Harmian
Fachteam "Forenquiz"
- Mitglied seit
- 23.02.2009
- Beiträge
- 1.456
Hallo,
ich wollte hier einfach mal ein sehr interessantes Thema öffnen, da die Präsenz von Zeitarbeitsunternehmen immer mehr zunimmt und die wenigsten die Risiken dieser Unternehmen kennen.
Ich habe ein Praktikum in einem solchen Unternehmen gemacht und habe dort sehr viel in Erfahrung gebracht über den Ablauf und den modernen Menschenhandel.
Meine Frage an euch ist, ob ihr bereits Erfahrung mit solchen Unternehmen gemacht habt?
Was ich über diese Unternehmen berichten kann (Hab mich tiefgehend damit befasst, da ich derzeit eine Arbeit über Personaldienstleister schreibe) ist:
(Stark gekürzt)Genereller Ablauf:
Kunden (K) (Gruß- oder mittelständische Unternehmen aus verschiedensten Branchen) geben einem oder mehrerem Personaldienstleistern (P) eine Stellenanzeige über eine zu besetzende Position, die dieser dann auf seiner Homepage einstellt. Meist wird per Vertrag geklärt, dass der Kunde selbst keine Anzeigen schaltet.
Der Arbeitnehmer (A) sieht nun diese Stellenanzeige von P und bewirbt sich auf diese, In den meisten Fällen, das heißt, wenn der A generell interessant ist für P, da gut qualifiziert, kommt es zu einem Vorstellungsgespräch. Der A füllt hierbei generell einen Personalfragebogen aus über sämtliche persönlichen Details und unterschreibt, dass seine Daten auch für andere Vakanzen hergenommen werden können.
Nun wertet P die Daten des Vorstellunsggespräches aus, packt sie mit den Bewerbungsunterlagen des A zusammen und schickt sie dem K zu mit dem Vermerk - wir haben den und den sehr interessanten Kandidaten für die Besetzung Ihrer Vakanz etc. .
Bis dahin hört es sich auch ganz gut an. Man bewirbt sich einmal und der P übernimmt einem alle weiteren Bewerbungen und hat auch die Kontakte... nur nun kommt der Haken an der Sache.
Wenn der A nun tatsächlcih von K genommen wird ergeben sich für den A richtig viele
Nachteile:
Sehr beängstigend hierbei ist, dass der Trend wie bei Microsoft dahin geht, dass immer mehr Mitarbeiter über solche Knebelverträge laufen, die den Kündigungsschutz umgehen. Früher war dies meist nur in den Handwerksbranchen, jedoch hat sich dies inzwischen auf alle Branchen ausgeweitet und vor allem den Akademiker-Markt erschloßen. Bei unserem heutigen Studentischen Karrierebörsen Tag, an dem mehrere Unternehmen auf dem Campus für Studenten Frage und Antwort stehen waren etwa 10% Personaldienstleister, dür die man gleich mal so nebenbei einen Fragebigen ausfüllen durfte.
Warum ich das hier reinschreibe?
Mir ist aufgefallen, dass viele meiner Kommilitonen nicht über die Risiken solcher Unternehmen wussten, die meisten wussten nachher eher weniger als mehr, da die ausgeschriebenen Stellen vom Software-Entwickler über CAD-Fertigungstechniker bis hin zum Buchhalter verschiedenste Bereiche abdeckten und Fragen wie "was machen sie eigentlich" mit "was machen wir nicht?" beantwortet wurden.
So...
ich wollte dies einfach mal loswerden, da dieses Thema einfach immer brisanter wird. Mit der momentanen Rezession wird der Markt der Personaldienstleister vermutlich etwas geleert werden, jedoch wird dieses Phänomen immer präsenter werden.
Anmerkung: Bis zur Kohl-Ära war die Zeitarbeit in Deutschland verboten.
Wie eingang erwähnt:
Meine Frage an euch ist, ob ihr bereits Erfahrung mit solchen Unternehmen gemacht habt?
Falls Ihr Fragen hierzu habt, stehe ich euch gerne Rede und Antwort.
Gruß,
ich wollte hier einfach mal ein sehr interessantes Thema öffnen, da die Präsenz von Zeitarbeitsunternehmen immer mehr zunimmt und die wenigsten die Risiken dieser Unternehmen kennen.
Ich habe ein Praktikum in einem solchen Unternehmen gemacht und habe dort sehr viel in Erfahrung gebracht über den Ablauf und den modernen Menschenhandel.
Meine Frage an euch ist, ob ihr bereits Erfahrung mit solchen Unternehmen gemacht habt?
Was ich über diese Unternehmen berichten kann (Hab mich tiefgehend damit befasst, da ich derzeit eine Arbeit über Personaldienstleister schreibe) ist:
(Stark gekürzt)Genereller Ablauf:
Kunden (K) (Gruß- oder mittelständische Unternehmen aus verschiedensten Branchen) geben einem oder mehrerem Personaldienstleistern (P) eine Stellenanzeige über eine zu besetzende Position, die dieser dann auf seiner Homepage einstellt. Meist wird per Vertrag geklärt, dass der Kunde selbst keine Anzeigen schaltet.
Der Arbeitnehmer (A) sieht nun diese Stellenanzeige von P und bewirbt sich auf diese, In den meisten Fällen, das heißt, wenn der A generell interessant ist für P, da gut qualifiziert, kommt es zu einem Vorstellungsgespräch. Der A füllt hierbei generell einen Personalfragebogen aus über sämtliche persönlichen Details und unterschreibt, dass seine Daten auch für andere Vakanzen hergenommen werden können.
Nun wertet P die Daten des Vorstellunsggespräches aus, packt sie mit den Bewerbungsunterlagen des A zusammen und schickt sie dem K zu mit dem Vermerk - wir haben den und den sehr interessanten Kandidaten für die Besetzung Ihrer Vakanz etc. .
Bis dahin hört es sich auch ganz gut an. Man bewirbt sich einmal und der P übernimmt einem alle weiteren Bewerbungen und hat auch die Kontakte... nur nun kommt der Haken an der Sache.
Wenn der A nun tatsächlcih von K genommen wird ergeben sich für den A richtig viele
Nachteile:
- Der A hat kein Mitbestimmungsrecht, ist bei der Wahl des Betriebsrates ausgeschloßen und das Wichtigste: KEIN KÜNDIGUNGSSCHUTZ. Von heute auf morgen kann der K den P anrufen und sagen "Ich brauche den A nicht mehr" und das Thema Arbeit hat sich für den A erledigt - arbeitslos. Der A ist solange er beim K arbeitet, kein Mitarbeiter des K sondern ein Mitarbeiter des P, der an den K verliehen wird. Somit genießt er nicht die gleichen Rechte und ist ein Mitarbeiter 2ter Klasse für das Unternehmen. Demzufolge kann dieser Leihvertrag von heute auf morgen beendet werden, da es kein Arbeitsvertrag ist... .
- Schlechte Zukunftsaussichten - Der A ist wie oben genannt ein Mitarbeiter 2ter Klasse. Wenn ihm die Arbeit nicht gefällt, wird er einfach umgetauscht und ist wieder arbeitslos. Die meisten Verträge zwischen P und K haben solche Klauseln über den Umtausch von Mitarbeitern bei Nichtgefallen innerhalb von 1 Woche. Fast wie bei Amazon... :ne:. Außerdem sind Zeitarbeiter die ersten, die bei Personalabbau von heute auf morgen fliegen. Laut BGH-Beschluß dürfen Unternehmen nicht gleichzeitig Kurzarbeit haben und Zeitarbeiter - Zeitarbeiter machen Überstunden oder fliegen.Punkt.
- Schlechtes Gehalt - Da der K aus einem breiten Spektrum von P's wählen kann, ist hier der Verhandlungsspielraum umso größer. Meist wrd das Gehalt des A noch umso mehr gedrückt oder es werden noch mehr Klauseln alla Umtausch eingefügt. Das im Durchschnitt niedrigere Gehalt des A wird hierbei nochmal um Provisionen in Höhe von 20-35% gesenkt. Ist ja klar, denn der P will auch etwas an der Sache verdienen.
- Soziale Kritikpunkte. Mit ist während meiner Tätigkeit in einem solchen Unternehmen vor allem aufgefallen, dass ein Teil der meist gut ausgebildeten Bewerber nahe dem Existenzminimum lebten. Selbst die Busfahrt zu unserem Unternehmen war meist eine Ausgabe zu viel. Wenn nun der Knebelvertrag hinzukommt mit Verbindung mit einem niedrigen Gehalt, das keine Rücklagen zulässt, verschlechtert dies langfristig die Probleme des A's. Auch der oben genannte Punkt der Zwei-Klassen Gesellschaft von Mitarbeitern gehört hier nochmal erwähnt. Am Beispiel eines Vertriebsmitarbeiters, der nur in einem Monat nicht den Soll an Umsatz erfüllt, darf seinen Schreibtisch räumen... . Stress, Burn-Out, Unzufriedenheit und Unsicherheit sind da vorprogrammiert.
- Man kommt in Kontakt mit großen Unternehmen. Microsoft stellt nahezu nur noch über Zeitarbeitsfirmen ein. Vorteil, Nachteil... eher letzteres.
Sehr beängstigend hierbei ist, dass der Trend wie bei Microsoft dahin geht, dass immer mehr Mitarbeiter über solche Knebelverträge laufen, die den Kündigungsschutz umgehen. Früher war dies meist nur in den Handwerksbranchen, jedoch hat sich dies inzwischen auf alle Branchen ausgeweitet und vor allem den Akademiker-Markt erschloßen. Bei unserem heutigen Studentischen Karrierebörsen Tag, an dem mehrere Unternehmen auf dem Campus für Studenten Frage und Antwort stehen waren etwa 10% Personaldienstleister, dür die man gleich mal so nebenbei einen Fragebigen ausfüllen durfte.
Warum ich das hier reinschreibe?
Mir ist aufgefallen, dass viele meiner Kommilitonen nicht über die Risiken solcher Unternehmen wussten, die meisten wussten nachher eher weniger als mehr, da die ausgeschriebenen Stellen vom Software-Entwickler über CAD-Fertigungstechniker bis hin zum Buchhalter verschiedenste Bereiche abdeckten und Fragen wie "was machen sie eigentlich" mit "was machen wir nicht?" beantwortet wurden.
So...
ich wollte dies einfach mal loswerden, da dieses Thema einfach immer brisanter wird. Mit der momentanen Rezession wird der Markt der Personaldienstleister vermutlich etwas geleert werden, jedoch wird dieses Phänomen immer präsenter werden.
Anmerkung: Bis zur Kohl-Ära war die Zeitarbeit in Deutschland verboten.
Wie eingang erwähnt:
Meine Frage an euch ist, ob ihr bereits Erfahrung mit solchen Unternehmen gemacht habt?
Falls Ihr Fragen hierzu habt, stehe ich euch gerne Rede und Antwort.
Gruß,
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