Welches Final Fantasy zum einsteigen?

Tenchi Souzou

Gazing At Crystal Blue
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Natürlich jedem das Seine, aber diese Meinung ist in der Tat sehr ungewöhnlich. Obwohl ich es rein von der Reihenfolge sogar ähnlich sehe.

FFIV hat bei mir einen sehr hohen Stellenwert, da es nicht nur mein erstes Final Fantasy, sondern auch eins meiner ersten RPGs überhaupt war. Gerne erinnere ich mich daran zurück, fast ohne ein Wort Englisch zu können (war ja erst 10 oder 11), mit Wörterbuch jede Textbox dieser holprigen Lokalisierung langwierig zu übersetzen.
Ich hoffe aber, du hast zum Fan-übersetzten Japan-Original oder zum PSX-Port gegriffen. Die amerikanische SNES-Version ist zweifelhaft berühmt für ihre schlechte Übersetzung und ihren auf Kleinkinder zugeschnittenen Schwierigkeitsgrad. Unter letzterem leiden auch, allerdings nicht ganz so extrem, die Versionen für GBA und PSP; Bonusdungeons und hübschere Grafik hin oder her.

FFV lernte ich erst auf der PSX kennen, es beförderte sich aber ohne Umwege sofort an fast allen anderen Teilen vorbei auf Platz 2 hinter IX. Die weit verbreitete Kritik am Spiel, zumindest aber an Story und Charakteren, kann ich nicht nachvollziehen. Auch wenn sie weder komplex und schon gar nicht tiefgründig sind, sie haben zumindest Seele (FFV war auch das erste RPG mit Charakteranimationen speziell für verschiedene Emotionen.). Außerdem sagt mir das naturverbundene Design mit seinen vielen Grün- und Braunanteilen zu - man merkt einfach, dass FFV und Secret Of Mana zur gleichen Zeit entwickelt wurden, als ob es der Zeitgeist gewesen wäre. Und das Jobsystem ist sowieso über jeden Zweifel erhaben.

Auch mir gefällt FFVI aufgrund des künstlerischen Stils von den SNES-Teilen am wenigsten. Rein objektiv gesehen muss ich aber zugeben, dass FFVI klar den Höhepunkt der Serie darstellt - sieht man mal vom überirdisch göttlichen neunten Teil ab, der als Quasi-FF-Best-Of+ganz-großes-X aber außer Konkurrenz spielt.
FFVI oberflächliche Charaktere vorzuwerfen, insbesondere auch im Vergleich zu FFV oder z.B. auch Secret Of Mana und anderen SNES-RPGs (oder dem folgenden FFVII...), ist schon... SEHR gewagt. Denn eigentlich ist FFVI ein Paradebeispiel für perfektes Charakterdevelopment - eine Eigenschaft, die trotz der überragenden Klasse der meisten SNES-RPGs erst in den Folgejahren wirklich verstärkt gefördert wurde. Der Großteil davon findet aber erst in der zweiten Hälfte statt, die im Grunde fast komplett optional ist und dadurch eventuell verpasst werden kann. Zudem ist es voll von legendären Szenen, die vollkommen zu Recht Videospielgeschichte geschrieben haben, beispielhaft seien nur die grandiose Opernszene, natürlich die Apokalypse inklusive der folgenen Ereignisse auf der Solitary Island, aber auch der Phantom Train genannt. Dass es keinen Hauptcharakter gibt, sehe ich sogar als ganz großen Vorteil, da so jeder Charakter seine ihm gebührende Aufmerksamkeit bekommt. Welche Auswüchse das Gegenteil haben kann, sieht man im achten Teil, in dem Squall zwar bis in die letzten Winkel ausgeleuchtet wird, der Rest der Gruppe aber nach kurzer Zeit zu nichts sagenden, leblosen Statisten verkommt. Im siebten Teil sieht's auch nur geringfügig besser aus. Im Übrigen hat FFV auch keinen echten Hauptcharakter.

Da dir anscheinend wie mir das Fantasy-Setting besser gefällt als Steampunk, rate ich dir, sofern du keine Probleme mit NES-Grafik hast, auch zumindest den dritten Teil zu versuchen. Wenn dir FFV gefällt , WIRD dir FFIII auch gefallen. Nicht ohne Grund bezeichnet man FFV scherzhaft oft als FFIII-Remake, nicht nur aufgrund des Jobsystems, auch wenn dieses hier bei weitem noch nicht so ausgefeilt ist. Der zweite Teil ist ebenfalls großartig und einer meiner Lieblingsteile, ich kann aber verstehen, wenn vielen das Gameplay, dem leider jegliches Finetuning fehlt, nicht zusagt.

Was das Leveln betrifft:
Schwer zu sagen. Ich habe alle drei Teile bereits so oft gespielt, dass ich mich in einen Neuling da leider nicht mehr reinversetzen kann. So levele ich im Grunde gar nicht mehr. In IV an drei Stellen, vor dem Dark Elf und der Demon Wall jeweils gefühlt eine Viertelstunde für zwei-, drei Levelups, und dann noch mal knapp eine Stunde vor dem Endkampf (Cecil von ca. so 62 rum auf 70). In V ist der Level gradezu völlig irrelevant, es zählt nur das Jobsystem und VI ist so dermaßen einfach, dass leveln komplett flachfällt bzw. durch die extrem hohe Kampfquote von selbst geschieht.
 
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saryakan

MEME FARMER
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Ich finde es schwierig Spiele als ganzes vergleichend zu bewerten, da es in Spielen einfach noch mehr Aspekte als in traditionellen Medien zu bewerten und vergleichen gilt.

Zunehmend versuche ich mich auf den Aspekt des Gameplays zu beschränken, da dieser Aspekt derjenige ist, der das Medium von anderen Medien Unterscheidet und der bei wiederholtem Konsum am wenigsten Wertverlust besitzt. Viele Geschichten sind einmal erlebt weitaus weniger interessant. (Je besser eine Geschichte ist, desto weniger Wertverlust besitzt sie)

Hierbei teile ich dies gerne in Gameplay (Control/Movement and Exploration) und Metagameplay. (Decision Making and Planning)

Gameplay

Control
Aus dieser Sicht besitzen alle 3 teile relativ schwaches Gameplay - in einem Raster durch die Gegend zu rennen, per RNG unterbrochen zu werden um dann ein paar Kommandos aus einem Menü zu wählen ist nicht sonderlich involvierend. Das ist bei JRPGs aber auch zu erwarten - dafür können sie üblicherweise im Exploration-Bereich punkten.

Exploration
FF6>>>FF5>FF4.
No Contest. FF6 hat aber auch deutlich mehr Charaktere die man mit den besten (gefundenen) Gegenständen ausrüsten will (von denen vor allem die Relics interessante Aspekte haben und die Rolle eines Charakters verändern oder definieren können), ZUSÄTZLICHE geheime Charaktere die es zu entdecken gibt, Esper zu finden, Charakterspezifische Upgrades (Dances, Mechanics, Rage, ...), und, und, und.

Metagameplay

Im Metagameplayaspekt sind zum einem Kampfstrategien und zum anderem Party- und Charaktermanagement enthalten.

Was individuelle Kampfstrategien angeht hat FF4 klar die Nase vorn. Dank des rigiden Klassensystems besitzt jeder Charakter klare Stärken und Schwächen und durch die vorgegebene aber stets wechselnde Partyzusammenstellung muss man zum einem seine generelle Strategie für Zufallskämpfe stets überdenken UND es können die meisten Bosskämpfe von den Entwicklern speziell genug geplant werden um vom Spieler mehr zu verlangen als eine Einheitstrategie.

Während hier FF5 etwas schwächelt, ist dies doch begründet auf der Tatsache, dass der Fokus hier weniger auf der Microstrategie in Kämpfen und mehr auf der Makrostrategie was die generelle Entwicklung der Charaktere und die Verwaltung von Partyressourcen im Verlaufe eines ganzen Dungeons betrifft.

FF6 ist in diesem Bezug ein wenig seltsam. Es beginnt relativ rigide, man kann sich seine Party lange nicht selbst zusammenstellen und wird durch die verschiedenen Szenarien wieder gezwungen seine grundlegende Strategie anzupassen. Ebenso sind die Charaktere noch nicht frei in ihrer Entwicklung und Bosskämpfe können relativ unterschiedliche Strategien vom Spieler fordern, allerdings weniger stark als in FF4. Später wandelt sich dies und (bis auf wenige Ausnahmen) laufen selbst Bosskämpfe relativ geregelt nach der Einheitstrategie ab zu der man seine Charaktere herangezogen hat.

TL;DR
Es kommt einfach drauf an, auf welche Aspekte man als Spieler mehr wert legt.
Ist man eher der pure Stratege? FF4!
Hat man eher Spaß daran ein "Build" für einen Charakter zu erstellen? FF5 ist hier das beste.
FF6 hingegen schafft es beide Aspekte im selbem Spiel gut unterzubringen und verbindet vor allem den Charakterplanungsaspekt sehr elegant mit dem Exploration Aspekt und würde daher meine generelle Empfehlung bekommen.


PS:
@Leveling Topic:
Das hängt einfach davon ab, wie wertvoll ein Level tatsächlich ist und wie viel mehr gefühlte Stärke es den Spielern verleiht. Wenn ein level einen minimalen Anstieg meiner Attribute bedeutet, dann sollte das besser schnell kommen. Wenn ein Levelanstieg mit einer coolen neuen Abillity verbunden ist, oder meine Chancen den nächsten Bosskampf zu überstehen drastisch erhöhen kann, dann kann das auch was länger dauern, denn für so etwas zu Grinden wäre ich mehr motiviert.
Glücklicherweise Balancen sich viele JRPGs so, dass Statups durch Level weitaus weniger ausmachen, als neue Waffen/Rüstungen/Skills zu finden, wodurch der Spielfluss einfach besser gesteuert werden kann.

PPS:
@Tenchi:
Von wegen FF9, wir wissen alle, dass FFX der beste Teil der Reihe ist. :p
 
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Lord_Data

*wuff wuff*
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Man muss auch einfach das Spiel als Kind seiner Zeit sehen. Für damalige Verhältnisse ist es einfach episch und mitten im Spiel die ganze Welt kollabieren zu lassen hat einfach Eier. Wenn man JRPGs mit einem Anime vergleichen würde, wären die meisten FFs eine (lange) Season mit unterschiedlichen Arcs, aber FF VI hat zwei Staffeln - World of Balance und World of Ruin. Mir fallen auch nur wenige Spiele eine, die wirklich so viel Testosteron beweisen, was ihre Welt angeht.
Und es markiert auch den Weg, den die Reihe dann später immer wieder geht, eine Party ohne 100%igen fertigen Spezialisten. Zu Anfang sind die Rollen noch lar, aber man kann jeden Charakter fast beliebig so spielen wie man will (so wie später in VII, VIII und XII).
Flach finde ich die Charaktere aber auch nicht, wenn einem das Setting nicht zusagt, kann man da aber auch nicht so viel sagen.

Seinen historischen Platz hat es aber zu Recht, für ein SNES-RPG ist es einfach bombastisch und es ist auch eben einer von nur 3 FFs, die vor FF VII überhaupt in den Westen kamen.
 

Inquisitadore

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also ich gehöhre immernoch der partei an die FF VII als den besten teil der serie ansieht
 

Lord_Data

*wuff wuff*
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Ach, FF VII ist abstrakter als jeder 2D-Sprite. Find das echt gut gealtert wenn mans mit VIII vergleicht. ^^
 
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