
Story:
Prinzessin Peach lädt Mario zu einer Party in ihrem Schloss ein, doch plötzlich zittert die Erde und das Schloss inklusive der näheren Umgebung wird von Bowsers darunterliegender Festung in den Himmel erhoben. Sofort beginnt der Kampf zwischen dem Klempner und seinem Erzfeind, doch plötzlich zückt Bowser den Wünsche-erfüllenden Sternenstab, den er aus dem Sternenhafen gestohlen hat und wünscht sich unverwundbar zu sein, was auch prompt geschieht.
Nach seiner haushohen Niederlage und seinem Sturz aus dem im Himmel schwebenden Schloss erwacht Mario in einem Dorf voller Gumbas. Hier beginnt seine Suche nach den sieben Sternen, die Bowser weggesperrt hat. Nur mit ihrer Hilfe kann er die Macht des Sternenstabes aufheben und Bowser besiegen.
Gameplay:
Paper Mario wirkt auf Screenshots wie ein 2D-Spiel, spielt aber trotzdem in einer dreidimensionalen Umgebung (auch wenn die dritte Dimension der meistens Charaktere nur wenige Millimeter tief ist). Doch man darf sich vom Look nicht täuschen lassen, denn hier wartet ein vollwertiges Rollenspiel darauf gespielt zu werden!
Trifft man auf einen Gegner, wechselt das Spiel in eine Theaterbühnen-artige Arena in der beide Parteien abwechselnd agieren. Springt Mario schon auf der Weltkarte auf den Gegner oder greift ihn anderweitig an zählt dies als Erstschlag, der vor dem eigentlichen Kampf erfolgt und zusätzlichen Schaden verursacht. Natürlich können auch Gegner zum Erstschlag ausholen, also sollte man schon auf der Oberwelt aufpassen und nicht blind in jeden Gegner hineinrennen.
Im Kampf stehen typische Befehle zur Verfügung, Items benutzen, Zauber der bereits geretteten Sterne benutzen oder einfach angreifen. Marios Standartangriffe sind der Sprung und der Hammer. Das Prinzip ist recht simpel, auf Gegner mit Stacheln oder brennende Gegner sollte man nicht springen, dafür kann der Hammer nur den vordersten Gegner in der Reihe angreifen und fliegende Gegner schon gar nicht.
Moment, sagte ich gerade simpel? Streicht das, stupides Befehle-Auswählen führt hier nicht zum Ziel. Sehr früh im Spielverlauf aktiviert man die sogenannten Action-Kommandos, welche zum Angriff und zur Verteidigung genutzt werden. Drückt man beispielsweise im richtigen Moment den A-Knopf kann man den Angriff eines Gegners abwehren und den Schaden verringern. Beim Angriff hingegen gibt es Dutzende von Aktionsmöglichkeiten. Drückt man beim Sprungangriff kurz vor dem Aufprall den A-Knopf springt Mario erneut auf den Gegner, hält man beim Hammerschlag den Analogstick nach links bis das Stern-Symbol aufleuchtet wird der Schaden ebenfalls verdoppelt.
Das waren zwei, weiss der blöde Spade nicht was "Dutzend" bedeutet? Natürlich ist Mario nicht alleine unterwegs, im Laufe des Abenteuers schliessen sich diverse Charaktere mit eigenen Action-Kommandos der Party an, die im Kampf aushelfen, wie Gumbario, der Informationen über Gegner anzeigen kann (und ihnen nach einmaligem Scannen in jedem zukünftigen Kampf einen praktischen HP-Balken anzeigt) oder Watt, der weniger Schaden macht, dafür die gegnerische Verteidigung durchdringt. Je nach Situation ist ein Partner besser geeignet als andere, weshalb man sie auch im Kampf austauschen kann, was allerdings eine Runde kostet. Auch ausserhalb des Kampfes sind die Partner unerlässlich. So kann man mit Bombette bestimmte Wände aufsprengen oder mit Parakarry über Abgründe fliegen.
Auf seiner Reise findet Mario zudem viele Orden, welche ihm zusätzliche Fähigkeiten verleihen. Zum einen wären da Angriffsorden wie der Power Bounce, der Mario so lange auf einem Gegner herumspringen lässt wie man das Action-Kommando trifft, oder dem Erdbebenschlag, welcher allen Gegnern am Boden und an der Decke Schaden zufügt. Andererseits gibt es passive Orden, die beispielsweise Marios Statuswerte verbessern, ihm das Springen auf bestachelte Gegner erlauben oder das Wechseln von Partnern ohne Zeitverlust ermöglichen. Aber leider kann man Mario nicht all diese wunderbaren Orden auf einmal auf die Latzhose klöppeln, dafür braucht man Ordenpunkte. Je nach Wirkung des Ordens variieren die benötigeten Punkte zwischen 0 und 7, anfangs hat Mario magere 3. Mit jedem Level-up hat man die Wahl Marios HP um 5, die Blumenpunkte (vergleichbar mit MP in anderen RPGs) um 5 oder seine Ordenpunkte um 3 zu erhöhen. Ist man also zu sehr von seiner Ordensammlung besessen, kann es ganz schnell zum akuten HP-Mangel kommen und wer keine Blumenpunkte hat, kann die meisten seiner tollen Skills sowieso nicht benutzen. Verskillen kann man sich auf lange Sicht nicht, HP, BP und OP haben Maximalwerte und Orden können ohne Zusatzkosten jederzeit an- und abgelegt werden.
Der Level-up funktioniert hier allerdings etwas anders. Statt klassischer Erfahrungspunkte bekommt Mario hier für jeden Gegner Sternenpunkte und bei 100 dieser Punkte steigt er ein Level auf und kann einen der oben erwähnten Werte verbessern. Der Angriff wird allein durch die Ausrüstung (Schuhe/Hammer) bestimmt. Die Sternenpunkte der Gegner nehmen mit höherem Level allerdings ab, bis zum Maximum Gumbas klatschen wird also nicht funktionieren, weil sie einfach irgendwann keine Punkte mehr geben. Die Partner hingegen können mit überall auf der Welt versteckten Blöcken um bis zu zwei Stufen erhöht werden, was ihren Angriffsstärke erhöht und ihnen einen zusätzlichen Skills gibt. HP besitzen sie nicht, sie werden auch in der Regel nicht vom Gegner angegriffen. Wenn sie allerdings mal Schaden nehmen, sind sie für eine bestimmte Rundenzahl (entsprechend der Höhe des Schadens) gelähmt.
Alles in allem ist das Kampfsystem sehr gut gelungen und erfordert durch die Action-Kommandos zu jeder Zeit die Aufmerksamkeit des Spielers, was in meinen Augen den ultimativen Schwierigkeitsgrad ausmacht (soll heissen: "Es ist egal ob ein Spiel leicht oder schwer ist, es muss den Spieler zur Konzentration zwingen!").
Doch auch ausserhalb eines Kampfes gibt es viel zu erleben, massig Nebenaufgaben halten den Spieler lange an der Stange. Sei es das Finden aller Sternensplitter, die unzähligen Aufträge des alten Koopa oder die Suche nach guten Rezepten in der Küche von Tayce T., die Welt bietet viel für ein Entdeckerherz. Auch die sehr liebevoll geschriebenen Dialoge ziehen den Spieler unweigerlich in den Charme dieser Welt.
Die Kapitel selbst sind ebenfalls abwechslungsreich, mal muss man genau die Umgebung studieren um seinen Weg durch den dunklen Wald zu finden, mal erkundet man das Innere einer Spielzeugkiste, mal ist man der Hauptverdächtige eines Pinguinmordes!
Die Dungeons in denen die Sterne meistens versteckt wurden sind nicht sehr komplex (mit Ausnahme von Bowsers massiver Festung), haben aber doch eine gewisse strukturelle Logik, wie man es von Spielen wie Zelda kennt.
Zwischen jedem Kapitel spielt man kurze Abschnitte als Peach, die sich in bester Solid Snake Manier aus ihrem Zimmer befreit, um für Mario Hinweise zum Aufenthalt der Sterne zu finden. Auch diese Segmente lockern den Spielfluss etwas auf und sind ebenfalls sehr abwechslungsreich. Ich könnte stundenlang für Gourmet Guy Kuchen backen. >.>
Grafik:
Es ist schwer hier etwas negatives zu sagen, weil das Spiel so ziemlich genau so aussieht, wie es vorgesehen war. Die Charaktere sind flache Papierfiguren und versuchen es auch nicht zu verstecken. Häuser klappen sich auf, wenn man sie betritt und Brücken werden einfach über Abgründe gefaltet. Salopp gesagt: Wer sich über mangelnde Animationen der Figuren beschwert hat das Spiel nicht begriffen.
Sound:
Die Musik passt zum Rest des Spiels, allerdings kann der generelle Stil einem schnell auf die Nerven gehen. Ich kann nicht genau mit dem Finger drauf zeigen, aber so gut zum Beispiel das Toad Town Theme zur Stimmung passt dreh ich meinen Fernseher grundsätzlich leiser, weil es sonst zu sehr nervt. Kann aber auch an mir liegen, vielleicht trifft die Tonlage des Spiele auch nur einen wunden Punkt in meinem Gehörgang.
Fazit:
Ich war von Anfang an überzeugt, dass Paper Mario ein gutes Spiel wird, aber dass es letztendlich in meine mentale Rangliste der besten RPG-Reihen aller Zeiten aufsteigen würde, damit hätte ich nie gerechnet. Die Welt stimmt, der Grafikstil sorgt für zusätzliche Stimmung, das Spiel verliert nie seinen Humor und den Spielspass ebensowenig. Dass das ausgeklügelte Kampfsystem selbst einen MP-Geizer wie mich zum aktiven Nutzen von Skills motiviert kann auch nur positiv gewertet werden. Wer sich das Spiel hat entgehen lassen und keinen Flohmarkt in der Nähe hat weiss jetzt, wie er oder sie 1.000 Wii-Punkte anlegen kann ohne es bereuhen zu müssen. Dieses Spiel ist nicht nur für Mario-Fans ein Muss, jeder RPG-Fan wird hier seinen Spielspass finden.