ich hatte heute abend plötzlich diesen drang, diesen thread noch einmal zu lesen, da ich seit einiger zeit auch eine veganerin kenne und somit erst jetzt einige der hier genannten argumente insofern nachvollziehen kann, dass ich manches nun am eigenen leib erfahren darf.
bereits am tag, als ich sie kennenlernte, meinte sie zu mir, sie könne mir dabei helfen, ohne fleisch zu leben, weil ich angemerkt habe, das nicht zu können. (ich habe das in dem moment umgangssprachlich für 'nicht wollen' benutzt, was sie wahrscheinlich missverstand.) das war mir schon etwas suspekt, auch, dass sie sofort weiterdiskutieren wollte, ein 'ich akzeptiere vegane verhaltensweisen' hat ihr nicht gereicht und sie hat mich mit zig beispielen in grund und boden geredet (nicht, dass ich sonderlich eloquent wäre, wenn ich jemandem gegenüberstehe...) und jedes meiner argumente sofort zerpflückt und als absurd oder falsch dargestellt.
wie gesagt, am ersten tag. ich glaube, ich kannte nicht einmal ihren namen.
mir ging das ziemlich auf den zeiger, aber sie war mir dennoch sympathisch, auch, weil sie recht hilfsbereit war, mittlerweile ist sie eine freundin.
was ihre überzeugungsversuche angehen, hat sie sich etwas gedrosselt, und dennoch kommt hier und da des öfteren ein moralischer seitenhieb, und das nicht nur, was meine ernährung betrifft, mein ganzes leben ist für sie quasi wie eine wühlkiste voller sünde, was aber nur grenzwertig mit dem eigentlichen thema zu tun hat, deswegen zurück zu diesem: da habe ich diesen überzeugungsdrang zum ersten mal selbst erlebt und wurde ständig an diesen thread erinnert.
sie ist da wirklich konsequent, keinerlei tierische produkte, weder beim essen, noch bei der kosmetik, noch bei der kleidung, noch bei wasessonstnochsogibt. aber ich denke, genau diese konsequenz lässt sie leider sehr uneinsichtig werden, was andere moralische vorstellungen betrifft, und das finde ich schade. denn wie gesagt, sie ist nicht der 'ich fühle mich persönlich besser, wenn ich auf tierische produkte verzichte'-typ, sondern der 'ich machs richtig und ihr falsch'-typ.
(ich möchte hier erwähnen, dass ich in meinem nachfolgenden gedankengang das wort 'überzeugung' im sinne von 'es ist generell unrecht, wenn tiere getötet werden' und nicht im sinne von 'ich fühle mich persönlich besser, wenn ich keine leichenteile zu mir nehme' benutze. ich denke schon, dass da ein unterschied besteht.)
ich habe darüber schon eine weile nachgedacht und bin zu dem entschluss gekommen, dass vegetarier/veganer, die aus vollster überzeugung so handeln, im grunde ja schon wie automatisch dazu angetrieben werden, andere ebenfalls davon überzeugen zu wollen, da sie im schlachten von tieren/im gebrauch von tierprodukten ein unrecht sehen, das sie persönlich berührt. (sonst würde der überzeugungsfaktor wegfallen...) inwiefern das alles nur geschieht, um sich ein reines gewissen einzureden, soll hier keine rolle spielen, ist an dieser stelle auch nicht weiter relevant.
mit diesem gedankengang habe ich versucht, meine freundin zu verstehen - sie sieht in der tierschlachtung ein massives unrecht und möchte dieses unrecht aufhalten, weswegen sie auch nicht mehr auf einer ebene, die es erlaubt, dass jeder seine eigenen moralischen vorstellungen hat, diskutieren kann.
ich heiße das nicht gut, denn es GIBT diese verschiedenen moralischen vorstellungen, was auch eine veganerin ihrer art akzeptieren sollte, was jeder akzeptieren sollte. aber ich kann somit teilweise nachvollziehen, dass man seine moral weitergeben möchte, um unrecht zu verhindern. (hier klammere ich dann doch die leute aus, die solche moralischen grundsätze einzig und allein aus gewissensgründen vertreten, von denen ich durchaus denke, dass es sie gibt)
ich habe zwar selbst nie erlebt, dass fremdes unrecht mich derart berührt, dass ich aktiv etwas dagegen unternehmen will, aber ich bin ja nicht der maßstab der welt.
und auch, wenn es mich noch immer oft zur weißglut treibt, ist mein verständnis vielleicht ein bisschen gewachsen, auch wenn ich trotzdem dagegen bin. (also gegen überzeugungsversuche, nicht gegen veganismus...). denn egal, wie sehr man hinter einer sache steht, ich finde es nicht richtig, sie anderen aufzwängen zu wollen. aber wenn man versucht, bestimmtes verhalten zu durchleuchten und dadurch vielleicht die motivation verstehen kann, ist es vielleicht einfacher, über solche dinge etwas besser hinwegzusehen, wenn sie nicht zu radikal an einem ausgelassen werden. so jedenfalls meine erfahrung in diesem konkreten einzelfall.