zweitens will ich nicht wissen, wie viele von den Menschen in den "besseren rauen Zeiten" psychisch labil waren, oder einfach depressiv, weil sie nur durch Angst und Gewalt erzogen wurden.
Dem schliesse ich mich vorbehaltslos an.
Die Menschen sind nicht schlechter oder wahnsinnigger geworden mit der Zeit, Nun gut vielleicht ein Wenig, aber das liegt an unserer Gesellschaft.
Es wird heute nur sehr viel öfter und detailierter darüber berichtet.
Man wird ja quasi pausenlos von Horrormeldungen bombadiert.
Die sind vielleicht zeitgemäßer, aber weniger als früher sind es gewiss nicht.

Wahn
 

Doresh

Forenpuschel
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Alles rosa-flauschig und mooniemäßig machen, macht mehr kaputt, als diese ganzen Pädagogikfutzis denken. Ich behaupte mal, es wäre weitaus schädlicher, wenn die Zombies in Resident Evil und Left for Dead 2 *nicht* schreiend und blutend krepieren, wenn man sie abgeschossen hat. Es soll abstoßen, damit einem klar ist, dass man etwas getan hat, was man einem fühlenden und denkenden Individium niemals antun würde.
Wie kommst du jetzt von "Zombies" auf "fühlendes und denkendes Individuum" XD ?

Wie gesagt, in den Zeiten, als die Märchen entstanden, war es sicherlich dienlich, die Kinder auf ein solches Leben vorzubereiten, aber die Umstände haben sich nun etwas geändert bzw. könnten sich noch mehr ändern. Auch, wenn das jetzt auf eine utopische, pazifistische Ebene abdriftet...
Früher waren es nicht unbedingt die Lebensumstände. Es gehörte einfach zur Erziehung, den Kindern verflucht viel Angst einzujagen. Dazu noch Prügelstrafen in Schulen und Zuhause, und schon hat man jede Menge Respekt :nerv:
 

Ashrak

Nachtmahr
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Wie kommst du jetzt von "Zombies" auf "fühlendes und denkendes Individuum" XD ?
Wenn man ein Lebewesen abschießt, kreischt und blutet es halt. Egal ob es ein Mensch, ein Babykätzchen oder ein sabbernder, virtueller Zombie ist. Und wenn einem bereits ein Mord an einem Zombie abstößt, wird man das einem Menschen noch viel weniger antun. Nur wenn man Gegner zu laufenden und zurückschießenden Pappfiguren runterbricht, fällt ein großer Teil des "kann ich nicht haben"-Faktors weg.
 

Redwolf

Folge der 8 bei den Palmen!
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Doresh schrieb:
Ohne eine Überprüfung durch diese "freiwillige" Kontrolle darf hier eh kein Spiel veröffentlicht werden, also ist das schon erzwungen.
Deswegen fand ich die FSK-Benennung problematisch. Die USK und FSK vollzieht ja eine "unfreiwillige" Selbstkontrolle. Spiele dürfen nur ab Kennzeichnung gekauft werden und Filme dürfen nur ab Kennzeichnung angesehen werden.

Wikipedia schrieb:
Gemäß JuSchG darf Jugendlichen in der Öffentlichkeit ein Spiel nur dann zugänglich gemacht werden, wenn es für die entsprechende Altersstufe freigegeben und gekennzeichnet ist. Dies betrifft vor allem die im Einzelhandel vertriebenen Datenträger mit Spielen. Die Spiele dürfen offen zum Verkauf ausgelegt und angeboten werden, sofern bei der Abwicklung eines Kaufs das Alter des Käufers überprüft wird.
...
Nicht gekennzeichnete Spiele werden grundsätzlich wie Spiele ohne Jugendfreigabe (18) behandelt (§ 12, Abs. 3, JuSchG). Da diese keine Rechtssicherheit genießen, können diese von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien indiziert werden. Der Handel in Deutschland bietet fast nur von der USK gekennzeichnete Spiele an.
Bedeutet also, dass ungekennzeichnete Spiele nur im ab 18 Bereich (nicht öffentlich) ausliegen dürfen.

@Topic

So langsam stellen sich für mich grundsätzliche Fragen heraus:

  • Warum haben wir nicht eine freiwillige oder unfreiwillige Selstkontrolle für Bücher?
  • Soll eine freiwillige oder unfreiwillige Selbstkontrolle für Bücher vorgenommen werden?
  • Wenn unfreiwillig, sollen dann Eltern darüber entscheiden können ob ihre Kinder nicht freigegebene Werke lesen dürfen?
  • Was für Maßnahmen kann man treffen um Eltern dazu zu bringen sich mehr mit dem Konsum ihrer Kinder beschäftigen oder ist das überhaupt sinnvoll oder notwendig?

Ich versuche mich mal daran:

Warum haben wir nicht eine freiwillige oder unfreiwillige Selstkontrolle für Bücher?
Weil Bücher stärker mit Wissen, Kunst und Kultur assoziiert werden als andere Medien. Dann gibt es da noch die Verlagslobby, Bibliotheken, Universitäten und der Einzelhandel, welchen eine Selbstkontrolle nicht in den Kram passt (Personal muss bereitgestellt werden, Bürokratie, Rechtsprobleme usw.).

Soll eine freiwillige oder unfreiwillige Selbstkontrolle für Bücher vorgenommen werden?
Eine freiwillige Kontrolle ist aus meiner Sicht begrüßenswert, da es für Eltern leichter macht einen Anhaltspunkt zu haben ob das Buch für ihre Kinder geeignet ist. Eine unfreiwillige ist aus meiner Sicht nicht nötig, da ca. 60 Jahre Zeitgeschichte keine ausschweifenden Probleme im "Medium Buch" gezeigt haben. Zudem gibt es in krassen Fällen immer noch die BPjM welche Bücher [STROKE]zensieren[/STROKE] indizieren kann.

Wenn unfreiwillig, sollen dann Eltern darüber entscheiden können ob ihre Kinder nicht freigegebene Werke lesen dürfen?
Unbedingt. Das gilt aus meiner sich auch für die anderen Medien, welche einer unfreiwilligen Selbstkontrolle unterliegen. Eltern sollten selbst einschätzen über welchen Reifegrad ihr Kind verfügt.

Was für Maßnahmen kann man treffen um Eltern dazu zu bringen sich mehr mit dem Konsum ihrer Kinder beschäftigen oder ist das überhaupt sinnvoll oder notwendig?
Eine freiwillige Selbstkontrolle wäre bereits eine erste Maßnahme.
 
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Lucifer

Held
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Na ja... Bücher sind ein spezielles Thema. Es ist ja so, dass man solange man selbst nicht weiß, was es damit auf sich hat, das meiste nicht versteht.

Bei Büchern läuft sehr viel über die eigene Fantasie. Wenn man nicht weiß, wie es aussieht, wenn jemand einen der Kopf abgeschlagen wird oder gar weiß, was es damit generell zu tun hat. Dem wird es auch in einem Buch nicht so schwer fallen.

Es fehlen einfach die Bilder, die einen die Vorstellung nehmen, wodurch die eigene Fantasie bereichert bzw. eben umgangen wird. Darum werden Bücher, die keine Bilder beinhalten immer ohne Angabe sein. Komischerweise hatte ein Verlag von mir durchaus mal eine FSK-Angabe oo Aber sonst... gibt es sowas nicht. Warum auch? Ein kleines Kind, das über den Krieg liest, wird niemals begreifen, was es damit auf sich hat...
 

Redwolf

Folge der 8 bei den Palmen!
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Kouji schrieb:
Es fehlen einfach die Bilder, die einen die Vorstellung nehmen, wodurch die eigene Fantasie bereichert bzw. eben umgangen wird. Darum werden Bücher, die keine Bilder beinhalten immer ohne Angabe sein. Komischerweise hatte ein Verlag von mir durchaus mal eine FSK-Angabe oo Aber sonst... gibt es sowas nicht. Warum auch? Ein kleines Kind, das über den Krieg liest, wird niemals begreifen, was es damit auf sich hat...
Bücher = Transportiert Text, Bilder
Hörbuch = Transportiert Text, Ton
Fernsehen = Transportiert Text, Bilder, Video, Ton
Videospiele = Transportieren Text, Bilder, Video, Ton, sind stark interaktiv

Hier gibt es aber auch Überschneidungen. Z.B. gibt es durchaus auch interaktive Bücher. Z.B. Einsamer Wolf oder interaktive Hörbücher, bei denen man hin und herspulen muss. Interaktive Fernsehsendungen (oder Videospiele für arme) z.B. Hugo gab es ja bereits. Es gab sogar interaktives Kino.

Deine Theorie ist, dass Text und die darin enthaltende Brutalität auf der Phansasie aufbaut. Jemand der vorher keine Gewalt erlebt hat, wird diese auch nicht erschreckend wahrnehmen, wenn er es liest. Das glaube ich kaum. Zwar können kleine Kinder nicht lesen, aber wenn Eltern ihnen vorlesen, sollte das die gleiche Funktion erfüllen und gerade das kann sich viel erschreckender Auswirken als irgend ein Film. Gewalt spricht instinktielle Angst an. Die Kinder heutzutage sind in der Form wohl eher abgehärtet, bzw. haben mehr mediale Erfahrung aufzubieten. Kinder wollen sich gruseln. Darum gibt es Geschichten über Monster, Gespenster, Vampire usw. die speziell auf Kinder zugeschnitten sind. Darum gibt es von diesen Geschichten Abstufungen für jedes Alter. Es gibt zwei Emotionen die essenziell und manipulativ sind: Angst und Interesse.

Ich sehe die Gründe von Befürwortern einer unfreiwillige Selbstkontrolle eher in dem "Frosch im heißen Wasser"-Effekt und der kognitiven Dissonanz. Es haben sich halt viele über Jugendgefährdung durch Gewalt aufgeregt oder haben selber Angst vor Jugendlichen (Immer diese Schläger auf den Bahnhöfen, wo soll man heute noch sicher sein?!?). So erreicht man gesellschaftliche Ächtung. Die Folge: Aktionismus. So wurden dann Jugendschutzgesetze auf gewalthaltiges Material eingeführt. Und jetzt ist eine Indizierung solchen Materials grob in den Köpfen eingebrannt, als wäre das der einzige Weg zu Glück, als würden Kinder nicht Dinge vor denen sie Angst haben instinktiv meiden. Ich denke jeder hat in seinen Kindheitstagen einmal aufgrund igendeines Vorfalls vor etwas Angst gehabt. Medien stellen nur meistens den ersten Auslöser, weil sie genau das Gefühl Angst sich zum Ziel gemacht haben. Klar sollte man kleinen Kindern keine Horrorstreifen vorsetzen und sie verstören. Ich finde aber das geht in den Zustandsbereich der Eltern, wo sich der Staat heraushalten sollte. Und klar gibt es Rabeneltern denen egal ist womit sicher ihr Kind beschäftigt. Die wird man aber kaum abschaffen können. Viele schimpfen ja über mediale Prüderie in Amerika, aber da sind gewalthaltige Medien an der Tagesordnung mit absehbaren Auswirkungen: So gut wie keine.
 
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