Rollenspiel Paper Mario (N64, VC)

Spade

Pollyanna is dead
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Story:
Prinzessin Peach lädt Mario zu einer Party in ihrem Schloss ein, doch plötzlich zittert die Erde und das Schloss inklusive der näheren Umgebung wird von Bowsers darunterliegender Festung in den Himmel erhoben. Sofort beginnt der Kampf zwischen dem Klempner und seinem Erzfeind, doch plötzlich zückt Bowser den Wünsche-erfüllenden Sternenstab, den er aus dem Sternenhafen gestohlen hat und wünscht sich unverwundbar zu sein, was auch prompt geschieht.

Nach seiner haushohen Niederlage und seinem Sturz aus dem im Himmel schwebenden Schloss erwacht Mario in einem Dorf voller Gumbas. Hier beginnt seine Suche nach den sieben Sternen, die Bowser weggesperrt hat. Nur mit ihrer Hilfe kann er die Macht des Sternenstabes aufheben und Bowser besiegen.

Gameplay:
Paper Mario wirkt auf Screenshots wie ein 2D-Spiel, spielt aber trotzdem in einer dreidimensionalen Umgebung (auch wenn die dritte Dimension der meistens Charaktere nur wenige Millimeter tief ist). Doch man darf sich vom Look nicht täuschen lassen, denn hier wartet ein vollwertiges Rollenspiel darauf gespielt zu werden!

Trifft man auf einen Gegner, wechselt das Spiel in eine Theaterbühnen-artige Arena in der beide Parteien abwechselnd agieren. Springt Mario schon auf der Weltkarte auf den Gegner oder greift ihn anderweitig an zählt dies als Erstschlag, der vor dem eigentlichen Kampf erfolgt und zusätzlichen Schaden verursacht. Natürlich können auch Gegner zum Erstschlag ausholen, also sollte man schon auf der Oberwelt aufpassen und nicht blind in jeden Gegner hineinrennen.
Im Kampf stehen typische Befehle zur Verfügung, Items benutzen, Zauber der bereits geretteten Sterne benutzen oder einfach angreifen. Marios Standartangriffe sind der Sprung und der Hammer. Das Prinzip ist recht simpel, auf Gegner mit Stacheln oder brennende Gegner sollte man nicht springen, dafür kann der Hammer nur den vordersten Gegner in der Reihe angreifen und fliegende Gegner schon gar nicht.
Moment, sagte ich gerade simpel? Streicht das, stupides Befehle-Auswählen führt hier nicht zum Ziel. Sehr früh im Spielverlauf aktiviert man die sogenannten Action-Kommandos, welche zum Angriff und zur Verteidigung genutzt werden. Drückt man beispielsweise im richtigen Moment den A-Knopf kann man den Angriff eines Gegners abwehren und den Schaden verringern. Beim Angriff hingegen gibt es Dutzende von Aktionsmöglichkeiten. Drückt man beim Sprungangriff kurz vor dem Aufprall den A-Knopf springt Mario erneut auf den Gegner, hält man beim Hammerschlag den Analogstick nach links bis das Stern-Symbol aufleuchtet wird der Schaden ebenfalls verdoppelt.

Das waren zwei, weiss der blöde Spade nicht was "Dutzend" bedeutet? Natürlich ist Mario nicht alleine unterwegs, im Laufe des Abenteuers schliessen sich diverse Charaktere mit eigenen Action-Kommandos der Party an, die im Kampf aushelfen, wie Gumbario, der Informationen über Gegner anzeigen kann (und ihnen nach einmaligem Scannen in jedem zukünftigen Kampf einen praktischen HP-Balken anzeigt) oder Watt, der weniger Schaden macht, dafür die gegnerische Verteidigung durchdringt. Je nach Situation ist ein Partner besser geeignet als andere, weshalb man sie auch im Kampf austauschen kann, was allerdings eine Runde kostet. Auch ausserhalb des Kampfes sind die Partner unerlässlich. So kann man mit Bombette bestimmte Wände aufsprengen oder mit Parakarry über Abgründe fliegen.

Auf seiner Reise findet Mario zudem viele Orden, welche ihm zusätzliche Fähigkeiten verleihen. Zum einen wären da Angriffsorden wie der Power Bounce, der Mario so lange auf einem Gegner herumspringen lässt wie man das Action-Kommando trifft, oder dem Erdbebenschlag, welcher allen Gegnern am Boden und an der Decke Schaden zufügt. Andererseits gibt es passive Orden, die beispielsweise Marios Statuswerte verbessern, ihm das Springen auf bestachelte Gegner erlauben oder das Wechseln von Partnern ohne Zeitverlust ermöglichen. Aber leider kann man Mario nicht all diese wunderbaren Orden auf einmal auf die Latzhose klöppeln, dafür braucht man Ordenpunkte. Je nach Wirkung des Ordens variieren die benötigeten Punkte zwischen 0 und 7, anfangs hat Mario magere 3. Mit jedem Level-up hat man die Wahl Marios HP um 5, die Blumenpunkte (vergleichbar mit MP in anderen RPGs) um 5 oder seine Ordenpunkte um 3 zu erhöhen. Ist man also zu sehr von seiner Ordensammlung besessen, kann es ganz schnell zum akuten HP-Mangel kommen und wer keine Blumenpunkte hat, kann die meisten seiner tollen Skills sowieso nicht benutzen. Verskillen kann man sich auf lange Sicht nicht, HP, BP und OP haben Maximalwerte und Orden können ohne Zusatzkosten jederzeit an- und abgelegt werden.

Der Level-up funktioniert hier allerdings etwas anders. Statt klassischer Erfahrungspunkte bekommt Mario hier für jeden Gegner Sternenpunkte und bei 100 dieser Punkte steigt er ein Level auf und kann einen der oben erwähnten Werte verbessern. Der Angriff wird allein durch die Ausrüstung (Schuhe/Hammer) bestimmt. Die Sternenpunkte der Gegner nehmen mit höherem Level allerdings ab, bis zum Maximum Gumbas klatschen wird also nicht funktionieren, weil sie einfach irgendwann keine Punkte mehr geben. Die Partner hingegen können mit überall auf der Welt versteckten Blöcken um bis zu zwei Stufen erhöht werden, was ihren Angriffsstärke erhöht und ihnen einen zusätzlichen Skills gibt. HP besitzen sie nicht, sie werden auch in der Regel nicht vom Gegner angegriffen. Wenn sie allerdings mal Schaden nehmen, sind sie für eine bestimmte Rundenzahl (entsprechend der Höhe des Schadens) gelähmt.

Alles in allem ist das Kampfsystem sehr gut gelungen und erfordert durch die Action-Kommandos zu jeder Zeit die Aufmerksamkeit des Spielers, was in meinen Augen den ultimativen Schwierigkeitsgrad ausmacht (soll heissen: "Es ist egal ob ein Spiel leicht oder schwer ist, es muss den Spieler zur Konzentration zwingen!").

Doch auch ausserhalb eines Kampfes gibt es viel zu erleben, massig Nebenaufgaben halten den Spieler lange an der Stange. Sei es das Finden aller Sternensplitter, die unzähligen Aufträge des alten Koopa oder die Suche nach guten Rezepten in der Küche von Tayce T., die Welt bietet viel für ein Entdeckerherz. Auch die sehr liebevoll geschriebenen Dialoge ziehen den Spieler unweigerlich in den Charme dieser Welt.

Die Kapitel selbst sind ebenfalls abwechslungsreich, mal muss man genau die Umgebung studieren um seinen Weg durch den dunklen Wald zu finden, mal erkundet man das Innere einer Spielzeugkiste, mal ist man der Hauptverdächtige eines Pinguinmordes!
Die Dungeons in denen die Sterne meistens versteckt wurden sind nicht sehr komplex (mit Ausnahme von Bowsers massiver Festung), haben aber doch eine gewisse strukturelle Logik, wie man es von Spielen wie Zelda kennt.

Zwischen jedem Kapitel spielt man kurze Abschnitte als Peach, die sich in bester Solid Snake Manier aus ihrem Zimmer befreit, um für Mario Hinweise zum Aufenthalt der Sterne zu finden. Auch diese Segmente lockern den Spielfluss etwas auf und sind ebenfalls sehr abwechslungsreich. Ich könnte stundenlang für Gourmet Guy Kuchen backen. >.>

Grafik:
Es ist schwer hier etwas negatives zu sagen, weil das Spiel so ziemlich genau so aussieht, wie es vorgesehen war. Die Charaktere sind flache Papierfiguren und versuchen es auch nicht zu verstecken. Häuser klappen sich auf, wenn man sie betritt und Brücken werden einfach über Abgründe gefaltet. Salopp gesagt: Wer sich über mangelnde Animationen der Figuren beschwert hat das Spiel nicht begriffen. :p

Sound:
Die Musik passt zum Rest des Spiels, allerdings kann der generelle Stil einem schnell auf die Nerven gehen. Ich kann nicht genau mit dem Finger drauf zeigen, aber so gut zum Beispiel das Toad Town Theme zur Stimmung passt dreh ich meinen Fernseher grundsätzlich leiser, weil es sonst zu sehr nervt. Kann aber auch an mir liegen, vielleicht trifft die Tonlage des Spiele auch nur einen wunden Punkt in meinem Gehörgang.

Fazit:
Ich war von Anfang an überzeugt, dass Paper Mario ein gutes Spiel wird, aber dass es letztendlich in meine mentale Rangliste der besten RPG-Reihen aller Zeiten aufsteigen würde, damit hätte ich nie gerechnet. Die Welt stimmt, der Grafikstil sorgt für zusätzliche Stimmung, das Spiel verliert nie seinen Humor und den Spielspass ebensowenig. Dass das ausgeklügelte Kampfsystem selbst einen MP-Geizer wie mich zum aktiven Nutzen von Skills motiviert kann auch nur positiv gewertet werden. Wer sich das Spiel hat entgehen lassen und keinen Flohmarkt in der Nähe hat weiss jetzt, wie er oder sie 1.000 Wii-Punkte anlegen kann ohne es bereuhen zu müssen. Dieses Spiel ist nicht nur für Mario-Fans ein Muss, jeder RPG-Fan wird hier seinen Spielspass finden.
 

Lord Duran

β
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@ Paper Mario:
Eines meiner Lieblingsspiele, wenn nicht sogar DAS Lieblingsspiel für mein N64.
Habe es so einige Male durchgespielt und es hat mich jedes Mal begeistert.

Ich habe es ehrlich gesagt in diesem Teil nie versucht, aber im Gamecube-Teil war es so ziemlich das beste was man tun konnte, fast alle Level-Ups in Ordenpunkte zu stecken XD
Ich sollte es mal in dem Teil versuche, lange her, dass ich ihn zuletzt gespielt habe...

@ Review: Schön geschrieben, besonders bei
Peach, die sich in bester Solid Snake Manier aus ihrem Zimmer befreit
der Stelle konnte ich mir das lachen nicht verkneifen.

Aber ist Watt nicht ein Mädchen? :doof:
 

Dolan

The man with the Devil Luck.
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Aber ist Watt nicht ein Mädchen? :doof:
Ich dachte er/sie währe männlich.

Naja, ich finde es ist ein sehr gutes Review zu ein sehr gutes Spiel. Es hatte einfach alles, was man von einen guten Spiel erwarten kann. Beispielsweise die Vielfalt der Dungeons, erst durchforscht man eine gerade entdeckte Ruine, dann darf man eine Spielzeugkiste unsicher machen oder man muss sich im Vulkan zurecht finden. Es ist einfach nur gut. Außerdem gefallen mir die Briefe, die man erhält. Einfach nur gut.

Achso, 7 Punkte? Ich dachte maximal 6 Pro Orden.
 
OP
OP
S

Spade

Pollyanna is dead
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Achso, 7 Punkte? Ich dachte maximal 6 Pro Orden.
In meinem letzten Durchgang hab ich selbst noch den 7-Punkter "Lucky Day" angelegt, also ja, das gibt es.

Was Watt angeht... er hat einen Schnuller im Mund, von daher hat mich das Geschlecht nie interessiert, im Baby-Alter spielt es nämlich überhaupt keine Rolle. Ich halte ihn einfach immer für männlich, weil der Name "Watt" nicht sehr weiblich klingt. Ob das an Watts aus SD oder Watto aus Star Wars liegt oder einfach nur Bauchgefühl ist kann ich nicht sagen. ;)

Edit:
Und Solid Snake würde alles dafür geben einen Formwandlungs-Regenschirm in die Hände zu kriegen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Pitbull1986

Der beste Freund des Menschen ヅ
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Hab's erst vor 'nem halben Jahr zum ersten mal gezockt und hab mich sofort verliebt.
Auf jeden fall ein "Must-Have" Titel für die gute alte N64
 

Yuffie

✦ 1st CLASS SOLDIER ✦
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Watt ist ein Mädchen ^^

Naja, tolles Review, da bekomm ich tatsächlich Lust es mal wieder zu
spielen... allerdings hab ich das Game nicht mehr und im Moment auch
keine Wii-Points mehr...
Muss ich wohl den Wii-Teil spielen (der mir persönlich sowieso besser
gefällt... als das neu war... ich war so verdammt süchtig nach dem Game...)
 

Kinta

Rebusmind is dead
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Ich hab vor ein paar Jahren nur ner Freundin beim Spielen zugeguckt, aber es sah verdammt knuddelig aus. Mich reizt aber der Gamecube Teil irgendwie mehr, auch wenn ich davon nur ein paar Screens gesehen habe. ^^

Kinta
 

Captain Olimar

Legende
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Eines der letzten Spiele für den N64 und eines der Besten (wenn nicht das Beste). Zuerst war ich skeptisch: Mario in einem RPG? Aber schon nach den ersten Minuten war ich gefesselt. Ein Haufen lustiger Gags und das Spiel sieht aus, als wäre es mich Wachsmalkreide gemalt. Das typische Mario-Gedudel KANN zwar nerven, tut es bei mir aber nicht.
Ein gelungenes Spiel, welches immer wieder gerne gespielt wird.
Nur der kleine Giftzwerg, der noch halb im Ei ist, hat mich mal zur Weißglut getrieben. :p

Spade schrieb:
Ich könnte stundenlang für Gourmet Guy Kuchen backen.
Wem sagst du das? Gut geriewed übrigens! :gut:
 

Lord Duran

β
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@ Yuffie:

Wii-Teil?
Es gibt nur 2 Paper Marios, eines für N64 und eines für GC :burn:
 
OP
OP
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Spade

Pollyanna is dead
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Wii-Teil?
Es gibt nur 2 Paper Marios, eines für N64 und eines für GC :burn:
Wie's aussieht bin ich nicht alleine mit der Ansicht, dass Super Paper Mario verschenktes Potential ist? Gut, ich fand's nicht schlecht, aber wie konnte sich Nintendo die Chance entgehen lassen ein Paper Mario RPG mit Wii-Mote-Action-Kommandos zu basteln? Überall ballert man Motion-Control rein, nur in das Spiel in dem es sich wirklich anbieten würde nicht...

*betet, dass Paper Mario für den 3DS wieder ein RPG wird)
 

Doresh

Forenpuschel
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Eines der letzten Spiele für den N64 und eines der Besten (wenn nicht das Beste). Zuerst war ich skeptisch: Mario in einem RPG?
Das gab's schon für den SNES. Zwar deutlich traditioneller, aber auch hier gab es schon Action-Kommandos und Erstschläge :) !

Und Paper Mario ist für mich einer der besten und wichtigsten N64-Titel überhaupt: Es ist nicht nur einers der gaaaanz seltenen N64-RPGs, und es ist eines der interessantesten Mario-Spiele: Man lernt mehr über Mushroom Kingdom (nicht alle Gumbas, Kooper und Boos sind böse? Wer hätte das gedacht :D ?! ), Peach tut ausnahmsweise auch mal was, anstatt nur auf ihre Rettung zu warten, Bowser ist endlich mal clever und es gibt deutlich mehr Handlung - und eine ziemlich gute noch dazu!

Und der "Paper-Look" des Spiels ist raffiniert, nicht nur wegen der schrägen Effekte, sondern auch weil das Spiel so wesentlich schicker aussieht, als es mit Polygon-Modellen je sein würde. Sieht einfach klasse aus ;) !

Und es ist wirklich schade, dass Nintendo die Reihe zu einem bloßen Jump-and-Run verkommen ließ. Dabei sind Spiele wie das erste Paper Mario die perfekte RPG-Einstiegsdroge!
Na ja, gibt ja noch Mario & Luigi...
 
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