Plagiatsaffäre - Guttenberg tritt zurück

[Redwolf]

Das Thema für und wider "Titel" kann extrem lange Diskussionen nach sich ziehen. Aus meiner Sicht sagt ein Titel/Abschluss nichts über die Fähigkeiten einer Person in einem Fachbereich aus. Im extremen Fall kann das bedeuten, dass jemand ohne einen Schulabschluss jemanden übertrumpfen kann der promoviert hat. Ein Titel/Abschluss ist also nicht als Leistungsgarant anzusehen, zeigt aber in welchen Bereichen sich die Person bereits aufgehalten hat und dass diese z.B. durch den Doktortitel in der Lage ist wissenschaftliche Arbeiten durchzuführen und festzuhalten. In Teilbereichen kann man allerdings kritisieren, dass ein Titel dazu dient Konkurenz abzuhalten. Wir kennen dieses Phenomen z.B. von Unis, welche merkwürdige Einführungsrituale veranstalten, wie nackt über den Campus zu laufen. Dabei zeigte sich, dass diese welche diese Aktion am peinlichsten empfanden nachher umso wehementer das Gleiche von neuen Studenten verlangten. Was sagt nun dieses Beispiel weitergeführt aus. Titel sind u.a. deshalb so beliebt, weil nicht jeder einen hat und wenn jemand einen hat, so verlangt er diesen auch von Personen die mit ihm auf einer Augenhöhe arbeiten. Sie sind ein scheinbarer Kompetenzgarant. Trotzdessen müssen Personen mit Titel nicht zwangsweise kompetenter sein wie welche ohne. Guttenberg beispielsweise währe nicht untragbar, weil er keinen Titel hat oder einen schlechten Job gemacht hätte. Sondern weil er durch die Lüge und die folgenden Lügen seine politische Integrität verspielt hat.

 

[Shard of Truth]

Deine Argumentation verstehe ich leider kein Stück.
Ein Titel/Abschluss ist für dich nicht unbedingt ein Leistungsgarant auf einem Fachgebiet, trotzdem traust du einem Doktor wissenschaftliche Arbeit zu, weil er's ja irgendwie gelernt hat. Bring doch einfach mal ein paar Beispiele.

Würdest du dir von einem Automechaniker einen Zahn ziehen lassen, weil er die "Narkose" vielleicht besser hin bekommt als dein Zahnarzt? Und würdest du deinem Zahnarzt die Benzinpumpe in deinem Auto wechseln lassen, weil er ja wunderbar auf beengten Raum "operieren" kann?

Klar ist nicht jeder gleich kompetent auf allen oder einzelnen Gebieten, mit oder ohne Titel, aber sobald man eine gewisse Ausbildung hinter sich hat (und nichts anderes kommt vor dem Doktortitel) kann man doch gewisse Ansprüche an die Fähigkeiten dieser Person stellen.

 

[Redwolf]

@Shard

Ich wollte die Diskussion nur in eine Perspektive lenken, die mir wichtig war.

Es kommt IMHO nicht darauf an was draufsteht, sondern darauf, was drin ist.

Guttenberg hätte keinen Titel gebraucht um für mich als Wirtschaftsminister tragbar zu sein. Die Probleme bei Guttenberg liegen in der politischen Integrietät die dadurch zerstört ist, dass er sich seinen Titel erschlichen hat und danach weiterhin mehrfach gelogen hat um dies zu vertuschen und zu verteidigen. Die Geschichte geht ja weiter. Jetzt hat er der Uni untersagt den Untersuchungsbericht zu veröffentlichen.

Mir ist durchaus bewusst, dass mit einem Titel gewisse Fahigkeiten festgesteckt sein sollten. Den Vergleich den du ziehst wird meinem Beispiel nicht gerecht. Es geht nicht um eine Fachgebietsferne Person, sondern um jemanden der möglicherweise die gleichen Fähigkeiten besitzt ohne einen Titel zu haben.

Was du ansprichst ist Vertrauen, Autorität. Du gibst jemanden mit einem Doktortitel um bei deinem Beispiel zu bleiben eher einen Vertrauensvorschuss als der gleichen Person ohne. Wenn ich glaube, dass mein Doktor das Auto besser reparieren kann als mein Mechaniker (und ich kann nur aus einem der beiden wählen), soll mein Doktor an die Karre. Genauso ist das anders herum beim Zähneziehen. Einzig versicherungstechnische Erwägungen im Schadensfall, sollte etwas schief gehen würden mich davon abhalten eine fachgebietsfremde Person ran zu lassen, die ich dafür als kompetent erachte . Das ist dann eine Riksikoabwägung.

Um das nochmal zu zementieren: Ich weiss auch kein besseres System um die Kompetenz einer Person einschätzen zu können als Zeugnisse, Ausbildungsnachweise, Abschlüsse und Promotionen (wohlgemerkt ohne sich mit der Person genauer auseinanderzusetzen). Das ist die Crux. Ich halte es aber grundsätzlich für falsch eine Person nur danach zu beurteilen. Klar macht es dies leichter, es wird der Person aber nicht gerecht.

Die Guttenbergdiskussion z.B. schwächt aus meiner Sicht das Vertrauen in Titel, Abschlüssen usw., indem sie vorzeigt wie sich jemand mit Dreistigkeit durchs Leben schlängelt, damit zunächst durchkommt und andere Personen dafür auch noch Partei ergreifen. Würden hier keine Sanktionen erfolgen, wie es glücklicherweise der Fall ist, wäre klar: Betrug und Opportunismus obsiegen.

Vertrauen und Glaube, darum gehts. Der Titel stärkt also auch den Glauben in die Fähigkeit der Person ohne diese Person genauer unter die Lupe genommen zu haben. Es finden sich dazu viele Parallelen z.B. bei Jobs mit hohen Positionen oder in den Dienstgraden einer Militärhierarchie.

sollten halt lieber Adelstitel zum Verkauf anbieten, wenn die Leute so auf Anreden stehen...

Gab es ja bereits. Musst dich nur von einer Adelsfamilie adoptieren lassen

Oder viel einfacher:

http://www.adelstitel-kaufen.com

Oh, ich sehe gerade, Ehrendoktortitel haben sie auch für 150 Ökken. Professor Doktor kostet 300. Interessant, heute verhökert die Kirche keine Ablassbriefe mehr, sondern Ehrendoktortitel.

Redwolf
Prof. Dr. h.c. of Immortality, MLDC Institute (USA) ^^. FUCK YEAH!

 

[Artemis]

Ich glaube, ich hole mir für 80 Euro den Titel Graf von Falkenstein.

Damit wäre ich dann wohl auf einen Schlag richtig wohlhabend und besäße unzählige Ländereien sowie ein wunderschönes Schloss. Der einzige kleine Wermutstropfen wäre dann wohl, dass ich mich von da an mit Bibi Blocksberg herumschlagen müsste...

 

[Redwolf]

@Artemis

BWAHAHA, wunderbar. Wenn ich mir es recht überlege, wäre der massenhafte Kauf von Adelstiteln eine lustige Gegenaktion. Wenn alle Adelstitel hätten, würde ein solcher eben nicht mehr Authorität symbolisieren und wäre die zusätzliche Tinte nicht wert. Das würde dann aber der BUNTE oder Royal nicht gefallen, denn Adelsromantik ist deren Geschäft. Vielleicht hätten die dann auch nur mehr zu berichten ^^.