Tod eines Managers

[Idris]

Hi,

ist zwar schon ein paar Tage her, aber Ende letzter der Woche kam es zu etwas, dass früher oder später irgendwo mal hat passieren müssen:
In China wurde ein Manager, der kurz zuvor durch eine Massenentlassung viele Leute auf die Strasse setzte, von mehreren wütenden Arbeiter gelyncht.
Ich vermute mal, dass das vielen seiner weltweiten Kollegen etwas zu denken gab, doch viel ändern wird sich wahrscheinlich eh nicht.
Naja, selber schuld (was allerdings noch lange nicht heißt, dass ich den Mord gut heiße)... Wie denkt Ihr so darüber?
Hier ist der Link zum Bericht: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/432/481899/text/

 

[Sigul]

Davon halte ich gar nichts. Menschen sind in der Lage den verstorbenen nicht ihr Leben zurückzuschenken, also sollte man vorsichtig damit sein wem man es gerne nehmen würde.
Die Wut der Arbeiter ist natürlich zu verstehen, arbeitslos, gerade in China - dass so Erfolgsorientiert ist....
Aber einen Mord rechtfertig so etwas NIE ...
verzwickte Lage - waren alle Mitarbeiter beteiligt oder nur vereinzelte bestimmte? Und was passierte mit ihnen? (Hab den Bericht nämlich nicht gesehen / gelesen)

 

[Idris]

So, ich habe eben noch den Link zu dem entsprechenden Bericht hinzugefügt.
Tja, Lynch-Justiz eben.

 

[Sigul]

Ohje, das klingt ziemlich....
Aber du hast Recht, wunderlich ist es nicht wirklich dass so etwas passiert - ich frag mich wann bei uns einmal sowas geschieht *seufz*
Aber dass die Schere zwischen Arm / Reich immer weiter auseinandergeht ist ja nicht sehr unbekannt =/
Oder ist sogar schon einmal so etwas ähnliches in Deutschland vorgefallen? Hab davon jedenfalls nichts mitbekommen....

 

[Idris]

Aber du hast Recht, wunderlich ist es nicht wirklich dass so etwas passiert - ich frag mich wann bei uns einmal sowas geschieht *seufz*

Tja, es kommt auch auf die Mentalität des Volkes an. Aber in Deutschland brodelt es auch schon ganz gewaltig, ist nur noch eine Frage der Zeit bis die Bombe hochgeht. Die Wirtschaftskrise wirkt halt noch aus, und die dafür verantwortlichen Banker kassieren dafür noch ab.
Auch nimmt ja auch die Gewalt gegen Gerichtsvollzieher immer mehr zu...

 

[Lord_Data]

Die Deutschen sind zu so was gar nicht in der Lage, viel zu träge.


Und is immer ne Ansichtssache, ob solche Entlassungen gerehctfertigt sind. So funktioniert unser momentanes Wirtschaftssystem eben...

 

[Dolan]

Auch nimmt ja auch die Gewalt gegen Gerichtsvollzieher immer mehr zu...

Soll keine Unterstellung sein, aber würdest du dich anders verhalten wenn du weißt, dass der Gerichtsvllzieher kommt, um dich hinaus zu werfen und du eventuell vorher noch kräftig Speißeröhrenreinigung^getan, also kräftig gebechert hast?

@topic: Ist traurig was passiert ist, aber ist auch verständlich, dass man wütend ist, wenn man rausgeworfen wird. Aber wir als außenstehende können schlecht was dazu sagen, denn Arbeitssuchender (ich hasse das Wort Arbeitslos, da dies meistens nicht stimmt >.<) zu sein ist in China bestimmt was ganz anderes, als bei uns.

 

[Sigul]

Naja, träge hin oder her - es gibt immer welche die "austicken" und wenn man seine Arbeit verliert und vielleicht die Existenz einer Familie davon abhängt will ich nicht wissen wie manche Menschen vielleicht ausrasten könnten. Sowas ist zwar keine Lösung, aber es gibt ja immer welche die selbstjustiz begehen... Ich denke jedenfalls dass vielleicht viel mehr Menschen dazu in der Lage sind als sie zugeben. Je nachdem was für Umstände herrschen.

 

[Szadek]

Die Deutschen sind zu so was gar nicht in der Lage, viel zu träge.

Leider.

Franzosen haben auch gedroht ihren ehemaligen Arbeitsplatz zu sprengen. Da über die Sprengung nichts kam, haben die Eigentümer wohl nachgegeben und deren Abfindung erhöht.

 

[Nightblade Hawk]

Ich höre das ehrlichgesagt zum ersten Mal. Mag auch daran liegen das man in Österreich grade hauptsächlich von Natasha Kampusch und dem 14jährigen Einbrecher der von einem Polizisten erschossen wurde hört.

Gekündigt oder entlassen zu werden ist heute - vor allem in China - eine der schlimmsten Dinge die einem passieren kann - aber das rechtefertigt noch immer nicht jemanden totzuschlagen.

 

[Biquinho]

Die Deutschen sind zu so was gar nicht in der Lage, viel zu träge.

Dito.

@Topic: Wundert mich überhaupt nicht, dass so etwas passierte, dementsprechend interessiert es mich ehrlich gesagt auch recht wenig. Klar ist es nichts schönes, aber wenn man sich jedes Mal über solche Themen den Kopf zerbricht, endet man als psychisches Wrack. Gibt sowieso deutlich krankere Dinge im Leben als diese 'Kleinigkeit'.

Gegenfrage: Ist derartiges zuvor noch nie passiert (und groß darüber in den Medien berichtet worden)? Das würde mich nämlich wundern.

Von so etwas werden wir in den nächsten Jahren wohl öfter zu hören/lesen bekommen.

 

[MicalLex]

Ich kann mich dem Gesagten hier ziemlich anschließen. Mord ist sicherlich nie zu rechtfertigen und sicherlich werden die Arbeiter damit nicht viel mehr als einen gestillten Rachedurst erhalten haben, schätze ich. Denn der nächste in der Position des getöteten Managers wird kaum die Möglichkeit haben, anders zu handeln. Nur, daß er sich jetzt vielleicht ne Leibwächtergarde anschafft oder eben nicht mehr das Haus verläßt. Wobei ich auch eher davon ausgehe, daß das ganze nicht von langer Hand geplant war bzw. daß wohl kaum einer daran geglaubt hat, daß alles besser wird, wenn der gute Mann nicht mehr ist. Das war wohl eher der Frust, der zu dem ganzen beigetragen hat. Allerdings geht das Blockieren der Rettungskräfte ja schon deutlich über eine Affekthanlung hinaus. Nachvollziehbar? Für mich nur bedingt, aber ich kenn eben auch nicht die Lebensbedingungen der Leute. Ich meine, ohne französische Revolution, die ja nun auch nicht gerade friedlich ablief, hätten wir heute nicht die Standards, die wir haben. Von daher mag es uns jetzt barbarisch vorkommen, aber in Hinblick auf die Geschichte sollten wir uns nicht unbedingt als Moralapostel erheben.
Naja, bevor ich zu philosophisch werde, mach ich mal Schluß an dieser Stelle. Für mich wäre sowas jedenfalls keine Option.

 

[Ashrak]

Das ist mal wieder so ein klasse Thema, wo man den üblichen Standpunkt einnimmt, den man als guter und selbstreflektierter Mensch natürlich zu vertreten hat. Aber wenn ich ehrlich bin, bin ich ein Hardliner und hoffe, dass noch viele weitere Meldungen dieser Art folgen werden. Meine Hoffnung ist, dass in den zukünftigen Schlagzeilen dann Namen wie Helmut Maucher und Peter Brabeck auftauchen.

 

[Sigul]

Mag sein dass es so wirkt dass man hier im Forum bei so einem Thema auf guten Menschen machen muss, aber ich denke dass die Post bisher schon ehrlich waren. Selbst wenn nun 20 Posts gekommen wären wo alle sagen dass der Manager es verdient hat, würde dies nichts an meiner Meinung ändern dass man sich nicht Anmaßen sollte / kann über Tod und Leben zu Urteilen. Und ich nehme stark an, dass die anderen die bisher geschrieben haben dass die Situation keinen Mord rechtfertig es genau so sehen wie ich...

 

[Idris]

Die Deutschen sind zu so was gar nicht in der Lage, viel zu träge.

Hm, wenn Du Dich da mal nicht irrst... Bei den Deutschen dauert es zwar sehr lange, doch da wird über die Jahre still die Wut angestaut, doch wenn es dann irgendwann mal knallt, dann richtig.


@ Dolan: Das mit dem Gerichtsvollzieher war eine neutrale Feststellung.
Ich persönlich sehe es ja so, auch wenn ich mich wiederhole, dass wenn jemand einen Job ausübt, der darauf ausgelegt ist, die Existenz Anderer zu zerstören, selber daran schuld ist und mit so etwas rechnen muss.

 

[Lord_Data]

Hm, wenn Du Dich da mal nicht irrst... Bei den Deutschen dauert es zwar sehr lange, doch da wird über die Jahre still die Wut angestaut, doch wenn es dann irgendwann mal knallt, dann richtig.

Nenn mir nen Beispiel, wo die Deutschen geschlossen mal "aggressiv" auf die Straßen gegangen sind? Also mir fällt spontan nix so richtig ein, außer vllt der RAF, aber die war ja nur ein ganz kleiner Teil der dt. Bevölkerung.

 

[Idris]

Beginn: Versailler Vertrag

Ende: 09.05.45


Anderes Beispiel: Mauerfall 89

 

[Szadek]

Das ist mal wieder so ein klasse Thema, wo man den üblichen Standpunkt einnimmt, den man als guter und selbstreflektierter Mensch natürlich zu vertreten hat. Aber wenn ich ehrlich bin, bin ich ein Hardliner und hoffe, dass noch viele weitere Meldungen dieser Art folgen werden. Meine Hoffnung ist, dass in den zukünftigen Schlagzeilen dann Namen wie Helmut Maucher und Peter Brabeck auftauchen.

Du hast einen ähnlichen Gedankengang im Kopf wie ich. Wir sollten noch viel mehr Leute gleichschalten.

@Habakuk: Setzen, 6. Thema verfehlt. In den Weltkriegen ging es um Völkerhass. In China ging es um Hass auf Menschen eines höheren Standes.

 

[Idris]

@Habakuk: Setzen, 6. Thema verfehlt. In den Weltkriegen ging es um Völkerhass. In China ging es um Hass auf Menschen eines höheren Standes.

Hm, ist es aber letztendlich nicht so, dass, auch wenn die Ziele andere sind, die Emotionen und das daraus resultierende, unmenschliche Verhalten im Grunde ein- und dasselbe ist?

 

[Zhao Yun]

ich muss immernoch lachen

geil ^^