irgendwas aus der Vergangenheit
Das klingt so, als ob es sich hier um eine Kleinigkeit handelt, aber eine Doktorarbeit zu schreiben ist eben keine Kleinigkeit. Außerdem hat den unehrlich erworbenen Titel bis vor kurzem noch geführt, also nix mit vergangen und lange vergessen.
Diejenigen, die sagen, dass das kein großes Ding ist, sollten sich mal Gedanken machen, was es wirklich heißt, eine Dissertation zu schreiben.
Zuerst einmal muss man überhaupt ein Thema finden, über das man die Doktorarbeit schreiben will. Dieses Thema sollte sehr, sehr gut gewählt sein, denn man muss sich jahrelang damit auseinandersetzen. In dieser Zeit ist es nicht unüblich, Motivationstiefs zu bekommen, in denen du wochenlang nicht weiterkommst, sondern irgendwo feststeckst.
Und es kann gut vorkommen, dass man irgendwann feststellt, dass man mit seinen Forschungen in einer Sackgasse gelandet ist und die Arbeit der letzten Monate oder Jahre für die Katz war und keine Ergebnisse geliefert hat. Oder man stellt fest, dass einem das Thema doch nicht liegt. Manche Dissertation werden abgebrochen, nachdem schon Jahre an Zeit investiert wurden.
Und in diesen Jahren will man ja auch von irgendetwas leben. Daher nun ein anderer wichtiger Punkt: Die Finanzierung. Wenn man kein Stipendium hat, sieht es in der Regel so aus, dass man sich mit einem Job über Wasser hält - in der Regel als wissenschaftliche Hilfskraft an der Uni in dem Themengebiet, wo man auch promovieren will.
Das heißt, man wird in den Arbeitsbetrieb der Uni eingebunden und kann froh sein, irgendwann und irgendwie überhaupt mal Zeit zu finden, ein bisschen an seiner diss weiterarbeiten zu können. Aber stattdessen erstellt man Überaufgaben für Studenten, die diese dann bearbeiten und die man dann korrigieren darf. Oder man forscht noch an anderen Projekten, die nichts mit der Doktorarbeit zu tun haben, aber dennoch enorm viel Zeit fressen.
Und seine Forschungsergebnisse trägt man dann auf Konferenzen vor. Diese Konferenzen sind überall auf der Welt und natürlich wollen diese auch von irgendjemandem organisiert. Und was passiert wohl, wenn dann die eigene Arbeitsgruppe mal dran ist mit der Organisation. Richtig, je nachdem wie stark man eingebunden ist, kann das noch mal Monate an Arbeit mit sich bringen, die wieder nicht in die eigene Doktorarbeit fließen kann.
Und wenn man dann seine Promotion mit summa cum laude anschließt, heißt das nicht nur, dass man die Fähigkeit zum wissenschaftlichen Arbeiten hat. Nein - man ist eine wahre Kapazität aus diesem Gebiet. Das ist keine Kleinigkeit.